Nach Warnstreik und Detailstreit

Köln, 21. Mai 2015. Die Gagen von künstlerischen Mitarbeitern der Stadttheater, Staatstheater und Landesbühnen sowie von Orchestermusikern werden angehoben. Als verhandelnde Tarifparteien haben sich auf Arbeitgeberseite der Deutsche Bühnenverein und auf Arbeitnehmerseite die Künstlergewerkschaften GDBA, VdO und DOV am Mittwoch über eine Lohnerhöhung von 2,1 Prozent für Beschäftigte an Einrichtungen der Länder und von 2,4 Prozent für Beschäftigte an kommunalen Theatern und Orchestern geeinigt, rückwirkend zum 1. März 2015. Wie üblich orientiert sich dieser Tarifabschluss an den Lohnerhöhungen für den öffentlichen Dienst.

Proben bis zu einer halben Stunde verzögert

Anfang der Woche hatte es Warnstreiks u.a. in Frankfurt am Main, Nürnberg, Leipzig, Gießen, Reutlingen und Münster gegeben: Orchester und Ensembles "verzögerten angesetzte Proben bis zu einer halben Stunde und arbeiteten die ausgefallene Zeit nicht nach", heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Künstlergewerkschaften. Hintergrund dieser "moderaten Streikmaßnahmen" sei "die Weigerung der Arbeitgeberseite", die Tarifverhandlungen "gütlich abzuschließen", beim letzten Gespräch am 20. April habe der Bühnenverein die Verhandlungen scheitern lassen, laut GDBA mit der Begründung, dass die Beschäftigten in der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder einen zusätzlichen Arbeitnehmerbeitrag leisten würden, der zumindest teilweise auf das lineare Tarifergebnis anzurechnen sei. Für die Künstlergewerkschaften sei dies nicht akzeptabel, da seit Jahrzehnten eigene Zusatzversorgungen bei der Bayerischen Versorgungskammer existieren, in die die Beschäftigten einzahlen.

Völlig überflüssig

Bühnenvereins-Direktor Rolf Bolwin bezeichnete die Warnstreiks laut Pressemitteilung als "völlig überflüssig", die Erhöhung der Löhne habe "nie zur Diskussion" gestanden. Uneins sei man lediglich darüber, welche Lohnbestandteile von den Tariferhöhungen umfasst werden sollten. So fordere die Musikergewerkschaft DOV etwa, auch zahlreiche außertarifliche Vergütungen der Musiker zu erhöhen, während der Bühnenverein den Standpunkt vertritt, es seien nur die im Tarifvertrag festgelegten Grundvergütungen anzuheben. Der Bühnenverein lenkte in der diesmaligen Tarifrunde allerdings ein, "um dem Publikum die Bestreikung von Vorstellungen zu ersparen", wie es in der Pressemitteilung hieß.

(ape)

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Kommentare  
Tarifeinigung: Diskrepanz zwischen Anspruch + Wirklichkeit!
Da fragt man sich wirklich, wen der Bühnenverein eigentlich vertritt.
Wenn der Zuschauer von den Arbeitsbedingungen an Theatern nichts erfährt und solche Diskussionen nicht öffentlich geführt werden, dann wird sich bestimmt auch nichts ändern. Die meisten Menschen haben keinen Einblick in den Arbeitsalltag solcher Betriebe und können sich nur schwer vorstellen, wie die Leute arbeiten. Sie sehen nur die Aufführungen.
Die Überproduktion an den Theatern mit viel zu vielen Premieren und eine solche Haltung zu öffentlicher Transparenz führen wohl kaum dazu, dass die Zuschauer ein Bewusstsein dafür entwickeln. Ich habe vor kurzem mein Studium beendet und beginne in der nächsten Spielzeit an einem Stadttheater.
Ich liebe Theater! Die romantische Illusion von "kreativer Arbeit" besitze ich nach bestimmten Erfahrungen aber jetzt schon nicht mehr. Ich möchte es aber trotzdem machen, auch wenn mir bei solchen Kommentaren des Bühnenvereins schlecht wird... Man diskutiert im Theater über viele „weltbewegende Themen“. Über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit möchte offensichtlich keiner reden!
Tarifeinigung: Vorschlag
Dann mal auf ins Arbeitsleben! Gründliches Lesen der kommentierten Texte ist dafür schon mal eine gute Idee...
Der Bühnenverein vertritt die Arbeitgeberseite: sollen die jetzt auch streiken und es dem Publikum mal so richtig zeigen? Intendanten legt die Arbeit nieder und kämpft gegen die Gewerkschaften für bessere Bezahlung und kreativiere Arbeitsbedingungen!
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