Presseschau vom 5. Juni 2016 – Die Theatermacher Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris im Gespräch mit der FAZ über die griechische Theaterszene im Zeichen der Krise

Ein anderes griechisches Produkt gibt es derzeit leider nicht

Ein anderes griechisches Produkt gibt es derzeit leider nicht

5. Juni 2016. "Die Krise hat Griechenland ins Zentrum der Berichterstattung gestellt und uns als Nebeneffekt mehr internationales Interesse für die Kunstproduktion eingebracht," sagt der an der Berliner Ernst-Busch-Schule ausgebildete griechische Theatermacher Anestis Azas im Gespräch nit Astrid Kaminski in der FAZ (4.6.2016). "Ich würde sagen, die griechischen Künstler haben die Chance genutzt und sich bewährt. Aber es ist nun höchste Zeit, dass es einen Plan der Kulturpolitik gibt. Denn das Einzige, was das Ansehen Griechenlands im Ausland verändern könnte, ist die Kunst. Ein anderes griechisches Produkt gibt es derzeit leider nicht."

Gemeinsam mit Prodromos Tsinikoris leitet Azas Experimentalbühne -1 des Nationaltheaters in Athen. In der FAZ reden sie über die Situation der Darstellenden Künste in Griechenland und ihre Arbeit.

Tsinikoris: "Aufgrund der Situation haben wir uns entschieden, die freie Szene bewusst zu fördern und Regisseuren mit einer interessanten Handschrift ein größeres Podium zu bieten – unter professionellen Bedingungen, das heißt, es den Künstlern für drei Monate zu ermöglichen, sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren, ohne dass sie abends in Bars arbeiten müssen. Im Prinzip kommt das einer Projektförderung gleich."

Ein weiteres Thema ist Jan Fabres schon im Vorfeld gescheiterte Intendanz des Epidaurus Festival:

Azas: "Man muss dazu sagen, dass es für ein internationales Festival gar nicht so außergewöhnlich ist, Themenschwerpunkte aus anderen Kulturen zu setzen. Aber in dieser speziellen Situation war es einfach unangemessen. Bei 1500 Vorstellungen, die hier in einer Spielzeit privatwirtschaftlich zustande kommen, wurde das Festival leider zwangsläufig auch zu einer großen Subventionsquelle. Wichtiger aber war noch, dass es ein Podium für griechische Gruppen geboten hat, um sich im internationalen Kontext zu behaupten. Die griechische Szene war nie so international wie heute."

(sle)

 

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