Presseschau vom 22. Dezember 2015 – Der Tagesspiegel denkt über die lahmende Freie Szene nach

Im Sumpf innovativen Durcheinanders

Im Sumpf innovativen Durcheinanders

22. Dezember 2015. "Nein, aufregend, aufrüttelnd, verstörend ist auch das Theater der Freien Szene derzeit nicht, manchmal ganz im Gegenteil", stellt Günther Grosser im Tagesspiegel anscheinend überrascht fest. Seine These: "Die Helden der letzten performativen Revolution, die Rimini Protokolls und She She Pops und Gob Squads, die das Theater von der Bühne in den öffentlichen Raum hievten und im Gegenzug den Bürger auf die Bretter holten und das demonstrierten, was bald 'postdramatisches Theater' heißen sollte, sie sind jetzt auf die Lehrstühle und Dozentenstellen gerückt und ziselieren weltweit die alten Ideen als Kunsthandwerk weiter. Ein paar unruhige Köpfe irrlichtern noch durch die Gegend, ansonsten herrscht der Geist der Professionalisierung."

Später fügt er wie entschuldigend hinzu, dass die Szene ja nur das reflektieren könne, was die Zeit hergebe. "Sie muss sich nach künstlerischer Brillanz strecken und gleichzeitig im Sumpf innovativen Durcheinanders wühlen, mit stetem Blick auf die Bewegungen, Verrenkungen und Irritationen der Gesellschaft. Momentan schmerzt dieser Spagat, aber sie bereitet sich vor, die neue Freie Szene, pickt sich die Perlen heraus, diskutiert Möglichkeiten, gibt Chancen, bis dann (hoffentlich) die nächste Revolte, der neue Schwung über sie hereinbricht."

(geka)

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