Der Schauspieler Fred Düren ist tot
Eine deutsche Theaterlegende
8. März 2015. Der Schauspieler Fred Düren ist tot. Das geht aus einer privaten Traueranzeige in der Berliner Zeitung hervor. Der Anzeige zufolge starb Düren bereits am 2. März 2015 in Jerusalem, wo er seit fast dreißig Jahren lebte: eine Theaterlegende, obwohl er seit über einem Vierteljahrhundert nicht mehr Theater gespielt hat.
1928 in Leverkusen in eine Arbeiterfamilie geboren, begann er 1945 eine Schauspielausbildung an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. Nach Engagements in Potsdam, Wismar und Schwerin kam er 1953 ans Berliner Ensemble. 1958 wechselte er im Gefolge des Regisseurs Benno Besson ans Deutsche Theater. Unter Besson spielte Düren Rollen, mit denen er sich tief in die Theatergeschichte einschrieb. Darunter Tartuffe, Ödipus und den Trygaios in Peter Hacks' legendärer Aristophanes-Adaption "Der Frieden" aus dem Jahr 1962. Düren war 1968 Goethes "Faust" in der berühmten Inszenierung von Wolfgang Heinz und Adolf Dresen: ein trauriger DDR-Theaterskandal, in dessen Folge Wolfgang Heinz die Intendanz des Deutschen Theaters verlor und die Inszenierung überarbeitet werden musste.
Parallel zu seiner Theaterkarriere war Düren auch als Filmschauspieler erfolgreich: unter anderem in den Konrad Wolf-Filmen "Goya" von 1971 und "Solo Sunny" von 1980 sowie in Bernhard Wickis "Grünstein-Variante" von 1985. Die letzte Theaterrolle, die Düren spielte, war 1985 Shakespeares Shylock in Thomas Langhoffs Inszenierung "Der Kaufmann von Venedig" am Deutschen Theater, dessen Ehrenmitglied er seit 2008 ist.
Seit den 1980er Jahren hat Düren Antworten auf die Fragen des Lebens zunehmend jenseits der Kunst gesucht. In den 1980er Jahren bekannte er sich zum Judentum, verließ 1988 die DDR und ließ sich in Jerusalem nieder. Dort hat er in den 1990er Jahren die "Smicha", seine Ordination als Rabbiner erhalten und bis zu seinem Tod am vergangenen Montag gelebt.
(sle)
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Aber Solo Sunny?
(Düren spielte die Rolle des Arztes.
jnm)
Nichts verband mich persönlich mit Düren, außer dass ich als Jugendlicher einmal rein zufällig, aber schwer begeistert "Die Grünstein-Variante" im Fernsehen gesehen hatte, einen im Jahre 1939 spielenden Gefängnisfilm, in dem der polnische Jude Grünstein von einem Mitgefangenen das Schachspiel erlernt und aus dem Nichts heraus eine geniale Zugfolge findet. (Später versuchte ich Jahre lang herauszubekommen, von und mit wem dieser Film war – erst die Einführung des Internets offenbarte mir im Nachhinein, dass Bernhard Wicki ihn gedreht und ein gewisser Fred Düren den Grünstein gespielt hatte.) Ein bleibender Eindruck also auch diese Rolle, aber eben "nur" in einem Film. Mit jenem kurzen Auftritt im Deutschen Theater indes bin ich zu einem rückhaltlosen Bewunderer Fred Dürens geworden, er hat da einen dieser raren magischen Momente geschaffen, wie es sie wohl doch nur auf dem Theater gibt.
Es mag seltsam klingen, aber seit jenem Tag habe ich mich immer davor gefürchtet, dass einmal die Nachricht eintreffen könnte: Fred Düren ist tot. Nun ist es soweit: Er ist tot, und die Oliven gedeihen, der Krieg aber ist nicht vorbei. Möge ihm Frieden beschieden sein!
Elmar Goerden