Presseschau vom 3. Juli 2015 – Zuschauer-Rückgang am Volkstheater Rostock

Kein Wunder an der Warnow

Kein Wunder an der Warnow

3. Juli 2015. In der Internet-Zeitung Das ist Rostock.de (2.7.2015) schreibt Frank Schlößer, dass in der zu Ende gehenden Spielzeit des Rostocker Volkstheaters ein auffallender Zuschauer-Verlust zu konstatieren sei.

 "Nur in der Zelt-Spielzeit 2011/12 gab es ähnlich wenige Besucher" wie die 91.000, die bisher in die Veranstaltungen des Hauses gekommen sind. Auch wenn Intendant Sewan Latchinian damit rechne, bis zum Ende der Spielzeit noch die Marke von 100.000 Zuschauern zu schaffen.

Schlößer schreibt, "der kaufmännische Geschäftsführer Stefan Rosinski habe die Probleme dargestellt: Viele der rund 50 Premieren in der vergangenen Spielzeit im Bereich Schauspiel angesiedelt, und der sei – im Verhältnis zu den großen Philharmonischen Konzerten, den Tanztheater- und Musiktheaterproduktionen – naturgemäß weniger besucherstark. Das Bespielen vieler anderer Stätten – wie der Rostocker Brauerei oder des Bunkers der Neptunwerft – begrenze die Anzahl der Besucher von vornherein. Hinzu kommt, dass das Theater im Stadthafen mit dem 31. Dezember 2014 für das Volkstheater geschlossen wurde. Weil die Proben und die kleineren Aufführungen hinter dem Eisernen Vorhang den großen Saal blockiert hätten, waren nicht so viele große Aufführungen möglich, wie nötig gewesen wären, um die Besucherzahlen erhöhen zu können."

Mit dem eigenen Spielbetrieb habe das Volkstheater rund 1,57 Millionen Euro eingenommen, weitere Einnahmen – etwa durch Gastspiele kämen noch hinzu.

Man werde die Zahlen nur langsam steigern können, bemerkte Latchinian, das 'Wunder an der Warnow' werde es nicht geben. Dennoch sei das Volkstheater "sehr stark bundesweit wahrgenommen worden – und das nicht nur wegen des kulturpolitischen Streits in der Hansestadt, sondern auch wegen der Premieren dieser Spielzeit". Er sehe seine erste Spielzeit an der Warnow als "einen Erfolg", sagte Sewan Latchinian.

Bis zum 20. Juli soll das Volkstheater in einem ersten Konzept der Verwaltung Vorschläge zuarbeiten, wie das 2+2-Modell am Volkstheater umgesetzt werden könnte: Opernchor und Tanztheater sollen ab 2017 keine festen Sparten mehr sein. Stefan Rosinski verwies jedoch darauf, dass man derzeit vollauf mit der Vorbereitung der kommenden Spielzeit beschäftigt sei.

(jnm)

 

Kommentare  
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Erfolg?
Zu Latchinians erster Spielzeit in der SVZ zu lesen: "Damit wären in der ersten Spielzeit Latchinians die wenigsten Besucher seit Erhebung der Zahlen im Jahr 1997 ins Theater gekommen." Und das soll ein Erfolg sein?!
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Schwund
Die Ostsee-Zeitung geht in einem Artikel vom 24.06.2015 ebenfalls auf den Zuschauerschwund am Volkstheater Rostock unter Latchinian ein. So seien in der Spielzeit 14/15 etwa 10tsd. Zuschauer weniger gezählt worden als in der Spielzeit 13/14 unter der vorhergehenden Intendanz. Dieses Ergebnis sei eines der bislang schlechtesten am Volkstheater Rostock, mit Ausnahme der Spielzeit 12/13, in der es wegen der Schließung des großen Hauses lediglich einen Notspielplan gab.

http://www.ostsee-zeitung.de/Region-Rostock/Rostock/Kultur/Weniger-Besucher-am-Rostocker-Volkstheater
Zuschauer-Rückgang in Rostock: mangelnder Realitätssinn
Bei all dem Irrsinn der Kulturpolitischen in MV und Rostock, bei all dem Schlechtgerede von Theater, nach der Entlassung Latchinians im Moment steigender Zuschauerzahlen - bei all dem auch noch bessere Zahlen zu erwarten, zeugt von mangeldem Realitätssinn. Künstlerisch und kulturpolitischen War Latchinian auf jeden Fall erfolgreich.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Rekord
Zuschauerverlust wäre das richtige Wort, nicht einmal während der Schließung des Volkstheaters Rostock kamen so wenige Besucher wie in Latchinians erster Spielzeit. Der Geschäftsführer Rosinski spricht im NDR von 88.000 Besucher und das bei einer höheren Vorstellungszahl als in den vorherigen Spielzeiten.

http://www.ndr.de/kultur/kunst/mecklenburg-vorpommern/Volkstheater-Mit-Toleranz-in-die-neue-Saison,volkstheater248.html
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Sicht des Theaters
Latchinian selbst scheint von dem schlechten Ergebnis seiner ersten Spielzeit in Rostock nicht besonders beeindruckt zu sein. Auf der Seite des Theaters wird ob "der zahlreichen Nachfragen begeisterter Zuschauer" die Wiederaufnahme "vieler erfolgreicher Produktionen" angekündigt.


http://www.volkstheater-rostock.de/de_DE/wiederaufnahmen
Zuschauer-Rückgang in Rostock: fair bleiben
Das ist doch nur eine weitere mies Intrige der Volkstheater- u. Latchi iangegner. Die Zahl 88 000 Zuschauer ist aus dem Zusammenhang gerissen und einseitig bewertet worden. 1.wir haben noch 3 Wochen Spielzeit, morgen noch eine grosse Premiere. 2. das ist nur eine Prognose von vor einer Woche zu den Erwartungen im Haupthaus. 3. Insgesamt mit den Zuschauern bei eigenen Gastspielen ausserhalb plus dem Theater nahen Rahmenprogramm werden es etwa 110 000 Zuschauer werden, wie auch die Ostseezeitung berichtete.
Also abwarten und bitte fair bleiben. Wir haben das eigentlich Unwuppbare zusammen mit Latchinian schon nicht schlecht gewuppt.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Aufmerksamkeit nicht wg Kunst
Auf gewisse Weise richtig ist die Einschätzung Latchinians, dass das Volkstheater Rostock auch bundesweit wahrgenommen worden sei. Richtig falsch hingegen ist der kleine Beisatz Latchinians, dass dieses Wahrnehmen einen Anlass hat, der sich aus der künstlerischen Arbeit des Hauses ergibt. Tatsächlich ist keine einzige Produktion zu einem der vielen Treffen eingeladen worden, die es im Bereich Schauspiel gibt. Berlin, Mülheim und Heidelberg sind Orte, an denen über die Stadtangestellten Latchinian gesprochen wurde, jedoch nicht über Künstler. Das zeigt zum einen, dass sich die Solidarität anderer Intendanzen im Schreiben von Briefen und Sprechen von Worten erschöpft. Das zeigt aber auch, dass es in Rostock derzeit offenbar keine künstlerischen Positionen gibt, an denen ein überregionales Interesse besteht.

http://www.das-ist-rostock.de/artikel/51459_2015-07-02_hoehere-auslastung-weniger-besucher/
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Gründe
Zu den miesen Zahlen die von Latchinian bereits hinreichend bekannte Rhetorik. Man gehe wieder ins Theater. Es sei gelungen die Lust an Premieren zu steigern. Die erfolgreichen Impulse wolle er nun auch in der kommenden Spielzeit fortführen (Wie kann man einen Impuls fortführen?). Rosinski betrachtet das Ergebnis etwas nüchterner. Ungünstige Setzung der Schwerpunkte auf besucherschwache Veranstaltungen. Bespielen von zum Spielen weniger gut geeigneten Räume. Ungeeignete Dispositionsplanung. Hausgemachte Probleme, die nun zum ersten Mal durch ein Mitglied des Hauses kritisch benannt worden sind.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Selbstdenkverweigerer
Als ob allein die Teilnahme an irgendeinem " Treffen " einen Wert hätte. Typische Konsumentenhaltung, "Stiftung Warentest"-Anhänger, Selbstdenkverweigerer...Wer mitreden will, kommt und guckt! Basta!
Zuschauer-Rückgang in Rostock: ohne Substanz und Profil
Ich war da und habe nichts von künstlerischem Belang gesehen. "Der zerbrochne Krug" beispielsweise war eine derart naive, selbstgefällige Nicht-Arbeit, dass mir die Schulklassen leid taten, dieses Trauerspiel als Theatererfahrung verbuchen zu müssen - der Kulturstandort Rostock konnte in der letzten Spielzeit froh über jeden frei gebliebenen Sitzplatz sein. Ohne Substanz und inhaltliches Profil schafft sich das Theater ab.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Kritiker zusammengefaltet?
In den beiden Rostocker Foren ist es auch so, dass die Kritiker der jetzigen Intendanz ziemlich zusammengefaltet werden. Das Totschlagargument ist zumeist, dass die Leute sich a) mit Theater überhaupt nicht auskennen und b) mit dem Volkstheater Rostock schon gar nicht. Im oben verlinkten Artikel von Frank Schlößer auf das-ist-rostock.de weist der Kommentator Tom darauf hin, dass ein wesentlicher Teil der nun auf dem Premierenplan stehenden Produktionen bereits vor nicht allzu langer Zeit durch die vorhergehenden Intendanzen abgespielt worden ist (Nathan, Volksfeind, Romeo und Julia, Norway today). Als Reaktion folgt neben den auch hier immer wieder zu findenden Diffamierungen eine Erklärung, „dass sich Stücke wiederholen müssen“, dass es in der Natur der Sache läge, dass sich Stücke wiederholen. Das zeigt doch einiges über das Selbstverständnis, mit dem in Rostock derzeit Theaterarbeit betrieben wird.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: Stoffe von vorvorgestern
Hört man sich an, was Latchinian von sich gibt, kann man auf den Trichter kommen, dass das unter #9 angeführte Kunstwort Selbstdenkverweigerer aus dessen Zauberkiste der Betroffenheitsrhetorik stammt. Mir ist es jedenfalls so ergangen. Im Übrigen geht mir die Basta-Haltung einiger selbsternannter Kulturhelden hier ziemlich auf den Sack. Zum neuen Spielplan fällt mir gar nichts mehr ein. Wiederaufnahmen öder Produktionen, die schon beim ersten Nachspiel vor halbleeren Rängen gespielt worden. So genannte Uraufführungen und Premieren von Stoffen, die in der letzten und vorletzten Intendanz dem Publikum bereits vorgestellt worden sind. Und ewig schläft das Murmeltier, oder was? Da fahre ich lieber anderswo hin, als mir durch irgendein Deppen-Theater mit Stoffen von vorvorgestern meine wertvolle Lebenszeit stehlen zu lassen.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: keine Einladungen
Schön den Ball flach halten, @MV. Nicht die Kommentatoren haben behauptet, dass das Volkstheater Rostock künstlerisch über die Grenzen der Stadt hinaus von sich reden gemacht hat, sondern der Toppregisseur Latchinian selbst. Leider ist er dem Leser/Zuhörer einen Hinweis schuldig geblieben, was denn genau diese Aufmerksamkeit erzeugt haben soll. So lächerlich sie sein mögen, so ganz egal sind die Festivals und Wettbewerbe im Theaterdeutschland nun auch wieder nicht. Anderswo ist man froh darüber, nach Heidelberg eingeladen zu werden, nach Hamburg oder nach Berlin. Auf den Autorentreffen in Mülheim und am Deutschen Theater sieht man eben nicht nur Autoren, sondern auch Intendanten, die stolz sind auf ihre Schauspieler, Regisseure und Kostümbildner. Erfahrungsgemäß verschaffen Einladungen dem Haus einen gewaltigen Schwung. Aufmerksamkeit für die Spielplan es gratis dazu. Wie schön könnte das sein, würde das Volkstheater Rostock mal wieder mit etwas anderem in Verbindung gebracht werden, als mit irgendwelchen Personalien.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: mit Plenzdorf locken?
Arme Jugend, die du mit einem Plenzdorf in das Theater gelockt werden musst.
Zuschauer-Rückgang in Rostock: schaue ich mir gerne an
Ich bin nicht der Meinung, dass es im Ensemble des Volkstheaters keine großen Stars gibt. Latchinian selber ist für mich ein großer Star. Soll mal einer sagen, über Rostock würde nicht geredet. Nehmen wir nur die Veranstaltung zur Verkündung des neuen Spielplans. Jeder andere wäre eingeknickt, so schlecht sind die Zahlen. Andere hätten einfach den Mund gehalten, den Vorfall ausgesessen. Nicht so Agamemnon Latchinian, der schnell eine Geschichte aus dem Ärmel zaubert, wie ein Hütchenspieler charmiert, keine Möglichkeit auslässt, die Leute um den Finger zu wickeln. Ganz ehrlich, das schaue ich mir gerne an. Da ist es mir dann auch ziemlich egal, ob die Inszenierungen am Haus fade sind. Spielplan hin oder her, ich finde schon, dass einem theatermäßig in Rostock gerade einiges geboten wird. Schon die eigentlich total unverschämte Zurechtweisung Rosinskis in der Ostsee Zeitung durch den Lord of all, Stichwort Loyalität. Personalführung vom Allerfeinsten. Und nun sitzen sie nebeneinander, würdigen sich keines Blickes, machen sich gegenseitig voll und müssen doch irgendwie miteinander klar kommen. Klasse.
Zuschauer-Rückgang Rostock: Stimmungsmache
Oh Gott müssen manche der Kommentatoren hier ein tristes Dasein führen, dass sie sich hier so kurz vor Mitternacht derart niveauarm an Latchinian und am Spielplan des Rostocker Volkstheaters abarbeiten müssen. Die blanke Stimmungsmache ohne jegliche Substanz nur weil ein Wochenlang entlassener Kämpfer für alle Sparten seines Theaters in einer singulären Spielzeit ein paar tausend Zuschauer weniger hatte. Gehts noch?
Wenn man sich mal den neu vorgestellten Spielplan unbösartig anschaut, dann entdeckt man schon so manches besonders Spannende: die Uraufführung ALTER STROM zum Beispiel, mit Geschichten aus Warnemünde, oder die szenische dt. Erstaufführung (!) einer Rossinioper HERMIONE, oder eine weitere Uraufführung über den tragischen, tödlichen Untergang des Fisch-Kutters Beluga wärend eines Natomanövers, oder auch die Neuinszenierung des Wethermotivs nach Goethe, Plenzdorf weitererzählt von Eick mit der Band FEINE SAHNE FISCHFILET und, und, und.
Ich finde die Rostocker Theaterleute haben keinerlei Zynismus verdient, sondern großen Respekt.
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