Mehr als 3 Millionen verkaufte Tickets in 2015

 

Berlin, 11. März 2016. Tim Renner, Berliner Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, zeigt sich zufrieden: "Die Berliner Bühnen sind und bleiben eine Erfolgsgeschichte", verkündet er in einer am Donnerstag, dem 10. März veröffentlichten Pressemitteilung. So besuchten knapp mehr als 3,1 Millionen Menschen die institutionell geförderten Theater, Orchester und Tanzgruppen der Hauptstadt. 9.484 Vorstellungen und  429 Neuproduktionen gab es insgesamt in Berlin. Dazu kommen außerdem noch 1.032 Gastspielvorstellungen. 470.000 Menschen besuchten den Friedrichstadtpalast, knapp 100.000 das Maxim Gorki Theater und 4.646 Menschen die Aufführungen von Gob Squad – soweit die nackten Zahlen.

Um diese Zahlen in einen Kontext zu setzen, hilft unten stehendes Diagramm, in welchem wir die Zuschauerzahlen der einzelnen Häuser mit denen vom vergangenen Jahr vergleichen. Unter den Stadttheatern bleibt das Berliner Ensemble demzufolge das meistbesuchte, während zum Beispiel in die Volksbühne 2015 ganze 124 Menschen mehr als im Jahr davor gingen.

Berlin, 11. März 2016. Die unten dargestellte Grafik ist in einem Punkt ungenau / verzerrend: 2014 noch hatte die Berliner Kulturverwaltung die Besucherzahlen des Theater und der Komödie am Kurfürstendamm gemeinsam erfasst. Da seit 2015 nur noch die Komödie institutionell gefördert wird, zählte die Kulturverwaltung im letzten Jahr die Besucher des Theaters nicht mehr. Laut einer Mail von Brigitta Valentin, Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Theater und Komödie am Kurfürstendamm, lag die Zahl der zahlenden Besucher für das Theater im Jahr 2015 bei 88.478. Insgesamt gab es also eigentlich 187.794 zahlende Zuschauer. Das ist zwar dennoch geringer als im Vorjahr, allerdings legte das Haus 2015 eine 6-wöchige Sommerpause ein und war zudem weitere sechs Wochen lang wegen Wartungsarbeiten geschlossen.

 

(sae) 

 

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Kommentare  
Besucherzahlen Berliner Theater: kunstlos
Wo es um Zahlen geht, geht es nicht mehr um die Kunst.
Berliner Besuchszahlen: Open-Government-Data
Die Zahlen als Grafik: sehr schön, gefällt mir! Wenn man jetzt noch die Vorjahre hätte... leider habe ich die 2013-Zahlen nicht finden können (Herr Renner, open-government-data!), aber immerhin die von 2011 und 2012.
Dadurch relativiert sich dann etwas, was man auf die Schnelle im Jahresvergleich 14/15 anders liest.
Zum Beispiel: großes prozentuales Wachstum bei Deutscher Oper (+23%) oder Deutschem Theater (+9%) wird zu +8%, bzw. +3% gegenüber 2011/12. Die Komische Oper hingegen, die gegenüber 2014 kaum wächst, hat gegenüber 2011/12 (im habe jeweils aus beiden Werten einen Mittelwert gebildet) 31% mehr Karten verkauft, die Schaubühne 21%, das Gorki 24%. Das HAU ist geschrumpft. Das BE scheint stetig vor sich hin zu schrumpfen, die Volksbühne ist gegenüber 11/12 9% gewachsen.
Und da ein Bild mehr sagt, das geht ja ganz gut mit Silk (nur mit den Häusern, die in beiden Listen auftauchen, also den größeren): http://berlinstheater20112015.silk.co/

Zuletzt: interessant und statistisch ungewöhnlich ist, daß sowohl BE und Staatsoper, als auch Constanza Macras und Gob Squad die genau gleiche Anzahl an verkauften Karten aufweist. Und wie die Senatskanzlei wohl die Karten zählt, die freie Gruppen in den Sophiensaelen, am HAU verkaufen?
Berliner Besuchszahlen: Interessant
Was natürlich sehr spannend wäre zu lesen, wären die prozentualen Auslastungszahlen samt ihrer Entwicklungen. Die absoluten Zahlen sagen ja nur bedingt etwas aus, weil hier Häuser mit vollkommen unterschiedlichen Kapazitäten und Haushaltsvolumen gegenüber stehen.
Bei Gob Squad würde mich sehr interessieren, ob die Zahlen bei den Aufführungen in der Volksbühne dort auch mit eingerechnet sind.
Ziemlich beängstigend finde ich die Zahlen von der Komödie am Kurfürstendamm. Da die keine Subventionen erhalten, sind hier die absoluten Zahlen schon wieder sehr spannend und es wäre interessant zu wissen, was zu solch einem Rückgang geführt hat.
Berliner Besuchszahlen: Achtung!
Achtung Verwechslung ;-)
Die Anzahl der Besuche entspricht nicht der Anzahl verkaufter Tickets. Hier hängen noch mindestens 8-10 % Freikarten und Ehrenkarten mit drin. (von Haus zu Haus unterschiedlich) Die hoch geförderten Institutionen sind naturgemäß freizügiger mit der Ausgabe solcher Tickets, schließlich ist ein gefülltes Haus gute Werbung und verführt zahlende Gäste dazu wieder zu kommen. Für die Kleinen geht die Rechnung nicht in gleichem Maße auf - die brauchen jeden Euro an der Kasse. 3,1 Millionen Besuche bedeutet also ca. 2,8 Millionen bezahlte Besuche (reiner Schätzwert).
Berliner Besuchszahlen: Überlegungen
@2 und @3: Im Jahrbuch des Bühnenvereins sollten die von Ihnen gewünschten Zahlen ersichtlich sein, wenn ich nicht irre.

Aber egal wie man es dreht und wendet (Auslastungen statt absoluten Zahlen), die Zahlen sind kaum vergleichbar bzw. in den meisten Fällen durch geschickte Wahl des Bezugspunktes schokoladenseitig darstellbar.

Um nur ein paar Beispiele zu nennen:
- Wie viele verschiedene Produktionen laufen (Premieren und/oder Repertoire)?
- Wie viele Spielstätten pro Haus gibt es? Wieviele Vorstellungen werden gegeben?
- Wie viele Subventionen (absolut, pro Produktion, pro Spielstätte, pro Sitzplatz, pro Vorstellungssitzplatz, pro verkauftem Sitzplatz, pro ausgedruckter Karte) gibt es?
- Wie verteilen sich die Karten auf Vollpreiszahler, Schulklassenbesuche, Steuer- und Freikarten (Journalisten, Theaterangehörige, ...)?
- Wie hoch sind Eigeneinnahmen aus Nichtkartenverkauf? Aus welchen Quellen?
- Inwieweit sind Häuser/Compagnien völlig unterschiedlicher Sparten/Publikümer/... (zum Beispiel: Sasha Waltz und das Schlossparktheater) sinnvoll zu vergleichen? Warum vergleichen wir den Friedrichstadtpalast mit dem Theater Strahl? Warum nicht auch mit Fitness First oder den Pegida-Demos oder der Hotelbettenbelegungsquote in Kufstein oder Passagieren in der S-Bahn?

Renner schreibt: "Die hohen Besucherzahlen sind Beleg für ihre qualitativ hervorragende Arbeit."
Das ist leider eine vollkommen unzureichende Feststellung!
Ungefähr so unzureichend, wie die hohe Anzahl von Intendantenbesetzungen ein Beleg für die Qualität der Arbeit von Kulturstaatssekretären ist.

Denn wenn man in der Mathematisiererei fortsetzen wollte:
- Warum normalisieren wir nicht mit dem Bevölkerungswachstum der Stadt?
- Mit der Anzahl des Tourismuswachstums (Stichwort: Friedrichstadtpalast)?
- Mit dem sich verändernden Einkommensgefüge der Stadt?
- Mit dem sich verändernden Kulturinstitutionengefüge ("Marktumfeld") der Stadt?

Wenn schon betriebswirtschaftliches Rechnen, dann bitte sauber. Doch egal wie sauber. Es führt nicht besonders weit, um die Güte, die Strahlkraft, die Besonderheit eines Hauses und seiner Bespielung zu beurteilen.
Berliner Besuchszahlen: Parkplätze!
Nicht zu vergessen die Parkplätze! Welches Theater hat die bequemste Publikümer-Einpark- und Ausfuhrlage!? Davon anteilig PKW und Busse!
Berliner Besuchszahlen: Qualität und Zahlen
@scrub: angeblich sind das die verkauften Tickets. Die genaue Definition davon habe ich aber nicht, und Steuerkarten, etc. sind ja auch verkauft, nur halt günstiger...

@Hans Zisch:
Jahrbuch: ja, vermutlich, aber das muß man kaufen und dann hat man einen Papierwälzer, der vermutlich im Wesentlichen dafür gemacht ist, im Intendantenregal zu stehen. Ich finde, so was gehört online und halbwegs aktuell veröffentlicht, stehen schließlich Steuergelder dahinter.

Warum? Ich stimme Ihnen zu, die Zahlen sagen zunächst einmal gar nichts über die Qualität des Hauses oder der Produktionen. Und die Statistiken sind mit Sicherheit frisiert. Dies hier ist nur eine EINZIGE Kennzahl. Aber Sie machen in Ihrem Post auch schon einige gute Kategorien und Kriterien auf, und wenn es gelänge, möglichst viele Kennzahlen auf dieser Basis zu erstellen, wäre es sicherlich ein Erkenntnisgewinn. Die Zahlen sind vorhanden, nur wo sind Sie für den interessierten Bürger?

Qualität wird man nicht über reine Zahlen fassen können, aber als Begleitmaterial finde ich das schon wichtig. Es muß die Freiheit der Kunst geben, aber als Kriterium ist 'bang for the buck' nicht unwesentlich. Und Zahlen haben die meist guten Nebeneffekt, aus vernebelten Waberdiskussionen herauszuführen, wie z.B. bei der Bezahlung von künstlerischen Mitarbeitern gegenüber technischen Mitarbeitern, Champions League-Gagen für Top-Regisseure vs. Hungerlöhne für die freie Szene oder auch Praktikanten in den Top-Häusern.
Mehr Zahlen, viel mehr Zahlen, bitte!
Berliner Besuchszahlen: floristisch
Alberne Graphik! Da werden Äpfel und Weintrauben miteinander verglichen...
Alles ist von den anderen ForistInnen schon dazu gesagt worden - ich muss nur meinen Unmut ausdrücken.
Und damit schmückt sich Herr Renner?!?
Berliner Besucherzahlen: nicht der schlechteste Senator
Hans Zisch
ich stimme Ihnen zu, das muss online verfügbar gemacht werden, und zwar mit allen Vergleichsdaten.
Es geht hier um ausgegebene Tickets, also auch sogenannte Steuerkarten für Mitarbeiter der Berliner Theater und andere hochrangige Gäste, die auf Kosten des Steuerzahlers eingeladen werden.
Die Zahlen sagen wenig aus, erst wenn wir die daraus gewonnenen Einnahmen daneben stellen, wird ein klareres Bild daraus.
Die Volksbühne hat für ihre Verhältnisse doch erstaunlich wenige Zuschauer. Das ist bedauerlich.
Ansonsten ist Herr Renner sicher nicht der schlechteste Senator. Da gibt es andere in anderen Bundesländern. Bitte mal über den Tellerrand schauen.
Berliner Besuchszahlen: Aufwachen!
@ Zisch
Wo es um Zahlen geht , geht es nicht mehr um
die Kunst ? Wachen Sie auf alter Mann ! Die goldenen Zeiten der Subvention sind vorbei . Tut mir auch leid , aber wir müssen leider
mit allen Mitteln um die Zuschauer kämpfen . Sie gehen vielleicht noch ab und zu ins Theater . Eventuell noch Schulklassen , und die Ca . 60 Personen die hier posten . ( Obwohl die meisten eher wohl nicht ) . Das war's ! Da können Sie gern bald zuhause Kunst machen .
Gruß
Berliner Besucherzahlen: wenn Kennzahlen, dann richtig
@10: Sie liegen falsch. Erstens bin ich (jedenfalls biologisch) kein alter Mann (aber vielleicht als sozial konstruierter ;-) ), und zweitens sind zwar die goldenen Zeiten vielleicht vorbei, aber wenn Sie sich die Eigenfinanzierungsquoten (typischerweise Spitzenreiter: Semperoper, mit grandiosen 40% oder so) angucken, dann kommen Sie nicht daran vorbei, dass Theater ein öffentlich-rechtliches Zuschussgeschäft ist, bleiben wird und - meiner Meinung nach - zum Glück bleiben wird.

Ich sehe mit Grausen einer "Herr Ober, Zahlen bitte!"-Kosten-Nutzen-Rechnung entgegen. Am besten verschränkt mit der Touristenquote im Publikum und deren Pro-Kopf-Ausgaben im Nachbarlokal und -hotel. Und bitte Downloadzahlen von Online-Programmheften. Und den Count von Schlagwörtern (Beispiel: "Flüchtlinge") in Spielzeitheften und Nachgesprächen. Auweia.

Es ist nichts dagegen zu sagen, sich Kennzahlen anzusehen. ABER
a) wenn schon dann richtig (siehe mein Kommentar #5) und
b) dann nicht als Kernindikator für die Kernaufgabe von Theatern (siehe mein Kommentar #1). Und dazu sollte "Kunst" wohl gehören. Ansonsten gibt es ja auch Kinos, Volkshochschulen, Puffs, Kneipen, usw.
Berliner Besucherzahlen: Qualität aus dem Algorithmus
@11: ich verstehe das Unbehagen bezüglich einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Allerdings glaube ich, daß die ja längst gemacht wird, die Kulturverwaltung hat ja sowieso allerhand Zahlen, und auch alles andere, was die Statistiker für Berlin so erheben. Dazu kommt vermutlich dann noch irgendein Algorithmus, wie hier das Super-geheime nachtkritik-Mittwoch-Charts-neurale-Netzwerk, mit dem Qualität erfasst wird, und damit wird dann (Kultur-)Politik gemacht.

Nur wir, die wir interessiert sind, und gerne mal verstehen würden, warum wer wieviel Förderung für was bekommt, was eigentlich die Kriterien sind, betreiben Presseverlautbarungs-Exegese. Das ist doch Mist.

Also in Kürze: wir brauchen Zahlen, damit die dann vom Tisch sind und man sich über die richtigen Kriterien einigen kann. Für mich gehören Kennzahlen dazu, aber wir brauchen auch Verschwendung und Unzweckmäßiges...
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