Presseschau vom 28. April 2016 – Die jüngste Aktion des Peng!-Kollektivs hält die Presse zumindest ein bisschen auf Trab

Handsignierte Entschuldigungen

Handsignierte Entschuldigungen

28. April 2016. "Das Arbeitsministerium entschuldigt sich. Nicht." Bei dem jüngsten Projekt des Peng! Kollektivs handelt es sich um eine Medien-Aktion, in der sich das Arbeitsministerium – im Video und auf einer Website – vermeintlich bei "Benachteiligten der Agenda 2010" entschuldigt. Das sorgt mal wieder für Aufsehen, zumindest medientechnisch.

Bastian Brauns porträtiert die Aktion auf zeit.de  (27.4.2016): "Das Bundesarbeitsministerium ist not amused. Natürlich sei das BMAS der Auffassung, dass Satire Teil des Rechts auf freie Meinungsäußerung sei, sagte ein Sprecher ZEIT ONLINE. Allerdings: 'Wir sind aber auch der Auffassung, dass Satire als solche erkennbar sein sollte.'" Inszwischen hätten die Künstler das Impressum der Webseite geändert und sich zu erkennen gegeben. Brauns begrüßt, dass die Aktion, die in Kooperation mit dem Schauspielhaus Dortmund arbeitet wurde, von der Kulturstiftung des Bundes gefördert werde. "Der Bund fördert damit die Kritik an seiner eigenen Arbeit."

In der taz (27.4.2016) resümiert Pascal Beucker die Reihe von Arbeiten, in der die neue Aktion steht: "Die KunstaktivistInnen rund um das Berliner Peng-Kollektiv haben in der Vergangenheit wiederholt mit aufsehenerregenden Aktionen für Schlagzeilen gesorgt. So fluteten sie vor zwei Jahren eine Shell-Veranstaltung mit schmieriger, öliger Flüssigkeit, um auf die Gefahren bei Bohrungen in der Arktis hinzuweisen. Im April 2015 kaperten die AktionskünstlerInnen das Foyer des Energiekonzern Vattenfall in Berlin und verkündeten bei einer inszenierten Pressekonferenz in dessen Namen einen Ausstieg aus der Kohle und den hundertprozentigen Umstieg auf erneuerbare Energien. Im November vergangenen Jahres persiflierten sie mit der Webseite machwaszaehlt.de eine Werbekampagne der Bundeswehr. Ebenso verantwortlich sind sie für die Geheimdienstkampagne Intelexit. Und im Februar besuchte das Peng! Kollektiv eine nicht öffentliche Tagung der Bundesprogrammkommission der AfD im Kasseler Pentahotel: Ein als Clown verkleideter Aktivist der Gruppe sang ein Geburtstagslied – und warf schließlich eine Sahnetorte auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch."

Im Neuen Deutschland (27.4.2016) heißt es: "Die Reaktionen auf Facebook zeigen, dass es Leute gäbe, die sich freuen würden, wenn es keine Satire wäre, sondern das Ministerium tatsächlich etwas Reue zeigen würde. So fragt eine Meera S., ob es nicht trotzdem gut wäre, sich mal richtig zu entschuldigen und die Sanktionen abzuschaffen. Insgesamt scheint man enttäuscht, dass das Ministerium es als reine Satire abtut und sich inhaltlich gar nicht mit der Thematik beschäftigt."

(sik)

 

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