Presseschau: Zum 90. Geburtstag von Gerlind Reinshagen
Grande Dame der Bundesrepublik
4. Mai 2016. Gerlind Reinshagen feiert ihren 90. Geburtstag und wird von SZ und FAZ mit Würdigungen bedacht: In der Süddeutschen Zeitung (4.5.2016) lobt Helmut Böttiger ihr Gesamtwerk als Arbeit an einer "Ästhetik der Gefühle (..) mit einem nervösen Gespür für feinste Regungen wie für große Ausbrüche." Irene Bazinger hingegen lobt Reinshagen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4.5.2016) als "Zeitlos Unzeitgemäße" und wagt einen kurzen Blick zurück auf das Leben einer, die jahrelang zu den meistgespielten DramatikerInnen Deutschlands gezählt wurde.
""Die unangestrengt-präzise 'Chronistin der alten Bundesrepublik' pflegte (..) das Schreiben als Arbeit an der Wirklichkeit und kritisierte die Verhältnisse, indem sie diese so treffend wie lyrisch, so scharf wie elegant, so polyphon wie leichthändig benannte," schreibt Bazinger über Reinshagen, die eine sei, die "Theater ohne die Kraft der Sprache gefährlich" findet und "die rhetorische Brillanz von Yasmina Reza oder René Pollesch" schätzt.
"Ihr zentrales Thema war stets die Welt der Angestellten, das Lebensgefühl im und nach dem bundesdeutschen 'Wirtschaftswunder'", schreibt ergänzend dazu Helmut Böttiger. "Dabei beschreibt Reinshagen dieses Milieu nicht kühl registrierend oder analytisch aus der Distanz, wie es damals üblich war, sondern mit dem gesamten Arsenal der Emotionalität. Ihre Sprache ist assoziativ, impressionistisch, melancholisch." Die Texte von Reinshagen würden zudem auf einen Moment voraus weisen, "den sie in 'Rovinato' eine der Figuren beschwören lässt: 'Die Späteren, unsere Nachkommen also, sollten sie unsere Schubladen aufziehen, unsere Matratzen aufschneiden, das Innenfutter unserer wasserdichten Mäntel: Sie werden unerhörte Schätze finden, Bildnisse ungeahnter Natur, die in der wirklichen und äußeren verloren gingen."
(SZ/ FAZ/ sae)
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