Presseschau vom 19. Juni 2015 – Theatermanager Michael Schindhelm sucht in der SZ nach einem neuen Verständnis von Kulturpolitik

Im Kulturplasma

Im Kulturplasma

19. Juni 2015. "Der Kulturpolitiker hat heute keinen eindeutigen gesellschaftlichen Auftrag mehr. Er müsste sich aber vornehmen, ihn trotzdem zu erfüllen", schreibt Michael Schindhelm in der Süddeutschen Zeitung (26.6.2015). Der Theatermanager und ehemalige Direktor der Berliner Opernstiftung hält die alte Legitimationen für die Förderung von Kunst und Kultur (Aufklärung, Pflege des nationalen Erbes etc.) für überholt. "Die Kultur erfüllt in 2015 keine öffentlichen Aufträge und Endzwecke mehr. Sie übt neue Rollenspiele ein. So wird sie Bestandteil kosmopolitischer Plattformen, die sich der Gebundenheit einer konventionellen städtischen Politik entziehen."

Um die traditionelle Kulturlandschaft herum sei ein "unendlicher diffuser Raum" entstanden, "in dem Konsumenten und Produzenten zwischen Online und Offline pendeln, alle erdenklichen Stile, Inhalte und Geografien verwoben und transformiert werden. Die Kulturlandschaft ist Kulturplasma geworden. Die klassischen Begriffe öffentlicher Kultur und einer entsprechenden Kulturpolitik werden obsolet."

"Wie kann die Rolle des Kulturpolitikers in dieser Sphäre noch beschrieben sein?", fragt Schindhelm. "Mehr denn je ein Außenseiter, müsste er die politische Konvention hinter sich lassen, um herauszufinden, wie eine Interpretation des Wahren, Schönen, Guten im Kulturplasma aussehen könnte."

(Süddeutsche Zeitung / chr)

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