Rückkehr in die Provinz?

von Georg Kasch

16. Juni 2015. Wie gut, dass das so klar gesagt wurde: Es waren nicht fachliche, sondern "andere Gründe", die eine Zusammenarbeit unmöglich machen zwischen Karsten Wiegand, dem Intendanten des Staatstheaters Darmstadt, und Jonas Zipf, für eine kurze Spielzeit Chef des Schauspiels. Beide haben Stillschweigen über die Gründe vereinbart.

Datterichs Fass

Warum sie sich trennen, liegt dennoch auf der Hand. Der Musiktheatermann Wiegand gilt als schwierig, als kontrollsüchtig und unberechenbar. Nichts entgeht seinem Zugriff. Im Musiktheater verschleiert die zukünftige Wuppertaler Intendanz von Berthold Schneider, dass der Operndirektor sich vom Chef gegängelt fühlte. Auch im Schauspiel mischte Wiegand sich auf eine Weise ein, wie sie zum Glück eher unüblich geworden ist im deutschsprachigen Theaterbetrieb: In einer der finalen Proben zu Juliane Kanns Prinz von Homburg-Inszenierung missfielen ihm die Hintergrundvideos derart, dass er die Regisseurin vor die Wahl stellte: Entweder fliegen sie raus oder die Produktion platzt.

Zipf Jonas Filmstill 180 rainer lindJonas Zipf verlässt Darmstadt aus "anderen Gründen"
© Rainer Lind / www.rainer.lind.video
Jetzt dürfte die Störaktion der am Schauspiel engagierten Künstler beim "Datterich"-Festival das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Natürlich muss das für Wiegand peinlich gewesen sein: die prominenten Gäste, beschimpft von (freien) Mitarbeitern des eigenen Hauses! Er sollte sich aber innerhalb des letzten Jahres daran gewöhnt haben, dass er kein Bankdirektor ist, sondern Intendant eines Dreispartenhauses. Da hat man es zuweilen mit unabhängigen, kreativen Köpfen zu tun.

Diskussionswürdige Arbeit

Zipf ist das Gegenteil von Wiegand: kein Macher, sondern ein freundlicher Denker, ein Kurator, einer, der Künstler und Menschen zusammenbringen, der Avantgarde und das Publikum miteinander versöhnen will. Als Zuschauer zumindest erlebte man* in seiner ersten und letzten Spielzeit einen Aufbruch. Und ein Versprechen: auf ein Theater der Teilhabe. Auf eine zeitgenössische Ästhetik in der Provinz. Auf vielfältige Sicht- und Spielweisen. Zipf trommelte ein in jeder Hinsicht inklusives Ensemble zusammen, in der sich Schwarz und Weiß, behindert und nicht-behindert, deutsch und nicht-deutsch trafen und in den besten Momenten verschmolzen. Man kann Abende wie den "Homburg", Madame Bovary und den Bericht für eine Akademie kontrovers diskutieren. Aber man KANN sie diskutieren, weil sie Fragen stellen, die gestellt werden müssen, weil sie auf sinnliche Weise provozieren, weil ihr Kern glüht.

Die Stelle als Schauspielchef in Darmstadt ist also wieder frei. Jeder weiß jetzt, dass es sich um einen Schleudersitz handelt. Wie viel Selbsterniedrigung und Anpassungsfähigkeit braucht es, um sich hier festzusetzen? Wir werden sehen.

 

*In der ursprünglichen Fassung enthielt der Text an dieser Stelle den Einschub "– nach den lähmenden Jahren unter Martin Apelt –". Auf Wunsch des Autors wurde die Passage am 18. Juni gestrichen, Georg Kasch hat dies in Kommentar #17 begründet.

 
Offener Brief

von Karsten Wiegand und Jonas Zipf zum Kommentar von Georg Kasch

17. Juni 2015. Sehr geehrter Herr Kasch,

zu Ihrem Artikel "Rückkehr in die Provinz?" vom 16. Juni 2015 möchten wir Ihnen Folgendes schreiben:
Wir haben stets in einer Weise zusammengearbeitet, die wir gegenseitig als künstlerisch konstruktiv empfunden haben. Gemeinsam haben wir ein, wie Sie schreiben, "in jeder Hinsicht inklusives Ensemble" aufgebaut. Wir haben zusammen diese Spielzeit geplant und gestaltet und wir stehen zusammen für alles, was uns dabei geglückt und missglückt ist.
Wir schätzen unsere künstlerische Arbeitsweise gegenseitig.

Mit freundlichen Grüßen
Karsten Wiegand und Jonas Zipf

 

Stellungnahme

Kulturschaffender zum Weggang von Jonas Zipf 

22. Juni 2015. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir sind enttäuscht und traurig, manche sogar wütend und entsetzt über den Weggang von Jonas Zipf am Staatstheater Darmstadt. Wir, die wir den nun scheidenden Schauspieldirektor in den letzten Monaten kennen und schätzen lernen sowie mit ihm gemeinsam arbeiten durften, können es nicht verstehen. Nach nur einer Spielzeit, zu deren Vorbereitung seinem Team und ihm viel zu wenig Zeit verblieb, weil es etliche Monate zu spät berufen wurde und dementsprechend verspätet seine Arbeit aufnehmen konnte, wird Jonas Zipf vor die Tür gesetzt!

Warum ist er weg? Man verweigert jegliche Begründung. Nur mit dem künstlerischen Kurs habe es nichts zu tun. Aber mit was hat diese Entscheidung dann zu tun? Das eiserne Schweigen nährt den
Boden für Gerüchte, und diese Situation ist unerträglich. Es überkommt uns der Eindruck, man wolle durch dieses Schweigen nicht den scheidenden Schauspieldirektor, sondern die verbleibende Leitung des Theaters schützen. Denn welche Verfehlungen von Jonas Zipf wiegen denn schwer genug, um diesen Schritt zu rechtfertigen, sich vom Schauspieldirektor überstürzt zu trennen? Dieser Eindruck
verstärkt sich vor dem Hintergrund, dass neben Jonas Zipf die komplette Schauspieldramaturgie sowie der Operndirektor Berthold Schneider das Haus verlassen. Zipf ist also kein Einzelfall – egal, wer offiziell freiwillig gegangen ist oder gegangen wurde.

Schweigen verhindert Transparenz. Selbst wenn Schweigen vereinbart wurde zwischen den Parteien, ließen sich zumindest einige Gründe für das Ausscheiden von Jonas Zipf und den Weggang der Dramaturginnen ausschließen, wenn klar wäre, wer für welche Entscheidungen am Staatstheater verantwortlich ist. Wer trägt die Verantwortung für mögliche finanzielle Schieflagen? Wer darf Verträge mit Künstlern abschließen? Und wer nicht? Sind die Entscheidungswege im Haus konsistent oder sind womöglich Missverständnisse, gar Verantwortungsdiffusion vorprogrammiert? Es wäre ein erster Schritt, wenn die politisch Verantwortlichen in Wiesbaden und die Aufsichtsgremien uns
dies erklären könnten. Wir haben ein Anrecht auf derartige Fakten bei einem durch öffentliche Gelder finanzierten Staatstheater.

Was fehlt. Über den künstlerischen Kurs kann und soll man sich streiten. Das war immer die Absicht von Jonas Zipf. Er steht für ein Theater, über das debattiert und mit dem gerungen werden soll. Kein Konsens - Theater, sondern eines, das uns alle berührt, im wahrsten Sinne angeht, an dem möglichst viele beteiligt werden. Deswegen hat er die Tore des Theaters weit geöffnet: Er hat Brücken zu
Einzelpersonen, Gruppen und Szenen geschlagen, die bislang kaum im Fokus des Theaters standen. Jonas Zipf hat diese Stadt im Sturm erobert, weil er begeistern kann. Weil er neugierig auf uns und viele andere zugegangenen ist. Weil er den unbändigen Willen besitzt, die Potentiale dieser Stadt zu entdecken und die besten zu entfalten. Kaum einer vor ihm in dieser Position hat die Stadt und ihre Menschen so ernst genommen und sich für sie so viel Zeit eingeräumt. Er war das Gesicht des Staatstheaters Darmstadt. Und das soll nun nicht mehr sein? Nach weniger als einem Jahr, in dem Jonas Zipf neben dem "regulären Betrieb" an zwei Festivals maßgeblich beteiligt war und unzählige Aktionen in dieser Stadt anzettelte? Dieser Weggang schadet primär nicht Zipf, denn viele wissen um seine Verdienste. Dieser Rauswurf schadet dem Staatstheater und der Stadtkultur in Darmstadt. Nun entsteht ein riesiges Loch. Wer solls füllen?

Was bleibt. Jonas Zipf hat gezeigt, wie wir uns die Rolle eines Schauspieldirektors vorstellen: Menschennah, mit offenen Ohren, vor Ideen sprühend und voller Tatendrang. Er hatte stets die kulturellen Akteure dieser Stadt im Blick. Ein Geist der Kooperation und nicht der Abgrenzung war für ihn charakteristisch. Das Miteinander prägte seine erste und letzte Spielzeit.

Was wir befürchten. Seine „Mission“ in Darmstadt hatte gerade erst begonnen. Zwar wurden beispielsweise mit dem Inklusions - und mit dem Datterich Festival zwei dieser Projekte gemeinsam mit vielen anderen verwirklicht, aber VIELES konnte bisher nur vorbereitet werden. Der Versuch, das Aufeinandertreffen von Strukturen des freien und institutionellen Theaters in Darmstadt auf ein solides und vertrauensvolles Fundament zu stellen, ist womöglich erst einmal gescheitert. Dabei wäre es zur strukturellen Veränderung von Theaterinstituten richtungsweisend, was in den letzten Monaten hier gemeinsam mit Jonas Zipf vorbereitet wurde. Wir befürchten, dass niemand kommen wird, der diesen Kurs mit uns fortführen kann und wird. Stagnation könnte die Folge sein, wir befürchten sogar den Rückfall in alte Zeiten des Neben - und Gegeneinanders. Das ist nicht in unserem Interesse. Es kann aber auch nicht im Interesse der kulturpolitischen Verantwortlichen dieser Stadt sein. Nach wie vor fehlt ein kluger Fachbeirat, der auf diese Stadt und ihre kulturellen Angebote evaluierend, innovativ und vermittelnd wirken könnte. Auch ist uns unverständlich, warum
die offiziellen Verlautbarungen der kulturpolitischen Akteure Darmstadts zur Causa Jonas Zipf so wortkarg und nichtssagend ausfallen. Ist das wirklich nur eine interne Angelegenheit der Intendanz? Geht das nicht uns alle an?

Ein Dank. Lieber Jonas Zipf, die Zeit mit Dir in Darmstadt war aufregend, herzlich und außerordentlich produktiv - aber leider viel zu kurz. Du hast so viele fesselnde Projekte angestoßen und warst an vielversprechenden Entwicklungen beteiligt, die nun gekappt zu sein scheinen. Wir sind enttäuscht, dass Du bereits nach einer Spielzeit aus dem Staatstheater Darmstadt ausscheiden musst. Wir wünschen Dir alles Gute auf Deinen kommenden Wegen. Die Hoffnung bleibt: Mögen sich auch zukünftig einige Deiner Wege mit den unsrigen kreuzen.
Adieu und Merci!


Ann Dargies, Gösta Gantner, David Gieselmann, Anette Neff, Viola Scheer, Roland Hotz, Felix Hotz, Klaus Lavies, Petra Gehring, Roland Dotzert, Karl-Eugen Schlapp, Stefan Kollmeier, Erika Krapp, Hannsjörg Lindemann, Tilman Döring, Uschi Morlang, Nicola Schößler, Alexander Marschall, Sarah Linder, Jörg Dillmann, Rainer Wieczorek, Susann Zschau, Stefanie Schöneberger, Kerstin Lau, Gabriele und Klaus Plischke, Kaja Langfinger, Kathrin und Pit Tränklein, Sven Deigentasch, luong, Ngọc Minh, Theodor Ludwig, Ute und Kalrheinz Sauter, Marianne Weiss, Thomas Best, Fabian Lorenz, Sabine Altmüller-Rippin, Mike Brandner, Regine Volk, Marco Dörsam, Jonas Lufft, Klaus D. Upmeyer,
Axel Röthemeyer, Daniela Ginten, Gisela Thiem, Thomas Zipf, Annette Bechtold, Ute Meißner-Ohl, Hans-Willi Ohl, Helmut Schleeger, Matthias Heinrichs, Ursula Schuy-Denke, Fokke Kappelhoff, Ralf Gerhard, Marga Hargefeld, Birgit Herold, Tatjana Surbeck, Ellen Eckhardt, Reiner Böttcher, Janne
Böckenhauer, Lea Jung, Nicole Helmke, Jörg und Coco Marleen Helmke, Thomas Bachmann, Heidemarie Kutzner, Christina Kondriniewicz, Anne Weindorf, Ursula Dräger-Hellwig, Anna Katharina Mentz, Katja Glock, Thomas Hechler, Bärbel Benzel, Gundula Schneidewind, Johann (Hans) Steingasser, Inna Wöllert, Christel Frank, Kerstin Neidhart, Jens Wehner, Uli Partheil, Michael von zur Mühlen, Susanne Brunnengräber, Fokke Kappelhoff, Sonja Moers, Tim Besserer, Waltraud Seipel-Bockholt, Heike Woydt, Brigitte und Heinz Neumann, Sarah Besserer, Ralf Oftring, Erich Maurer, Armin Schwarm, Helga Pooya, Renate Löckmann-Wabel, Tilmann Wabel, Johannes Gonné, Nadja Soukup, Gabriele Beckers, Evelyn und Hans Gantner, Susanne Buhlinger-Seipp, Michi Bode Böckenhauer, Michael Hudler, Ruth Kockelmann, Alexandra Besserer, Christine Langbein, Burkhard Röder, Peter W. Dinkel, Karla Leisen, Heike Stock, Sibylle Magel, Sascha L. Weitzel, Andreas Albert, Irmgard Habere-Six, Roland Held, Björn Lehn, Annette Partheil, Sabine Welsch

 

 

Einen Überblick zum Inklusionstheater und darüber, wie Schauspieler mit Behinderungen die großen Off-Bühnen erobern, gab Georg Kasch im November 2012.

mehr debatten

Kommentare  
Kommentar Darmstadt: Abfindung?
Vereinbartes Stillschweigen bedeutet, wie jeder weiß, Abfindung. Vielleicht interessant in einem Zusammenhang, der Zensur nahelegt (Datterich). Wenn der Zensor den Zensierten sich selbst zensieren lässt, gegen eine gute Gage.
Kommentar Darmstadt: Fazit gilt
Das Fazit behält leicht abgewandelt doch auch für künstlerische Gäste Geltung. Da ist das Homburg-Beispiel nur eines (vergleichbar harmloses) unter vielen
Kommentar Darmstadt: drei Nummern zu groß
(...) als Wiegand ausgesucht wurde, hat man sich vielleicht am Vorgänger orientiert. Skandale waren sein Markenzeichen! Das hat sich aber nicht so oft auf die Arbeit niedergeschlagen (ausser vielleicht, es war ein Eheparner, der Geld verdienen sollte). Wünschen wir vielleicht, dass politisch eine Notbremse gezogen wird, bevor das Theater noch gänzlich im Großen Woog versenkt wird! Für Wiegand scheint das Schiff 3 Nummern zu gross zu sein.
Kommentar Darmstadt: geht's noch?
Geht's noch? Dieser Kommentar grenzt an Rufmord. Wiegand "gilt als"? Bei wem? Auf welchen Quelle beruht dieser Kommentar? Über die Gründe des Ausscheidens wurde zwischen beiden Parteien Stillschweigen bewahrt - schon mal auf die Idee gekommen, dass sich vielleicht Herr Zipf etwas zu Schulden hat kommen lassen, was zu veröffentlichen ihm seine Zukunft so richtig vermasseln würde? Und was für alle Beteiligten peinlich wäre? Und punkto Datterich: Wer hatte denn den Datterich zu verantworten und die Tatsache, dass dort Markwort mitspielte, was die Proteste ausgelöst hat, wenn nicht der Schauspielchef?
Kommentar Darmstadt: vollmundig
In der Tat, eine vollmundige Bewertung eines Sachverhalts, über den der Autor dieses Kommentars konkret nicht das Geringste zu wissen scheint.
Kein guter Stil, Herr Kasch.
Kommentar Darmstadt: schlechtes Theater
entgegenzusetzen ist dem: Auch wenn einer gegangen wird, war deswegen sein theater noch lange nicht unbequem. Die inszenierungen unter zipf glänzten durch ennsemblezertrümmerung(gäste,gäste,gäste), schlechte inszenierungen und ein leergespieltes haus. das der fliegt ist nur richtig. er dachte er könnte mit begrifflichkeiten theater machen(inklusion bla) und so eine plattform wie ihr springt da ja auch gern drauf, übrig blieb fast immer nur schlechtes theater das kein schwein interessiert hat.
Kommentar Darmstadt: glänzende Konzepte müssen auch umgesetzt werden
Ich muß Axelito leider zustimmen. Glänzende Konzepte und Theorien müssen auch umgesetzt werden. Vermutlich hat die Trennung nichtmal etwas damit zu tun das es an eben dieser Umsetzung häufiger mangelte. Vielmehr liegen irgendwelche eigentlich irrelevanten Befindlichkeiten machiavellistischer Diven nahe. Somit bleibt zu sagen: Es gäbe vermutlich einen Grund für Herrn Zipfs ausscheiden, aber wenn man es stillschweigt, kann es kein sachlicher sein. Insofern ist es der falsche.
Kommentar Darmstadt: jeder möglicher Nachfolger mitdenunziert
Eigentlich wollte ich gerade auch den unmöglichen Kommentar kritisieren, sehe aber, dass meine Vorredner schon alles Relevante gesagt haben - außer vielleicht: dass man mit Herrn Wiegand (dessen Arbeit ich nicht beurteilen kann) auch noch jeden möglichen Nachfolger von Jonas Zipf unbekannterweise gleich mit denunziert, ist noch ein nettes i-Tüpfelchen.
Kommentar Darmstadt: keineswegs lähmende Jahre
Mag sein, dass unter Martin Apelt auch nicht immer alles glänzend gelaufen ist und einige Inszenierungen etwas bieder und wenig packend waren. Aber seine Ära als "lähmende Jahre" zu bezeichnen, ist schon reichlich unverschämt. Mit Dantons Tod, Frau Müller muss weg, Volpone/Timon von Athen, dem Menschenfeind etc. steht er für Stücke, an die sich viele Zuschauer noch Jahre später sehr gerne zurück erinnern werden. Und im Gegensatz zum Duo
Zipf & Wiegand hatte er auch Zuschauerzahlen aufzuweisen, die sich sehen lassen konnten.
Kommentar Darmstadt: zur Stadt hin geöffnet
schade das jonas geht er hat das theater zur stadt hin offen gemacht und die zeit war viel zu kurz damit sie nachhaltig Früchte trägt und auch einem jungen Publikum den weg in die heiligen hallen der ü60 bahnt
Kommentar Darmstadt: modern ist nicht gleich gut
Mit 21 zähle ich mich noch zum jungen Publikum und muss sagen, dass diese Art von Theater doch eher abschreckend auf viele von uns gewirkt hat. Meinetwegen mag man die bemerkenswert schlechte Romeo und Julia-Inszenierung mit einer ca. 40-jährigen männlichen Julia als "viel frischen Wind" und "neu" bezeichnen. Modern und anders ist aber nicht gleich gut, und das zählt letzten Endes!
Kommentar Darmstadt: mehr Objektivität und Achtung
Lieber Herr Kasch,

es liegt mir fern über die gegenwärtigen Vorgänge am Staatstheater Darmstadt zu reflektieren oder zu spekulieren, vielmehr möchte ich an Ihre journalistische Verantwortung appelieren. Dass Sie Ihren Komillitonen (Bayerische Theaterakademie) Jonas Zipf mentale Schützenhilfe leisten wollen, ist freundlich und auch Ihr Recht.

Ihre journalistische Pflicht jedoch ist die Wahrhaftigkeit: Dass Sie meine zehnjährige Amtszeit als "lähmende Jahre" bezeichnen, erscheint mir doch recht subjektiv, subjektiver als die Beurteilung von Kunst ohnehin schon ist. Ob Sie von den 173 Inszenierungen sehr viele gesehen haben, kann und will ich nicht beurteilen. Weder aus den Presselisten noch dem Pressespiegel ist mir Ihr Name erinnerlich. Sie beleidigen mit derartigen Behauptungen nicht nur ein sehr leistungsstarkes kontinuierlich arbeitendes Ensemble, sondern auch ca. 80.000 Zuschauer pro Spielzeit. Wären die gelähmt gewesen, wären sie ausgeblieben. Zunächst mussten sie sogar erobert und verführt werden. Dass Zuschauerzahlen nicht die Daseinsberechtigung des Theaters sind, ist klar. Aber ohne Zuschauer ist Theater genauso unwichtig wie Zeitungen ohne Leser.

Ich wünsche Ihnen Klarheit im Blick, mehr Objektivität und Achtung vor der Arbeit anderer. Martin Apelt
Kommentar Darmstadt: war eine interessante Adresse
ICH FAND VIELE STÜCKE SEHR SEHENSWERT - z.b. ROMEO & JULIA & KAUFMANN VON VENEDIG! WIR SIND IMMER AUS FRANKFURT GEKOMMEM! DARMSTADT WAR EINE INTERESSANTE ADRESSE!
Kommentar Darmstadt: Umgang mit Kritik?
liebe kommentatorenrunde,
kaschs artikel ist klar als kommentar gekennzeichnet und jeder journalist hat auch das recht die EIGENE sichtweise auf sachverhalte darzustellen, sofern er dies kenntlich macht. lieber herr apelt, dass sie sich mit den worten herrn kaschs unwohl fühlen, ist nachvollziehbar. wenn sie diesem aber die journalistischen fähigkeiten absprechen oder gar das in schutz nehmen aufgrund privater verbindungen, müssten sie sich im umkehrschluss vielleicht auch den vorwurf gefallen lassen nicht gut mit kritik umgehen zu können.
Kommentar – Was ist los in Darmstadt?
einer nach dem anderen geht.
das ministerium schweigt.
man darf gespannt sein, was nächste spielzeit in darmstadt noch stattfindet.

http://www.echo-online.de/nachrichten/kunstundkultur/Kommentar-Das-grosse-Schweigen-zum-Zipf-Abgang;art1161,6317283
Kommentar Darmstadt: andere Beurteilung der Apelt-Intendanz
@14 Es geht darum, dass Herr Kasch urteilt, ohne sich überhaupt einen eigenen Eindruck von der Amtszeit Apelts gemacht zu haben. Das ist tatsächlich vielsagend, um nicht zu sagen: skandalös. Kommentieren heißt nicht, ahnungslos Behauptungen und Wertungen aufzustellen, sondern diese auch fundiert begründen zu können. Die von Herrn Apelt aufgezeigte Verbindung erklärt auch, warum "Nachtkritik" - nachdem man Darmstadt jahrelang ignoriert hatte - in den letzten Monaten zur ausgelagerten PR-Abteilung von Zipfs Floppfabrik geworden sind. Was sich vor allem bei der von den meisten Kritikern (Ausnahme: Herr Benz vom dahinvegetierenden "Darmstädter Echo", dessen Kulturberichterstattung unter ehemaligen und Noch-Staatstheater-Abonennten längst nicht mehr ernstgenommen wird) und beim Publikum verschmähten katastrophalen Inszenierung "Madame Bovary" zeigt, die hier stets im bestenfalls halbvollen Kleinen Haus gespielt wird, aber von "Nachtkritik" zum NK-Theatertreffen nominiert wird. Weitere Beispiele ließen sich mühelos ergänzen, das spare ich mir jetzt. Kollegen von Herrn Kasch haben Apelts Wirken ganz anders bewertet, googeln Sie mal oder bemühen Sie die Suchfunktion dieser Seite. Etwa 2010 die "Welt" ("Die Trends wurden und werden aktuell dort gesetzt, wo man nur noch geographisch Provinz ist: in Heidelberg, Freiburg, Darmstadt oder Senftenberg.") oder 2014 der "Freitag" ("Und in Darmstadt, wo sich Schauspieldirektor Martin Apelt schon seit Jahren mit klugen Produktionen der Zeitgeschichte annimmt..."). Meine Frau und ich (wir enstammen übrigens den Jahrgängen 1981 und 1978, also nix mit ewiger Gestrigkeit) haben unsere Abonnements gekündigt und wir kennen sieben andere Ex-Theatergänger, die das auch getan haben. Gut, dass Zipf gegangen wurde. Es war überfällig. Ob es aber unter Herrn Wiegand irgendwann wieder besser wird, steht kaum zu befürchten.
Kommentar Darmstadt: Georg Kasch antwortet
Lieber Herr Apelt,

in einem Punkt haben Sie Recht: Ich war während Ihrer Intendanz nicht in Darmstadt und habe mich in meinem Urteil auf Gespräche mit Kolleg*innen und Theatermache*innen verlassen, die diese Zeit erlebt haben und deren Meinung ich vertraue. Daraus ein Pauschalurteil abzuleiten, ist ein journalistischer Fehler, den ich bedaure. Die entsprechende Passage ist gestrichen.

In einem anderen muss ich Ihnen widersprechen: Jonas Zipf habe ich im November 2014 in Darmstadt bei einem Gespräch über Inklusion und sein Ensemble kennen gelernt. An der Bayerischen Theaterakademie haben die Kritik-Studierenden und die der künstlerischen Studiengänge so gut wie nichts miteinander zu tun. Das hat Nachteile, aber den Vorteil, dass Befangenheit den „Kommilitonen“ gegenüber keine Rolle spielt.

Mit freundlichen Grüßen
Georg Kasch
Kommentar Darmstadt: junge Abo-Kündiger
Sowohl Herr Apelt als auch der Nutzer "Darmstädter" haben in ihren Ausführungen vollkommen recht. Mit Ausnahme von Herrn Benz beim Echo ist Zipf bei den meisten Kritiker*innen und Zuschauern meistens negativ weggekommen. Herr Apelt dagegen hatte viele gute Inszenierungen und ein meistens volles Haus vorzuweisen. Und als Jahrgang 1989 würde ich mich durchaus als offen für neues bezeichnen - und werde mein Wahl-Abo trotzdem kündigen!
Kommentar Darmstadt: dankbar für diesen Aufbruch
@Darmstädter: Nun, ich bin auch Darmstädter. Und mir geht es da anders als ihnen. Ich war wirklich dankbar für diesen "Aufbruch" - ich stimme ihnen zu, gerade im Kleinen Haus gab es ein paar Reinfälle (Penthesilea z.B.), aber es gab auch Vielfalt, Experimente, Reibung, tolle Festivals... Und es gab ein paar absolute Perlen in den Kammerspielen wie Das Mädchen aus der Streichholzfabrik oder Geld und Gott.
Ich war froh, das "eigene" Theater wieder als Alternative zu Frankfurt zu empfinden.

Mal sehen, ob das so bleibt...
Kommentar Darmstadt: Mut + Größe
Lieber Herr Kasch,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich finde Sie haben hier sehr viel Mut und auch Größe bewiesen! Das ist nicht selbstverständlich. Mit meiner Spekulation zur Kommilitonenschaft zu Jonas Zipf bin ich von den intim-familiären Verhältnissen am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaften ausgegangen, an dem ich in den achtziger Jahren studierte. Da kannten sich damals alle. München ist da natürlich einige Nummern größer. Irgendwann werden wir uns treffen und ich würde dann gerne mit Ihnen anstoßen.

Martin Apelt
Kommentar Darmstadt: Theater und Publikum müssen lernen dürfen
Dass solche Debatten immer so schnell unfair werden! Kommentar #4 wirft Herrn Kasch "Rufmord" vor, um dann seinerseits unschöne Gerüchte über Herrn Zipf zu veröffentlichen, als wäre das dann eh wurscht. Dann werden erfreuliche Zuschauerzahlen von Herrn Zipfs Vorgänger mit den (Abo-) Abwanderungen und den schlechteren aktellen Zahlen verglichen. Das sind doch Äpfel und Birnen! Es ist doch kein Geheimnis, dass fast jede neue Theaterleitung, die sich in ihren Ansätzen von ihren (erfolgreichen) Vorgängern absetzt, 2-4 Jahre braucht, um sich in der Stadt zu etablieren und sich ein neues Publikum zu erobern. Eine Theaterleitung, wie auch ein Publikum muss lernen (dürfen)!Ein Theater braucht Zeit. Und ein Publikum braucht auch auch Zeit! Es ist dann allerdings schon die Frage, mit welcher Qualität und Risikobereitschaft man sein Publikum erobern will. Man kann es sich da leicht machen, oder sperrig sein. Und da hat Zipf tatsächlich neuen Wind nach Darmstadt gebracht. Dass am Anfang auch bisweilen Schrott bei rauskommt ist schade, aber kein Weltuntergang. Wie gesagt, es besteht ja die Möglichkeit, aus Fehlern klug zu werden. Es hätte Zeit gebraucht.
Schade!
Kommentar Darmstadt: Karten auf den Tisch statt Kodex
Sicher hat das Schauspiel in Darmstadt in seiner ersten Spielzeit nicht nur um die Meisterschaft gespielt - aber auch nicht hoffnungslos gegen den Abstieg. Sollte der SV Darmstadt nach einer Spielzeit - Verzeihung - Saison ähnlich gut im Mittelfeld positioniert sein, mit allen Höhen und Tiefen aus den verschiedenen Begegnungen, der Trainer aber entlassen werden, so wird eine Erklärung doch angebracht sein.

Herr Wiegand, Herr Zipf, Ihr offener Brief hinterlässt mehr Rätsel, als er lösen sollte. Ihr gegenseitig ehrenvoller Umgang erinnert aber bei aller bewunderungswürdigen Verweigerung des öffentlichen Waschens schmutziger Wäsche doch eher an einen Kodex, wie er von Gangstern und Mafiosi hochgehalten wird. Als Leiter öffentlich subventionierter Häuser kann ich nur hoffen, dass Sie doch noch die Karten auf den Tisch legen und die tatsächlichen Gründe und Vorkommnisse mitteilen. Theaterbesucher wie Steuerzahler haben ein Recht darauf, und dann müssen sich Gegner und Freunde alter und neuer Intendanz hier auch nicht öffentlich duellieren. Was hindert Sie eigentlich daran, die Grundlagen Ihrer Entscheidung zu veröffentlichen???
Kommentar Darmstadt: Wir kommen wieder!
Wir verstehen die Diskussion hier nicht, warum muss der Schauspieldirektor gehen? Also wir haben wunderbare Aufführungen gesehen, DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK, FRAU MÜLLER MUSS WEG und zuletzt DIE BLECHTROMMEL! Sehr toll! Wir kommen gerne wieder! MADAME BOVARY gehörte zwar nicht dazu, aber es darf wohl mal auch etwas schiefgehen. Vielleicht hat der Regisseur mit ONKEL WANJA nächste Spielzeit ja mehr Glück. Und wir freuen uns auf den Loriot-Abend!
Kommentar Darmstadt: vom Vorgänger
@Annegret
Frau Müller muss weg war von den Vorgängern und Die Blechtrommel ein Gastspiel aus Frankfurt, mit diesen "wunderbaren" Aufführungen hatte der Schauspiel nichts zu tun. Da bleibt nicht mehr viel...
Kommentar Darmstadt: die einzige Inszenierung, die brummt
Zum Kommentar 23:

Immer wieder interessant, wie kenntnisreich die Zipf-Fans sind: "Die Blechtrommel" wurde vom Schauspiel Frankfurt eingekauft, "Frau Müller muss weg" ist die einzige Produktionen aus der Apelt-Ära, die mit unveränderter Besetzung (das alte Ensemble war viel besser als die Zipf-Truppe) von der neuen Leitung übernommen wurde - und die einzige Inszenierung, die brummt und für die kaum Karten zu bekommen sind. Obwohl sie schon Ende vorletzten Jahres Premiere hatte. Mit "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" haben Sie allerdings recht, der Abend ist ansehnlich. Was auch an der tollen Hauptdarstellerin liegt. Die wurde übrigens von Apelt geholt und hat als eine von ganz wenigen den Intendanz-Wechsel überstanden. Merken Sie was?
Kommentar Darmstadt: Gäste aus altem Ensemble
zu #23-25, ergänzend: der Loriot-Abend, auf den Annegret sich freut, wird auch mit Schauspielern (Gäste) aus dem alten Ensemble bestritten werden. Selbst der ehemalige Schauspielmusiker unter Apelt kehrt für diese Produktion zurück.
Kommentar Darmstadt: 2-Jahres-Effekt
Zwei Jahre für einen Schauspieldirektor? Das ist ja wirklich irre. Was soll denn da entstehen? Wie soll da jemand eine Strategie oder eine Vision entwickeln, die über einen kurzfristigen Effekt hinausgehen?

Das war aber wohl auch gar nicht gewollt, denn der Spielplan für die zweite Saison liest sich wie eine Abkehr vom angeblichen Mut der ersten Saison: Nur drei Wiederaufnahmen. Und als Neuproduktionen: Loriots Gesammelte Werke / Der nackte Wahnsinn / Bella Figura / Präsidentinnen. (Und daneben noch ein Liederabend und ein paar abofreundliche Titel) – und bevor jetzt die Antwort kommt, "wichtig ist, wie man es macht, und nicht was man macht" ... das trifft auf die genannten Stücke nicht zu, die entziehen sich weitgehend dem Zugriff der Regisseure.
Offensichtlich gab es weder ein gemeinsames Ziel von Zipf und Wiegand, wie sich das Schauspiel entwickeln soll, noch eine ehrliche Folgenabschätzung über den ersten Spielplan - von einer vernünftigen Organisation (abgesagte Premieren ...) ganz zu schweigen.
Also in Darmstadt so wie fast überall: im ersten Jahr macht man was los (ist ja ein Neustart, da schaut das Feuillieton genauer hin), das Publikum wird polarisiert, die Fachpresse lobt den Mut in den "Neustartartikeln" (schönes Material für die Bewerbungsmappe), ab der zweiten Spielzeit wird konsolidiert, der Fachpresse ist es egal (ist ja Abseits der Zentren), das Publikum beruhigt sich wieder.
Das ist so geschickt, wie Standard. Nur diese seltsame Panik-Rausschmiss-Aktion passt da nicht ins Bild. Für Zipf aber wird es schon so schlimm nicht werden: (...) er gilt jetzt als Opfer eines unberechenbaren oder überforderten Intendanten und über den stinknormalen Stadttheaterspielplan seiner zweiten Saison wird im Herbst keiner mehr sprechen.
Kommentar Darmstadt: mal wieder runterkommen
"Inklusions- Theater"/ "Political Correctness-Theater" /"Gender-Theater", das ist ein derartiger Unsinn, dass diese von den etablierten Parteien nachgesungenen Parolen mittlerweile schon für künstlerische Personalentscheidungen können. Gut, dass dieser auf den SPD/ CDU/ Grünen-PC Flöten spielender Schauspiel-Direktor gefeuert wurde. Was für eine Idotie gleichermaßen Apelt (so blöde und naiv wie es gerade geht) zu kritisieren, der das Beste aus dem Möglichen gemacht hat, mit dem stetigen und lobenswerten Hang zur Selbstkritik.Gerade Apelt hat zusammengehalten und Maximales herausgeholt wie schon im Provinztheater Gießen vorher. Was glaubt denn - ausgerechnet Darmstadt - was es sein kann? Mehr als Maximal Alternative zum 50+ mio Subventionsschiff Frankfurt ? Kommt mal wieder runter und überlegt, ob "Inklusion" ein qualitatives künstlerisches Mittel bzw. dessen Voraussetzung schaffen kann. Wenn politische Gutmenschen-Begriffe die Kultur vergewaltigen, bleibt Kunst auf der Strecke.
Kommentar Darmstadt: wie dem auch sei
Zu Herrn Wiegand kann ich nichts sagen, das entzieht sich meiner Kenntnis. Herr Zipf hat allerdings seit seiner Zeit in München den Ruf ein sehr geschickter Netzwerker zu sein der mehr verspricht als er halten kann. Viele seiner Projekte waren überambitioniert und haben dann große Schwächen in der Umsetzung gezeigt. Eine solche Arbeitsweise lässt sich in der freien Szenen mit ständig wechselnden Akteuren besser verschleiern als an einem Haus wie jena oder Darmstadt, wo die Resultate und auch Schuldzuweisungen nachvollziehbarer für alle Beteiligten bleiben. Wie dem auch sei, ein unwürdiger Abgang.
Kommentar Darmstadt: Sehnsucht nach Behaglichkeit?
Aber Herr/Frau Peschel!
Wer sagt denn, dass der Schauspieldirektor "gefeuert" wurde?! Das Problem ist doch, dass man es eben nicht weiß, wer wem warum... Nur das WAS weiß man: Zipf, und seine Dramaturginnen gehen geschlossen und Zipf und Wiegand wollen nicht darüber reden. (Hat eigentlich jemand die Dramaturginnen gefragt, ob sie sich auch einem eisernen Schweigen unterziehen, vielleicht könnte man dort ja etwas Erhellendes erfahren?!). Das ist schon ein sehr ungeschickter Vorgang, weil er spekulative Diskussionen wie diese hier ermöglicht. Meines Erachtens gibt es in Darmstadt eine gewisse rückwärtsgewandte Theatertradition, die seit Hans Bauer (in den 60ern!!!) keinen wirklichen Kontakt mehr mit Strömungen zeitgenössischen Theaters hat. Peter Girth hat vielleicht noch ein paar Akzente setzen können (in den 90ern), aber auch der hat sich am provinziellen Darmstädter Publikum die Zähne ausgebissen (und wurde für seine ehrliche aber unkluge Veröffentlichung dieser Einschätzung von den Darmstädtern ja auch folgerichtig auseinandergenommen und musste zurückrudern). Viele Kommentare in diesem Forum hier, die wie vom Hafer gestochen für das m.E. doch sehr bequeme, eine gewisse konservative Erwartungshaltung bedienende, absehbare und schauspielerisch meist unpräzis tönende Theater von Herrn Apelt eintreten, bestätigen meine Vermutung über eine Darmstädter Sehnsucht nach Behaglichkeit im Theater: Es soll nett unterhalten und einem vor allem nicht den anschließenden Handkäs und den Bembel Äbbelwoi verhageln. Ich habe den Eindruck, es gibt ein Lobby, die den alten Schauspielchef am liebsten zurück hätte und hier alle Hebel dafür in Bewegung setzen, dass alles schön beim Alten bleibt. Schön. Alt.
Kommentar Darmstadt: Fragen zur Provinz
Lieber "John D" (das wäre übrigens ein ziemlich unverschämter Name, bei dem Thema, wenn man ihn nicht trägt)

Ich bin immer hellhörig, wenn jemand von "dem provinziellen Publikum" spricht. Darmstadt ist (!) Provinz, so what ? Wo soll denn hier etwas nicht provinzielle erwartet werden können und warum ist "Provinz" so negativ bei Ihnen besetzt oder mit anderen Worten, wo kommen Sie denn her oder wohnen aktuell ? und was ist bitteschön eine "rückwärtsgewandte Theatertradition" ? und noch eine Frage: Welche "zeitgenössichen Strömungen" sind es , die sie vertreten sehen wollen ? ach ,und noch einmal zu Apelt. Es ist doch albern, hier Leuten zu unterstellen, sie betrieben insgeheim eine Re-Intrhronisierung. Fakt ist vielmehr, dass das Theater in Darmstadt unter Wiegand und Zipf in den (von mir aus) "nicht- provinziellen" Abgrund gerissen wurde, also von Leuten, die es bewiesenermaßen -noch nicht einmal in der Provinz- können. Und das geht in Darmstadt mit seinen noch provinizelleren Besuchern dann doch nicht ;-) .. .schreibt ein Münchner
Kommentar Darmstadt: Etikettierung?
Was ich an dem Bohai hier nicht versteh: Die Rede geht von der Provinz, dabei handelt es sich um ein Staatstheater. Wer etikettiert hier eigentlich was? Ist Provinz immer da, wo man gerade nicht ist? Was hast das mit Vorgang zu tun, dass ein Schauspieldirektor nach einer Spielzeit mit seinem Team geht? Könnte das nicht genauso gut auch in München oder Köln passieren? Auch wenn es da keinen Äppelwoi gibt?
Kommentar Darmstadt: lokale Öffentlichkeit
Hier mal ganz nebenbei, was die lokale Öffentlichkeit der Kulturschaffenden offensichtlich von Zipf hält...

http://www.echo-online.de/nachrichten/kunstundkultur/Sorge-in-freier-Szene-nach-Aus-fuer-Schauspielchef;art1161,6329551
Kommentar Darmstadt: schade, daß es zu Ende ist
Abseits davon möchte ich noch mal auf einige der wirklich gelungenen Abende hinweisen, die in der Diskussion hier noch gar nicht erwähnt wurden:

Der Kafka-Doppel-Abend, Warten auf Godot, Geld & Gott und zuletzt der Daterich waren Abende, die bewiesen haben, in welche Richtung die Reise ging. Die zweite Hälfte der ersten Spielzeit war sehr vielversprechend.

Wie schade, daß das nun zu Ende ist!
Kommentar Darmstadt: Arbeitsrecht
Es gibt in einem Bericht des Deutschlandfunks noch ein interessantes Zitat von Wiegand:
"Ich kann verstehen, dass man einen hohen Anspruch hat an so eine öffentlich-rechtliche Institution. In Sachen Transparenz und Auskunft und in all dem. Aber manchmal darf es eine Theaterleitung arbeitsrechtlich einfach nicht. So sind die Gesetze und die sind in bestimmten Dingen auch sehr weise, weil sie auch Menschen schützen. Und das müssen wir jetzt einfach so handhaben."
http://www.deutschlandfunk.de/zoff-am-staatstheater-darmstadt-eine-kuendigung-mit-folgen.691.de.html?dram:article_id=323665
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