Tiefgarage statt Theater in Düsseldorf?

24. September 2015. "Es steht viel auf dem Spiel", alarmiert die Westdeutsche Zeitung aus Düsseldorf ihre lokalen Leser. "Für Wilfried Schulz, den designierten Intendanten des Schauspielhauses, für Oberbürgermeister Thomas Geisel und für Düsseldorf als Stadt, die einst zu den bedeutenden Theatermetropolen Deutschlands gehörte. Und die Zeit läuft davon," wie Marion Troja schreibt. "Mit der Ernennung des erfahrenen und zuletzt in Dresden erfolgreichen Theaterleiters Schulz haben viele gehofft, das Schauspielhaus komme aus der Krise. Schulz nannte direkt zu Anfang seine Bedingung: Er will 2016 in einem funktionstüchtigen Theater am Gründgens-Platz eröffnen. Keine überzogene Forderung, möchte man meinen. Genau das scheint aber nicht zu klappen."

Die für Anfang bis Mitte 2016 geplante Sanierung des Schauspielhauses hängt der Westdeutschen Zeitzung zufolge eng zusammen mit Abriss und Neubau der dortigen Tiefgarage und den Plänen für den Kö-Bogen. Wenn sich Investoren und Oberbürgermeister nicht schnell über den Verkauf der betroffenen städtischen Grundstücke für den zweiten Bauabschnitt einigen würden, so das Blatt weiter, das Folgen für Schauspiel und Stadt. "Schlimmstenfalls schmeißt Schulz die Brocken hin", mal die Lokalzeitung mit Sitz an der Königsallee weiter aus. "Dann stünde Düsseldorf zum dritten Mal in Folge nach Staffan Holm und Manfred Weber unerwartet ohne Intendant da. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich die Landesregierung nach den zuletzt so schwierigen Verhandlungen zwischen Stadt und Land – den Trägern des Theaters – aus der Finanzierung zurückzieht. Das könnte das Aus für eine der größten Bühnen Deutschlands bedeuten. Die Schlagzeile sorgt sicher bundesweit für Aufmerksamkeit: Tiefgarage statt Theater in Düsseldorf."

Günther Beelitz, der das Schauspielhaus zurzeit als Interims-Intendant leitet, favorisiere ein anderes Szenario, so die WZ. "Die Sanierung des Schauspielhauses beginnt erst dann, wenn auch alles drum herum bereit ist zum Bauen. Er selbst erspare sich damit den komplizierten Umzug mit mehr als 300 Mitarbeitern in die Ausweichspielstätte. Auch weist Beelitz aus Sicht der WZ zurecht darauf hin, "dass man die zudem notwendige und laut bisheriger Planung auf unbekannte Zeit verschobene Sanierung von Dach und Fassade des Pfau-Baus am Gründgens-Platz gleich mit erledigen könne, wenn das Zeitfenster nicht mehr so eng wie vorgesehen sei.

"Der Haken: Schulz könnte seine sicher in Teilen bereits vorbereitete Spielzeit und damit verbundene Verträge mit Regisseuren und Schauspielern vergessen. Zudem weiß der 63-Jährige, wie schwer es ist, die Düsseldorfer in das provisorische Theater am Hauptbahnhof zu bewegen. Daran ist schon seine Vor-Vor-Vor-Vorgängerin Amélie Niermeyer gescheitert. Wir erinnern uns: 2010 war das Schauspielhaus schon einmal geschlossen und saniert worden."

(sle)