Presseschau vom 12. Dezember 2015 – Wie ein Regisseur einem Kapellmeister an der Scala einmal sagte, was er ihm schon die ganze Zeit sagen wollte

Neulich in Mailand

Neulich in Mailand

12. Dezember 2015. Nach der Premiere von Guiseppe Verdis "Giovanna d'Arco" zur Saisoneröffnung der Mailänder Scala, bei der die Sängerin Netrebko, schreiben die deutschen Zeitungen, Triumphe gefeiert habe, soll es, schreibt die Wiener Zeitung Die Presse (10.12.2015), zu unschönen Szenen zwischen dem Dirigenten der Oper Ricardo Chailly, der früher einmal, nämlich genau genommen von 2005 bis 2008, Chefdirigent des Gewandhausorchesters Leipzig sowie Generalmusikdirektor der Oper Leipzig gewesen ist, bis er sich mit Peter Konwitschny an der Leipziger Oper zerstritt und nur noch im Gewandhaus arbeiten wollte, einerseits und den Regisseuren der Inszenierung, Moshe Leiser und Patrice Caurier, andererseits, gekommen sein.

Weil, schreibt die Wiener Zeitung mit Berufung auf "italienische Medien", der frühere Claudio Abbado-Assistent und jetzige Scala-Musikdirektor Chailly keine Lust gehabt habe an "sexuell expliziten Szenen", habe er sich während der Proben mit den Regisseuren herumgestritten. Was Frau Netrebko als sozusagen Leidtragende der sexuellen Expliziertheiten dazu gesagt hat, wissen wir indes nicht.

Als nun der Regisseur Moshe Leiser dem Dirgenten nach der Premiere und den elfminütigen, schreiben die "italienischen Medien", standing ovations habe gratulieren wollen, schreibt Die Presse weiter, habe der Maestro auf Leisers Zuruf: "I'm here, congratulations maestro, really congratulations", erst gar nicht reagiert. Das habe nun wiederum Leiser, schreibt Die Presse, zum Ausrasten gebracht. Der "59-jährige Regisseur" beschimpfte den Dirigenten "wild auf Englisch ("asshole") und auf Italienisch ("stronzo di merda")". Das Backstage-Video mit den gut hörbaren Beleidigungen können Sie hier betrachten (man achte dabei auf die Schärfe des Ausrufs "asshole" und auf den folgenden eleganten, fast gesungenen Abschwung des "stronzo di merda", der auch gleich den – wenn auch nur schütteren – Applaus zweier weiterer Personen aufbranden lässt). Wegen des Streits, schreibt Die Presse, habe der empörte Chailly auf das Diner der Künstler nach der Premiere verzichtet, "berichteten Medien".

(diepresse.com / jnm /wb)

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