"Sozialistisches Straßentheater"

18. Dezember 2014. Dieter Reible ist tot. Bereits am 4. Dezember verstarb der 1929 in Berlin geborene Regisseur in Czernichow, Polen. Er arbeitete u.a. als Schauspieldirektor an den Wuppertaler Bühnen und am Theater Kiel sowie als Regisseur an den Städtischen Bühnen Frankfurt, am Thalia Theater Hamburg, am Theater am Goetheplatz Bremen, am Staatstheater Kassel, in Berlin, am Theater am Neumarkt in Zürich und vielfach in Südafrika.

Zuletzt war er von 1994 bis 1998 Schauspieldirektor am Theater Bielefeld unter Intendant Heiner Bruns. Reible gehörte Ende der Sechziger zu den Initiatoren des "Sozialistischen Straßentheaters". Auf Lastwagen fuhr es durch die Straßen Frankfurts und forderte in Rückgriff auf Brecht und Tucholsky: "Treibt Bonn den Notstand aus" oder "Stürmt den Römer".

1969 hatte er versucht zusammen mit Claus Peymann und Peter Stein am Frankfurter Schauspiel ein Mitbestimmungsmodell zu etablieren, das aber erst zwei Jahre später unter der Regie von Peter Palitzsch in Frankfurt etabliert werden konnte. Die zunächst gescheiterten Frankfurter Pläne gehören wiederum zur Vorgeschichte der Gründung der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, wohin Peter Stein nach dem Ende des gemeinsamen Vorhabens berufen wurde.

(ape)

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Kommentare  
Dieter Reible: Absolute Highlights
Mach´s gut, lieber Dieter! 12 Jahre warst Du mein Regisseur, davon 4 als Schauspieldirektor. Bei Dir durfte ich von 1996-98 die Titelrolle in "Faust I + II" spielen. Die Mammutvostellungen von 9 Stunden für beide Teile gehören zu den absoluten Highlights meines Schauspielerlebens. Du warst ein ganz Grosser, der auf der Probe sehr genau sein und trotzdem dem Schauspieler die lange Leine lassen konnte. Ich bin froh, Dich gekannt und mit Dir gearbeitet zu haben.
Dieter Reible: Heiterkeit und Ironie
Dieter Reible war ein behutsamer, sehr gescheiter und einfühlsamer
Regisseur mit einem politischen Wissen. Wenig bekannt ist, daß er
in Südafrika während der Apartheid mutige Theaterarbeit geleistet
hat.Ich habe ihm für mein weiteres Theaterleben Selbstständigkeit und Selbstbewußtsein zu verdanken. Ich erinnere mit Wehmut an seine Heiterkeit und Ironie während seiner Zeit als Kieler Schauspieldirektor.
Heide Simon
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