Ein neues Theater und sehr viel mehr Geld

21. Februar 2017. Der jahrelange Streit um die Sanierung bzw. Schließung der Theater am Kurfürstendamm ist mit einem Kompromiss zwischen dem Intendanten der Privattheater Martin Woelffer und dem Investor Cells Bauwelt beigelegt worden. Das meldet unter anderen. Der Tagesspiegel. Erst in der vorigen Woche war eine Zwangsräumung der Gebäude verschoben worden. Einer notariell beurkundeten Vereinbarung zwischen beiden Seiten zufolge müssen die zwei historischen Theatersäle nun zwar dem Abriss weichen – dafür bekomme Woelffer freie Hand bei der Gestaltung einer Ersatzbühne im Kellergeschoss mit einem oberirdischen Foyer.

Als Eigentümerfirma des Ku'damm-Karrees, in dem die Theater sich befinden, trage Cells Bauwelt die Baukosten für das neue Theatergebäude, die auf zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt würden, und stelle darüber hinaus 3,3 Millionen Euro für die Innenausstattung zur Verfügung, so der Tagesspiegel. Außerdem sei ein Mietvertrag für 20 Jahre mit der Option auf zwei Verlängerungen um je fünf Jahre geschlossen worden. Jahresmiete: 800.000 Euro. Kultursenator Lederer kündigte an, die Theater künftig mit einem Betrag in dieser Größenordnung zu fördern. Derzeit liegt der Zuschuss bei 230.000 Euro pro Jahr.

Außerdem erlasse der Investor den Ku'damm-Bühnen rund 600.000 Euro, die in den vorigen Jahren durch unbezahlte Betriebskosten aufgelaufen waren, berichtet der Tagesspiegel. Als Ersatzspielstätte für die Sanierungszeit ab Mai 2018 sei das frühere Schiller-Theater im Gespräch, das derzeit noch der Staatsoper als Ausweichspielstätte dient.

(Tagesspiegel / sd)

Mehr zum Streit um die Ku'damm-Bühnen in unserem Podcast vom 28. Oktober 2016 – Wie ist es zur Eskalation um die Berliner Bühnen am Kurfürstendamm gekommen?

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Kommentare  
Ku'damm-Bühnen-Einigung: guter Deal??
Kompromiss und Einigung klingt erstmal gut. Aber kann mir irgendein Rechenschieber bitte erklären, warum das auch für Berlin und nicht nur den Investor ein "guter Deal" sein soll? Bei 800.000 € Jahresmiete sind das nach 20 Jahren Mietdauer 16 Millionen, richtig? So viel wie die Kosten, die jetzt großzügiger Weise übernommen werden. Also das Ding gehört dem Investor, die Stadt bezahlt es langfristig komplett und steht am Ende mit leeren Händen da. Kann uns ein Kulturberater (zum Beispiel Herr Hasselbach) mal erklären, ob sowas eine gute fiskalpolitische Entscheidung ist oder langfristig gesehen eine totale Milchmädchenrechnung (zumal bei steigenden Immobilienpreisen)?
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Freude
freut uns das es geklappt hat,dann können wir weiter ein Stück uns ansehen.
Familie Runow Schwerin
Ku'damm-Bühnen-Einigung: gute Nachricht
Das finde ich ja eine gute Nachricht das diese beiden Kulturstätten für Berlin erhalten bleibt .
Ku'damm-Bühnen-Einigung: nicht übertrieben
Es handelt, meines Erachtens, mehr um eine Stadt wie Berlin € 4,75 per Einwohner per Jahr für Kultur in Zwei Theatern Zahlen muss. Ich finde es absolut in Ordnung - "so viel" für Kultur bezahlen zu müssen. Da brauche ich keine ROI Berechnungen in Werk zusetzen.
Ku'damm-Bühnen-Einigung: worauf es ankommt
Ja, weiß man nun nicht so genau. Ich denke ja so: wenn man inzwischen weiß, wer denn der konkrete, im Rechtsstreitfalle namenlich haftbar zu machende, Ivestor hinter Cell ist, ist es vielleicht ein guter Deal. Wenn man das nicht weiß und trotzdem abgeschlossen hat, ist es mit größerer Wahrscheinlichkeit kein guter Deal. Weil im Prinzip auch rechtlich unüberprüfbare Geldwaschbestrebungen und Steuerhinterziehungsvertuschungen dadurch legalisiert worden sein könnten. Wenn das deutsche Steuergelder beträfe, wäre es ganz und gar kein guter Deal. Das wäre dann wie ein Theater verloren und den geschichtslosen Ersatz desselben gleich noch doppelt bezahlt und zwar an Unbekannt... Oder? Ist das eine Milchmädchenrechnung, Adam Riese et al?? Kann denn das Schiller-Theater all die Berliner Theater-Asylanten, die da um Räume und Interimsräume anstehen, noch aufnehmen?
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Gratulation
Ich gratuliere Ihnen und uns!
Ku'damm-Bühnen-Einigung: sehr wichtig
Das ist ja super und bin sehr froh über diese gute Nachricht!! Es ist sehr wichtig, das die beiden Kulturstätten erhalten bleiben, ohne wäre Berlin nicht "komplett"!!!
Ku'damm-Bühnen-Einigung: ein Stück wird fehlen
Auch wenn es scheint das die Ku'damm-Bühnen gerettet sind,so werden sie dennoch abgerissen.Das neue Theater wird nicht mehr das Selbe sein.Es ist sehr bedauerlich das der Abriss der historischen Ku'damm-Bühnen trotz vielen Eingaben und Petitionen nicht verhindert werden konnte.
Ein Stück Berlin wird sicher fehlen.
Ku'damm-Bühnen-Einigung: falsche Gewinner
ich freue mich, das beide Bühnen, unter bisheriger Leitung, weiterhin existieren werden!!!!
Trotzdem bleibt auch bei mir ein sehr großer Wehrmutstropfen!!!
Nach wie vor ist es ein Skandal, das es überhaupt soweit kommen konnte- Ausverkauf von Immobilien Um erstmals scheinbar, die Senatskassen aufzuwerten- um langfristig wieder drauf zu zahlen!!!
Schade, das die Verantwortlichen hierfür auch noch eine Anrecht auf eine lebenslange Pension haben!!!!
Die Gewinner sind wie immer Fremdinvestoren, die nur auf Gewinn aus sind, und die Bedeutung beider Bühnen für die Stadt Berlin garnicht nachvollziehen bzw. schätzen können!!!!
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Bühnen werden nicht erhalten
Auch wir sind gleicher Meinung wie Christian König, Es ist eher kein Gewinn, sondern ein Verlust. Nichts Neues wird je das Flair und die Atmosphäre der alten Spielstätten ersetzen können. Wir sind der Meinung , dass die Bühnen nicht erhalten werden, was eigentlich Zweck der ganzen Petitionen war.
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Win-win-deal
Der einzige wichtige Erfolg für Berlin und die Berliner und
Berlinerinnen ist, dass der Theaterstandort Kurfürstendamm
erhalten bleiben wird.
Eigentlich galt die vielgelobte Unterstützung der Berliner dem
Erhalt der beiden historischen Bühnen. Dies ist leider
dem schwer zu verstehenden Kompromiss zum Opfer gefallen.
Ich gratuliere dem Investor Cells Bauwelt und der Direktion
Woelffer, es ist für beide ein WIN-WIN-Deal.
Eine Alternative habe ich leider auch nie gesehen.
Detailierte Informationen bzgl. des Neubaus kenne ich nicht.
Ich befürchte leider aber auch , dass bei 800.000 EURO Jahresmiete
plus Betriebskosten und den üblichen Nebenkosten schon
ein Supertheater entstehen wird, welches dem Boulevard-Charakter
nicht mehr gerecht wird. Wieviele Besucherplätze sind vorgesehen ?
Bei 800-1000 Sitzen müssten ja schon grosse Titel im Plan sein.
Für ´Pension Schöller´, ´Mit Arsen und Spitzenhäubchen´,
´Die spanische Fliege´ und ähnliches Genre wäre dort kein
Platz mehr.
Doch vielleicht wird dann der Kurfürstendamm wieder ein
Weltspielort, ich gönne es der Direktion.
Ich bin gespannt auf die Übergangszeit, dort wäre das
Schillertheater ja wirklich nur eine absolute Notlösung.
Das Ambiente dieser Bühne hat mit einem Boulevard-Flair
nichts gemeinsam. Alternativen gibt es leider nicht.
Schade , dass die TRIBÜHNE der Abrissbirne zum Opfer
gefallen ist und das HANSATHEATER in Moabit ebenfalls
Investoren zum Opfer gefallen ist. Schade drum...
Ku'damm-Bühnen-Einigung: nicht geeignet
Ich möchte mich #11 anschließen. Ich habe auch zuerst an die Tribüne und das Hansa-Theater als Ausweichspielorte gedacht. Gibt es leider nicht mehr. Das Schiller-Theater hat eine Riesenbühne und der Raum ist immens hoch. Boulevard-Stücke, die ja oft eher in Wohnzimmern spielen, werden da nicht leicht aufzuführen sein. Aber nun denn. Ich drücke allen Beteiligten die Daumen.
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Kriterium für guten Deal
Ob das ein guter Deal ist? - Aus meiner Erfahrung mit zwar kleineren vermittelten Geschäften kann ich sagen: Ein guter Deal ist einer, bei dem beide Parteien nach Abschluss das Gefühl haben, ihr Glas sei halb voll. Sobald beide Seiten oder auch nur eine Seite das Gefühl hat/ben, ihr Glas sei halb leer, ist es kein guter Deal.
Ku'damm-Bühnen-Einigung: Ungutes Gefühl
Bei aller Freude, dass die Theater am Ku-Damm nicht gänzlich verschwinden sollen, habe ich dennoch irgendwie ein ungutes Gefühl. Investoren "kommen" und "gehen", und sind außerdem nicht immer vertragstreu. Wenn man dann möglicherweise nicht genau weiß, wer zu gewissen Situationen und Zeitpunkten tatsächlicher Ansprechpartner ist, kann man nur hoffen und wünschen, dass der Deal ein wirklich guter ist...

Thomas R. Holzapfel
Neustadt a. Rbge.
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