Nowosibirsker Opernintendant wegen Blasphemie entlassen
Tannhäusers Abgang
30. März 2015. Der Intendant der Staatsoper im russischen Nowosibirsk, Boris Mezdritsch, ist aufgrund gegen ihn erhobener Blasphemie-Vorwürfe vom Kulturministerium mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Dies melden u.a. der WDR und der Deutschlandfunk.
Den Stein des Anstoßes bildet eine Ende 2014 herausgekommene "Tannhäuser"-Inszenierung des Regisseurs Timofej Kuljanin – einer "Rakete am russischen Theaterhimmel", wie die Frankfurter Allgemeine schrieb –, in der Tannhäuser im Sängerwettstreit des zweiten Aktes in einem Film-Setting auftritt und dort als Jesus Christus agiert. Darüber hinaus zeigte ein auf der Bühne verwendetes (und mittlerweile aus der Inszenierung entferntes) Poster das Kreuzsymbol zwischen nackten Frauenbeinen. Der orthodoxe Metropolit von Nowosibirsk Tichon hatte eine Klage gegen Kuljanin sowie den gegen den Intendanten Mezdritsch angestrengt, das Bezirksgericht sprach die beiden indes vom Vorwurf der Blasphemie frei.
Tichon hob das Verfahren daraufhin auf die politische Ebene und erhielt Unterstützung von Bezirksabgeordneten der Partei "Einheitliches Russland". Der so auf den Kulturminister ausgeübte Druck gipfelt nun in der Entlassung Mezdritschs. Als Nachfolger ist Wladimir Kechman, bislang Direktor des Michailowskij-Theaters in Sankt Petersburg, vorgesehen.
(wb / WDR / Deutschlandfunk / FAZ)
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