Presseschau vom 26. Januar 2017: Oliver Reese spricht mit dem Tagesspiegel über seine Pläne für das Berliner Ensemble

"Qualität wird nicht weggeworfen"

"Qualität wird nicht weggeworfen"

26. Januar 2017. Rüdiger Schaper vom Tagesspiegel (26.1.2017) hat sich mit Oliver Reese, der in der nächsten Spielzeit die Nachfolge von Claus Peymann am Berliner Ensemble übernehmen wird, getroffen. Schaper wollte herausfinden, was Reese, "ein eher ruhiger, höflicher Typ", in seiner ersten Spielzeit als Intendant vorhat. 

"Wo ist das Europa, dessen wir sicher waren?", fragt Reese sich selbst gleich zu Beginn. Die Zeiten seien "dramatischer" geworden. Es reiche nicht mehr aus, gute Schauspieler zu haben. "Man erwartet zu Recht, dass sich das Medium Theater zu dieser Zeit verhält." Gleichzeitig müsse das Theater aufpassen, nicht den Anschluss an die Jungen zu verlieren. Den Großen Gatsby zu "rappen", das sei allerdings auch nicht die Lösung. Viel mehr könnten "einige gute alte Tugenden hilfreich sein." "Echte Stücke" zum Beispiel.

Reese bekennt sich explizit zu einem festen Ensemble: "von Herzen, ja!" Darüber hinaus möchte er gerne auch einige Inszenierungen der Ära Peymann behalten. Neben der Dreigroschenoper und dem Endspiel von Robert Wilson auch "Der Gott des Gemetzels" in der Inszenierung von Jürgen Gosch und Heiner Müllers "Arturo Ui". "Solche Qualität wird nicht weggeworfen", so Reese.

Die Lust überwiegt den Schiss

Über das Ensemble und die Regisseure, die ab der kommenden Spielzeit am BE inszenieren sollen, lässt sich Oliver Reese allerdings keine konkreten Aussagen entlocken. Woran es liege, dass er es momentan im Gegensatz zu Chris Dercon leicht habe mit der Berliner Öffentlichkeit, fragt Schaper. "Na ja, ich bin seit über zwanzig Jahren an verschiedenen Häusern in der Theaterleitung, lange auch in Berlin, als Chefdramaturg und Intendant, als Regisseur, als Autor. Theater ist durchaus ein Beruf, den kann und muss man lernen." Berlin sei tatsächlich ein hartes Pflaster, dies gälte aber für "alle Menschen, die in Berlin leben", nicht nur für Theatermacher. Trotzdem: "Ich finde, die Lust überwiegt den Schiss."

 (Tagesspiegel / sae)

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