Presseschau vom 21./23. Januar 2016 – Die Südwestpresse, Stuttgarter Zeitung und Deutschlandradio über ein Gipfeltreffen der deutschen Theater-Intendanten in Stuttgart

Theater als Anti-Radikalisierungs-Schule

Theater als Anti-Radikalisierungs-Schule

21. Januar 2016. Unter dem Titel "Beharrungsvermögen vs. Verflüssigung" haben sich am 18. und 19. Januar 2016 etwa 60 Intendanten deutscher Theater und Orchester getroffen und über den Rollenwandel der Theater in der "Flüchtlingskrise" diskutiert. Außerdem berieten sie über ihren Umgang damit, dass Theaterhäuser immer wieder als Kulisse für Kundgebungen von rechten Kräften herhalten müssen (zum Beispiel montags in Dresden oder im vergangenen November in Mainz, wo die Beschäftigten des Theaters eine AfD-Demonstration mit Gesang übertönten und dafür eine Anzeige bekamen).

Von der Schluss-Pressekonferenz des Intendantentreffens berichtet die Südwestpresse – und zitiert Ulrich Khuon, den Intendanten des Deutschen Theaters Berlin und Vorsitzenden des Intendantenausschusses im Deutschen Bühnenverein: "Das Theater ist einer der wenigen öffentlichen Räume, die nicht radikalisiert sind." Die Stuttgarter Zeitung zitiert Armin Petras, den Intendanten des Staatsschauspiels Stuttgart, in ihrem Bericht mit den verwandten Worten: "Ich habe den Eindruck, die Zeiten der privaten Ästhetiken sind vorbei." Das Theater sei ein Ort, an dem man lernen könne, mit Fundamentalismen (...) umzugehen.

Ulrich Khuon habe "daran erinnert, dass Theatermacher nicht nur Künstler, sondern auch Bürger sind", schreibt die Stuttgarter Zeitung außerdem. Theater stehe grundsätzlich vor der Gefahr, in Sozialarbeit aufzugehen und dem Kunstanspruch nicht zu genügen oder im Elfenbeinturm die Wirklichkeit zu ignorieren, so Khuon. Wenngleich man wohl im Moment im Zweifel lieber den Sozialarbeitsvorwurf in Kauf nehmen werde.

In einem Interview auf Deutschlandradio Kultur spricht am 23. Januar außerdem die Intendantin des Theaters Freiburg Barbara Mundel über das Gipfeltreffen und bezeichnet die Kunst/Sozialarbeit-Dichotomie als "lächerlich".

(sd)

 

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