Presseschau vom 8. Oktober 2015 – In der Zeit schreibt die Theatermacherin Simone Dede Ayivi über Alltagsrassismus

In Deutschland sagt man danke!

In Deutschland sagt man danke!

8. Oktober 2015. "Mein Newsfeed bei Facebook bestand im August hauptsächlich aus Berichten von Deutschen of Color, die von weißen Deutschen für Geflüchtete gehalten wurden – Menschen, denen man sagte: 'Du darfst nicht helfen. Wir helfen!', 'Man sagt Danke für den Teddy' und 'Ich schenke dir meine Bild'", berichtet die Theatermacherin Simone Dede Ayivi auf Zeit online.

Sie wolle die Arbeit der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer nicht kleinreden. "Sie versorgen Menschen in Not mit dem Nötigsten. Das ist eine wunderbare Sache", so Ayivi. Aber: "Wenn wir Menschen, die neu nach Deutschland kommen, langfristig helfen wollen, müssen wir an unserem Rassismusproblem arbeiten. Ein Leben ermöglichen, das durch Rassismus weder bedroht noch beschränkt wird."

Rassismus sei nicht allein ein Problem des rechten Rands, sondern sitze gemütlich in der Mitte der Gesellschaft (siehe oben). "Dort spricht man aber nicht über Rassismus, sondern grenzt sich höchstens von ihm ab", so Ayivi. "Man grenzt sich ab von Terroristen, die Häuser anzünden, und vom 'Pack', das rassistische Parolen brüllt. Meldungen von brennenden Unterkünften werden durch Fernsehbilder von kuscheltierverteilenden Deutschen mit Willkommensschildern verdrängt."

"Seit vielen Jahren arbeiten migrantische Organisationen und Verbände gegen rassistische Diskriminierung und Verbrechen an. Es fehlt weder an persönlichen Berichten noch an wissenschaftlichen Analysen." Das Wissen und das Engagement seien also da. "Es geht darum, zuzuhören, zu fragen und zu unterstützen. Es geht darum, ein Problem beim Namen zu nennen und es anzugehen, anstatt die Augen davor zu verschließen."

(sd)

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