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Der Prinz ist gedanklich verreist

von Christian Rakow

Berlin, 25. September 2009. "Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?", kichert Prinz von Homburg in sich hinein. "Ich, ich, ich, ich." Als narzisstischer Knabe steht er an der Rampe, eingezwängt in die allzu enge Hülle seiner Jugend. "Helft Freunde, helft! Ich bin verrückt."

Es gab mal Zeiten, da wurde alle romantische Verschlungenheit aus Kleists "Prinz von Homburg" getilgt. Da meißelte man des Helden wunderliche Tagträume verbissen weg, auf dass das Reiterstandbild eines deutschen Patrioten erstehe: Homburg als Sieger über die Schweden, den das Kriegsgericht ereilt, weil er entgegen der Befehlsorder zu früh zum Angriff geritten. Homburg, der sich im Angesicht des Todes vom hitzigen Einzelkämpfer zum loyalen Untertan mausert. Homburg, der, von seinem Kurfürsten Friedrich begnadigt, dem bedingungslosen Vaterlandskrieg huldigt: "In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!"

Rot geschminkter Eispalast

Bei Regisseur Andreas Kriegenburg auf der großen Bühne des Deutschen Theaters gibt es dagegen nurmehr Homburg als Träumer und mit Ole Lagerpusch eigentlich auch so etwas wie eine Traumbesetzung. Er ist ein somnambuler Jüngling, der selbst dann noch meilenweit in Gedanken verreist scheint, wenn er dem Publikum direkt auf die Köpfe blickt. Stets hängen seine Schultern im viel zu großen Offiziersmantel. Dieser Knabe rennt nicht gegen das stahlharte Gehäuse des Staatswesens an, sondern gegen den Sog seiner inneren Berauschtheit.

So weit, so gut. Doch dieser Geschichte eines Romantikers, der sich in seine eigene Unendlichkeit verliebt, scheint Kriegenburg nicht ein einziges Körnchen Lebenswahrheit zuzutrauen. Mit zentnerschwerem Formwillen presst er sie ins Abstrakte. Die Bühne, ein blutroter Reichstagssaal mit preußischem Wappen an der Wand, birgt Traumtänzer ohne Tanz, Standbilder einer erschlafften Regieabsicht. Das Rot des Raumes täuscht. Wir befinden uns in einem Eispalast. Und während der weltlose kleine Junge mit dem erkalteten Herzen klar durch Lagerpuschs Homburg besetzt ist, balgen sich die übrigen Beteiligten um die Rolle der Schneekönigin.

Stiefelschlurfen im seichten Wasser

Leidenschaftsfrei dirigiert Jörg Pose als Kurfürst seine Truppen. Wenn die Hitze der Schlacht behauptet werden soll, stürzt sich Lagerpusch in das Wasser, das den gesamten Bühnenboden bedeckt. Später tut es ihm Barbara Heynen als Homburgs Geliebte Natalie gleich, wenn sie ihren Bittgang für den Inhaftierten krönt. Die Figuren stecken unter maskenhaftem, kreideweißem Make-up, das bei dem einen (Homburg) oder der anderen (Natalie) mit zunehmender Dauer abgewaschen wird. Dass ein bewegteres Antlitz darunter hervor schiene, lässt sich nicht sagen.

Allerorten fließt der Text zügig und unakzentuiert vorüber. Wendungen und Sinnmomente werden verplätschert, während das Stiefelschlurfen seicht das Wasser wogen lässt. So laut der Hall des Saales tönt, so bleiern wechseln die Akteure ihre Posen und Haltungen. Da schließt Homburg einmal inwendig Bekanntschaft mit dem Tod und flüstert, "schade, dass das Auge modert, das diese Herrlichkeit erblicken soll." Nur um Sekunden später bruchlos eine beschwingte Jugendliebeszene mit Natalie an die Saalwand zu klatschen. Spätestens da kommen Zweifel auf, ob auf den Durchlaufproben genau hingeschaut wurde.

So besitzt Berlin aktuell zwei Prinzen von Homburg: einen erdigen Skinhead am Maxim Gorki Theater, dem ununterbrochen Regen auf das niedere Haupt prasselt. Und einen ätherischen Zärtling am DT, dem die Nässe kalt von den Füßen her ins luftige Hirn zu kriechen scheint. Es stehen die Türen offen für einen mittleren Mann, der nicht von vornherein auf Weltfremdheit und ein möglichst desolates Schlussbild gepolt ist. Ein Mann, der weder zu martialisch für die Fragen nach Loyalität und Staatsdenken ist, noch zu spinnert für die Behauptungen des Individualismus. Ein Mann, der Tod und Leben fühlen lässt. Ins Rund mit allen Freunden Friedrich Homburgs!


Prinz Friedrich von Homburg
von Heinrich von Kleist
Regie und Bühne: Andreas Kriegenburg; Kostüme: Andrea Schraad; Dramaturgie: Juliane Koepp; Licht: Matthias Vogel.
Mit: Jörg Pose, Judith Hofmann, Barbara Heynen, Ole Lagerpusch, Bernd Stempel, Johannes Schäfer.

www.deutschestheater.de

Mehr lesen? In Düsseldorf inszenierte Andreas Kriegenburg im März 2009 Friedrich Schillers bürgerliches Trauerspiel Kabale und Liebe über die Liebe in Zeiten der Klassengesellschaft. Als neuer Hausregisseur am Berliner Deutschen Theater eröffnete er im September 2009 die Intendanz Ulrich Khuon mit Joseph Conrads Herz der Finsternis.

Kritikenrundschau

Für seine "Prinz von Homburg"-Inszenierung am Deutschen Theater Berlin habe Andreas Kriegenburg "den großen Farbtopf genommen und nicht gekleckert", schreibt Tobi Müller in der Frankfurter Rundschau (28.9.2009). "Es ist ein wahrlich wahnsinniger Raum. Er lässt nicht nach, den Motor von Kleists Triebmaschine in ein Bild zu fassen. Rot: Es geht um Liebe, aber auch um Blut und Staat. Wasser: Es geht um Tränen." Aber der Raum setze auch "den Ton für diese Inszenierung, diese Choreografie, diese Sprechoper. Es ist ein konzentrierter Ton, der zur Sprache zwingt, auch wenn in den 100 Minuten ziemlich viel Text wegfällt." Der junge Schauspieler Ole Lagerpusch sei als Typenbesetzung ideal: "weiche Gesichtszüge, schwarzer Schopf, schön und feinfühlig wie eine balladeske Kampfsau." Sein Prinz von Homburg habe "viele Töne. Die leisen gelingen ihm am besten".

"Ob's Herzblut ist, durch das die sechs Darsteller waten, oder ein Luftschutzkeller, in dem keine Sohle trocken bleibt, alles wirkt hier von Anfang an wie ein surrealer Fieberwahn, der nicht nur den schlafwandelnden Prinzen, sondern den gesamten Hofstaat und die Heeresführung verfolgt", meint Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen (28.9.2009). Wobei der "technisch ausgezeichnete Ole Lagerpusch als Heulboje von einem Homburg in immer neuen Modulationen" greine und schniefe und lamentiere. Andreas Kriegenburg und das "harmonisch zurückhaltende Ensemble" zeigten den "Prinz Friedrich von Homburg" "als somnambule Hydrotherapie, aus deren Wasserkurfürstentum mitunter ein Spritzer ins Publikum fliegt, mehr nicht. Die Inszenierung macht uns nicht nass und wäscht uns nicht den Pelz, doch was sie eigentlich soll, erscheint überaus verschwommen."

Kriegenburg sei "ein Theaterkünstler der Extreme", konstatiert Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (27.9.2009): "Mittlere Lagen gibt es bei ihm nicht. Entweder er überzeugt, er überwältigt, oder er schmiert fürchterlich ab." Was daran liege, dass er sich jeweils einen festen Rahmen schaffe, "eine alles bestimmende Bildidee, eine Bildfessel, die alle Fantasie erstickt oder Energien freisetzt." Sein "Homburg" nun bewege sich "auf engstem Raum, der szenische Radius wird brutal eingeschränkt. Doch diesmal geht die knappe Kalkulation auf. In nicht einmal zwei Stunden mutiert der verliebte Träumer, der Prinz von Homburg, zu einem furchterregenden Kampfroboter." Zwar gebe es auch diesmal "diese fette Kriegenburg'sche Symbolik, diese Tanztheater-Marotten", und es fehle nicht viel, "und Kriegenburgs breite Handschrift hätte wieder alles verdorben." Dann aber "kommen starke sprachliche Auftritte, hell und grell blitzt Kleists Wortgewalt auf".

Wenn Kriegenburg Kleists Schauspiel rot einfärbe, dann scheine es, "als solle ein anthropologischer, quasireligiöser Befund geliefert werden: Alles Lieben, Bekriegen und Träumen ist aus einem Sud gekocht – dem Blut", schreibt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung
(28.9.2009). "Ist es aber so, bleibt dem Einzelnen allenfalls die Märtyrerrolle." Kriegenburg erweise sich damit "als der Apostel eines allumfassenden Nihilismus, der den Konflikt zwischen Ich und Welt, Gesetz und Gefühl für längst entschieden hält." Und so "laufen seine Figuren dauernd ins Leere, das allerdings sehr virtuos. (...) Was immer die Figuren tun und sprechen, sie waten ort- und ziellos durch das Kriegenburgsche Nihilisten-Blut." Das habe jedoch fatale Folgen: Der Abend sei "nichts als eine ästhetizistisch aufgeblasene Kunsthandwerksübung, die sich genüsslich an ihren Einfällen und Effekten weidet." Zu sehen, wie das Stück "in dieser Zeit derart haltungslos und ohne jeden Niederschlag von Geschichts- und Gegenwartsbewusstsein" lediglich ausgestopft werde, lässt den Kritiker zuletzt "wirklich erschrecken".

So wie Ole Lagerpusch den Homburg spiele, "bleibt er in sich versunken, rein auf sich bezogen – ein jugendlicher Egomane, der das 'ich' laut ausruft oder auch mal stammelnd hintereinanderreiht", schreibt Anne Peter in der tageszeitung (28.9.2009): "Einer, der kaum je seine Gesprächspartner anschaut und in dessen selbstberauschte Traumwelten keiner durchdringt." Ansonsten stünden die Schauspieler vorzugsweise stocksteif herum und "klappern die Kleist-Verse eher hölzern herunter. Ihre Gesichter sind mit weißer Farbe zu unrührbaren Mienen gekalkt, verstaubte Puppen einer überkommenen Tradition. Kriegenburg verschiebt sie wie Spielfiguren auf einem unsichtbaren Schachbrett." Die hohle Generalästhetisierung dränge schließlich auch "den eigentlich formidablen Verwandlungs- und Verausgabungsperformer Lagerpusch zu Manierismen. Virtuos wechselt er die Gesichter des prinzlichen Irrwitzes, aber meist bleiben es aufgesetzte Grimassen." Überhaupt bleibe vieles in Kriegenburgs Inszenierung "äußerlich, ausgedacht, gekünstelt". Und letztlich sei es "erschreckend, wie schön der Fatalismus hier anzuschauen ist."

Wofür das Rot des "Homburg"-Bühnenbildes stehe, fragt sich Eberhard Spreng auf Deutschlandfunk (26.9.2009): "Auch nachdem man sich ein paar Mal die Augen gerieben hat, um dem Ansturm der einen Farbe stand zu halten, bleibt die Frage unbeantwortet. Es ist wohl doch nur eine etwas kunstwollende Idee des Bühnenbildners und Regisseurs Kriegenburg, der schon betörende Symbolwelten entworfen hat, aber manchmal eben übers Kunstgewerbliche nicht hinaus kommt." Vor einer Woche sei das Deutsche Theater "mit zwei Versuchen, das Fremdsein in der Welt zeitgenössisch zu fassen mehr oder weniger gescheitert". Nun komme es "mit Kleist zu seinem traditionellen Kerngeschäft, der Neuausdeutung klassischer, zumal deutscher Dramatik. Aber wiederum bleibt das noble Haus merkwürdig unberedt und dreht weltvergessen ästhetische Pirouetten."

Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (30.9.2009) will es scheinen als verwechsle Homburg: "die Welt mit der Welt in seinem Kopf." Man kenne das ja aus der Gehirnforschung. Was Laudenbach unter Zuhilfenahme der grünen Gläser des Heinrich von Kleist ausbreitet, ist zwar seit Kant recht bekannt geworden, aber das tut nichts. Die Pointe, findet Hirnforscher Laudenbach, liege darin, dass "nicht immer trennscharf zu unterscheiden" sei, "auf welcher Seite ein Wahnsystem herrscht: In der wohlgeordneten Außenwelt oder in den Bewusstseinsabweichungen der Kleist-Figuren". In Kriegenburgs rotem Kasten, schreibt Laudenbach, da er nun doch auf die Inszenierung zu sprechen kommt, scheine "niemand auf dem Boden der Tatsachen zu stehen". Im Spiegelbild des Wasser, "das den gesamten Boden bedeckt", würden sich "die klaren Grenzen zwischen fest umrissener Realität und ihrer irreal verzerrten Verdoppelung" auflösen. Der Prinz sei in dieser "roten Hölle ein somnambul Entrückter", der sich darin gefalle, "dick aufgetragen Exaltationen, Entrücktheiten, Narzissmen" vorzuführen: "lauter Wirkungen ohne innere Ursache." Der Hofstaat bestehe aus "Märchen-Erscheinungen", die pure "Bildelemente" blieben in Kriegenburgs "Designertheater, das sich wenig für die Figuren, für ihre Brüche, für ihre - altmodisches Wort - Seelen interessiert."

Ganz anders Matthias Heine in der Tageszeitung Die Welt (30.9.2009): Zwar sei der von Ole Lagerpusch gespielte Homburg gewiss kein Heerführer, "dieser "langhaarige zarte Junge" würde "sogar vom Schaukelpferd fallen". Aber ein Haudegen sei er ja auch bei Kleist nicht, eher ein "unzuverlässiger Schwarmgeist". Kriegenburg lese das Stück "als geheime Autobiografie Kleists". Doch Kriegenburg wolle das Stück keineswegs "wieder mal entlarven und denunzieren". Er nehme vielmehr den Konflikt "trotz aller rabiaten Striche" ernst. So sei auch der Große Kurfürst "keine Charaktermaske militärischer Bürokratie", sondern einer, der "die Prinzipien so hoch hält, wie Kleist es getan hat". Es habe etwas "von famosem Kitsch, wie Kriegenburg und sein Titeldarsteller ins überschwängliche Getümmel dieses Stücks stürmen." Und trotz des überwältigenden Bühnenbildes gelänge es den Schauspielern, gegen "plakative Interpretationen", die "die Szenografie" nahe lege, die Oberhand zu behalten. Ole Lagerpusch vermöge "die Ängste des Prinzen (….) ebenso über die Rampe zu bringen wie die Euphorie (…) und den Halbwahnsinn. Angesichts seines Spiels habe "manche Träne ein Auge im Publikum" gewässert. Mit Lagerpusch habe das "ohnehin prunkvolle Ensemble" des Deutschen Theaters einen weiteren "jungen Edelstein" gewonnen.

 

 

Kommentare  
Kriegenburgs Berliner Homburg: kluge Kritik
danke. wirklich eine wohltuend kluge kritik.
Kriegenburgs Homburg: ein Vorgänger von 1995
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an die Vorgänger-Aufführung des "Homburg" am DT zu erinnern – eine Aufführung von 1995, die eigenartigerweiser schnell vergessen wurde. Michael Maertens spielte den Homburg darin als einen, der bis zur Selbstaufgabe am Leben hängt. Es war eine Art Existenzstudie, gnadenlos nackt wurde eine Seele in ihrer Todesangst vorgeführt, bis zur Lächerlichkeit. Es gab damals Buhs in der Premiere, und die Kritiken gingen eher missmutig über die Aufführung hinweg. Vielleicht aber hat man den Homburg nie so unverstellt, so ohne jedes Pathos, so frei von historischem Ballast gesehen. Diese kaum je gewürdigte Inszenierung stammte von Jürgen Gosch, doch vielleicht war die Zeit damals noch nicht reif für seine Menschenerkundungen.
Kriegenburgs Homburg: im roten Weichlingsmantel
es war sentimental, überladen, unehrlich...manchmal unerträglich kitschig und patethisch. in besseren momenten waren die überhöhungen dieses prinzen nicht ausgedacht , sondern weich und fein. zu ungefähr neunzig prozent war es jedoch einfach zuviel puderzucker, äh, puderstaub auf mantel und gesicht.... ein milchbubi, der an mamis rockzipfel hängt. ein dickliches kind, das nichts fühlt als die spielzeugmachboxparty. eine rote lounge, ohne sitzgelgenheit. plätscherndes wasser, eine völlig emotionslose natalie. die inszenierung wirkte wie am reißbrett entworfen, ein schlachtplan, wie ihn der kurfürst, äh, eher ein buchhalter als ein mächtiger mann zeigt. ein paar schöne moment: homburg, sich im wasser wälzend. natalie in gymnastisch-verzweifelter verschränkung mit ihrem oheim. die tante beim betteln um homburgs leben. und : BEND STEMPEL!! wunderbar. selbst in der u-bahn traf ich ahnungslos weitere theatergänger, die unabhängig laut den namen bernd stempesl und rolle kottwitz skandierten... er trat auf mit kottwitz monolog - und die szene wandelte sich: alle anderen mitspieler waren noch minutenlang nach seinem grandiosen auftritt endlich mal im fahrwasser der lebendigkeit.. von ihm angesteckt.. bis es wieder träge abebbte und in das gewohnte runterrattern verfiel. schade. soviel möglichkeiten und soviel verschenkt...doch: an michi maertens als homburg erinnere ich mich lebhaft. eine dunkel-mystische, geniale inszenierung damals. ja. und auch den am maxim gorki finde ich nicht schlecht: cool bis zum geht nicht mehr, aber ich glaubte ihm jedes wort... diesem hier im roten weichlingsmantel glaube ich gar nichts: ich kann ihn nur ob seiner artistik bewundern - aber ehrlich gesagt, höre ich mir da lieder ein konzert der goldenen zitronen an als im theater ob der tiefen, menschlichen gefühle betrogen zu werden...
Kriegenburgs Homburg: besser Konzert anhören
ich finde es immer wieder befremdlich,wie menschen die ja offensichtlich interesse an theater haben so wenig davon zu verstehen scheinen. hier, nur um ihr ego zu befriedigen, andere menschen diskreditieren und ihre eigene unzulängliche meinung zum maßstab der dinge machen wollen. ein theaterabend ist immer noch etwas für das man dankbar sein sollte,und dem man erstmal wertfrei und vor allem respektvoll gegenüberstehen sollte.alles was ich hier lese ist beleidigend und persönlich und hat mitnichten liebe für das theater übrig. entschuldigung, aber mitdenken gehört, glaube ich zum zugucken dazu. es ist leicht etwas abzutun das man nicht begreift, denn nur so kann ich das geschriebene meines "vorschreibers" verstehen. sich suhlen in der eigenen wortgewandheit. da empfehle ich ihnen tatsächlich besser ein konzert anzuhören; lassen sie hier menschen raum, die sich konstruktiv mit gesehenem auseinandersetzen können und nicht mit platten meinungen und worten (dickliches kind? spielzeugmachboxparty?- was bitte soll das bedeuten?) um sich schmeissen müssen. das ist einfach nur niveaulos und peinlich und zweifelsohne ein armutszeugnis.
Kriegenburgs Homburg: Kritik außerordentlich prägnant
Obwohl ich es ganz anders gesehen habe - finde ich diese Kritik außerordentlich prägnant und genau beobachtet udn bin sogar bereit , mein eigenes Urteil zu überprüfen udn werde den guten alten Homburg nochmal lesen. Ich dsahe das Stück vor etwa 30 Jahren am DT - ganz anders gedeutet natürlich. Was ich in dieser Aufführung wirklich ägerlich fand, war die schludrige Sprache im ersten Drittel ( Handwerk!!) udn die geringe Modulation und Färbung der Sprache/ Stimme durchgängig. Es wurde viel zu viel gebrüllt, somit gab es wenig sprahcliche Differenziertheit.
Kriegenburgs Homburg: der Prinz als dickliches Kind
es ging mir in meiner persönlichen kritik keineswegs darum, menschen zu beleidigen. auch liebe ich das theater wie sie und kann durchaus lobend in den himmel rufen, wenn mir etwas gefällt. habe mein wortgewandheitssuhlen nicht bemerkt, ich schreibe, wie ich schreibe, vielleicht übungssache...
mit dickliches kind meinte ich, meinen eindruck von diesem prinzen zu beschreiben, der wie ein kleines kind am anfang (auch mit absicht der regie) von seiner reuterei schwärmt wie von einem kindergeburtstag, wo man mit spielzeugautos hantiert..das war alles so geplant von der reige und vom schauspieler, aber mir hat diese interpretation nich tgefallen, weil sie die geschichte in meinen augen verrät und verharmlost...eine innere sehnscht eines menschen, einen inneren traum--der bei kleist immer sehr wichtig ist und war, ja, eine spirituelle suche verkleinert auf einen kindergeburtstag..das ist mir aufgestoßen...
Kriegenburgs Homburg: gegen Pille-Palle-Geist
@rrrotrotrot
Habe Homburg nicht gesehen und deshalb in dieser Diskussion eigentlich nichts zu suchen,habe aber andere Inszenierungen von Kriegenburg in Hamburg gesehen und konnte ihren ersten Beitrag gleich als mir-aus-dem-Herzen-gesprochen einordnen,nicht weil ich es richtig finde junge Schauspieler persönlich anzugreifen(die sollte man tatsächlich immer verschonen),sondern weil sich jemand nicht mit diesem allgemeinen Pille-Palle-wir-machen-verrücktes-Theater-Geist zufrieden gibt.(Es wurde hier kürzlich der Begriff des "Hopsertums" (Wahlverwandschaften/Berlin) ins Spiel gebracht auch das hat mich sehr erleichtert,mit meinem Blick auf die Theaterlandschaft nicht alleine dazustehen) Ihren Beitrag erläuternd haben Sie von der Kleist'schen "Inneren Sehnsucht bzw dem inneren Traum eines Menschen" gesprochen - Wie sehr würde ich mir wünschen das viel mehr,auch gerade jüngere Regisseure, den Mut und den aufrichtigen Wunsch hätten diesen "inneren Sehnsüchten der Menschen, auf der Bühne Gestalt zu geben! Denn Quatsch-machen ist zwar schön,macht die Seele und das Herz aber irgendwann nicht mehr satt.
Kriegenburgs Homburg: zu seicht, zu satt
oh - nein, erstens: ist herr kriegenburg kein junger regisseur mehr -sondern ein etablierter, fas schon väterlicher - auch barbara weber würde ich nicht mehr als jung bezeichnen...und zweitens habe ich gar nichts gegen moderne, spaghettiwerfende neue bilder: nur müssen sie die geschichte, den IN-halt, das innere, ernst nehmen, berechtigt sein..mir war herr kreigenburgs version zu seicht, zu satt...im gegensatz fand ich seine früheren arbeiten oft spannend und engagiert, aber auch ihn hat das etablissement erreicht...diese inszenierung hat niemanden etwas gekostet --außer die schauspieler, die teilweise eingenäßt und eingepudert strecken überbrücken mußten...und auch schauspielerisch ins leere liefen, trotz großer bemühungen...aber die zuschauer und der regissseur blieben leer zurück..- und ja, stimmt, barbara webers verhopste inszenierung war ja mal die oberflächlichkeit en gros..leider...- satte glatte , theatrale verkaufsfläche...es gibt aber durchaus aufregend-neues theater, herr kehlmann ist mir sehr sehr fremd..
Kriegenburgs Homburg: keine weiteren Rechtfertigungen
Auweia - wollte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten oder Ihnen gar ollen Kehlmannismus anhängen... Hat mich nur gefreut bei ihnen verstanden zu haben das Ihnen Dinge wichtig sind die auch mir wichtig sind - wollte aber nicht ungefragt in Ihrem Fahrwasser planschen und Sie zu weiteren Rechtfertigungen nötigen !
Kriegenburgs Homburg: zu schnell gepostet
sorry...war wohl zu heftig reagiert von mir..habe es im nachhinein auch gemerkt..da war der kommentar schon losgepostet..es freut mich ebenfalls, daß ihnen innere dinge wichtiger sind als äußerlichkeiten..ohne zu wissen, wer oder woher sie sind..sende unbekannte.. oder bekannte?..-wer weiß?-..grüße aus dem innerlichen und inneren berlin
Kriegenburgs Homburg: Überall Inneres
@@out of berlin: Merkel war glücklich, Westerwelle war euphorisch. Das Innere wird überall dargestellt und interessiert mich überhaupt nicht.
Kriegenburgs Homburg: Feng Shui mit Textleichen
oh gott oh gott. bitte wann hört dieses kunstgewerbe auf ? kann keine wasser, regen, erde, schnee pfützen in dritter generation mehr sehen, wo menschen wie requisiten reinplaziert werden und wie blöd und ferngesteuert text absondern ! für wie doof halten die dramaturgen, intendanten, regisseure einen eigentlich ? das ist so billig, so seicht. ist das jetzt die ästhetik für ganz deutschland für immer ? thalheimer für arme ? diese angeberei ? diese feng shui plus naturfengo packungen in denen irgendwelche textleichen rumstehen ? bitte ! leben !! bitte !!! jetzt !!!!
Kriegenburgs Homburg: Argumentkeulen
Würde dieselbe Bühne in einer großen Aussstellung stehen, zum Beispiel in Venedig, wäre sie eine Sensation. Doch der Begriff des Sinnlichen ist in der deutschen Theaterrezeption stigmatisiert. «Kunstgewerbe», «Ästhetizismus» sind in der Diskusssion von Kriegenburgs «Homburg» denn auch die wiederkehrenden Argumentkeulen, die vom kritischen Argument sogleich wieder zu entlasten scheinen. Wer zuerst blinzelt und Ästhetizismus sagt, sieht nur noch Ästhetizismus. Und blendet damit jedes Angebot zur Interpretation aus – Hauptsache, die Kritik knallt. In der Logik einer verschärften Aufmerksamkeitsökonomie mag das verständlich sein. Als pauschale Antwort auf eine Inszenierung, die konkret von der politischen Instrumentalisierung des Gefühls handelt (und deren klassischer Stücktext dies zulässt), irritiert mich dieser Ton. Abstrakt über Stil zu urteilen, ist in der Kantine und auf Flughäfen vielleicht verbreitet, bleibt aber: abstrakt. Ist Klatsch, nicht Kunst.
Kriegenburgs Homburg: keine kritische Haltung
politische instrumentalisierung eines gefühls...äh...also...
wo war diese inszenierung politisch?? der kurfürst stocherte hilflos im wasser herum, es gab nichts gefährliches, das von ihm ausging...das gefühl der figuren war eben nicht instrumentalisiert, sondern als (und sogar unecht gespielte) ausrede gebraucht, um dem eigentlichen kontext des stückes auszuweichen..es gab nichts, das eine kritische haltung der regie dokumentierte...keine abgründe, nur so ein als ob getue in nett aussehendem lounge rahmen. sollte das rot etwa blut darstellen? es wirkte einfach nur nachtclubmäßig, aber harmlos-bürgerlich, eben satt. --es war nicht eine abstrakte kritik - aber wenn der stil und die ästhetik das einzigie bleiben, die im kopf und herz des zuschauers hängenbleiben, dann stimmt etwas nicht., dann hat es sich, meiner meinung nach, die regie zu leicht gemacht. und mich für dumm verkauft, die die verpackung einer zu teuren nachtcreme..sorry...ich kann die bewundern, aber gegen falten hilft die garantiert nicht...und gegen kopfschmerzen schon gar nicht...
Kriegenburgs Homburg: das DT ist groß genug
Die Inszenierung steht ja nicht in einer Rumpelkammer - und man müßte ihr nur einen angemessenen Rahmen verleihen, damit sich alle ihrer Größe bewußt werden - sondern sie steht im Deutschen Theater. Das müßte eigentlich reichen. Das ist eine große Ausstellung. Wie groß solls denn noch werden?
Kriegenburgs Homburg: schön ist nicht genug
interessant, die Bühne als Ausstellung. Der Haken ist aber: es ist eine Bühne, keine Ausstellung in Venedig. Und was schön und gut aussieht, ist nicht deshalb auch "sinnlich" - das ist wirklich Unsinn. Sinnlichkeit allein sagt doch gar nichts. Ich finde die Inszenieurng auch sinnlich, schließe mich aber der Meinung an: sie ist oberflächlich, äußerlich. "Ästhetizistzisch" ist sie, weil sie nichts weiter ist als "schön" und "rot". Dieser Raum würde zu tausend anderen Stücken passen - er würde immer schön aussehen.
Kriegenburgs Homburg: es geht um den Kontext
@all die Namenlosen (daran werde ich mich nie gewöhnen): Mit dem andern Kontext – große Ausstellung statt großes Theater – meinte ich nicht die Größe, sondern eben den Kontext: bildende Kunst. Dort kann man, wie ich immer wieder gerne erfahre, die Wahrnehmung für Räume schärfen, ihre Atmosphäre in die kritische Betrachtung einbeziehen etc. Im Theater erfahre ich die Beschreibung von Räumen oft als konventionell, manchmal als lustfeindlich. Von Wirkungsbeschreibung keine Spur. Dann: Wie ich die Figur von Lagerpuschs Homburg als zeitgenössische Kritik am Terror des Gefühligen sehe, würde den Platz hier verstopfen (man kann es aber bei fr-online nachlesen oder hier in der Presseschau "die anderen"). Vielleicht lässt sich die Differenz auch so zusammenfassen: Ich interpretiere als Zeichen, was die meisten hier für den essentiellen Kern der Arbeit halten (Lounge, Watte, Gefühl etc...).
Kriegenburgs Homburg: kommt nicht an die Sinnlichkeit heran
Irgendwo ist da ein Denkfehler. Sie denken in Bildern, nicht in Räumen. Wenn es nur um Zeichen geht, kommen Sie ja ausgerechnet an die Sinnlichkeit nicht heran. Für die Schauspieler ist es wahrscheinlich, ganz sinnlich, eine klebrige Brühe. Ihre Gesichter dürfen aber nichts davon erzählen. Und dann kommen Sie auf Venedig. Ich auf XXX-Filme.
Kriegenburgs Homburg: nur inhaltsleere Zeichen
den namen preiszugeben ist eine methode, aber man muß nicht immer zeigen, wer man ist, so wird der inhalt zum identitätsgradmesser, nicht der status im blätterwald...

das traurige an kriegenburgs inszenierung und ole lagerbuschs homburg ist, daß es eben nur ZEICHEN sind, diese ZEICHEN sind aber genauso inhaltsleer wie die ZEICHEN des gefühls im stand unserer momentanen gesellschaft...es wird etwas als sinnlich VERKAUFT, wir sollen in eine rote umgebung, um uns ROT und sinnlich und gefühlvoll zu FÜHLEN - sind aber nicht mehr fähig, selbst etwas zu spüren..und diese inszenierung kritisiert das nicht, sondern bedient sich genau diesem mechnaismus, um anzukommen..die schauspieler fühlen ichts, obwohl sie gefühlig tun (homburg am anfang und in der liebesszene), aber ich bekomme nichts mit als zuschauer außer einem verklärten augenaufschlag, einem weichlichen lächeln genauso falsch wie in der werbung..aber: das war nicht die absicht der regie, die mir gefühle verkaufen will...das macht mich traurig und aggressiv..aber nicht nachdenklich...

und zeichen zu interpretieren wie in signas germania song ist hier nicht angebracht, weil dies hier im gegensatz dazu garantiert KEINE performance ist, sondern ein theaterabend sein will und soll!!!
Kriegenburgs Homburg: vieles, bloß nicht sinnlich
Ich fand die Inszenierung viel, aber nicht sinnlich. Ich finde Marthaler-Inszenierungen sinnlich in ihrer Musikalität, ich finde Castorf sinnlich im Wüten, ich fand das "Traumspiel" im Berghain sinnlich in Musik, Licht und Spiel. Kriegenburgs "Homburg" hingegen hat für mich die derzeitige Lustfeindlichkeit, Kühle und Unsinlichkeit vieler Theaterarbeiten wieder einmal schmerzlich fühlbar gemacht.

Ich finde auch, der Hinweis auf den Raum führt in die Irre, denn er klammert ein wichtiges Element der Theaterarbeit (im Unterschied zur Bildenden Kunst) aus: Die Dauer. Ja, als der Vorhang hochging war ich beeindruckt vom BühnenBild. Allerdings: Danach kam zwei Stunden nichts mehr, keine Variation, keine Vertiefung. Und darüber hinaus hat - zumindest für mich - die Behandlung der Sprache als weitere wichtige Ebene völlig versagt: Eintöniges Textaufsagen, das nur zwei Varianten kennt: Gequetschtes Aufsagen und lautes Brüllen. Genau da hätte eine Sinnlichkeit (abseits des Raumes) aber doch ein- und ansetzen müssen.

Ich muss doch - wenn ich einen Theaterabend über zwei Stunden tragen möchte - der Sinnlichkeit des Raumes (über die man streiten kann) auch eine Sinnlichkeit der Sprachbehandlung und des Spiels hinzugeben. Das hat für mich beim hochgelobten "Prozess" in seiner Eintönigkeit der Sprache schon nicht funktioniert und funktioniert beim "Homburg" vielleicht noch weniger.
Jürgen Straßer
Kriegenburgs Homburg: was man bei Tobi Müller denkt
lieber tobi müller. wenn Sie Ihren Text mit tobi müller kennzeichnen, dann denke ich nur: das hat tobi müller geschrieben.
Kriegenburgs Homburg: Herumschrauben an Distanzformeln
Zwar kann ich in so weit folgen, als auch der Raum spricht, aber das Herumschrauben an Distanzformeln im Theater macht müde. Terror des Gefühligen, ist eine zu wohlfeile Kulturkritikformel, mit der sich genau die Sachen vom Hals geschafft werden, um die es im Theater geht. Um angeblich einer Gefahr zu wehren, nimmt es die Aufführung gar nicht mit der Selben auf. Dafür gibt es dann doch schon einige sehr lebendige Beispiele, um die Differenz zum Möglichen zu kennen, oder?
Kriegenburgs Homburg: Terror gegen den Pollesch antrat
@19: da kommen wir jetzt theoretisch nicht weiter. Performance ist Zeichen, Theater nicht? Da habe ich etwas verpasst. Und Sie wollen wirklich das echte Gefühl, die Authentizität? Sind Sie Intendant, vom Deutschen Bühnenverein oder machen sonst Kulturpolitik? Theater ist nicht authentischer als irgendwas anderes, das ist immer nur ein politisches Argument, das hilflos gegen die Digitalisierung in Stellung gebracht wird. Das Theater als Ersatz für verlorene Unmittelbarkeit, die wahre Essenz des Leidens, die echten Gefühle: das ist der Terror, gegen den René Pollesch einmal angetreten ist.
Kriegenburgs Homburg: das hat nichts mit Pollesch zu tun
also, kommen sie mir nicht mit rene pollesch.. nichts gegen den netten schreiberling, aber der hat ja nun gar nichts mit unserem thema hier zu tun.. auch habe ich nicht behauptet, daß ich die volle authentizität auf dem theater möchte, nur: wenn mir als zuschauer eine gefühlsduselei als mogelpackung verkauft wird, die angeblich gefühle beinhalten soll, mit zeichen, die keine zeichen sind, sondern nur blanke pseudoästhetik, weil ich anscheinend zu FAUL und zu MÜDE bin, statt sentimentalem kitsch eine wirkliche gesellschaftskritik anzubringen -m dann wünsche ich mir als zuschauer doch lieber eine AUTHENTISCHE auseinandersetzung mit der materie... etwas ehrliches, das auch in mir ehrlich anklingen kann und darf--das tut es immer, wenn es so ist.. normalerweise hat der zuschauer hat ein GENAUES gespür dafür, das ist das wesen des aufmerksamen zuschauers..und nicht des verborgenen kulturpolitsich-kritischen...
das hat mit pollesch nichts zu tun.. pollesch ist ehrlich---nicht immer, aber immer wieder, manchmal hae ich auchihn bequem erlebt, im denken und fühlen, aber er kommt aus einer ganz anderen kategorie/richtung von theater als kriegenburg.#
zeichen im theater sind tatsächlich etwas GANZ ANDERES als zeichen in der kunst, bzw. performance. auch das sprengte jetzt den rahmen, versuchte ich das weiter zu erklären.
Kriegenburgs Homburg: sowas wie Authentizität
@ Tobi Müller: Ja, auch ich hab mal gedacht, es ginge im Theater um Authentizität. Das war aber, bevor ich mich genauer mit Aristoteles auseinandergesetzt hatte, der nämlich nicht von "Nachahmung von Personen", sondern von "Nachahmung von Handlungen" spricht. Und indem ich bestimmte Handlungen nachahme, könnte sowas wie Authentizität entstehen. Weil das in dem Moment wirklich das ist, was ICH fühle. Und eben nicht irgendeine Figur, die ich mit irgendwelchen persönlichen Erfahrungen beglaubigen muss. Nein, das Gefühl entsteht erst im Vollzug der Bewegung: Wie ich etwas flüstere, spreche, schreie, das erst ruft (authentische) Gefühle hervor. Ob nun SchauspielerIn oder nicht. Bei mir, bei dir, bei allen. So ist das.
Kriegenburgs Homburg: das Eigenleben der Worte
Mich stören schöne Räume nicht, im Gegenteil, und wenn sie so schön sind, daß in ihnen auch noch andere Stücke aufgeführt werden Könnten, dann spricht das nur für das Bühnenbild und nicht dagegen - Bloß geht es eben auch darum, das im Theater das Stück gespielt wird - das bedeutet, das Bild allein ist nicht die Antwort auf ein Stück, sondern nur dessen Rahmung, ihr Sockel - jedenfalls nicht das Stück selbst - denn sonst sollte ein Bühnenbildner ruhig so kühn sein, allein sein Bühnenbild zu präsentieren und zu sagen: seht, allein dieses Bild ist das Stück! wäre in dem Fall vielleicht so gar sehr wirkungsvoll und richtig gewesen. Das Problem beginnt wenn in einem Raum angefangen wird zu sprechen, zu handeln, Gesten getauscht werden, dann entwickeln nun mal die Worte und Gesten ein Eigenleben, das sich dann nicht mehr allein an das Bild anbinden läßt, dann entscheidet eben die Art und Weise wie gespielt wird, welche Bedeutung das Bild hat. Es ist einfach so, das das Spiel keinen Gedankenraum öffnet, sondern sich ein wenig zeichenverloren müht, Bedeutung zu transportieren und das ist extrem langweilig und lenkt auch völlig vom Bild ab, das angeblich, zum höheren Kunstgenuss, ja schon als bedeutendes Phänomen gesehen werden will, so aber beim besten willen nicht ankommt - es haut nicht hin zwischen den Ebenen.
Kriegenburgs Homburg: Lieblingsschauspieler?
zu 25, Jeanne d'Arc

Wenn ich jetzt Ihre Ausführung nicht ganz falsch verstanden habe, würde diese Erkenntnis stark für "Lieblingsschauspieler" sprechen. Nämlich jene Personen, die mir - der ja in diesem Moment zum Zusehen "verdammt" ist - in der Bewegung in seinen Handlungen, Reaktionen auf eine Situation, Empfindungen etc. am stärksten ähnelt?

Noch stärker würde das dann auf Regisseure zutreffen, denen die ganze Bewegung der Situation obliegt?

P.S.: Diese Anmerkung/Frage steht vor allem im Zusammenhang mit der Kritik an einer Posterin, die sich bei "Bärfuss" für eine Besetzung mit Ulrich Matthes ausgesprochen. (Lieblingsschauspeiler..nein...pfui...wie unterklassig)
Kriegenburgs Homburg: Emotionen sollen ablenken
@ Susanne Peschina: Ich würde sagen, Ihre Frage führt zu weit weg von Kriegenburgs Homburg, weshalb ich Ihnen hier nur kurz antworten möchte: Natürlich habe auch ich meine LieblingsschauspielerInnen, aber darum ging es mir nicht. Auch nicht um Ulrich Matthes. Es ging mir vielmehr darum, dass es die Rede vom "Terror des Gefühligen" möglicherweise nicht ganz trifft. Denn pure Vernunft darf niemals siegen. Emotionen sind überlebensnotwendig. Und sobald ich spüre, dass einE SchauspielerIn da tatsächlich voll reingeht, und zwar über den Körper und nicht über die Imagination, steckt mich das ganz einfach an. Das Problem des "Gefühligen" sind also nicht die Emotionen an sich, sondern, dass darüber oftmals die materielle Basis der Geschichten, welche von unseren Leben handeln, unangetastet bleibt und bleiben soll.
Breths Der zerbrochne Krug kommt nicht vor?
ist das eure form von theaterpolitik das bei euch breths `zerbrochner krug einfach gar nicht vorkommt?
wirkt ein bisschen schäbig oder?



(werter idiot, wir bitten höflich, unter der rubrik "letzte premieren" zu schauen, da ist nämlich die von ihnen vermisste produktion zu finden, die am tag nach ihrer premiere bei der ruhrtriennale besprochen wurde. die red.)
Kriegenburgs Homburg: zarter als Breths Kleist
@idiot: Armer, nicht traurig sein - nur aufmerksam. Terror des Gefühligen, das trifft beispielsweise auf diese Aufführung zu - da wird noch mal heftig der Versuch unternommen ein Moralgewitter prasseln zu lassen. Strengstes Menscheln, was hauptsächlich wegen der unsäglichen Durchschaubarkeit langweilt und einschnürt - da macht Homburg dann in der Tat eine zartere Figur, eine auch gedanklich bewegliche.
@Martin Günter : leider komme ich nicht dahinter, was genau Sie meinen. Das Stück, sicher, aber was heißt das?
@ Susanne Peschina. Lieblingsschauspieler habe ich natürlich auch, aber ich würde nicht so weit gehen zu sagen : der Schauspieler heiligt die Aufführung - obwohl… nein, doch!
Kriegenburgs Homburg: Breth gibt's, aber Wiesbaden?
liebe redaktion,

wie kommt es, dass es keine rezension zu romeo &julia in wiesbaden gab? ich glaube da fahren sie fast nie hin, kann das sein? wenn ja, wieso nicht? immerhin ein staatstheater, oder hab ich was übersehen?

mfg
Kriegenburgs Homburg: Wo sind "die anderen"?
Wie "die anderen" darüber berichten, wird wohl auch nicht veröffentlicht?

Anmerkung der Redaktion:
Was meinen Sie damit? Die entsprechende Kritikenrundschau finden Sie am angestammten Platz sowe im Anhang an die Kritik.
Wie berichten "die anderen"?
Wie "die anderen" über "Romeo und Julia" in Wiesbaden berichteten.


(Kritikenrundschauen gibt es nur für Aufführungen, die von nachtkritik.de besprochen wurden. Die Red.)
Kriegenburgs Homburg: Was ist mit Wiesbaden?
Und wieso wird Wiesbaden nie besprochen?

Antwort der Redaktion:
Schauen Sie doch bitte einmal im Archiv in der Liste der Städte unter Wiesbaden!
Kriegenburgs Homburg: Red Man Show
Ich musste ständig an die Blue Man Show in Rot denken. Abstraktion als Verschleierung von Ideenlosigkeit und einer gänzlich unkritischen Haltung...
Kriegenburgs Homburg: mangelhaft auf Mängel weisen
@t-box, willst Du vielleicht mal erklären, was Du mit "unkritisch" meinst. Klingt als wäre das ein Art Vergehen. Ideenlos und unkritisch, sind zwei hübsch leere Wörter, wenn ihnen nicht selber ein paar Ideen und ein paar kritische Wörter hinzugefügt werden. Wenn so mangelhaft auf Mangel hingewiesen wird, dann besteht der Verdacht, das jemand sein Spiegelbild mit etwas verwechselt, was seiner Wahrnehmung nicht zugänglich ist.
Homburg-Trailer vom MGT: Gibts dazu keine Kritik?
schöner trailer vom gorki zum "prinz von homburg". aber wieso schreiben sie "in den staub mit allen feinden brandenburgs"? die einfügung "den" ist nicht werktreu. und stimmt es, dass es zu der inszenierung keine nachtkritik gibt? oder such ich nur falsch im archiv?

Antwort der Redaktion:

Den Text-Hinweis leiten wir ans Theater weiter.

Eine Kritik gibt es leider nicht, weil "Prinz von Homburg" in der Inszenierung von Armin Petras als Koproduktion des Schauspiels Frankfurt mit dem Maxim Gorki Theater Berlin in Frankfurt schon Ende 2006 herauskam (in Berlin dann im Januar 2007), nachtkritik.de aber erst im Mai 2007 startete.
Homburg-Trailer Gorki: wichtig ist nach vorn
schon so lang im programm...ein klassiker fast. danke an nachtkritik, und schade dass es sie erst seit 2007 gibt. aber egal. wichtig ist nach vorn.
Homburg-Trailer Gorki: Wer hat den Film gemacht?
Der Film ist so schön, daß man sofort das Stück sehen will. Warum schreibt das Theater eigentlich nicht, wer den Film gemacht hat.
Homburg-Trailer Gorki: morbide
Ein bisschen morbide und die Musik ist blöd
Homburg-Trailer Gorki: Musik der Bösen Onkelz
morbide, stimmt. die musik ist, so weit ich mich erinnere, von den böhsen onkelz. ist vielleicht heikel, die in so einen trailer zu packen (man setzt sich damit ja ein bisschen auf diese dunkeldeutsche ästhetik drauf). aber in der inszenierung macht sie sinn, weil es da um eine auseinandersetzung mit genau solchen rechten, maskulinen posen geht.
Petras' Homburg: Online-Besprechungen hier
wo nachtkritik.de endet, fängt google news archiv an - oder so... jedenfalls gibt's da immer noch zwei damalige (anfang 2007) besprechungen online (taz: "Preußen, die im Regen stehen"; der freitag: "Ein Prinz vom Prenzlauer Berg").
Homburg-Trailer Gorki: das Gorki Theater antwortet
lieber trailer fan, ihr einwand ist völlig richtig. das "den" haben wir der besseren lesbarkeit halber eingefügt, also ein bißchen geschummelt. schön, dass ihnen der trailer gefällt.

liebe/r rauda, unsere produktionstrailer, alle zu sehen auf unserer website, werden von der firma SUPERSCHOOL hergestellt.

lieber johann, böhse onkelz stimmt. der song heißt "bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt".

viele grüße aus dem maxim gorki theater
claudia nola
Prinz von Homburg, Berlin: Hört auf mit dem Paternalismus!
Gestern lief's zum letzten Mal. Und ich sah's tatsächlich zum ersten Mal. Sprachlich konnten vor allem Jörg Pose in seinem selbstherrlich elaborierten Code und Bernd Stempel in der militärisch harten, und wenn Gefühl, dann nur gebrülltes, Diktion überzeugen. Die Frauen haben in diesem von Männern beherrschten, klaustrophobisch abgeschlossenen Macht-Raum sowieso nichts zu sagen. Man(n) glaubt es erst, wenn es aus dem Munde eines Mannes kommt. Ja ja. Disziplin, Ehre, Pflicht, Befehlsgehorsam - diese preußisch-deutschen Tugenden des Militärwesens sind in ihrer Unbeweglichkeit, in ihrem statuarisch verkalkten Wesen kaum zu ertragen. Da bleibt nur das Hinwegträumen in den Macht-Traum des Prinzen Friedrich von Homburg (Ole Lagerpusch). Aber ach, wäre er doch ganz ausgestiegen und Dichter geworden. Er hätte sich der erfolgreichen Umerziehung seiner weichen Seele nicht ergeben müssen. Es ist kaum zu glauben, dass auch er am Ende, zwar innerlich zerrissen, aber zugleich selbst von diesem Diskurs eingenommen, vom "Vaterland" spricht. Hört auf mit dem paternalistischen Denken!
Friedrich von Homburg, DT Berlin: ausgerechnet jetzt abgesetzt
Eigenartiger Vorgang: Am Beginn des Kleist-Jahres den einzigen Kleist im Repertoire absetzen? Und jetzt warten wir auf das "Käthchen" von Kriegenburg bis kurz vor der Sommerpause?
Friedrich von Homburg, DT Berlin: in weißen Puder
Käthchen, Krug, Homburg, Amphitryon, Penthesilea, gibt es denn gar nichts anderes von Kleist, das man auf die Bühne bringen könnte? Um die Kriegenburgschen Homburger Wasserspiele ist aber tatsächlich nicht schade. In den weißen Puder mit allen Feinden Brandenburgs und dann ab in die Mottenkiste.
Prinz von Homburg, Berlin: Raus aus dem Spiel!
Das Kleist-Jahr beginnt gerade erst. Habe heute die Petras-Version des "Prinzen von Homburg" gesehen. Was für ein Unterschied zu Kriegenburgs Interpretation! Petras hat dieses Kleist-Stück vor der Folie des aktuellen Kontexts neu gelesen und thematisch tatsächlich durchdrungen. Bei Kriegenburg bleibe ich eher distanzierter Betrachter, bei Petras dagegen werde ich in den (Alp-)Traum der Kriegseuphorie im Sinne einer Zerstörung und Neuschöpfung der Gesellschaft hineingesogen. Die Verherrlichung von Patriotismus und Heldentum bei Kleist kommt dem rechtsextremistischen bzw. neonazistischen Gedankengut vergangener und heutiger Tage tatsächlich un-heimlich nah. Aufgrund von Perspektivlosigkeit droht der Abgrund der Aufhebung aller Tabus, sowohl zwischen den Familienmitgliedern (inzestuöse Verstrickungen) als auch in der politischen Positionierung. Der permanent auf die mit schwarzer Plastikfolie ausgelegte Bühne niedergehende Nieselregen ist eine gelungene atmosphärische Übersetzung für die Kälte eines solchen Menschen- und Weltbilds. Diese Kälte kriecht während der Aufführung langsam aber sicher auch im Zuschauer hoch. Zugleich klingt über die Sprache der zarte Ton Kleists an, der stumme Schrei nach Freundschaft, Liebe, Respekt und Zugehörigkeit in der körperlich geprägten Männerwelt des preußischen Militärs. Auch mögliche homoerotische Neigungen zwischen dem Prinzen und seinem Freund, dem Grafen Hohenzollern, werden hier leise angedeutet. Die Inszenierung wird gerahmt von dem Böhse Onkelz-Song "Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt". Zum Schluss läuft dieser Song weiter, während sich alle anderen Darsteller an der Rampe versammeln und verbeugen - ausser dem Darsteller des Prinzen, Robert Kuchenbuch. Dieser bleibt breitbeinig und mit dem Rücken zum Publikum im Bühnenhintergrund stehen. Warum wird das/die Repräsentation hier nicht abgeschlossen und beendet? Ich befand mich jedenfalls im Konflikt, einer gerade noch gespielten Figur mit rechtsextremem Gedankengut ("in Staub mit den Feinden Brandenburgs!") nicht applaudieren zu wollen, dem Schauspieler derselben aber schon. Was tun? Raus aus dem Spiel, rein in die aussertheatrale Realität. Es gilt, dem politischen Ruf nach der "starken Hand" und dem fremdenfeindlichen Populismus, welcher momentan gerade auch im bürgerlichen Milieu wieder Resonanz findet, Widerspruch und Widerstand entgegenzusetzen. Lasst das nicht einfach an euch abperlen wie Wassertropfen.
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