Presseschau vom 24. August 2016 – SZ und FAZ gratulieren dem Kritiker Benjamin Henrichs

Ein Zauberer wird Siebzig

Ein Zauberer wird Siebzig

24. August 2016. "Wie er zaubern konnte!" Zu dessen siebzigsten Geburtstag loben Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung den Kritiker und Journalisten Benjamin Henrichs in höchsten Tönen. "Wie er in ein paar Sätzen die Essenz, die Stimmung, den Geschmack und den Geruch eines Theaterabends beschwor, das macht ihm bis heute keiner nach", schreibt etwa Andreas Kilb in der FAZ.

"Der Zauberstab, mit dem Benjamin Henrichs (..) die Welt der Theaterbühne zum Leben erweckte, war seine Sprache. Keine Kritikersprache im klassischen Sinn. Vielmehr der Bericht eines begeisterten, ergriffenen, zutiefst gebildeten, zugleich aller bloß formalen Bildung misstrauenden Zuschauers." Henrichs setzte diese Sprache, so Kilb weiter, in den Siebzigern als Redakteur der Zeit "gegen den Rezensentenjargon von damals" durch. Nachdem er die Wochenzeitung 1997 verließ, ging er zurück zur SZ und arbeitete dort bis zu seinem Ruhestand. "Seine Stimme fehlt uns sehr", schließt Kilb.

Auch sein letzter Arbeitgeber, und zwar mit der Feder von Willi Winkler, feiert Henrichs mit großen Worten: Als "fertiges Genie" sei dieser 1969 zur Zeitung gekommen. Für Winkler prägte Henrichs mit seinen Texten maßgeblich die deutsche Theaterlandschaft seiner Zeit: "Kann es sein, dass selbst Thomas Bernhard nur eine Henrichs'sche Erfindung war? So wie Peter Stein, Claus Peymann und Luc Bondy – von Bernhard Minetti und Angela Winkler ganz zu schweigen – allesamt von ihm erfunden wurden."

Zuletzt noch einmal Kilb: "Wenn man diese Artikel (...) heute liest, wird klar, was man zuvor nur geahnt hat: dass es zwischen Kerr und Stadelmaier, zwischen der Theaterkritik der Weimarer und jener der Berliner Republik, in Wahrheit nur Henrichs gibt, seinen Stil, seinen Blick."

(sae) 

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