Das Aufhübschen der Bilanz

München, 8. April 2010. Wie u.a. in der Süddeutschen Zeitung (8.4.2010) zu lesen ist, schreibt die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nach ihrem preisgekrönten Stück "Rechnitz (Der Würgeengel)" an einem neuen Auftragswerk für die Münchner Kammerspiele, dessen Uraufführung für Februar 2011 anberaumt ist.

In einem Kapitel des geplanten Textes Winterreise soll es auch um die Geschichte der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) gehen. In den Verkauf dieser ehemaligen Tochtergesellschaft der BayernLB und einstigen Kärtner Landesbank war auch der verstorbene Landeschef und Jelinek-Intimgegner Jörg Haider verwickelt. Überschrieben ist das betreffende Kapitel mit "Ihr Kind ist eine reiche Braut". Das spiele "aufs Schmücken der Braut an. So nennt man es, wenn die Bilanz einer Firma (Bank) aufgehübscht wird, damit sie reicher erscheint, als sie ist, und der Kaufanreiz steigt", sagte Jelinek dazu dem österreichischen Magazin News.

Rund 3,7 Milliarden Euro Steuergeld, so ist weiter in der SZ zu lesen, habe die BayernLB bisher bei Kauf und Verkauf der HGAA verbrannt, "obwohl Wirtschaftsprüfer vor nicht abschätzbaren Risiken gewarnt hatten". Deutsche, kroatische, österreichische und liechtensteinsche Behörden ermitteln mittlerweile "wegen des Verdachts der Untreue. Die Staatsanwaltschaft interessiert sich auch für dubiose Sponsoring-Zahlungen über zwei Millionen Euro für ein Fußballstadion in Klagenfurt. Haider könnte die Zahlung zur Bedingung für den Verkauf der Hypo Alpe Adria gemacht haben."

Nils Tabert, der Leiter des Rowohlt Theater Verlages, der Jelineks Stücke verlegt, kündigte an, dass dieser Text "mit das Persönlichste sein" werde, was Elfriede Jelinek jemals geschrieben hat, "es wird unter anderem auch um ihren Vater gehen".

Bereits in ihrem jüngsten Stück Die Kontrakte des Kaufmanns hatte Jelinek, noch vor der Lehman-Brothers-Pleite, einen österreichischen Finanzskandal um die Meinl-Bank verarbeitet. Die Urinszenierung von Nicolas Stemann ist sowohl zum Theatertreffen eingeladen als auch für den Mülheimer Dramatikerpreis 2010 nominiert.

(SZ / ape)

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Kommentare  
Jelinek schreibt neues Stück: leider nicht Stemann
Da geht wohl die persönliche Abrechung Elfriede Jelineks mit Jörg Haider in die nächste Runde. Ein endgültiges Lebewohl für den Jörgerl, da darf man wieder sehr gespannt sein. Leider wird das wohl nicht von Stemann inszeniert werden, aber Jossi Wieler ist ja auch ein erprobter Interpret Jelinekscher Texte.
Jelinek schreibt neues Stück: Trilogie
@ 1

"Winterreise" soll das heißen, ... "nächste Runde" sagen Sie und "leider nicht Stemann".

Ich glaube, Sie haben Gespür:
Vermutlich wird das dann letztendlich eine Trilogie,
frei nach Lied 23 "Nebensonnen": "Drei Sonnen sah ich,
..., und nun sind hinab die besten zwei ..."; der dritte Teil könnte dann heißen "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" - by the way, ich warte die Tage auch darauf, die erste Jahresschwalbe zu sehen ...-: und das macht dann wieder Herr Stemann!

Haider wajda!! Ihr Pfingstochse
Jelinek schreibt neues Stück: das Fazit des Leiermanns
@ Pfingstochse
Die Winterreise hat ja schon so manchen Künstler beeinflusst. Diese Romantische Dichtung mit der genial tragischen Musik von Franz Schubert, ist ja eine Metapher für das enttäuschte Leben an sich. Und im Zusammenhang mit Elfriede Jelinek kommt da sicher ihre große Enttäuschung über ihr Heimatland Österreich zum Ausdruck. Wird das ein Lebensfazit? Elfriede Jelinek hat sich ja nach den vielen Angriffen in der österreichischen Presse seit längerem in die Kunst geflüchtet und dort ihre wahre Heimat gefunden. Vielleicht sieht sie sich wie der Leiermann, der trotzdem er nicht gehört wird, immer weiter spielt. Das wäre allerdings eine sehr pessimistische Lebenssicht.
Jelinek schreibt neues Stück: glücklich im Schnee
@ Stefan
Ein bißchen verschroben mögen unsere Kommentare jetzt aber auch sein oder etwas frühlingslastig: Wir sind ja tatsächlich schon bei den Liedern 23 und 24, den letzten der Winterreise also: das ist vielleicht wirklich verdächtig und verweist eher auf das Ende des aktuellen Winters und das Atmen zum ersten Frühlingssonnenlicht ... oder, daß wir uns irgendwie am Ende so einer Reise "wiederfinden", Sie oder ich oder beide von uns.

Ich kann mir, frei nach Camus, Frau Jelinek schon als
glücklichen Menschen vorstellen, fühle mich bei Camus
dann jedoch schon wieder annährend unfrei, weil da so ein Muß mitschwingt: Ich muß mir Frau Jelinek, auch dafür gäbe es mutmaßliche Gründe, Sie nennen da auch etwas, obschon Frau Jelinek andererseits oft genug nicht in Österreich, in München, weilt (sie kam mir in Schwabing am Tag meiner Winterausfahrt nach München ja sogar - wohl vom Englischen Garten her,
ich jedenfalls ging in diese Richtung - nach allerbestem Schneetreiben entgegen und sah da jedenfalls nicht allzu unvergnügt aus ..., aber, was heißt das schon), keineswegs als glücklichen Menschen vorzustellen; und überhaupt: wie stellen wir uns so einen glücklichen Menschen vor?? Fast schon bin ich bei Peter Handke, dem Griffener, und seinen drei Versuchen, wobei halt der eine dem "geglückten Tag" nachgeht.
Und ich erinnere mich noch gut, wie Frau Jelinek dem Herrn Schneider (Wolfgang) die Leviten gelesen hat in der Jugoslawien-/Handkefrage aufgrund jener wohlfeilen Sätze, welche dieser in jener "Causa" hat fallen lassen: das zum Beispiel war Frau Jelinek at her best, und sie hätte gewiß keinen Grund, sich dafür allzusehr zu grämen: und leierkastenmannverlassen waren ähnliche Positionen zu Jugoslawien (siehe Frank Castorf, Adolf Muschgk!!) letztlich eben doch nicht, zum Glück.

Und in Deutschland findet Frau Jelinek sehr wohl und sehr regelmäßig Gehör, anderswo wohl auch: so ein Nobelpreis kommt schlußendlich nicht ebenmal daher; ihre Stücke "Ulrike-Maria-Stuart", "Über Tiere", "Rechnitz" , "Kontrakte des Kaufmanns" waren in den vergangenen Spielzeiten ausgesprochene Erfolge: Wie kontrastreich zB. die Inszenierungen von "Ulrike Maria Stuart" in HH und München!! Dazu noch mit einem Schauspieler, Sebastian Rudolph, in beiden Fassungen: das fand ich persönlich enorm spannend. Doch, Sie liegen da gewiß richtig: das wäre eine arg pessimistische Lebenssicht (oder -bilanz ...)!

Allerdings: das Stück wird, vermute ich, sehr ernst machen mit dem, was oben als "persönlichste" Sache in etwa erwähnt ist, es wird fremd einziehen wohl!!!
Jelinek schreibt neues Stück: der arme Spielmann
Der arme Spielmann, der arme Spielmann von Grillparzer
fällt mir dazu ein. Überall große Enttäuschung über unsere Heimat Österreich (besonders natürlich von den kritischen Landsleuten), was soll man da machen? Unsere Leierkastenmänner und Frauen spielen tatsächlich immer weiter und weiter, obwohl sie kaum gehört werden.
Früher hieß es bei uns: Geh nach Deutschland, dort wird man dich anhören und wahrnehmen. -
Ist das noch immer so?
Elfriede Jelinek ist berühmt und hoch geehrt, und schreibt viel über das enttäuschte Leben an sich in
unserer geliebten Alpenrepublik. Ist man ein Leierkastenmann, so ein armer Spielmann, dann wird man mit einiger Sicherheit große Enttäuschungen in diesem kulturellen Österreich erleben. Aber ist es anderswo so viel anders? Meiner Meinung nach hat der
Westen kulturell schon lange ausgespielt. Das ist doch
nur ein wenig Nachklang vom abendländischen Leierkastenmann, der einmal in alter Zeit weltberühmt war. Ich denke dabei an das Goldene Zeitalter der Deutschen Dichtung, Musik, Philosophie.
In kultureller Hinsicht, kann man ruhig pessimistisch sein:
Kultur sinkt ständig ab, Zivilisation, mit all seinen Nebenwirkungen und Krankheiten nimmt unweigerlich zu.
Die Erfolge sind auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Technik und der Wirtschaft.
Der Mensch bleibt vielleicht, pessimistisch gesehen, auf der Strecke - wozu Dichter in dürftiger Zeit?
Die Seele des Menschen verödet zusehens. Das ist nicht zu übersehen. Mit all seinen Auswirkungen: Gewalt, Verrohung - der Kampf ums Überleben ist ein allgemeines Thema lange schon. Man wundert sich, wohin die Welt nach den zwei großen Katastrophen,
der Weltkriege gegangen und hingekommen ist.
So kann man sagen, man hat schon bessere Zeiten
erlebt als heute, in der guten alten Zeit - wieder einmal, man kann es schon nicht mehr hören, obwohl es
zutrifft.
Ich kann zum Beispiel die Musik von Franz Schubert nicht anhören, weil sie mich melancholisch, ja, in eine
Depression bringen kann. So habe ich die Winterreise-
Schallplatte, die mein Vater mir vererbte, nie ganz anhören können, und über zwei Lieder bin ich einfach nie hinausgekommen. Das viele von uns vom Leben an sich enttäuscht sind, war mir von Anbeginn meines Daseins ziemlich klar. Ich war nur erstaunt - und bin es heute immer noch - dass die Menschen in meiner Umgebung, nichts dagegen unternahmen, scheinbar
unfähig, etwas gegen diesen Zustand zu tun. Man hatte sich vom optimistischen Amerika vieles erhofft und nachgeeifert, und tut es immer noch - doch wohin ist das vitale, lebensfrohe Amerika (USA) gekommen?
Zwei Kilometer vom Weißen Haus in Washington entfernt, gibt es einen Slum, der von den Ärmsten bewohnt wird, nur um ein Beispiel zu nennen.
Amerika, du hast es besser. Das stimmt schon lange nicht mehr.
Viele, die meisten Menschen, die in diesem Land leben,
sind vom Leben enttäuschte Menschen, und sie geben
dieser Enttäuschung beinahe täglich Ausdruck.
Sie sudern - wie man bei uns hier sagt. Sie sudern oft
und viel, und gehen sich damit auf die Nerven, und nichts ist daran zu ändern - es gehört zu ihrer Mentalität, so könnte man sagen.
Für mich ist Elfriede Jelinek, grob gesagt - ein literarischer, pessimistischer Leierkastenmann, wahrscheinlich zu recht, denn die Zeiten sind schlecht wie immer und auch ihr persönlich geht es schlecht, wie man hört (liest).
Von Thomas Bernhard will ich jetzt nicht anfangen.
Ja, wir sind scheinbar gerne Nestbeschmutzer, und nicht glücklich dabei.
Was wäre also zu tun?
Wo ist der Spielmann, arm oder reich, der uns etwas
vorspielen könnte, was von einiger Bedeutung wäre?
Heruntermachen ist schon alles was die Literaturlandschaft in Österreich durchgehend hervorbringt, und das schon sehr lange.
Jelinek schreibt neues Stück: Geschöpfe der Agonie
@ Hanke
Das tut mir aber leid, das ich mit meinen zugegeben etwas oberflächlich gedachten rein rhetorischen Phrasen, gleich ins Schwarze getroffen habe. Aber ich schätze wohl die österreichischen Befindlichkeiten immer noch etwas naiv falsch ein. Wenn man nur etwas zu unbedarft am schönen Stuck kratzt, bricht gleich fast das ganze Gebäude ein. Man wundert sich, wie Frau Jelinek nach 55 Jahren Staatsvertrag die Österreicher immer noch so aus der Fassung bringen kann. Alles nur unaufgearbeitetes Trauma oder doch alles „naturgemäß“. Sind die Österreicher wie im übrigen auch die Deutschen nach Bernhard alle nur „Geschöpfe der Agonie“, will man wirklich lieber seine Ruh und Gemütlichkeit? Seien Sie froh, das es immer noch einige gibt von diesen genialen Nestbeschmutzern, die Deutschland so gänzlich abgehen und wo die selbsternannten Moralisten wie Günter Grass sich mittlerweile im beleidigt sein und billigen Retourkutschen ergehen. Elfriede Jelinek ist eine der bernhardschen „Geistesmenschen“. Immer wieder legt sie den Finger in die offene Wunde und wird daher im eigenen Land geschmäht und in Deutschland verehrt, da es vergleichbare Autoren mit dieser sprachlichen und thematischen Vielfalt nicht gibt, die aber dringend erforderlich wären. Dem Leiermannvergleich kann man aber durchaus etwas Positives abgewinnen. Schließlich ist Frau Jelinek bisher nicht müde geworden zu schreiben auch wenn sie Österreich nicht mehr als ihr bevorzugtes Podium empfindet.
@ Pfingstochse
Ich bin durchaus der Meinung, das Elfriede Jelinek auch zu den ersten 22 Liedern der Winterreise etwas einfällt und sollte es wieder 8 Stunden dauern wie im Sportstück. Im Ausharren stehen wir den Österreichern in nichts nach.
Jelinek schreibt neues Stück: Nicht alles bringt weiter
Kann denn auch noch ein anderer Österreicher mal ein gutes Stück schreiben? Ich denke, vielleicht ja. Die Zeiten ändern sich wie von selbst und so kommen auch neue Schriftsteller mit neuen Stücken. Jeder kann ein bisschen stolz sein auf sein Zeit, auf seine Schriftsteller, die das traurige und verpasste Leben schildern. Aber ich verpasse auch einiges. Zu verpassen verdammt. Aber das kann auch wieder Erholung sein. Nicht alles bringt die Kultur weiter.
Jelinek schreibt neues Stück: die österreichische Seele
Die österreichische Befindlichkeit und (Über)-Empfindlichkeit usw. Das erlebt man hier immer wieder: wird am äußeren, scheinbar schönen (barocken) Stuck gekratzt, brechen Teile von dem Ganzen jedesmal ein.
Ursprünglich sollte der Künstler ein Ganzes aus dem Ganzen schaffen. Nietzsche sagt in seiner Zeit, hundert Künstler (Dichter) können eine Kultur in Deutschland schaffen. Nein, nichts mehr ist naturgemäß, sondern zeitgemäß.
Als Künstler und Spielmann trifft man, auch ohne es zu wollen, öfter ins Schwarze, und die österreichische Seele ist erstaunlich leicht aus der Fassung gebracht, und regt sich psychopathologisch unnötig heftig auf.
Arme Geschöpfe der Agonie - gar ein österreichisches
und deutsches Schicksal? Thomas Bernhard war selbst
von der Krankheit zum Tode gezeichnet . . .
Welches Volk liebt es, wenn einer seinen Finger in des Volkes unheilbare Wunde legt? -
Goethe schreibt (sagt) über die Dichtungen Hölderlins, es wären Lazarett-Dichtungen.
Gilt in neuerer Zeit Hölderlin nicht als der größere
Dichter?
Jelinek schreibt neues Stück: Prophetendinge
@ Stefan und Hanke

"Im Ausharren stehen wir den Österreichern in nichts
nach".

Ich denke, in Sachen "Bankenskandal(e)" dürften "wir", ich bin ja eigentlich ein Nachfahre von Elb- und Ostseeslawen (wer weiß, vielleicht hat auch das eine gewisse Ostausrichtung meines Lebens begünstigt und späterhin die "Sofiageschichten", auf die "Horbowsky" ja zurückgeht ...) und als solcher eine männliche weiße Hete in furchterregender Minderheitenposition ??, den Österreichern wohl auch nicht nachstehen, und im Ausharren bei Stücken, die von der Krise beim Nachbarn handeln mögen, da mag man sich dann schon in einem ebenso merkwürdigen wie zweifelhaften, wohl aber unbestreitbaren Vorteil befinden; ich habe ja jetzt geradezu den Eindruck, hier Sätze zu vernehmen vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt.
Wer weiß, "Rom erhöre", warum nicht einen Wolf-Dieter
Brinkmann in seiner Stellung allzusehr anders verstehen oder meinthalben einen Botho Strauß: ich denke, dergleichen "Prophetendinge" könnten wir hier auch auftun , wohl durchaus an Müller, Hacks oder Braun; und so sieht es "zeitgemäß" letztlich in anderen Ländern ganz vergleichbar aus, nicht nur in westeuropäischen: Als ich in Sofia war, da ließ sich das dort sehr gut beobachten, und der Komponist und Philosoph Triphon Szilianowsky war für mich geradezu eine Art "Kant von Sofia", der jeden Morgen in der Frühe, das Haus verließ, in dem er "gepflegt" wurde, um in der Nähe des Vitoscha-Boulevards seine Wohnung mit dem alten Steinweg-Flügel aufzusuchen (teilweise gab er dort noch Klavierstunden), die bestimmt über Jahrzehnte keine Staubwedel gesehen hat, in den Regalen allüberall Kompositionen, die nicht veröffentlicht waren oder sind, alte deutschsprachige (!!) Gesamtausgaben sämtlicher deutscher Philosophen, die irgendwie über mittleren Grad hinaus bekannt und prägend geworden sind (also zB. auch Hartmann oder Krause ..., freilich
Heidegger und Husserl ..., Hölderlin und Goethe natürlich (?!) auch)..., jeden Morgen, um in eine alte Schreibmaschine ein neues Buch gewissermaßen zu hacken, 20 Seiten am Tag ..., Sisyphos ??!!, glücklich !!??, währenddessen ich auch soetwas wie Berghain-Cliquen ausmachte: Herr Dimitrow hatte mir bewußt Adressen von allerlei Leuten gegeben, genau : damit ich mich schulen möge, geradezu die Spreu vom Weizen, Masse und Kunst, bloße Zivilisation und Kultur voneinander unterscheiden bzw. scheiden zu lernen: einzig und allein: mit Buberschen "Entmischungen" ist das so eine Sache ..., und die wirklich lehrreichen Erfahrungen ergeben sich halt von Einzelfall zu Einzelfall meineserachtens, situativ, und vielleicht erliegen einer nietzscheanischen Selbstaufhebung (siehe Christentum: erst Dogama, dann Moral im Zuge "intellektueller Redlichkeit") eben lediglich die großen Dinge endgültiger Interpretation und unbedingter Forderung -wie Grau schreibt.
Die "Wunde eines Volkes", das "Unheilbare": das mag sich letztlich auch einer Philosophie, selbst zu ihren goldensten Zeiten, verdanken, die nun einmal Theologenblut in sich hat: Wer vermag es schon, wie
G.G. Grau, Nietzsche und Kant gwissermaßen als zwei
Seiten einer Medaillie zu entwickeln, wie Mereschkowski, Antichrist und Christus geradezu in
einer Person !
Die Gegenüberstellung von "Kultur" und "Zivilisation"
ist ziemlich aus der Mode gekommen, aber keineswegs
wirkunmächtig im Hintergrunde, wenngleich gewiß Weininger, Berdjajew, Spengler etcpp. allenthalben über diese Distinktion zu völlig unterschiedlichen "Ergebnissen" gelangen, die keineswegs mit Notwendigkeit münden müssen in das Szenarium, das Mainländer in seiner "Philosophie der Erlösung" aufgezeigt hat, wenngleich viele Befunde da schlichtweg dafür spechen, da muß ich Ihnen,
"Hanke", allemal zustimmen.
Jelinek schreibt neues Stück: Begabungen im Ausland
Wenn ich persönlich werden darf, und wir Österreicher
sind ja so gerne persönlich, über die Maßen vielleicht -
mütterlicherseits bin ich ein Schlesier, geboren da ganz oben an der Grenze zu Polen, so habe ich die Tschechen und Polen ganz in meiner Nähe gehabt bei meiner Geburt, und ich verstehe die slavische Seele eigentlich so, als wenn ein nicht geringer Teil meines Selbst von ihnen wäre - vielleicht typisch österreichisch, wird man sagen - aber genug von mir selbst, und meinem persönlichen Schicksal . . .
Ja, das Ausharren und das Wieder-von- Vorne-vom-Anfang-an-Beginnen. Meine Prägungen sind naturgemäß aus der Mode gekommen, aber im kulturellen Sinne will ich das ja auch, obwohl ich in Wirklichkeit und tatsächlich, als Künstler der Moderne verpflichtet bin, wie viele andere auch, ich kann nichts anderes hervorbringen . - Gedanklich jedoch, muss ich mich immer wieder an die alten, dauernden Werte erinnern, die eben länger Bestand haben, als unser heutiges Zeitgeist-Geschrei, überall dort wo man den Begriff Kultur zu Recht oder Unrecht verwendet - selbst wenn ich diese Werte in meinen Arbeiten nur ansatzweise (also postmodern) zu einem Vorschein bringe.
Dem Herrn Pfingstochse habe ich wenig zu antworten
in der Eile, ich muss seinen Kommentar erst einmal auf mich wirken lassen, und mehrmals lesen und diese Inhalte überdenken, vieles ist mir unbekannt, aber das Unbekannte und Andere war schon immer von größtem
Reiz für mich. In Kürze: Ich bin kein Verehrer von Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard, ihr Nobelpreis und seine Weltberühmtheit tangieren mich wenig, zeigen mir nur was aus österreichischen Begabungen im Ausland werden kann, im eigenen Land sind das Unbequeme, Umstrittene - Künstler, Spielleute, die eben groß heraus-gekommen sind . . .
Jelinek schreibt neues Stück: diagnostische Qualitäten
Zu Jelinek und Bernhard. Der Zivilisations-Prozess ist ja wahrscheinlich irreversibel. Anhaltende eigene Zivilisationskritik und Kulturkritik und ein weit verbreitetes Krisen-Bewusstsein (nicht nur was Kultur betrifft).
Muss ich denn nicht die westliche Zivilisation ablehnen, im ständigen Arbeitsprozess gegen sie sein und nicht für sie.
Antithetische Gegenüberstellung von hochgeschätzter vergangener Kultur und abgelehnter Zivilisation. Ist die
Moderne, zu der ich gehöre, eine Fehlentwicklung?
Bildung und Kultur dienten einmal als ein kollektives
Deutungs-Muster, welches Erfahrungen verarbeitete. Antimodernes Ressentiment und eigene Werke, welche diagnostische Qualitäten haben sollten. Meine
Kulturkritik ist eine subjektiv-wertende, umgeht aber nicht,
so hoffe ich - die analytische Vertiefung im künstlerischen Arbeitsprozess (somit also nicht Beliebigkeit wie in der Postmoderne). Pathologie-Befunde der Moderne: Entfremdung, Verdinglichung und Rationalisierung. Destruktion programmatischer Leitvorstellungen der Väter und Großväter. Kulturkritik
als ein internationales Phänomen mit nationaler (österreichischer) Ausprägung in meinem Fall. Keine Parteinahme für die Rechte oder die Linke. Weitgehend
unpolitischer Charakter (Künstler). Zweifel an der Fortschrittstheorie der Aufklärung, deren emanzipatorische Verheißungen und die eigenen Verlust-Geschichten. Kulturkritisches Denken und die Diskrepanz zwischen hoch gestimmten Erwartungen und ernüchternden Erfahrungen (das nüchterne Betrachten und die Beurteilung der eigenen Werke).
Jelinek schreibt neues Stück: der Zweifel als Triebkraft
@ Hanke
Da verbreiten Sie ja eine Menge Kulturpessimismus. Der Künstler der sich nicht für eine Seite entscheiden kann und den Kopf in den Sand steckt? Man muss sich ja auch als Künstler nicht grundsätzlich für eine Seite entscheiden, man muss halt seine Meinung vertreten und das tut Frau Jelinek seit Jahren. Zweifel sind ja meist auch eine Triebkraft im Schaffen eines Künstlers, nutzen Sie diese Zweifel. Ich sehe da keinen Pessimismus.
Jelinek schreibt neues Stück: Übergriffigkeiten
@ Hanke

"Keine Parteinahme für die Rechte oder die Linke.
Weitgehend unpolitischer Charakter (Künstler)"

Ehrlich, ich muß das auch ganz persönlich "beantworten", wenngleich ich gleich in die
Salzwiesen bei Marina Wentorf zu den Vögeln möchte
und (nicht nur deswegen) kurz bleiben werde dieses
Mal: Das ist mir schlichtweg zunächst einmal sympathisch, endlich mal jemanden zu vernehmen,
der nicht vor allem das Politische hervorkehrt: ich hoffe,
lieber Hanke, daß ich Sie noch desöfteren in den diversen Threads "treffen" werde, zum Beispiel dann zu jenem betreffs des neuen Jelinek-Stückes.

Den Zweifel an der Fortschrittstheorie teile ich. Blickt "man" auf die emanzipatorischen Verheißungen,
so geht die Schieflage in ihnen meineserachtens schon tief bis ins Sprachliche hinein: Heißt es nicht zum Beispiel "Befreiung der Sexualität": Offenbar ist genau das erreicht worden, nur haben sich die Personen im öffentlichen Raum wohl kaum vergleichbar befreit; Sie finden sich zumeist recht "unfrei" konfrontiert mit allerlei Übergriffigkeiten: teilweise gibt es dann auf der
Bühne Nackte, was auch -wie bei Goschs Macbeth-
einen Sinn enfalten kann, und da ist eine ungeahnte,
sinnenfällige Empörung, teilweise ein sehr zweifelhaftes
Biedermeier in ganz jungen Publikumsreihen sogar !

Ich nenne dieses Beispiel, auch eingedenk meiner persönlichen Lage, bin Zuschauer und Theatergefährte,
Lernender, interessiert an soetwas wie einer "Phänomenologie des Theaters", schon bevor ich diesen Ausdruck bei Herrn Oberender lesen konnte, und
da heißen die Einführungswerke beispielsweise "Oh, die
sind ja nackt" (Michalzik) oder ähnlich und "diagnosti-
zieren" sowohl die vorwärtsweisenden wie die selbst-
zerstörerischen Züge (des Zivilisationsprozesses) am
Theaterwesen (unserer Zeit).

Als Lernender bin ich gewissermaßen für meine kleinen
Lernerfolgsschritte parteiisch, und so kann meine Sicht unmöglich (zur Zeit jedenfalls nicht) ganz und gar "pessimistisch" ausfallen (obschon ich Distanzlosigkeit, Vernutzung, Übergriffigkeit und Forderungshaltungen überall wuchern sehe: unendliche
Spirale des Getues und Gehabes: Selbstbehauptungs-Deutschland: das "protestierende Volk" wie Dostojewskij sagt : protestierend: ja , aber vielleicht dann tatsächlich desmeist noch am liebsten gegen etwas Römisch-Katholisches im Grunde; es ist Armut,
bei Papstkirche keine zwei Sätze weiter zwanghaft auf
Kondome sprechen kommen zu müssen: aber so sieht das aus (und jemand wie Zaimoglu übersetzt so ein borniertes Verfahren nur: auf das "Muslimische"-Dogma angewandt)): mir hat eben dieses Lernen in den vergangenen fünf Jahren einfach nur gut getan; meine Tage und Wochen haben Struktur angenommen: und immer wieder Stadtteilsinnigkeit, Lebensalterlichkeit, Jahreszeiten, Signaturen von Tagen, ja annährend,
annährend (siehe Iwan Schatow in Dostojewskijs
"Dämonen") Glaube - Liebe - Hoffnung !

Einzelne Situationen als "Lebensspiele", als nahverwandte der "Sprachspiele" Wittgensteins, Abkehr von den großen systematischen und napoleonischen Entwürfen bei gleichzeitiger Öffnung
genau dafür auch: immer wieder denke ich dabei an Pierre Besuchow aus "Krieg und Frieden"; nur daß da noch irgendwetwas Lebiges rein muß, vermute ich, und
lebe es ja teilweise auch schon, denn das Lernen hat die Nachbarn erfaßt: man lernt die Kollegen und ihre
"Nischen" kennen, begleitet sie zum Beispiel in eine Kunsthalle oder ein Konzert oder ein Fußballspiel; ich
sehe da (zum Glück) noch kein Ende ab: "irreversibel" geht dann wieder mehr mit "Unglück" einher im Denken,
ja, hin und wieder, im Fürchten. Alles Liebe, Ihr
Pfingstochse, kurz geblieben oder nicht
Jelinek schreibt neues Stück: Drübergestülptes
Pfingstochse (oder Arkadij), in Anbetracht der Häufigkeit Ihrer Kommentare scheinen Sie allmählich die Selbstkontrolle verloren zu haben. Es gibt Tage, das schreiben Sie 4 Kommentare in 4 verschiedenen Blöcken, und das in einem sehr umständlichen, weitschweifigen Stil.
Und Hanke, der wie vom Erdboden aufgestiegen ist und mit dem Sie sich neuerdings unterhalten, scheint Ihren Stil adapatiert zu haben, als hätten Sie eine zweite Identität angenommen und nur ein paar kontroverse Ansichten drübergestülpt. Wenn Sie mit Hanke sprechen, kommt es mir so vor, als würden Sie Schach gegen sich selbst spielen.
Reden Sie doch am besten nur über Theater und Stücke, die Sie wirklich kennen.
Jelinek schreibt neues Stück: vielseitiger geht es nicht
Na es scheint zumindest, dass der österreichische Künstler immer gegen sich selbst kämpfen müsste, das hat Pfingstochse wohl jetzt etwas zu sehr verinnerlicht. Aber eigentlich kämpft er doch immer auch gegen die Traditionen und das meint eigentlich Hanke. Diese Kraft und meinethalben auch das Pathos springt doch aus jedem Werk eines österreichischen Künstlers seit etwa Anfang des 20sten Jahrhunderts. Der ewige Kampf mit der allzu mächtigen Religion, durchzieht das Schaffen von Künstlern wie Nitsch, Hrdlicka, Rainer, Brus, Lassnig oder auch um beim Theater und der Literatur zu bleiben Roth, Schnitzler, Musil, Schwab und eben auch Elfriede Jelinek. Dazu kommen noch all die schönen Nebeneffekte wie verdrängte Sexualität, ein übermächtiges Patriarchat, verhinderte Emanzipation der Frau, Verlust der nationalen Identität durch den Niedergang der Habsburger Monarchie, kleinbürgerliches Spießertum, Judenhass und Nationalsozialismus. Das muss man erst mal alles verkraften. Und wenn dann diese Vielfalt an Kunst daraus entspringt, sind all die Zweifel doch nicht unnütz verpufft.
Zur Zivilisationskritik und Fortschrittsgläubigkeit findet man im „Werk“ von Elfriede Jelinek natürlich auch jede Menge Ansätze. Also vielseitiger geht es wirklich nicht mehr.
Jelinek schreibt neues Stück: eine Störung
aber arkadij kennt eben nichts. nur den schnee. durchfeiern. eine narzistische störung auf der suche nach ihrem ideal-ich.
Jelinek schreibt neues Stück: Vernichtungswille
warum die österreichischen schriftsteller immer pathologisieren? sind die im merkzentrum unter freud abgespeichert? oder unter opfer? sie wollen vernichten, stefan. funkt Ihnen da schon wieder Ihr etwas-mehr-als-15min-ruhm dazwischen?
Jelinek schreibt neues Stück: man lese bei Jelinek nach
@17
Ich weiß zwar immer noch nicht worin mein sogenannter 15 Minuten-Ruhm bestehe soll, auf den ich im übrigen Pfeifen würde. Was daran zerstörerisch ist, Motivationen österreichischer Künstler hervor zu heben, die auch belegbar sind, wenn man sich mal näher mit dem Thema befasst hat, weiß ich auch nicht und pathologisch ist das keines Falls, dafür sorgt der Otto-Normal-Österreicher (-Deutscher) mal so eben neben her auch ohne Kunstanspruch mit Kellerverlies und Axt. Kann man auch bei Elfriede Jelinek nachlesen.
Jelinek schreibt neues Stück: das ist Rache
haben Sie hier in der vergangenheit nicht geschrieben, Sie wären mal ein feuilleton-liebling gewesen für kurze zeit? oder war das flohbär? vielleicht wurden Sie ebenfalls pathologisiert. vielleicht hat jemand Ihre motivationen hervorgehoben. und aus wars. und jetzt nehmen Sie rache auf nachtkritik.
Jelinek schreibt neues Stück: das ist alles wirr
@19
Tut mir leid, Sie verwechseln mich. Ich habe noch nie für irgendein Feuilleton geschrieben, bei Flohbär wäre ich mir da nicht so sicher, ohne ihm zu nahe treten zu wollen. Also Pech gehabt, ich besitze keinerlei Motivationen, das ist alles nur wirrer Gedankenbrei eines Ahnungslosen auf Urlaub aus der Pathologie.
Jelinek schreibt neues Stück: Geständnis
@ 19, 20:
Eine kurze Antwort - eigentlich wollte ich heute keinen Kommentar mehr schreiben.
Ja, ich habe mal für ein Feuilleton geschrieben, aber das ist eine Weile her, etwa 20 Zeitungen mit meinen Texten liegen bei mir noch in der Schublade.
Ein Liebling des Feuilletons? Leider sind mir deshalb keine Frauen zu Füßen gelegen. Vielleicht ist dieser Liebling ja Dr. Pilz.
Als freier Autor einer Zeitung wird man doch nur ausgebeutet. Es gibt elegantere Methoden, mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Aber bleiben Sie bei der Jelinek. Ich kenne nur zwei Romane von ihr und beteilige mich wegen zu geringer Kenntnis nicht an dieser Diskussion.
Jelinek schreibt neues Stück: konkret bitte
- Schach mit mir selbst ? Das kenne ich tatsächlich, nicht nur
wenn ich genötigt war, eine meiner Hängepartien zu analysie-
ren, da ich recht lange Turnierschach gespielt habe (im übri-
gen dann gegen andere Personen); mit Herrn Hanke habe
ich nicht gespielt, weder Schach noch sonstwas: freute
mich über diesen Kontakt, schlimm ??


- Kenne immerhin den Schnee, die Salzwiesen bei Wendtorf
(kommt ja von den Wenden her, meinen Vorfahren), sah
heute die erste Jahresschwalbe, den Rest eines mittel-
alterlichen "Chateau a motte" (Hügelhöhenburg/Motte),
kenne durchaus einige Jelinekstücke, manches von Bern-
hard, den Großteil der Handke-Veröffentlichungen, Musil,
Kafka, ja, gerade halt jene Sachen, die ich gelegentlich
erwähne oder heranziehe, je nachdem.

- Das mit dem Zählen von Einträgen ist vor kurzer Zeit erst
einigermaßen gründlich verworfen worden, sehe keinen
Grund dafür, das jetzt erneut -diesmal meine Postings
betreffend- "durchzugehen"; - im übrigen waren unter den
"Verwerfern" auch Leute, die es sich jetzt scheinbar anders
überlegt haben.

- "Flohbär", das müßte dann schon konkreter geschehen,
wenn Sie andeuten, ich verirrte mich in den einen oder
anderen Chat (obgleich ich vermute, Sie wollen mich tat-
sächlich irgendwie schützen: dafür danke ich Ihnen auf-
richtig !!), zumal ich ja durchaus Linien betrat, die gar-
nicht zu konkreten Inszenierungen eröffnet worden sind
in der Hauptsache.
Es sieht so aus, als ginge es um eine Unkenntnis auf meiner
Seite: ich bin keineswegs belehrungsresistent, nenne teil-
weise aber durchaus Vermutungen und Einschätzungen:
Teilnehmer außerhalb Berlins tun das immernoch viel zu
selten, wenn Sie mich fragen ... .

- Die "westliche Zivilisation" bekämpfen; das heißt ja ziemlich
sicher, eine jener Formen zu wählen, Sie fortzusetzen;
das muß freilich nicht übel geraten: Frau Jelinek hat in der
Tat Beispiele dafür gegeben.

- der 15-Minuten-Beitrag (sonst gerne auch unter "L E") ist
immer wieder mal zu vernehmen: das ging gegen "123"
genauso: Mausmenschgefiepse, und immer wieder von den
gleichen Leutchen: die sich offenbar nicht blöde dabei vor-
kommen: Herzlichen Glückwunsch !

Gute Nacht !!
Jelinek schreibt neues Stück: Mitteilungsbedürfnis
Arakdij Pfingstochse (oder wie Sie sonst noch heißen):
Oh, ich möchte Ihnen das Schreiben bei Nachtkritik keineswegs verbieten - kann ich auch gar nicht -, von mir aus können Sie auch 10 Kommentare pro Tag fabrizieren. Vielleicht gibt es auch jemanden in der Redaktion, der begierig auf Ihre Einträge wartet und es kaum abwarten kann, bis der nächste eintrifft.
Pfingstochse, Sie verteidigen die Häufigkeit Ihrer Nachtkritik-Auftritte, verwerfen das Zählen von Einträgen und berufen sich allein auf den damals notorisch kommentierenden 123, der als einzige Legitimation für Ihr ungestümes Mitteilungsbedürfnis herhalten muss. Ansonsten hat sich niemand für ein uferloses Kommentieren eingesetzt.
Sie hatten übrigens genug Zeit, werter Pfingstochse, sich Ihrer Affinität zu 123 bewusst zu werden. Der plaudert wie Sie auch gern von privaten Dingen: Sie versäumen es nicht, die Leser auf Ihre Befindlichkeiten, auf Ihre Erlebnisse bei Zugfahrten, auf die Wirkungen des Wetters auf Ihr Gemüt hinzuweisen.
Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie permanent Ihre Gedanken zu denen der kleinen Nachtkritik-Welt machen wollen. Manch einer denkt da nur noch: „Der schon wieder...“ und überfliegt den Text bestenfalls noch. Aber was sage ich...Machen Sie, was Sie wollen!
Die Autoren, die Sie da aufführen, kenne ich zum Teil sehr gut. Warum haben Sie sich zum Beispiel nicht zu Reeses „Mann ohne Eigenschaften“ im DT geäußert? Oder zu Taboris Kafka-Inszenierung (Theatr Kreatur, Theater am Ufer, 1994 glaube ich)? Was ist mit Handkes „Publikumsbeschimpfung“? Nun, das Schimpfen...Wer es noch nicht gelernt hat, lernt es hier im Forum.
Jelinek schreibt neues Stück: Kontextabhängigkeiten
@ Flohbär

Vielen Dank für die jetzt etwas detaillierteren, mich
allerdings nicht vollends überzeugenden Konkretionen.

1.
Das mit dem Zählen von Einträgen, lieber Flohbär,
hat "Stefan" zum Beispiel im besagten Kontext (warum nicht das Beispiel -!- wählen, das am zeitnahesten ist,
und warum noch fünf weitere Beispiele heranziehen, die sich unfehlbar auch finden ließen ??, wenn "man" davon ausgeht, daß es eher eine Frage des Anstandes und Großmutes ist, über die eine oder andere nicht genehme Idiosynkrasie hinwegzusehen -täte ich das nicht, käme das "Geil Gitler"-Ding von LSDU möglicherweise auch so, daß ich den Kontakt zu "ihr"
gänzlich einstellte, ... dann aber kommt Kaurismäki
von ihr, und ich freue mich dann schon, in einem passenden Zusammenhang an ihn erinnert zu werden)
ganz ähnlich kommentiert wie ich: nehmen Sie das zur
Kenntnis, bitte !!

2.
Eigenartig Ihre Wortwahl: "Möchte Ihnen ... keineswegs
verbieten" (Danke auch !), "verteidigen", "uferlos",
"als einzige Legitimation herhalten".
Entschuldigen Sie: das ist blanker Unsinn !! Ich sehe keinen Grund, mich zu verteidigen, ich kann
nur nicht recht nachvollziehen, wenn "Angriffe"
kommen: ich muß es hier keineswegs jedermann recht
machen, ja, recht machen wollen -einige wollen wohl
durchaus, daß andere für sie oder etwas Partei (!!)
ergreifen-, ich schreibe als Einzelner und stehe für
mich: nicht für Klassik, Moderne, NGO, SPD, Post-
dramatik etcpp. : wovon ich auch jedermann nur
herzlichst abraten kann, wenn von Person zu Person
"gesprochen" werden soll; und es kann von mir aus
sehr gerne etwas mehr persönliche Tönung hinein-
kommen: das muß keineswegs bei Bäumen enden,
die man nach Stein-Inszenierungen vollkotzt.
Die Gefahr, durch Persönliches erkennbar zu werden,
ist bei mir ganz offensichtlich kleiner als bei anderen
Personen, und ich habe an einigen Stellen versucht,
dergleichen "Selbstverletzungsgefahren" aufzuzeigen
(meine "Staderei" ...: Sie kennen ja Musil, kennen eh
vermutlich sehr viel mehr als ich: aber warum in den
entsprechenden Kontexten gerade jene 1994er-
Sachen (die habe ich /wie Meese/ schlichtweg nicht
gesehen: das ist schon so, auch kein Beinbruch ...)
ich gebe schon Gründe oder zumindestens Andeu-
tungen für mein jeweiliges "Zitat" (sehe in vielen
Sachen, die ich erwähne, geradezu jenen "Schatz
der Armen", der dem Törless (auch als Zitat: Maeter-
linck) voransteht: Ich kann in einem Jelinek-Thread
an Lev-PLaonovic Karsavin ("Noctes Petropolitanae")
erinnert werden, das notiere ich dann !, wie Gefühls-
tönungen auch !!, aber es ist kein Karsavin-Thread:
und ich kann mich bremsen; leider ist von ihm zudem
zu wenig ins Deutsche übertragen -Russen bitte
aufmerken !!-)).
Die "Unfähigkeit", situativ und auch etwas kleinwelt-
lich von Mal zu Mal kommunizieren zu können, ge-
biert meineserachtens all das Getue und Gehabe:
da DRAUSSEN , ich gehe ins Freie (sagt Handke oft
mit allerlei Offenheit des Satzzeichens dazu); und
was ich von Handke ("Publikumsbeschimpfung" in
der Fassung von Sebastian Hartmann habe ich sogar
schon einmal herangezogen, von Kafka zB. "Jo-
sephine" im ZUsammenhang mit Danto oder Musils
"Schwärmer" zu Pollesch: "Polleschzitate sind kein
Polleschtheater, Polleschzitate sind totes Pollesch-
theater, Verwesungsrückstände (Konkurs-, Diskurs-,
Diskontkursmasse)"- so heranziehe, hängt schon
vom
Kontext ab.
Jelinek schreibt neues Stück: Kontext Fortsetzung
Fortsetzung @Flohbär

Sollte Ihnen etwas unklar sein (bezüglich des Kontextes), etwas beliebig oder verstellt oder falsch
erscheinen, dann bin ich der Erste, der möglichst früh
auf diesen Umstand hingewiesen werden möchte.

3. Mitteilungsbedürfnis: Ist so eine Sache damit.
Im Falle Wuppertals nimmt sich das ziemlich
zynisch aus, da von Mitteilungsbedürfnis zu
sprechen. Auch ist es etwas beleidigend, all meine
Äußerungen in etwa darauf beschränken zu wollen,
nur weil mein umständlicher Stil nicht Ihre Sache
ist: manche Äußerung ist dezidiert politisch, da
häufig gerade dergleichen Stränge aufgemacht
werden (und von einigen Leuten ziemlich bedenken-
los "genutzt", mißbraucht geradezu ...): Mitteilungs-
bedürfnis, das steht quer dazu !

4. "uferlos":
Naja, kurzum: Sie haben es überlebt !
Ich auch !!

5. Verstehen Sie es bitte nicht falsch: Ich denke, die
Grundrichtung Ihrer Zeilen an mich garnicht so
verkehrt aufzufassen: für diese aber bin ich Ihnen,
ob Sie es hören wollen oder nicht, dankbar.
Ich sprach von "Hausaufgaben" und Sie sprachen
von Inszenierungen, die ich sah ...:

Betrachten Sie den "Pfingstochsen" als geschlachtet,
fernerhin "Arkadij Zarthäuser", Ihr AZ
Jelineks Neues: Hankes Nachtgedanken
Nachtgedanken
Die alten Themen der Vergangenheit tauchen wieder auf ziemlich genau (schon lange nicht mehr in dieser Reihung vernommen -nachlesen kann man sie naturgemäß jeder Zeit): Verdrängte Sexualität, ein übermächtiges Patriarchat (Thema Jelinkes), verhinderte Emanzipation der Frau (Thema Jelineks), Verlust der nationalen Identität
durch den Niedergang der Habsburger Monarchie, kleinbürgerliches Spießertum (der ewige Spießer),
Judenhass und Nationalsozialismus (genug davon wahrnehmbar in subtilen Bezirken der Seele), das muss man immer wieder erneut verkraften, verarbeiten, wenn man nicht in der Oberfläche sein Genüge hat. (doch gilt auch: Wo versteckt man die Tiefe - an der Oberfläche!)
Also Beschäftigung mit Elfriede Jelinek, da bin ich ja hier in der Nachtkritik eingestiegen.
In ein paar Tagen sehe ich vielleicht "Über Tiere" auf der Bühne. Bin schon gespannt. Wird es eine Begegnung oder nicht? (ein provinzielles Theaterereignis für mich)
Jelineks Neues: Hankes Morgengedanke
Kurze Frühmorgen- Variation zu Jelinek:
Sobald Mann sich aufgibt, im Hinblick auf eine Frau,
die das Andere schlechthin ist, schluckt die "Frau Welt"
. . . einen auf, und man ist fort . . .
( man wehrt sich gegen sein Verschwinden, gegen den
Tod. Nach Bernhard - naturgemäß)
Jelinek schreibt neues Stück: sprachlos
Ich habe ÜBER TIERE gesehen.
Und ich kann - gerade komme ich vom Theater in die
Frei-statt-Strafe-Straße nach Hause zurück -
eigentlich nichts darüber sagen, denn ich bin sprachlos.
Denn das hatte ich nicht erwartet.
So hatte ich Elfriede Jelinek nicht erwartet.
Über Tiere. Über den Tieren, würde ich jetzt sagen.
Jelinek/Über Tiere: verdrängte Sexualität
Ich werde während des Spiels (in der Mitte des Spiels), der Aufführung gestern, in das Spiel miteinbezogen, soll Text, ein, zwei Sätze nachsagen, tue das auch (ich sitze zweite Reihe, exakt in der Mitte), doch bei der Homosexualität, bei - nun ja, Sie wissen schon - weigere ich mich, sage nein, und bei dem Satz, ob meine Freundin sich (von einem anderen?) in den ... und so weiter, wehre ich mich kopfschüttelnd und sage mehrmals Nein.
Eine junge Frau, die mit ihrem Freund (oder ist es ihr
Ehemann?), neben mir sitzt, wird ebenso ins Spiel
miteinbezogen, soll Sätze wiederholen, sprechen,
und sie tut es auch, ein wenig zögerlich.
Etwas später fragt der Schauspieler, ob wir zusammen
gehören, wir verneinen lachend, und ich setze mich
schnell auf den leeren Platz neben mir - und wieder
zurück. Nach einem Weilchen flüstere ich der fremden
jungen Frau ins Ohr: Sehen Sie, er hat ja Tränen in
den Augen - Ich hatte bei dem jungen deutschen Schauspieler (der übrigens ganz ausgezeichnet, und wie vollendet spielte, wie die drei Schauspielerinnen auch) - links und rechts etwas glänzen gesehen
unter seinen Augen ...
Jelineks neues Stück: a la Jelinek?
Der Gebrauch
nein
Den Gebrauch nimmt man wie selbstverständlich
in die Zeit,
der Gebrauch vergeht unter uns
und mit uns,
er richtet sich nach irgendwelchen
Gehirnen,
die sich in nicht immer
sinnlosem Begehren
um irgendwelche anderen
Gehirne drehen,
ich habe schon immer verstanden
wieso und wie,
denn das Begehren
kann so viel bewirken,
es kann so viel
und immer mehr (Meer).
Denn da ist doch eine
Orientierung
nach dem Gebrauch
und der Gebrauch seinerseits
orientiert sich ebenfalls,
jetzt gehe ich
nicht gleich fragen
wonach und nach wem,
und dann
und dann schreie ich
es hierhin,
hier hinein
in diese Nachtkritik . . .
das geht
das geht ganz leicht
wie von selbst . . .

(frei nach Elfriede Jelinek (um mir die Nachtzeit
zu vertreiben und den Dehn-Geist zu tummeln)
Jelinek: Und ich? Und ich? Nicht Hanke!
@ Hanke: Mann! Tut das weh. Verschonen Sie uns bitte mit Ihrem Bildschirmschoner. Mit ihren "frei nach Elfriede Jelinek"-Gedichten. Sorry, aber mit der Frau können Sie leider einfach mal nicht mithalten. Halten Sie sich also lieber weiterhin an das Original:
"Was hat die Frau nur an sich, daß die Bekanntschaft mit ihr ihren Gebrauch so gar nicht zu ersetzen vermag, umgekehrt zum Auto?" Ja. Genau. Und weiter: "Und ich? Und ich? Und ich? Wo bleibe ich? Brüll! Schrei!"
Jelinek: Talentscouts unterwegs
Sehr geehrter "Hanke",

bitte schicken Sie alle Ihre Arbeiten unverzüglich an:

Suhrkamp Verlag
Manuskript
Pappelallee 78-79
10437 Berlin

Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen.
Jelinek: Ecce Hanke?
Ecce homo (Friedrich Nietzssche):

Warum ich so weise bin

Warum ich so klug bin

Warum ich so gute Bücher schreibe



Warum ich ein Schicksal bin

Nietzsche der unverstandene Mensch?

„Dionysos gegen den Gekreuzigten“?

„Sehet, welch ein Mensch.“ (Bibel)

Hanke der verspottete Schmerzensmann!?
Ecce Hanke: stumm vor Ergriffenheit
Hanke, ich bin meiner Ergriffenheit immer noch nicht ganz Herr geworden. Diese kühnen Visionen - unglaublich!
Geht dieses Gebrauchsgedicht noch weiter?
Ohne Zweifel stärker als Nietzsches "Dionysos-Dithyramben".
Jelinek und Hanke: ein Rat
ich würde dem hanke raten, das alles als ein rollenspiel
aufzufassen, sonst wird er noch als verspotteter
ecce homo im eitlen größenwahn enden und geistig krank
werden
er sollte unverzüglich nichts an doktor sparwasser schicken

einer der es gut mit ihm meint
Jelinek und Hanke: von gestern und vorgestern
ist doch ganz klar
der hanke passt nicht in die linke szene der deutschn
theaterszene
sind doch alle links oder nicht
und er wo steht er
er steht doch kulturell einigermaßen rechts
soweit man das sehen kann
politisch den kopf in den sand
um nirgendwo hinzugehören
außerdem ist sein nietzsche-gehabe
auch eine art von selbstbespiegelung
er hat seine vergangenheit und sein herkommen
scheints noch nicht überwunden
ich spreche ihm seine begabung nicht ab
und die ist ja auch interessant
aber die zeit für solche begabungen
ist doch längst vorbei
und von gestern und vorgestern
er hat den zug verpasst meine ich
und muss eben mit dem leben
was ihm von haus aus mitgegeben wurdee
Jelinek schreibt neues Stück: alles nicht so ernst nehmen
Herr Hanke hält nicht mit der Frau Jelinek mit. Das braucht er auch nicht. Hab nachgesehn. Hat bisschen gedauert,
bin fündig geworden:
Die Zeit nimmt man wie selbstverständlich in Gebrauch,
sie vergeht unter uns und mit uns, sie richtet sich nach
irgendwelchen Gestirnen, die sich in sinnlosem Begehren
um irgendwelche andren Gestirne drehen, ich habe nie
verstanden wieso und wie, denn das Begehren kann
nicht soviel bewirken, es kann viel, doch so viel auch
wieder nicht; aber da ist doch eine Orientierung nach der Zeit, und die Zeit ihrerseits orientiert sich ebenfalls,
jetzt gehe ich gleich fragen, wonach oder nach wem,
und dann schreibe ich es hierhin, das geht ganz leicht:



So. Einschub beendet,
aber wonach habe ich mich orientiert
in der Liebe?

Soll ich fortsetzen den Text von Elfriede Jelinek?
Herr Hanke hat einen anderen, seinen Text daraus gemacht und warum auch nicht, wenn die "Nachtkritik"
es sendet.
Schmerzensmann finde ich übertrieben. Und die Ergriffenheit von Boot-leer auch. Aber man sollte das
alles nicht so ernst nehmen, wegen der großen Namen
aus dem Geistesleben. Literatur ist ja auch Spasssss.
Ein Österreicher hat mir einmal was gesagt:
Der Heidegger (Martin) ist ein kompletter Trottel -
schreibt sich da was zusammen!
Ich glaube, der Herr Hanke hat ein gar nicht so schlechtes Gebrauchs-Gedicht fabriziert aus dem Text
von der Elfriede Jelinek.
Jelinek: Jugendstück für Stefan und Arkardij
Übermächtiges Patriarchat. (Thema Jelineks)
Ich zitiere aus einem Jugendstück von mir (wenn es mir Nachtkritik erlaubt):

Ein leerer Strand. Im Hintergrund ein alter Baum. Dahinter Gebirge.
Späte Nachmittagssonne. Musik. Ein starker Wind. Leeb kommt, setzt sich ans Meer und sieht hinaus.

Leeb: Ich habe es satt, immer nur an ihn zu denken. Als wenn er der Einzige wäre. Als wenn es niemanden sonst gäbe in dieser Gegend, die verlassener ist als alles Verlassene in dieser Gegend...
Ich habe es satt, immer wieder zurückzukehren zum Ausgang, den Oel ausfüllt mit seiner ganzen Gewalt, Gestalt, mit seinen vollen Reden, an die man noch immer glaubt, glaube ich, wenn er wiederkehrt einmal, wenn ich ihn sehe - mein Augenpaar in seiner Richtung... seine Bahn weit draußen...
Aus dem fahrenden Vehikel will ich ihn werfen und seh`n, was mit ihm geschieht. - Er steht aufrecht unterm Himmel und lacht zu Gottvater hinauf, der sich umwendet und ihn mit seiner Fuurz anbläst, ich lache auch - doch ich halte lachend dem Gewitter nicht stand wie er. Flach bin ich zur Erde gedrückt, den Mund tief im Erdreich...

Genoveva(kommt hinter dem Baum hervor): Ja, ja - schwerer Atem, langes Leben. Hier hältst du dich verborgen - Versteckspiel! (flüsternd) Du machst das wie er, ganz genauso!

Leeb (mit schwerer Holzzunge): Bei mir ist es etwas ganz anderes.

Genoveva: Bei dir ist es auch nichts anderes. Du bist wie er, in jeder kleinsten Bewegung, ganz genauso wie er.
(Pause)
Hier finde ich dich. Hast du mich erwartet?

Leeb: Ich wusste, du würdest kommen.

Genoveva: Mein Leeb!

Leeb: Mutter Genoveva! -
(sie stürzen sich in die Arme)
Nein! Nein!

Genoveva: Erinnerungen an früher, als du noch ein Kind warst in meinem Armen.

Leeb: Können wir nicht aufhören damit!

Für Stefan und Arkardij.
Jelinek: Söhne großer Mütter
@ Hanke
Oh, Dankeschön. Ein interessantes kleines Werk. Ja, Söhne großer Überväter haben es auch nicht leicht. Für sie sind es meist die Mütter, die sie vermeintlich daran hindern selber groß zu werden. Das Muttertier, das klammert, und so dem patriarchalen Spiel unbewusst Vorschub leistet. Der Sohn wird sie wegstoßen, um sich zu Größe aufzurichten.
Die Genoveva von Brabant oder auch die heilige Genoveva von Paris, ist das ihr Gedanke? Der Zwiespalt zwischen männlicher Gerechtigkeit und der Güte der weiblichen Rettung. Das hat viele Dichter und Dramatiker zu Bearbeitungen bewegt, Johann Ludwig Tieck, Friedrich Hebbel und nicht zuletzt Peter Hacks.
Jelinek: Genoveva Betonung in Linz
Danke für die Hinweise. Damals spielte man (lang ist es her) - "Der Architekt und der Kaiser von Assyrien" von Fernando Arrabal am Linzer Landestheater. Eine der Figuren, ich weiß nicht mehr welche, sagte etwas über "Genoveva" in einer Betonung, wie es nur ein deutscher Schauspieler betonen kann. So habe ich den Namen verwendet in meinem Stück (ein Dramatiker-Wettbewerb des Landestheaters. Ich hatte von diesem Wettbewerb zu spät gehört, und wurde zum Termin nicht fertig mit der Arbeit).
Ich war lange Zeit beschäftigt mit Erich Neumann, ein Schüler von C.G.Jung, und seinem Werk "Die Große Mutter" (glaube ich heißt es). . .
Ich war damals ein begeisterter Anhänger des "Theater des Absurden": Beckett, Ionesco, Arrabal usw. . . .
In der Heidelberger Zeit sah ich am Heidelberger Stadttheater Arthur Kopits "Oh Vater, armer Vater, Mutter hängt dich in den Schrank, und ich bin so krank" -
Jelinek: bald mehr Mutterarchetypus
Ich lese gerade:
Erich Neumann gehörte in Heidelberg zum Freundeskreis von Hannah Arendt.
"Ursprungsgeschichte des Bewußtseins" (1947) hatte ebenso wie "Die Große Mutter" großen Eindruck auf mich gemacht. Vom Mutterarchetyp vielleicht später mehr (Meer) ...
Jelinek: Die Voodoo-Stigmatisiererart
Danke, Hanke !
Exklusiv für Stefan und mich: das ist allerhand, und ich muß sagen, Sie verstehen es zu überraschen, so wie Sie es verstehen, von der
"Rolle" - nenne ich das mal - des Überraschenden zu schreiben oder sogar sich selbst zuzuschreiben.
Sie sehen mich allerdings ein wenig verlegen, denn ich würde jetzt nur allzugern mit einer Jugendsache von mir aufwarten wie "Vernichtender Ursprung" (1987), "Nutzen der Nacht" (1991), "Das
Törleßproblem" (1995), "Ummodelung der Kampfzone" (2001), habe diese Texte jetzt allerdings weder zu Händen, noch möchte ich den
Jelinek-Thread mit derlei traktieren - ich werde das Stück abwarten und dann gewiß dazu Stellung beziehen!!

Aktueller ist bei mir eher die Sache mit der Voodoo-Puppe:

Schritt 1: Nachtkritik-Spaßvogel (der vielleicht noch anderswo eh "egobloggt") setzt "Kunstfigur" in diverse Threads, die sich plötzlich überall vernehmen läßt.

Schritt 2: Anderer Nachtkritik-Spaßvogel (oder ggfls. selbiger) stigmatisiert: A. ist der geistige Doppelgänger von, nennen wir ihn, Heidegger fiel, "Heideier" ... .

Schritt 3: Heideier tritt so auf, daß er wie eine Voodoo-Puppe funktioniert; man nadelt ihn kräftig !!

Schritt 4: Das fällt auf all jene "Verwandten", für die Heideier jetzt ebenso plötzlich wie er kam geradezu gesondert zu schreiben beginnt, zurück !? ... : eben nach Voodoo- bzw. Stigmatisiererart ... .

Schritt 5: Ist nicht meine Religion !

Schritt 6: Dennoch war es bislang eher so, daß "Stefan" auf einen "Stefan", der sich für ihn ausgab, reagierte, so wie ich darauf reagiere, wenn nun "Hanke" und ich zusammengeworfen werden/worden sind, so wie Rosa L. sich ganz entsprechend verhielt ...; Heideier tut das jetzt aber nicht: das fällt immerhin auf.

Schritt 7: Auch "Hanke" tat das nicht, und dann rattert die Textmaschine: Computerschach, Monoschach, "Even the greatest stars discover themselves in a looking glass" (Kraftwerk), Tschechow-Regiesseure, Spiegelmetapher: "Der Kirschgarten" von Falk Richter an der Schaubühne.

Schritt 8 at Stefan: Ein Witz: Wenn feindliche Übernahme, dann nicht nur BE, sondern auch SCHAUBÜHNE!!
Jelinek: lauter anonyme Autoren?
Mmh, Ihr lieben klugen anonymen Autoren! Ein kleiner Verdacht erhebt sich in meiner unbedarften Seele. Werden hier nicht mehr Werke anderer Bühnen, sondern die eigenen diskutiert? Das ist schon interessant, auch anregend wenn eine Autorin wie Jelinek dieses Bedürfnis weckt, aber auch etwas verwirrend.
Hankes erste Seite
Was hat diese Jugendstückersteseite mit Jelinek zu tun - da müsste ich mich erst in Jelinek-Texte und theoretische Hintergründe über sie und ihr Werk vergraben - im Augenblick kann ich das nicht.
Aber vielleicht später, wenn das alles nicht plötzlich abbricht, sich auflöst und verschwindet.
Diese erste Seite ist schon veröffentlicht, daher habe ich es gewagt sie zu bringen, im besonderen für Arkadij und Stefan.
Ich erwarte oft und eigentlich sehr häufig, dass Nachtkritik mich nicht bringt und akzeptiert, aber das macht die Sache ja um so spannender. Auch die Lästerzungen reizen und spornen an weiter-zu-schreiben. Ich habe diese Sache nun einmal begonnen und mache auch ein wenig auf Teufel-komm-raus . . .
Dieses Jugendstück, mein erstes Stück, war der Versuch, die erste Tragödie, den "Oedipus" des Sophokles, als absurdes Theater zu schreiben, ausgehend von Sigmund Freud, womit wir wieder beim Thema sind: Schopenhauer, Nietzsche, Freud usw. bis Jelinek.
Oder haben Über Tiere mit Freud nichts zu tun? Stefan zählte auf:
Verdrängte Sexualität, ein übermächtiges Patriarchat und verhinderte Emanzipation der Frau- (über Österreich) - das alles ist in meinem ersten Stück, welches ich in jungen Jahren schrieb, enthalten.
Ich hatte nicht eigentlich vor, diesen Anfang zu bringen, aber, es ließ mich nicht los, auch weil diese eine Seite in einer Anthologie kürzlich erschienen ist. Ich wollte wissen, was Sie Herr
Arkadij und Herr Stefan dazu sagen, da ich doch in einer Art Dialog mit Ihnen stehe. "Vernichtender Ursprung" das klingt gut, Arkadij -
kann man es in Verbindung mit Jelinek bringen, themabezogen?
Ich bin (an Lautreamont) nur einer, der malt und schreibt - das ist alles.
Jelinek-Hanke: Deutsches Blechdach auf heißer Katze
Ich bin gerade aus einer Vorstellung von "Katze auf dem heißen Blechdach" gekommen. Die drei Schauspielerinnen, die in Über Tiere
spielten, spielten auch in Tennessee Williams Stück hier in Linz, Kammerspiele. Deutsches Theater, mit deutschen Schauspielern und -
sehr gut. Da ist ja sichtbar mehr drinnen, als in dem bekannten Hollywood-Film, mehr kam zum Vorschein und heraus - was ich nicht erwartet habe. Also nicht nur ein Hollywood-Stoff dieser Katzen- Stoff.
Ein deutsches Blechdach auf der heißen Katze - nein, ich scherze nur. Nichts Amerikanisches war dabei, oder nur sehr wenig . . .
Tennessee Williams und Elfriede Jelinek - die Themenbezogenheiten hören gar nicht mehr auf seit Über Tiere.
Jelinek: Geist wirkt auf Geist
Ja, das ist vielleicht richtig und tief gedacht:
Elfriede Jelinek weckt diese Bedürfnisse, die geistiger und seelischer Natur sind. So wie Geist wirkt auf einen anderen Geist.
Ich will aber vom Dichter Lautreamont jetzt nichts anfangen, und seine Bedeutung in meinem geistigen Leben - oder, man zähle ihn zu meinem "Oedipus"-Stück hinzu (Einfluss). Und glauben Sie mir, ich habe nie wieder so etwas geschrieben, - wegen der "Möwe". Aber es gibt eine Fortsetzung, in einem ganz anderen Stil geschrieben.
Jelinek: Brauchen wir eine eigene Jelinek?
Lieber Hanke !

Nicht böse sein, aber das kommende Stück von Frau Jelinek soll ja "Winterreise" heißen, und ich glaube, wir täten gut daran, uns darauf zu besinnen, daß dieses Stück kommt und "Die Kontrakte des Kaufmanns" gerade zB. in Berlin (siehe die Nachtkritik dazu) laufen bzw. auch zum TT10 laufen werden, Lautreamont ist da absolut zuzustimmen (ich persönlich habe desöfteren den Fehler gemacht, mich hin und wieder nicht zu bremsen, ja: Fehler !!).
Ich hätte jetzt die Tage in der Tat auch geschwiegen, wenn nicht die PP-Sachen und jene nicht geklärte Identifizierung, auf der immernoch rumgeritten wird (durch welchen PP auch immer ..., jedenfalls wird es derlei Striche, wie "PP" jüngst andenkt, von meiner Seite her nicht geben), gewesen wären.
Ging mir auch nicht um die Platzierung meiner bescheidenen Werke, selbst wenn die Jahreszahlen das andeuten mögen: ich wartete jetzt auf den "Quartalsschreiber" fast, wo es den "Quartalsdenker" gab, den "Spiegeldenker", den ich mir sogleich hinzudenken mußte ...: denken ?? Ein weites Feld !
Freilich: Läßt sich alles mit der Jelinek irgendwie verbinden, trivialerweise schon, weil sich "ihre" Themen ganz gut im Kanon jener Themen verorten lassen, die Künstlerinnen und Künstler zu allen Zeiten variierten: Leier und Spielfrau !!
Aber so ein zwanghaftes Verbinden: Wozu ?; das wäre ziemlich strukturäquivalent zu dem Ineins-Vernutzungsunsinn, den PP gerade meint anzetteln zu müssen: Nein, die Jelinek als "Mittel zum Zweck": gibt es mit mir nicht/soll es mit mir nicht geben.
Ließe sich ernsthaft diskutieren, beispielsweise warum Frau Jelinek mit ihren "Haidereien" in Deutschland so gut ankommt.
Ich machte da auch Andeutungen zu: Gewiß erinnern sich einige Menschen eher ungern an die Situation 88/89: von "Krise" war da aber ganz ähnlich die Rede wie heute, und allein im Westen gab es da dann ja auch mehr Arbeitslose als heute im vereinigten Land, freilich kamen die diversen Bilanzaufhübschungen dann auch erst später: und das Theater lechzte geradezu nach Sachen, wie Sie Castorf und die Volksbühne dann auch brachten ..., es gab Rekordzustimmung bei den Kritikern der TheaterHeute-Jahreskür etc. und einen nachtkritik de.-Thread kürzlich dazu und nicht nur dazu .
Haider: da ist "man" hierzulande schnell mit zur Hand: aber - Schönhuber - Neubauer - Frey ???
Europawahl 1989: Der Westen zeigt dem Osten, wie politisch so protestiert wird, unterstützende Sprachregelung in den Medien: Protestwahl das nennen, ja: unterstützend, schäbig.
Die Republikaner gewinnen 6 Sitze im Europaparlament darauf ...,
DVU und NPD ziehen später nach, allerdings nicht zu den ersten (!) freien Volkskammerwahlen und den ersten Neufünfland-Landtagswahlen.
Ja, vermute ich wirklich: Eine Art "Jelinek", die/der das so für die BRD oder , wer weiß, DDR täte wie Frau Jelinek es mit "ihrem" Land, eher das "ihr Thema" hier, käme anders weg hier: hundertpro !
So oder ähnlich könnte meineserachtens ein fruchtbarer Thread vor
einem Stück anheben: oder auch beim "Leierfrauthema", denn es soll ja Frau Jelineks persönlichstes (!) Stück werden, wie zu vernehmen
war. "Persönlich", ob wir da Ähnliches drunter verstehen ?
Wäre auch nicht unspannend: meine "Jahreszahlen" waren jedenfalls in diese Richtung gedacht -ich überflog halt auch kurz "mein Jugend-Gesamtwerk", - manchmal staunt man ja auch nicht übel, wenn
zB. eine Schauspielerin, Constanze Becker in dem Fall, den ich vor Augen habe, als so ein ernsthaftes Wesen "aufgebaut" wird, welches in der Schulzeit bereits statt "Kartoffelsalat und Buletten" das Gesamtwerk Weiningers durchhabe in etwa: Gesamtwerk Weiningers ??
"Eros und Psyche", "Geschlecht und Charakter", das, was so in "Über die letzten Dinge" gesammelt ist, ups: "Gesamtwerk". Oder: Gesamtwerk Sarah Kanes ... . Also, offen gestanden, da würde ich eben schlichtweg auf "Gesamtwerk" verzichten, ... aber ich schweife schon wieder ab, sorry !!- .
Also, bitte Hanke: Gemach. Ich werde mir Gedanken zu Ihrer Seite machen: versprochen, und es gibt Sie: die glaubwürdigen Menschen im Leben und auf der Bühne !!
Und jetzt mache ich mich nicht nur bis Pfingsten wirklich vom Thread-Acker - ich bereite mich jetzt (!!) auf die nächste Spielzeit vor, und dieses Mal bleibt es dabei, selbst wenn der Arkadij 1001 Male geklont werden sollte etcpp. : Mit den Namen wird es vermutlich noch so manche Schwierigkeit geben: da müssen wir durch.
Es hilft aber auch nicht sonderlich, immer gleich die Keule "geistiges Eigentum" zu schwingen, zumal ich dann all diejenigen im Gedanken habe, die Michael Müller oder Martin Schulz oder Stefan Meier, Arkadij Dimitrov ... heißen. So long, Leser bleibend
zunächst, Ihr AZ.


(Liebe/r Hanke,
vielleicht nehmen Sie dies zum Anlass, um sich gleichfalls wieder ein wenig mehr in Richtung des ursprünglichen Debatten-Gegenstandes zu bewegen? Das würde dem Thread nicht schlecht tun, oder?
Mit freundlichen Grüßen,
Anne Peter / Redaktion)
Jelinek: zurück zur Winterreise
hanke hat zu breit sich selber ausgeführt
interessant
aber nun wieder zu der sache selbst
die WINTERREISE von Jelinek
warum sollt er darüber "böse" sein können?
Jelineks neues Stück: Rückbesinnung aufs Drama?
. . . und mancher angesichts überhand nehmender postdramatischer formen bereits nach einer rückbesinnung auf das drama ruft
(hankes armer spielmann / das meint er doch)
Jelineks neues Stück: Und nachher kommt Lloyd Webber
hö ma allmuth. post-dramatisch heißt "nach" dem drama. und nicht "vor". nach der postmoderne kommt auch nicht die moderne. dh heißt, es gibt kein drama nach dem post-drama. das ist ein für allemal weg. aus. vorbei. nächster vorschlag! rückbesinnung in deutschland? weimar? richard strauss?keine gute idee. das wäre dann andrew lloyd webber.
Jelineks neues Stück: postdramatisch steht mit dramatisch im Zusammenhang
@ L E: Okay, aber das ist jetzt auch wieder nicht ganz korrekt. Denn bereits der Begriff "post-dramatisch" verweist ja darauf, dass das Drama nicht vollkommen aus dem Theater verschwunden ist. Der Stücktext steht bloß nicht mehr im Zentrum einer Aufführung. Zitat Hans-Thies Lehmann:
"Der Titel 'Postdramatisches Theater' signalisiert, indem er auf die literarische Gattung des Dramas anspielt, den fortbestehenden Zusammenhang und Austausch zwischen Theater und Text, auch wenn hier der Diskurs des THEATERS im Zentrum steht und es daher um den Text nur als Element, Schicht und 'Material' der szenischen Gestaltung, nicht als ihren Herrscher geht."
Jelineks neues Stück: aber Theater, nicht Drama im Zentrum
liebe i s! das heißt trotzdem nicht, daß es nicht einen nächsten vorschlag geben kann. wir reden hier ja über theater und nicht über drama.
Jelineks neues Stück: Drama ist Pose, hö!
@ Lieber L E! Na, sag ich doch (mit Hans-Thies Lehmann): "[...] auch wenn hier der Diskurs des THEATERS im Zentrum steht." Oder was meinst du damit? Das Drama ist vor allem eine Pose. Und darin steckt immer auch was Authentisches. Hö.
Jelineks neues Stück: Über Tiere, Ekel, Intimität
Zu Hankes Über Tiere-Ergüssen:
Die Bestimmung des Ekelhaften durch seinen abstoßenden, weil illegitimen Anspruch auf Intimität bringt es mit sich, dass Ekel überall dort auftreten kann, wo Intimität als solche im Spiel ist, vor allem in der Sexualität. Sinnlos, den Zusammenhang von Ekel und Sexualität dementieren zu wollen. Es resultiert aus der Nähe, ja Aufdringlichkeitsstruktur von Sexualität ebenso wie aus der Tatsache, dass die Spuren des Geschlechtsverkehrs in hohem Maße Affinitäten zu den Formen des Ekelhaften aufweisen.
Dass das sexuelle Begehren in der Regel die Ekelschranke imstande ist zu transzendieren, gibt, so möchte man sagen, der Sexualität überhaupt erst ihre spezifische Intimität: Sie gestattet, was ansonsten Ekel hervorrief.
Jelineks neues Stück: eher eine Belastung
@54:
Äh...richtig.
Sie haben sich zwar meinen (Zweit-)Namen ausgeliehen, aber gegen den Kommentar gibt es nichts einzuwenden.
Wissen Sie, eigentlich mache ich mir gar nichts aus Sex. Die Sache ist mir einfach zu anstrengend. Die Ansprüche der Frau sind für mein Gemüt eher eine Belastung.
Für den Fall, dass es den Leser interessieren sollte: Frau Jelinek hat in einem "Zeit"-Interview von 1986 einmal über ihre sexuelle Disposition gesprochen.
Jelineks neues Stück: Allerlei, Verworrenes und weniger Verworrenes
Wie jetzt ?

Was ich schon immer über "Bootleers" sexuelle Disposition wissen wollte/sollte, weil Frau Jelinek auch eine haben könnte und 1986 dazu auch ein Interview gegeben hat !

Und dann gleich zwei "Bootleers"; wobei offenbar der von §55 sich interpassiv zurücklehnen darf, da der von § 54 jetzt in seinem Sinne schreibt. "Schal Bootleer", denke ich wie "Gust-aff-Flohbär":
Verlinkung in diesem Thread durch den nicht alltäglichen Gebrauch des Begriffes "Affinität" sowohl durch "Bootleer 54" als durch
"Flohbär"; im Gegensatz zu "Flohbär" von mir dazu nichts in Richtung Monoschach oder Identitätsspekulation !!

Ich muß allerdings zugeben, daß ich für meinen Fall -und zwar beim
Durchgang der "Winterreise" mit möglichst durchgehendem Bezug dazu,
daß das eine Stückfolie sein soll in etwa zu einem zweiten, persönlicheren Teil zu "Kontrakte des Kaufmanns"- irgendwo dann auch beim Ekel-Intimitätsdiskurs landete und zwar bei "Krähe, laß mich endlich sehen Treue bis zum Grabe" ...; und steht das "... ist bis heute für und für um mein Haupt ..." verwandt mit jenen
"Ansprüchen der Frau", droht das ökonomische Thema dort quasi zu kippen, daß die "weibliche Weltvernutzung" all diese Blasen treibt:
Wer ist die Krähe ? Die Jelinek, Österreich, Haider ?? Wer derjenige, der fremd einzog (wieder Österreich oder Wirtschaftsparkett, Bordell, Spielbank, ... Schule), fremd auszog ???
Ich meine: Wie stellen "wir" uns das vor, vermuten wir ?!

Wäre ja was, wenn da so ein Handkescher "Großindustrieller" ein- und ausziehen würde, und die Jelinek wäre wirklich so ganz "Krähe",
obgleich ihr Name auf "Hirsch" deutet, so wie Thomas zu Regine "Krählein" sagt: oder Thomas Bernhard als Spielmann, die Jelinek als Krähe..

Genug der "Spekulation":
Der Ekel-/Intimitätsdiskurs, der hier gerade zutage getreten ist, hat mich jedenfalls an den "Intermezzo-Dialog" aus De Sousas
"Die Rationalität des Gefühls" (Suhrkamp) erinnert, zwischen Pan (!) und Poly !
Das ganze spitzt sich da schon so zu, wie es bei Jelinek wirklich auch gehen könnte, wie ich das einschätze:
Intimität ist nicht angeboren ..., sie wird gelernt, Frauen sind ja eigentlich die Expertinnen der Intimität, wird von männlichen weißen Heten und Sprachwesen so vertrieben, also ist es ganz logisch, wenn Männer mehr üben müssen und dergleichen ... .

De Sousa ist da auch wirklich ein viel diskutiertes Werk gelungen seinerzeit, aber , mit Verlaub: so wertvoll es ist, den Anteil
des spürenden Gewahrens an unserer Rationalität herauszuarbeiten, so abenteuerlich und verkopft ist es irgendwie, Gefühle in diesem Zuge quasi auf diesen Zug zu reduzieren. Der/Die/Das Ekel/Sexualität/sexuelle Begehren treten bei §54 als handelnde Subjekte geradezu auf, auch irgendwie mit "zweitem Namen": finde
ich verdächtig !!


Baudelaire kommt tatsächlich auch zu Wort, ein Kapital darauf, aus seinem Essay über das Lachen (das Kapitel des Buches: "Wann nicht gelacht werden darf" oder ähnlich, ich habe das Buch gerade nicht zur Hand): "Lachen ist satanisch und daher zutiefst menschlich !"

Und bei Jelinek wird vermutlich auch zu lachen sein, selbst wenn sich eine Inszenierung (wie Stemanns Ulrike Maria Stuart) dann nur allzusehr bewahrheitet ("Baader-Meinhof-Komplex-der-Untergang-
II"); vermutlich: denn das war ja spannend, als es in München dazu dann hieß: Spielt das mal !!

Allerdings: zur Winterreise : lachen ???
Jelineks neues Stück: medizinischer Diskurs kann Machtinstument sein
Die Rede von Elfriede Jelineks "sexueller Disposition" versucht, das biographisch zu psychologisieren, was bereits in der Form(ulierung) politisch ist, welche den herkömmlichen Diskurs dekonstruierend aufbricht. Das heisst, es geht nicht allein um die "Wa(h)re Frau" oder das "Hysterische Begehren nach dem Begehren in Jelineks 'Über Tiere'". Es geht immer auch und zugleich darum, die unhinterfragten Machthierarchien in den Geschlechterbeziehungen transparent zu machen. So kann auch der pathologisierende bzw. medizinische Diskurs ein Machtinstrument sein. Also gilt: Liebe dein Symptom wie dich selbst. Spiel es aus. Die "Winterreise" in der Hardcore-Version. Gitarren, Baby!
Nicht zu Jelinek, sondern eine prinzipielle Beschwerde
at nachtkritik de.

Zusatz -nachdem ich "Allerlei, Verworrenes und weniger Verworrenes"
gelesen habe-:

Es ist ein Thread zu einem Stück, das kommen soll: da wäre es eher
ungewöhnlich, wenn dazu nicht Allerlei aufkommen würde, freilich, ja:
freilich ! wird nur mir das so in den "Titel" geschrieben, so wie auch nur bei mir "und Fußball" geschrieben wird, obschon das sehr viel öfter auftaucht mit dem Fußball (auch bei Nachtkritikern ...,
DT-Intendanten, etcpp.) ...: mag sein, ich habe das provoziert,
sehe ich aber -offen gestanden- nicht so.

"Verworrenes und weniger Verworrenes" lädt geradezu ein, zu schreiben: Wenn ich nur wüßt, was nun das weniger Verworrene gewesen sein soll !
Und es bedient wieder herrlich das "Krankenzimmerthema": Verworrene
und Verwirrte !!
Allerlei bei mir, aber "Bootleer" (55) ist extrem beim Thema, wie,
und der Exkurs "Postdramatik" erst, au weh ?!

Hanke hatte schon Recht, ich variiere seine Aussage zum Stier ein
wenig: Irgendwann beißt auch das Schaf !!

Teilweise fördern die NachtkritikerInnen doch geradezu eine Atmosphäre des Stichelns: und genau diese habe ich nunmehr satt.
"Lied 15" - "Krähen ?" - "Wer ist die Krähe": es ist sogar mir ein Leichtes, für § 56 eine Überschrift zu finden: hier will "man" offenbar mir eine Länge "zurückzahlen": das aber genau ist jenes Verhalten von "Schnecken im zu kurz geschnittenen Gras", das ich in der Tat verabscheue, -ähnlich wie ich verabscheue, wenn Fragen zB. zum Axolotl-Thread geschnitten werden: Immer wieder der selbe Kram: Die Einen tun, was sie beim Anderen unterlassen sehen wollen ! Nicht wegen der Unterschiede, wegen der Ähnlichkeiten feinden "wir" uns so an, wenn ich "Die Schwärmer" zu Rate ziehe: aber, mein
Fazit nach einem halben Jahr nachtkritik de., eine hoffnungsvolle Sache eigentlich, fällt ernüchtert aus: Großmut , kein Stück !!
Aber Berliner-Gehabe und Berliner-Getue allenthalben: Ich bin mal gespannt, wann LSDU, IS oder wie sich die sonst noch so nennt, ich "weiß" es ein wenig ... !, dann in die Wengenroth-Sache reingeht, von deren Nachtkritik sie so schwärmte, "schwärmte": in der Schule hieß das noch "Brauner Kanal", aber gut ... und nicht nur sie. "Dem Thread gut tun", schreibt man Hanke: der Wengenroth-Thread bekam solch klugen Ratschläge und ist tot wie hulle, vielen Dank I.S. ..., denn von Ihnen und "Anhang" kam dazu dann ja nischt ...
Und so könnte ich endlos fortsetzen: Ich war einfach zu höflich, all den PPs etc., sind die Signale aus dieser Richtung nicht verworren, ja verwirrend ??, oder George Sand im Wuppertal-Thread
so lange zu "antworten": das ist mein Hauptfehler !!!
Gut, ich bin (noch) kein Künstler, insofern brauche ich auch keine
Prätentionen auf einen "Künstlernamen" und "geistiges Eigentum"
in den Threads: ich werde halt fernerhin meine Namen nach Gusto
wählen (hieß übrigens Gust-Aff-Flohbär oben und "ist" statt "steht"
nach Grabe"; ).
Wird immer wieder unreflektiert von "Demokratie" im Netz gesprochen: Was hat das mit Herrschaft zu schaffen, zum Kuckuck,
wenn Leute sich hier austauschen, nachtkritik belarus könnte es ganz ähnlich geben, wenn die Machthaber dort genug Nerven hätten,
und das Miteinanderreden gab es so schon vor jedem modernen politischen System, und es würde gewiß nicht mit dem Zusammenbruch eines solchen aufhören: Was im Internet wirklich passiert, ist eine spannende Frage und noch nicht allzusehr eine gute demokratische Gepflogenheit, soviel scheint mir sicher !

Schlußfolgerung:

1. Ich schreibe nicht mehr unter festem "Pseudonym".
2. Ich beschränke mich auf Stücke, die ich selbst sah.
3. Genug halt jetzt für diese Spielzeit (ausgenommen vielleicht
der Ibsen in Kiel; schrieb von Klonen und war dann fein über-
rascht einen "Bootleer"-Klon so schnell "geboten" zu bekommen).

lg an Hanke (der vielleicht, ich hoffe dies, für die Sache in Linz
ähnlich vorgeht)
Jelinek: nur aus informatorischen Gründen erwähnt
@57:
Die Rede von Elfriede Jelineks sexueller Disposition versucht überhaupt nichts, auch keine biographische Psychologisierung.
(Warum steht die von der Redaktion gewählte Überschrift im Imperativ?)
Frau Jelinek fühlte sich lediglich im besagten 86er-Interview mit der "Zeit" (damalige Magazinbeilage) dazu veranlasst, über ihre sexuellen Neigungen zu sprechen. Vielleicht aus einer spontanen Laune heraus - sie wird ihre Gründe gehabt haben.
Ich erwähnte das nur, falls Bootleer 54, dem das 86er-Interview offensichtlich nicht zur Verfügung steht, sich dafür interessieren sollte. Wenn er sich in Bibliotheksarbeit auskennt, wird er im Archiv darauf stoßen.
Was IS da hineininterpretiert, hat mit meinem Kommentar nichts zu tun. Die Machthierarchien in Geschlechterbeziehungen interessieren mich nicht.
Es ist zu begrüßen, wenn Zarthäuser/Krähe, dem das 86er-Interview wohl ebenfalls nicht zur Kenntnis gelangt ist, sich auf Stücke beschränkt, die er auch gesehen hat. Besser, als fortwährend über andere Teilnehmer der Kommentarspalte zu reflektieren.
Jelinek: Arkadij, lesen Sie Jelinek!
Lieber Arkadij, ein gut gemeinter Rat, hören Sie auf zu phantasieren und fangen Sie an politisch über Elfriede Jelinek nachzudenken. Ich empfehle außerdem ab und zu die Lektüre ihrer Website. Unter Aktuelles setzt sie sich immer wieder mit dem politischen Geschehen in Österreich und der Welt auseinander. Nur den sexuellen Aspekten ihrer Literatur und Dramatik nachzugehen oder sich in der Winterreise zu verbeißen, führt hier nicht weiter.
In ihrem neuen Stück wird es sicher noch eindringlicher als in Die Kontrakte des Kaufmanns um die Verstrickung der Politik in die Wirtschaftskrise gehen und das dann eventuell mit Episoden aus ihrem eigenen Leben und Erfahrungen mit vor allem rechtsgerichtete Politikern wie Jörg Haider belegt. Vielleicht eine Generalabrechung, wenn es die nicht schon gebe. Ich habe da auch einen Artikel der Zeit von 1986 im Sinn: „In den Waldheimen und auf den Haidern“ eine Rede zur Verleihung des Heinrich-Böll-Preises. Kann man auch auf der Website finden. Hier ein kleiner Auszug:
„In den Waldheimen und auf den Haidern dieses schönen Landes brennen die kleinen Lichter und geben einen schönen Schein ab, und der schönste Schein sind wir. Wir sind nichts, wir sind nur was wir scheinen: Land der Musik und der weißen Pferde. Tiere sehen dich an, sie sind weiß wie unsere Westen, und die Kärntneranzüge zahlreicher Bewohner und deren befreundeter Politiker sind braun und haben große Westentaschen, in die man viel hineinstecken kann. So sieht man sie in der Nacht nicht allzu deutlich, diese mit dem Geld befreundeten Politiker und deren Bewohner (das Wahlvolk, das Volk ihrer Wahl, das die Politiker in ihren Herzen herumtragen), wenn sie wieder einmal slowenische Ortstafeln demolieren gehen. Vielen von ihnen würden, nach eigener Aussage, gern noch einmal nach Stalingrad gehen, wenn sie nicht die ganze Zeit damit beschäftigt wären, die Kommunisten im eigenen Land zu bekämpfen.“
Diese Radikalität in dieser sprachlichen Größe fehlt in Deutschland einfach.
Jelinek: nochmal Erklärendes
@ 59

OK: Lieber Bootleer, ich werde mir ganz gewiß noch dieses Interview besorgen, mich -wie gesagt- auf die gesehenen Stücke beschränken und so streng nur irgend möglich Sachlichkeit pflegen: nach nichts steht der Sinn mir mehr, bitte glauben Sie mir das !

Andererseits bitte ich zu überprüfen, welcher "Bootleer" sich jetzt im nachtkritik-neu-Thread unter § 25 gemeldet hat, zumal der sich eigentlich sogleich über drei Threadteilnehmer so seine Gedanken macht, ja, wohl nicht ganz ernst, einen eigenen Thread für diese andenkt, von jenem "geistigen Zwilling" mal ganz abgesehen.

@ Redaktion
"Beschwerde", das stand schon einmal als Überschrift bei einem Kommentar von mir: seinerzeit war es ganz sicher keine ! Ich habe diesbezüglich dann auch erläutert, wie ich "Beschwerde" definiert sehe. Dazu gehört für mich immernoch, daß ich für mich einen Anspruch sehe, dem von mir als Beschwerde geäußerten Sachverhalt nachzukommen. Dieser Anspruch besteht jedoch nicht; insofern spreche ich von einer Bilanz, einer Wertung auch: beschweren tue ich mich nicht.
Ich weiß, worauf das "prinzipiell" gemünzt ist: daß ich jetzt selbst wieder nicht zu Jelinek schreibe, soll das heißen.
Auch das ist eigentlich schwerlich haltbar: Ich beziehe mich auf eine Überschrift eines Kommentares meinerseits, die sich sehr wohl mit verschiedenen Gedanken-strichen zu einem kommenden Stück unter dem Titel "Winterreise"
befaßt (ich wundere mich sogar, daß Teilnehmer nicht alle 22 Lieder bereits daraufhin abgeklopft haben, wie sie die so unter ihrer jeweiligen "Jelinekbrille" so sehen: auf ein solches, sogar spielerisches und mir Spaß machendes Verfahren wollte ich vor allem hinweisen !), und durch die Überschrift "Allerlei, Verworrenes ..."
sah ich dieses Bemühen (!) durchaus ein wenig flapsig behandelt: das ist wohl wahr; und wenn ich das dann im Zuge dieses Threads auch kundtue, zu behaupten: "Das ist jetzt aber wieder nicht zu
Jelinek !", finde ich schon reichlich merkwürdig:
Es war zu Jelinek und anhand einer aktuellen (wie ich finde nicht sehr fairen) Überschriftensache, etwas zusammenfassender und insofern Tendenzen prinzipieller fassend, eine Erfahrungsbilanz zu
6 Monaten auf nachtkritik de.: Wenn ich das hier alles BOLSCHOIGAWNO finden würde, dann würde ich keineswegs signalisieren, eingedenk meiner Erfahrungen in veränderter Form weiterlernen zu wollen, denn das mit dem "Probenprozeß danach": da
gibt es vermutlich doch noch schlechtere Bilder !

Ihr Arkadij Zarthäuser (Allgemeines: Rabenkrähe,
Verworrenes: Nebelkrähe, weniger Verworrenes: Saatkrähe)

post scriptum: I S, entschuldigen Sie, meine Formulierung in § 58 vergreift sich Ihnen gegenüber im Ton.
Jelinek: Festlegen auf Biographie nimmt politische Schlagkraft
@ Bootleer: Andere Frage: Was war Ihnen denn eigentlich so wichtig daran, diese "sexuelle Disposition" von Frau Jelinek zu erwähnen? Stehn Sie auf Frauen, die sich mit Rasierklingen in die Vulva schneiden? In Jelineks Stücken findet man demgegenüber doch die weitaus interessanteren Themen. Indem man eine Autorin auf ihre Biographie festlegt, nimmt man ihr in meiner Wahrnehmung die politische Schlagkraft.
Jelinek: Sexualität und Kritik
Hanke (oder war es Zarthäuser?) informierte Nachtkritik über die Aufführung „Über Tiere“, bei der er anwesend war und ins Spiel einbezogen wurde. Er ließ es sich nicht nehmen, in Andeutungen über Penetrationen, von denen ein Schauspieler sprach, Bericht zu erstatten. Über persönliche Präferenzen schwieg er sich – zum Glück – aus...
Dann fing Bootleer 54 an, über Sexualität zu sprechen. Deshalb kam ich auf Jelineks sexuelle Disposition zu sprechen (...)
Ich finde nicht, dass Jelineks erotische Vorlieben die gesellschaftskritische Dimension ihrer Texte konterkarieren. Im 86er-Interview sprach Jelinek, soweit ich mich erinnern kann – ich besitze kein Privatarchiv für Zeitungstexte, die fast ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel haben –, auch von ihrer damaligen politischen Einstellung und übte nebenbei etwas Kapitalismuskritik. Peinlich ist an Jelineks unkonventionellen Stimulationswünschen rein gar nichts – dadurch büßen ihre Stücke und politischen Interventionen nicht an Schlagkraft ein.
Jelinek: nachgereichte Quelle für Zitat Komm. Nr. 54
Ich habe den Text
Die Bestimmung des Ekelhaften usw. (im Kommentar Nr. 54 "Über Tiere, Ekel und Intimität")
dem Buch von Konrad Paul Liessmann
"Philosophie des verbotenen Wissens"
(Friedrich Nietzsche und die schwarzen Seiten des Denkens) entnommen.
II. Hauptstück
Ästhetik des Unschönen
A.Formationen des Häßlichen
5. Der Gestank der Verwesung
Seite 211
Jelinek: Hankes Erlebnis in Über Tiere
Es ist ganz einfach:
Der Schauspieler ließ mich Sätze von Jelinek wiederholen, die man normalerweise in aller Öffentlichkeit nicht ausspricht, bis es mir dann zu viel wurde Jelinek, oder(und) den Schauspieler zu wiederholen, ich mich dann weigerte die genannten Sätze laut herzusagen.
Das Puplikum war konservativ, oder halbkonservativ, und zumeist im mittleren Alter.
Bei einer anderen Aufführung (Theater Phönix z.B.), mit jugendlichen Zuschauern, wäre
die Sache eine andere gewesen. (Zwischenrufe, Gelächter usw.)
Jelinek: vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Ich habe versäumt, mir die paar Sätze - die ich auch sonst nicht ausspreche, nicht so sage (ich habe vor niemandem Anlass dazu - wen sollte ich damit provozieren und wozu? (mein Umfeld ist ein
provinzielles, beschränktes, Nicht Großstädtisches) - herauszusuchen. Ich hatte es nach der Aufführung vorgehabt, und dann
wieder darauf vergessen.
So werde ich also diese Sätze wiederfinden im Text Über Tiere,
und hier bringen:
Großer Gott - wen interessiert das schon?!
Morgen dann, heute nicht mehr. Ich habe Wichtigeres zu tun!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Jelinek: Liebe heilt
Therapie ist grundsätzlich eine Sache der Liebe.
Therapie - Liebe heilt.
(den Intellektuellen, auch Konrad Paul Liessmann, auch Nietzsche)
Jelinek: Dichter dran
wir sind frauen in fremden haus
aber dort
dürfen auch andere wonnen
wenn sich das wonnen
für sie lohnt
andere
die vernünftiges tun
was mann innen
gerne zutraut

wer fragt nach
unvernunft
wenn die
Hütte noch nicht brennt

die ordnung wächst
sowieso
und wird
1 mit irrem
besten freund
der unordnung
Jelinek: Arkadijs Restereich(s)rampe
@ Stefan

Danke für den -sicherlich gut gemeinten, da habe ich keinen Zweifel- Rat, Frau Jelinek zu lesen und politisch wahrzunehmen (statt, wie Sie es nennen, zu phantasieren), samt Quelle !.
Ist zweifelsohne richtig: Meine Schubert-Kenntnis ist zwar auch nicht die eines "Fachmannes", aber sie ist schon beträchtlich größer als meine Jelinek-Kenntnisse, zumal:
seine Musik !!
Ich habe "Ulrike Maria Stuart" gesehen in HH und "Über Tiere" am DT, verfolge Jelinek-Artikel in den Theater-Monatsschriften, stieß auf sie, was ich allerdings, durchaus politisch konnotiert (siehe Reaktion Frau Jelineks auf Wolfgang Schneiders Artikel über Peter Handkes Jugoslawiensachen !) habe seinerzeit, zB. in der
Sammlung "Und nochmal Jugoslawien" zur Handke-Rezeption (und "Verteidigung").
Aus besagtem Buch läßt sich freilich schon so einiges auf Österreich hin herauslesen, ich denke, auch dazu taugt dieses: zumal das Thema Kärnten/Slowenien
("Träumer vom neunten Land" ...) dort evident ist: "Resterreich", daran erinnere ich mich zum Beispiel gut als eine Entgegnung zu der sprachlichen Schweinerei "Restjugoslawien": Ich denke, es lohnt, das einmal durchzu"deklinieren": Rest-Jugoslawien, Rest-Erreich, Rest-Deutschland ... .
Ich las den einen oder anderen Dramentext trocken: zB. "Ein Sportstück".
Ehrlich, Stefan, ich glaube ernstlich, daß auch meine "Phantasiererei" hier ihr Recht
hat, denn ich vermute nicht, daß das einfach so eine Sache werden wird, die "Kontrakte des Kaufmanns" irgendwie nur politisch-vertieft weiterführt: das Spannende ist doch auch irgendwo, daß bei "Winterreise" als Folie auch soetwas
mitschwingt wie die Lebens(zwischen)bilanz der Leierkasten-Frau, ja "Zwischenbilanz": das ist ja wohl kaum die "Schöne Müllerin" und "Leget keine blauen Blümeleien ...".
Nicht umsonst die im Vorfeld des Threads durchgedrungene Vermutung, es ginge wohl um das bisher persönlichste Jelinekstück !
Insofern erwarte ich eher so etwas wie bei Kierkegaard, den ich an seinem 197. Geburtstag heute einfach mal erwähne: Die Papiere von A, die Papiere von B, und
der Auftrag auch ans Publikum, sich einmal vorzustellen, sie wären von ein und derselben Person geschrieben, eine Vorstellung, die zuweilen allerdings auch schon übertrieben worden ist ... .
Mag sein, es wird eine Trilogie: und der Titel heißt dann zum 200. des Dänen dann
wirklich "Entweder/Oder"..., könnte mir auch da Übleres herbeiphantasieren.
Zurück zur "Jelinek" (wie ich sie bisher so erfahren habe):
1. Ich hatte nie das Gefühl, daß dort dasjenige vor sich geht (Ekel !), was in Musils
Schwärmern in etwa heißt "Es ist so, als sei man in so ein Gehirn getreten":
die zwanghafte Wendung der "Innereien" eines Menschen nach außen !
2. Das fand ich umso erstaunlicher, weil die Sätze der Jelinek ungemein weitschwei-
fig, kalauernd mithin (das wird oft hervorgehoben), hochfrequent daherkommen,
geradezu strukturidentisch zu all den distanzlosen Ausbrüchen jener "Welten",
die sich nicht mehr bei sich halten können.
3. "Verinnerlichungskampf": das wäre in etwa ein Schlagwort, das mir zu meinen
spärlichen Jelinek-"Berührungen" einfallen würde: Es kommt mir vor, als suche
und fände Frau Jelinek immer wieder Merk- und Welt/Gegenwelt-Binde/Löse-
Zeichen, als verarbeite Sie eine Welt verschiedener "Bedeutungslandschaften"
nach Regionen mit allerlei Merkassoziation (für sie selbst !) dazu, Landschaften,
Länder etc., immer wieder "Knoten im Weltverhaltenstaschentuch", immer
wieder Welt, die auf diese Weise "plattenweise" verinnerlicht und persönlich-
hierarchisiert, sortiert wird, und immer wieder die Lebendigkeit des Prozesses:
die "Plattentektonik" ihres Schreibprozesses: die "Platten" werden verlinkt,
gewichtet: fast "Tagebuchartiges", das sich selbst zur Aufgabe macht, sich
philosophisch zu bewähren: eine Heidenarbeit, denke ich !!!
4. Und doch: Verinnerlichung !! Der Regisseur steht vor einem Geflecht, einem
Gewebe, dem oft besagten "Textteppich": all die Dinge eingewoben, die sonst
so schrecklich übergriffig, distanzlos, überfordernd wirken, aber keinerlei Diktat
daraus von der Autorin, sie hat "verinnerlicht", "seine" Veräußerung , seine
Regie maximal befreit, maximal eine eigene Kunstanstrengung erfordernd !
5. Die Unterschiede einzelner Tokens vom Type (siehe "Ulrike Maria Stuart" in
HH und München, ich erwähnte das nicht umsonst und -richtig- in Ermangelung
weiterführender eigenerfahrlicher Beispiele) allemal das: bemerkenswert !!
Jelinek: Worte bedeuten auch was
lieber arkadij. Sie nennen doch hoffentlich nicht die inszenierungen von jelinek eine eigene kunstanstrengung? wissen Sie, die worte, die Sie da schreiben, die bedeuten auch was. ja, zugegeben, bei Ihnen nicht, aber ich hoffe, sonst schon noch.
Jelinek: Fortführung des Machtdiskurses
@ Bootleer: Von den "erotischen Vorlieben" und "unkonventionellen Stimulationspraktiken", das heisst ÜBER Frau Jelinek zu sprechen, ist nach Foucault nur eine Fortführung des herrschenden Machtdiskurses. Wir sollten nicht glauben, dass es im unendlich plappernden Sexualitäts-Dispositiv um unsere Befreiung geht.
Jelinek: Schatzhauser im grünen Tannenwald
wie kommt es dass sie so anders denken und schreiben als all die anderen in den kommentaren herr zarthäuser und wie kommt es dass sie
so ausführlich schreiben dürfen andere aber nicht
sie sind stelle ich fest ein sonderfall besonderer fall und sie fallen nicht sondern steigen
andere aber machen auf cool kalt unberührt
und sinken ab
sie unterscheiden sich von diesen
zarthäuser
dazu fällt mir der alte spruch ein
schatzhauser im grünen tannenwald
bist gar hundertausend jahre alt
dein land ist wo all die tannen stehn
lässt dich nur von sonntagskindern sehen
pardon sie kommen ja aus kiel
Jelinek: mit Goethe
Was fordert denn das Ritual?

Beliebt dem Herrn, den hintern Teil zu küssen!

Darüber bin ich unverworrn,
Ich küsse hinten oder vorn.
(...wendet sich)
Scheint oben deine Nase doch
Durch alle Welten vorzudringen,
So seh ich unten hier ein Loch,
Das Universum zu verschlingen.
Was duftet(s) aus dem kolossalen Mund!
So wohl kanns nicht im Paradiese riechen,
Und dieser wohlgebaute Schlund
Erregt den Wunsch hineinzukriechen.
(Atemlose Stille. Dann frenetischer Aufschrei der Menge)
Was soll ich mehr?

Vasall, du bist erprobt!
Hierdurch beleih ich dich mit Millionen Seelen.
Und wer des Teufels Arsch so gut wie du gelobt,
Dem soll es nie an Schmeichesphrasen fehlen.


nix gegen die jelinek aber besser gedichtet
fortsetzung und auflösung (für alle die die es nicht wissen)
später
Jelinek: Die Diskussionen gab es doch schon
@71:
Liebe IS, mit Ihrem „herrschenden Machtdiskurs“ habe ich nichts zu schaffen. Anscheinend ist dieser Diskurs so herrschend, dass er Ihr Reflexionsvermögen beeinträchtigt und mit seinen Fühlern bis in Ihr Privatleben hineinreicht. Ich weiß nicht, wo diese Clubs existieren, in denen fortwährend Machtdiskurse ausgetragen werden und womöglich über repressive Mechanismen verhandelt wird.
IS, Sie kommen mir vor wie jemand, der nach einer langen Reise vor ein paar Wochen von einem anderen Stern auf die Erde zurückgekehrt ist. Ihre Kommentare zu Elfriede Jelinek erwecken außerdem den Eindruck, als hätte sie erst kürzlich die Lektüre des Romans „Lust“ zum Abschluss gebracht.
All die Diskussionen, die vor etwa 20 Jahren über dieses pornoartige Werk stattgefunden haben, sind anscheinend spurlos an Ihnen vorübergezogen. Darin geht es um eine Frau, die von ihrem Mann ausgebeutet wird, vor allem auch sexuell, und dabei werden allerhand Körperöffnungen gestopft, auch der Mund, der dadurch intervallartig des Sprechens beraubt ist.
Herr Reich-Ranicki und sein Eckermann Hellmuth Karasek haben im Fernsehen darüber eifrig diskutiert, gerade im Hinblick auf die Darstellung der Sexualität aus weiblicher Sicht. Darüber entspannen sich noch weitere Diskussionen, in Presseorganen und sonstigen der Kultur gewidmeten Blättern. Warum geschah das alles? Wegen der Notwendigkeit einer Inauguration eines herrschenden Machtdiskurses? Es geschah, weil Frau Jelinek den Augenblick für gekommen hielt, ein solches Buch zu schreiben.
Wenn Frau Jelinek in einer Zeitung offen über ihre Sexualität plaudert, muss sie damit rechnen, dass anschließend darüber geredet wird. Niemand hat sie dazu gezwungen, so offen über sich selbst zu sprechen und Einblicke in ihr Innenleben zu gewähren. Aber das Sprechen über die Jelinek betrachten Sie, in Anlehnung an Ihr geistiges Oberhaupt Foucault, als „Fortführung des herrschenden Machtdiskurses“. Haben Sie damals in Ihren Seminararbeiten auch solche Thesen vom Stapel gelassen?
Jelinek: Bisher war mir der Humor entgangen
Ich finde die Stelle nicht beim Überfliegen von Über Tiere.
Vielleicht ein Glück für mich an meinem Geburtstag.
Schwer hätte ich es nur gebracht, der Satan sich ins Fäustchen lacht.
Wahr-scheint-Licht haben sie sich das selber hineingeschrieben diese
Jelinek Akteure.
Ich habe in letzter Zeit selten so gelacht am Vormittag.
Gelacht über den Sexual-Ritual-Humor der Jelinek.
Das ist ja Österreichisch!
Der Humor an ihr ist mir bisher nur entgangen und gar nicht aufgefallen. Viel lustiger ist es den Text zu lesen, als ihn als diese
Aufführung im Eisenhand-Theater zu sehen.(was zuletzt ein Sex-Film-Kino gewesen ist, lange her)
Genie des Begehrens.(Mann muss schnell lesen):
Du, entschuldige ...der will was Großtittiges, ist da etwas
Großtittiges dabei? Ja. Die hat große Quasteln. Ja, schon größere,
keine kleinen. Größer als die von der Tatjana? Ja, größer als die
von der Tatjana.

Schon wieder sehe ich mich gezwungen, mich vor-zu-drängen - vor das
Puplikum und komme mit, man vergebe mir - meinem Jugendstück (Sie erinnern sich?)
Oel, die Vaterfigur, spricht:
Niemand, keiner kann sich vorstellen, wie ich für sie geschwärmt habe! Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken. Jedoch, obgleich
ich keinen Augenblick versäume an sie zu denken, ist mir ihr Name
nicht mehr geläufig. Ist das nicht merkwürdig?
(Pause)
Sie hatte sechs Duttel(Tuttel)! Sechs! Unaufhörlich denke ich an sie und versuche mich zu erinnern. Ihr Name! Er ist mir entfallen,
ich weiß nichts mehr.
Diese Vorstellung: Sechs Duttel, oder noch mehr, irgendwo verborgen
an ihrem geheiligten Körper. (Pause)
Wie ich variieren konnte!
Je zwei Duttel in drei Lagen untereinander!
Wenn ich von einem Paar Duttel genug hatte,
satt war bis zum Kehlkopf,
konnte ich zu einem anderen Paar übergehen
und dann zum nächsten.
Ich siedelte einfach hinüber zu einem anderen Paar.
Ach, unvergleichliches Erlebnis!
Heiraten, heiraten! Welche Frau konnte mir das bieten?
Keiner wusste es, die Öffentlichkeit hatte keine Ahnung.
Madame hielt ihr Geheimnis im Kleid zurück, dass niemand daran teilhabe. Teilhaber war nur ich!
(Pause)
Ich werde sie Magma nennen, das klingt wie in der Erinnerung.
Magma! Ein schöner Name. . .

Quasteln sind mir neu. Das könnte man humorig einmal anbringen,
wenns nur passt (in Gesellschaft meine ich).
Soooo österreichisch ist der Text. Das ging in der härteren "deutschen" Aufführung ziemlich verloren. Nein, dieser Humor war
gar nicht vorhanden. Der tolle deutsche Regisseur hat da umfunktioniert. (um es den Linzern nicht zu gemütlich werden zu lassen)

Oder ich lese den Text (die Porno-Abhör-Protokolle(?))
von vorneherein lachend, weil ich Geburtstag habe.
Und wieder befreit mich Elfriede Jelinek, doch diesmal auf typisch
alpenländische Art.
Jelinek: wie der Faust aufs Auge
Nacht
Massen, Gruppen.
(Der Satan auf dem Thron)

Satan: Die Böcke zur Rechten,
Die Ziegen zur Linken!
Die Ziegen, sie riechen,
Die Böcke, sie stinken.
Und wenn auch die Böcke
Noch stinkiger wären,
So kann doch die Ziege
Des Bocks nicht entbehren.
Chor: Aufs Angesicht nieder!
Verehret den Herrn!
Er lehret die Völker
Und lehret sie gern.
Vernehmet die Worte:
Er zeigt euch die Spur
Des ewigen Lebens
Der tiefsten Natur.
Satan rechts gewendet:
Euch gibt es zwei Dinge
So herrlich und groß:
Das glänzende Gold
Und der weibliche Schoß.
Das eine verschaffet,
Das andre verschlingt.
Drum glücklich, wer beide
Zusammen erringt!
Eine Stimme: . . .
Satan links gewendet:
Für euch sind zwei Dinge
Von köstlichem Glanz:
Das leuchtende Gold
Und ein glänzender Schwanz.
Drum wißt euch, ihr Weiber,
Am Gold zu ergötzen
Und mehr als das Gold
Noch die Schwänze zu schätzen.
Chor: Aufs Angesicht nieder
Am heiligen Ort!
O glücklich, wer nah steht
Und höret das Wort!
Eine Stimme: Ich stehe von ferne
Und stutze die Ohren.
Doch hab ich schon manches
Der Worte verloren.
Wer sagt mir es deutlich?
Wer zeigt mir die Spur
Des ewigen Lebens,
Der tiefsten Natur.
Mephistopheles zu einem jungen Mädchen (halblaut):
Was weinst du? artger kleiner Schatz,
Die Tränen sind hier nicht am Platz.
Du wirst in dem Gedräng wohl gar zu arg gestoßen?
Mädchen: Ach nein! der Herr dort spricht so gar kurios,
Von Gold und Schwanz, von Gold und Schoß,
Und alles freut sich, wie es scheint!
Doch das verstehn wohl nur die Großen?
Mephistopheles: Nein, liebes Kind, nur nicht geweint!
Denn willst du wissen, was der Teufel meint,
So greife nur dem Nachbar in die Hosen!
Satan gradaus:
Ihr Mägdlein, ihr stehet
Hier grad in der Mitten.
Ich seh, ihr kommt alle
Auf Besen geritten.
Seid reinlich bei Tage
und säuisch bei Nacht!
So habt ihrs auf Erden
Am weitsten gebracht.

(Orgiastisches Getümmel. Die Menge formiert sich zum Ringtanz, der
übergeht in die Sexualorgie.)

Goethes unzensurierte, von Albrecht Schöne präzis rekonstruierter
WALDBURGISNACHT aus FAUST I

(dieser große Goethe, der Geheime Rath, hatte es "Faust"-dick hinter den Ohren, die vielleicht Mephistopheles-Ohren waren)
Jelinek: Text zur Performance von Vali Export
Für I S
Da es Ihnen eine Herzensangelegenheit ist, uns immer wieder über die männliche Ausbeutung der Frau zu informieren, möchte ich Sie beruhigen und verspreche es in Zukunft zu beherzigen in allem was ich schreibe. Und extra für Sie habe ich auch in Bezug auf das von Ihnen im Kontrakte-Thread geschriebene zum Thema Frauenmund noch ein kleines Stück Elfriede Jelinek rausgesucht.
Es gibt da einen schönen Text von ihr zum Thema weiblicher Mund und Stimme, der von einem Video, das die österreichischen Performance-Künstlerin Vali Export von ihrem Kehlkopf mit einem Laryngoskop gemacht hat, inspiriert ist. Hier ein kleiner Auszug:
Ungeduldetes, ungeduldiges Sichverschließen
(ach, Stimme!)
„…
Man muß, in einer Art Fetischisierung, das heißt dem Einfügen von Unbelebtem in Belebtes, den andren Eingang der Frau benutzen, oder doch den einen, den Vordereingang? (den sie mit dem Mann gemeinsam hat, was nicht heißt, daß beide denselben Eingang auch benutzen dürften, aber die Stimme, die sich selbst behauptet, beim einen selbstverständlich, indem sie einfach Laut gibt, bei der andren zwar auch, aber das ist keine Selbstverständlichkeit, das Sprechen der Frau wird nicht gehört, es wird in der Öffentlichkeit nicht gern gehört, denn es ist oft unangenehm, es klingt schrill, wir sind das nicht gewöhnt, sie würde ein Gerät benötigen, die Frau, das ihre Stimme etwas dämpft, das ihr ein Hindernis fürs Sprechen schafft, eine Verhinderung von Sprechen, das ihr nicht gestattet ist, diese Stimme ist nämlich unerwünscht. Mehr noch: Sie macht Wünsche kaputt. Eine umgekehrte Kastration, denn für dieses Sprechen wird nicht etwas weggeschnitten und dann zugenäht, sondern etwas hinzugefügt, das dann erst recht ein Hindernis ist. Dafür erschallt es im Haushalt aus allen Ecken und Nischen umso lauter, denn dort muß dann der Mann auf sie hören, sonst hat er die Hölle auf Erden, er hat die Frau zu Hause umso mehr zu fürchten, je mehr er ihr im Öffentlichen den Mund verbietet), egal wo man reinkommt oder welches Loch benutzt wird, durch das etwas gekrochen kommen könnte: Man muß diesen Eingang kennzeichnen, sonst kann er nicht gefunden und aufgesucht werden. Über dem Eingang muß stehen: Ausgang.
…“
Zu Valie Exports Performancefilm "I turn over the pictures of my voice in my head", 2008

Sie sehen also, das Ihre Sichtweise durchaus auch von E. Jelinek bereits bedacht wurde, nur ob das in Die Kontrakte des Kaufmanns eine Rolle spielt, kann nur der Regisseur sagen, wenn auch er diesen Text oder das Video von Vali Export kennt und davon beeinflusst war und ob es für das neue Stück von E. Jelinek relevant ist, wird sie hoffentlich selbst entscheiden.
Jelinek: Frau mit Phallus
@ Bootleer: Ich habe nichts gegen Jelinek-Interviews, -Romane und -Stücke. Ich habe bloß etwas gegen die einschließende Ausschließung des weiblichen Begehrens durch den männlich dominierten Diskurs, welcher in einer perversen Umkehrung der Situation die weibliche Einzelstimme mit dem generellen Masochismus "der Frauen" kurzschließt.
Zudem geht es eben gerade nicht um "diese Clubs", welche Sie offenbar als "irgendwie annormal" kategorisieren, sondern um die vermeintlich ganz normalen und alltäglichen, über die Sprache konstruierten, Machtmechanismen.
@ Stefan: Und was meinen Sie jetzt damit? Macht Ihnen die Frau mit (stimmlich) umgeschnalltem Phallus Angst? Übrigens, nur zu Ihrer Beruhigung, auch Frauen können Frauen ausbeuten.
Jelinek: Dank, Grüße und mehr
@ Stefan

Vielen Dank für den Hinweis auf die "Jelinek-Homepage", also, ganz ehrlich: ich weiß
nicht, wann ich von selbst dahin gekommen wäre: "man" ist mitunter wirklich verbaut,
und Wegzeichen ("Vechy") oder Wegweiser können dem Wanderer dann nur gut tun;
daher finde ich solche Fundstellen-Hinweise in der Regel richtig gut (das gilt auch für
den Hinweis auf das "Theater Phönix" oder für das "Theater im Kino" in Berlin - das
sind ja dann neue Anschriften, die ich ansteuern kann).
Zitieren strengstens verboten im übrigen, lieber Stefan, so steht das eingangs dieser
wirklich sehr fleißigen, überaus spannenden Homepage (ich war da gestern zwei Stunden lang am lesen, heute eine Stunde: Da Lars von Triers "Antichrist" bei Ihnen und IS wohl auch schon ein Thema war, füge ich hier nur hinzu: Auch dazu hat Frau Jelinek geschrieben, einen Aufsatz nämlich "Und bist Du nicht willig, so brauch ich
Gewalt" - Faust war ja jetzt auch schon in diesem Thread ...-), aber ganz ohne
Piratengefühl sollen Sie da auch nicht hin: zum Ballhaus-Ost (Glückwunsch, Sie
hatten offenbar einen regelrechten Axolotl-Riecher: den nachtkritik threads kann das
nur recht sein !).

Nachtrag zu Jelinek:

Ja: KUNSTANSTRENGUNG !
Und genau diese liegt doch umso mehr in der Luft, wenn "Verinnerlichung" auf
soetwas -seiner Natur nach entgegengesetzt Wirkendes- wie "Bilanz" stößt:
Ich denke sogar, daß die kürzlich in diesem Thread kurz entflammte "Formdiskussion"
zwischen LE und IS einem solchen Gespür folgt: Inszenatorisch scheint ein anderes
Problem auf den Regisseur zu warten als sonst bei Jelinek-Texten: ich vermute das
jedenfalls, ja, vermute weiter, daß LE und IS, so feindselig sie mir auch immer eingestellt sein mögen ..., es geht ja auch nicht um mich, zum Kuckuck noch mal
(Velika Hoca ruft zum Jahrestreffen ..., war jetzt schon mein zweiter Kuckuck),
das herausspüren und ihr Posting auf diese Weise "zu Jelinek" war !

Also, liebe Grüße an Sie, Hanke, vielen Dank an Stefan für den Hinweis, alles Gute
im Thread weiterhin ganz allgemein.
ps.:
Da in "Die Frau vom Meer" im Grunde ja auch ein Arzt seine Frau "selbst behandelt",
lag der Zugriff auf den Jelinek-Text zu Lars von Triers "Antichrist" irgendwie eh
auf der Hand. Die Nachtkritik kommt ja zur Premiere nach Kiel: bis dahin ein "GehabtEuchwohl" ...
Jelinek: Dementi
@ I S
Nein im Gegenteil, ich unterhalte mich gerne mit Frauen die etwas zu sagen haben und nicht hinter jeder Geste und jedem Satz einen potentiellen "Vergewaltiger" der Frauenrechte sehen. Sie interpretieren übrigens wieder Sachen in den Text, die da nicht stehen, schon gemerkt?
@ Arkadij
Na wenn das da so auf der Seite steht, dann werde ich auch nicht mehr Frau Jelinek zitieren. Kann ja jeder selber nachlesen. Viel Erfolg in Kiel und geben Sie mal eine Einschätzung ab.
Jelinek: kann man sich Reim machen
ach stefan. wie warm sie mit arkadij reden und wie mit frauen. da kann sich doch wohl jeder einen reim drauf machen.
Jelinek: männliche Kastrationsängste
@ Stefan: Zugegebenermaßen war mein Kommentar auch eher einer der bissig-ironischen Art. Ich hab Jelineks Sätze einfach mal für mich "übersetzt". Und dabei ist dann herausgekommen, dass ein Mann nach Jelinek im Grunde doppelt Angst vor einer Frau haben müsste. Nach Jelinek fürchtet er sowohl die körperliche Kastration durch das Gesetz des Vaters als auch die dazu umgekehrte verbale Kastration durch die phallische "Penetration" der weiblichen Stimme. Dass Sie diesem komischen Männerbild nicht entsprechen, freut mich sehr. Manchmal übertreibt die Frau Jelinek einfach ein wenig.
Aber wo sie Recht hat, hat sie Recht. Verbal können von mir aus gern die Fetzen fliegen zwischen den Geschlechtern, solange man den Anderen nicht körperlich auf ein reines Objekt reduziert. Vergewaltigung und Zwangsprostitution sind immer noch mehrheitlich Frauensache. Na, war der gut?
Jelinek: mehr zur Triebökonomie
Zu meinem "Jugendstück" (nein, nicht schon wieder Hankes Infantilitäten-Drama!):

...der Mythos von Oedipus etwa, durch die Tragödienfassung des Sophokles für Jahrhunderte ein zenttrales Dokument des europäischen kulturellen Archivs, das heißt der humanistischen Bildung, wurde durch Freuds Entdeckung des Oedipus-Komplexes
gleichsam
profanisiert und universalisiert, zum Bestandteil einer Triebökonomie gemacht, die jedem
kleinbürgerlichen Begehren und seinen Neurosen zugrunde liegen kann:
aus den tragischen Helden der Antike wurden Mitglieder einer alltäglichen Familie. Die wissenschaftliche Reflexion dieses
Phänomens, nicht zuletzt die Freud-Hermeneutik, katapultiert dann aber Oedipus auf einer anderen Ebene wiederum ins kulturelle Archiv zurück.


(Konrad Paul Liessmann: "Philosophie der modernen Kunst" 1999
16. Eine Theorie des Neuen: Boris Groys)
Jelinek: Etiketten ja, aber in ganzen Sätzen!
@ 81
Ist ja komisch, wie erklären Sie sich eigentlich mein Interesse für E. Jelinek und meine angebliche Frauenfeindlichkeit? Wenn Sie warm mit herzlichen Gefühlen übersetzen, dann stimmt es, denn wie es in den Wald hinein ruft so schallt es heraus. Sie können mir ruhig so viele Etiketten ankleben wie Sie wollen, tun Sie das aber bitte nicht in so unbestimmten Halbsätzen.
@ I S
Auf der Grundlage können wir in Zukunft gerne weiterdiskutieren.
Jelinek: Lob der Linzerin
Zur Frauenfeindlichkeit (um vom Oedipus-Thema ab-zu-kommen)

Ich hege herzliche Gefühle hübschen jungen Frauen gegenüber (unsere
Stadt hat bekannterweise hübsche, schöne junge Frauen und Mädchen,
schon im 19. Jahrhundert ist das bedeutenden Reisenden aufgefallen...)
- selbst wenn sie nichts oder wenig zu sagen haben. Und diese
aphroditischen Frauen (sage ich jetzt einmal), sehen übers Haupt nicht hinter jeder Geste und jedem Satz von einem netten und und
g u t- a u s s e h e n d e n Burschen oder Mann einen potentiellen
"Vergewaltiger" der Rechte der Frauen.
Soweit die schönen (nicht-intellektuellen) Frauen von Linz
in der Provinz.
Daher lebe ich hier beinahe im Paradiese was aphroditische Frauen
anbelangt (wenn die Schönen nur etwas weniger stolz wären!)

Eine Frage an Stefan, wenn es gestattet ist:
Sind Sie Berliner, leben Sie in Berlin?
Jelinek: Über Frauen
@ Hanke
Ja, ich lebe in Berlin und das von Ihnen aus Linz Beschriebene trifft auch für Berlin zu. Mit dem Stolz der Frauen ist das so eine Sache, man sollte ihnen den nicht nehmen wollen, ohne sich selbst klein zu machen. Es ist auch immer ein Problem Frauen auf irgendetwas wie Schönheit, Intellekt oder ähnliches zu reduzieren. Mir ist das nicht so wichtig. Das Problem des „modernen“ Mannes besteht immer mehr in der fehlenden Orientierung. Was ist richtig was geht nicht? Für emanzipierte Frauen klingt das vielleicht lächerlich, aber man sollte Männer auch wieder mehr Mann sein lassen.
Apropos aphroditische Frauen, davon sind gleich 11 Stück zur Zeit an der Komödie am Kudamm zu sehen und alle auch in Männerrollen. Das führt zu herrlichen Reflexionen über das Selbstverständnis der Geschlechterrollen, ganz so Wie es ihnen, uns, euch gefällt.
Jelinek: Über Frauenbilder
@ Hanke: Ich krieg die Jelinek-Schreikrise. Das ist so antiquiert, Ihr Frauenbild. Haben Sie schon mitbekommen, dass Sie Ihren Respekt gegenüber Frauen an Äußerlichkeiten festmachen? Hübsch, jung und ein wenig unbedarft sollte sie schon sein. Nee nee nee, tausendmal lieber eine intelligente Jelinek.
Und Stefan ist wahrscheinlich Religionslehrer. Mit einem ebenfalls eher anti-modernen Frauenbild, was über den Schaubühnen-"Kontrakte des Kaufmanns"-thread kenntlich wird. Bei aller intellektuellen Fortschrittlichkeit werden Frauen bei Stefan möglicherweise doch hauptsächlich unter dem Aspekt ihrer "Fruchtbarkeit" und damit Fortpflanzungsfähigkeit gesehen. Oder was sagen Sie dazu, Stefan? Das würde mich jetzt schon auch interessieren.
Jelinek: war bloß ein Abriss
@ I S
Ich weiß echt nicht, was Sie da immer so aus meinen Kommentaren heraus assoziieren. Frauen als Gebärmaschinen? Ich hatte lediglich kulturhistorisch einen kleinen Abriss zum Frauenbild in der Mythologie und Religion gegeben. Also mein Frauenbild ist ein völlig anderes, lesen Sie weiter oben, bevor Sie wieder zum Rundumschlag ausholen. Unterhalten Sie sich ruhig mal eine Weile mit Hanke, ich habe keinen Nachholbedarf in Fragen der Emanzipation der Frau.
Jelinek: keine Rolle spielen, die vom Leben trennt
@ Stefen: Nicht nur Männer können orientierungslos sein, auch emanzipierte Frauen können das. Aber Spaß beiseite, ich würde nicht sagen, dass die Lösung nun darin bestehen sollte, dass Männer wieder männlicher werden. Besser wie es euch gefällt. Also keine Rolle spielen, die mich von meinem Leben trennt. Oder lustvoll damit spielen, mit diesen vermeintlich festgelegten Rollenbildern. Weiter im "Kontrakte"-thread.
Jelinek: oi
Die Jelinek weitergedacht...

Was ist das Glück der zarten Frau?
Wir arbeiten an Form und Gestaltung.
Nach der Hochzeit obliegt sie der Verwaltung
des Mannes. Im Magen ist's ganz flau.

Es braust ein Ruf wie Donnerhall
Schwertgeklirr und Wogenprall
Wir wollen nicht nach Berlin-Frohnau
In Linz, da fließt die Donau
Sie fließt so süß und rein
Wer möchte nicht ihr Hüter sein?
Jelinkek: antiquierte Prägung durch die Theater-Mutter
I S (was is es)
Ich hab schon längst die europäische Jelinek Schrei-Krise (bei völliger Ruhe, ich war zwei Mal 6 Monate in Indien) und das schon ein östreichisches Leben lang (lebenslang, lebenslänglich). Mein Problem ist (besser war) tatsächlich meine Antiquiertheit bezüglich der "wahren Liebe" zu Frauen (19. Jahrhundert)
Aber ich schreibe hier wegen "Die Möwe", die möglicherweise das Ganze mitliest, oder es einmal lesen wird, wenn der Zufall es will.
Zufall war es auch als ich ihren Vornamen im Internet las und darunter ihren Geburtstag und ihr Geburtsjahr - nur sie konnte es sein. . .
Es wurde ihr ein Tageshoroskop gestellt. (lacht nicht ihr Nicht-Romantiker, solche seltenen Zufälle sind in meinem Leben tatsächlich)
Das Ganze ist naturgemäß(nach Bernhard) nicht gesichert.
Doch bin ich meiner Sache ziemlich sicher, denn ihr Vorname ist sehr, sehr selten.
Danach fand ich den Weg zu den Kommentaren in Nachtkritik -
durch Zufall.
Meine "Möwe" ist vor allem eine literarische (lebenslange) Möwe (und längst kein Problem mehr) für mich. Aber nicht ich, als "Konstantin" habe diese Möwe abgeschossen, sie wurde von einigen abgeschossen und letztlich auch durch mich (ich bin bei Frauen auch Realist: Haben oder Nichthaben. Besitzen oder Nichtbesitzen. Die Art des Don Juan, dabei wäre ich (früher) so gerne ein
Neuhaus, ein Casanova gewesen, von vielen geliebt... die beglückte Mutter gibt den "Göttlichen" an die Tochter weiter, die literarische Welt kennt doch diese Casanova Geschichte).
Einige Gewehrläufe wurden auf sie (die "Möwe") gerichtet im Laufe der Zeit, denn sie war eine "beachtliche Frau", von vielen begehrt . . .
Seit einem Jahr (länger habe ich das Internet nicht), verfolge ich erneut (ich bin auch Frauen-Jäger) ihre Karriere (da sage mir einer was gegen das schnöde Internet) - ich habe meine "Möwe" wiedergefunden, die Erinnerungen der "alten Sache"
ließen mich nicht wieder los, und so ist mein ganzes Schreiben in Nachtkritik nichts weiter als - - Loslösung von "Antiquiertheit", meine literarische Prägung durch die Theater-Mutter (also eine SCHAU-Spielerin (Schauspielerinnen der Liebe in verschiedenen Rollen))
und dies hier ist der Rest davon. Therapie - Liebe heilt (ist ganz
richtig).(Romantische) Liebe zu den Frauen( nicht anders auch als kindlich, die Seele ist ein "Weites Land", und so altert man nicht
so eilig wie alle anderen), die noch nicht völlig abgestorben
ist usw. usw. und so fort
man könnte auch sagen, die Sache hier ist eine literarische
Fingerübung und Material, literarisches Material für meine Schreiber-
Werkstatt
zu Hanke II
ich habe die Donau immer als Industrie-Fluss gesehen
(sie ist aber mit den Jahrzehnten sauberer geworden)
was ist Berlin-Frohnau?
wer hat Hanke II geschrieben, es wird doch nicht meine MÖ...
nein es kann nicht sein
"Die Möwe" ist eine Art moderne Muse für mich, nur durch sie schreibe ich (Triebsublimierung (herrlich: Jelineks "Genie des Begehrens")
Jelinek: Dichter dran
was ist das glück der frau zart oder weniger zart
wir arbeiten an einer neuen form
der gestaltung
frau plus mann

mann und frau
die alten gestaltungen
liegen uns noch flau im magen
sie werden jetzt aber langsam verdaut

komme da kein mächtiger krieger(geist)
der uns die neu-gestaltung versaut
Jelinek und der Finanzskandal: themenbezogen bitte
@ Hanke: Ich würde hier gern themenbezogene Inhalte diskutieren. Mit konkretem Bezug zu Jelinek. Dass Sie, Hanke, in Indien waren, das interessiert mich ebenso wenig wie Ihre private "Möwe". Verlegen Sie Ihr persönliches Tagebuchschreiben doch bitte wieder in das kleine Büchlein mit festem Einband.
Jelinek und der Finanzskandal: Hausaufgabe Verinnerlichung
@ Hanke

Ja, Hanke: mit den "Zufällen", da schneiden Sie etwas an: ... allerdings sehe ich dergleichen "Esoterik" tatsächlich, garnicht
fernab von jener "Verinnerlichung", die ich zu Jelinek vermeinte herausstreichen zu müssen, als "Hausaufgabe" zur Verinnerlichung:
Wenn dergleichen nach außen dringt, sich die Welt oder gar die Bühne mit Offenbarungen füllt: das kann doch die reinste Hölle sein (Truman-Show oder die "Flugzeugkrankheit" in Kusturicas
"Arizona Dream" ...) oder jene "Liebe in Gedanken", die einzig wahre Liebe ??: die des Schwermütigen ... ?
Und wie schnell ist es dann wirklich so, daß man sich vorkommt, als sei man versehentlich in so ein Gehirn getreten !.
Ein abschreckendes Beispiel ist in Kiel die sogenannte "Nördliche Trilogie des Glücks" von Sabine Harbeke: Im ersten Teil wurde sehr behutsam eine Personage aufgebaut, bei der die Autorin dann aber vermeinte: die hatten ja noch allerlei Geheimnisse, meine Figuren.
Anstatt ihnen diese zu belassen oder sie zumindestens nicht holzhammerartig zu verkünden, um dem "Spiel" überhaupt folgen zu können, entspann sich dann im zweiten Teil ein Reigen von völlig distanzlosen, willkürlichen Offenbarungn dergleicher -sehr ernst zu nehmender- innerer "Beweggründe" oder "sentimentalen Backgrounds"
(wie ich das nenne); die im ersten Teil behutsam (geradezu schichtweise aufgetragenen) aufgebauten Figuren schrumpften unversehens zusammen: Setzkastenfiguren ! Ein Jammer !!
Das kann Ihrer "Möwen-Geschichte" in diesem Thread garnicht so unähnlich ergehen (auch wenn die mir weder fremd noch unympathisch erscheint !), zumal, wenn Sie hin und wieder fast damit liebäugeln, daß Sie insgeheim wissen, durchaus zu strapazieren in den Threads, und dann fast diebisch hinzufügen: "Aber nachtkritik de. schafft ja dafür paradiesische Räume": Das ganz willentlich zu strapazieren, um nicht von "ausnutzen" zu sprechen, ist mir, der ich zugegebenerweise auch lang(atmig) schreibe, teilweise keine andere Möglichkeit für mich sehe, als so zu schreiben (wie es dann dasteht), durchaus fremd und auch nicht sonderlich sympathisch: Einige Spannungen in den Threads lassen sich durchaus vermeiden:
Wenn aber jemand sagt "Solange mich keiner hindert" oder "Der Zarthäuser schreibt ja auch so lang, daß der das darf", dann gießt man doch wohl ziemlich bewußt Öl ins Feuer: und dafür ist diese
Seite mir jedenfalls zu wertvoll: bitte, bedenken Sie das bei Ihren Gedichten und Geschichten.
Derweil wir hier schreiben, des nachts schlafen und nachtkritik de. scheibt, hat Frau Jelinek, was "Hausaufgaben" sind, das denke ich,
kann man sehr gut von ihr lernen (siehe den von Trier-Aufsatz (sic.)), schon die nächste Sache am Start in Köln: eine Trilogie !
Eine andere freilch als die, von der ich oben phantasierte: aber komisch auch das innerhalb eines Threads: dann ist da plötzlich wirklich eine Jelinek-Trilogie !!
Zufall ? Jedenfalls für jedermann leicht nachzulesen: und gut und gerne auch Zufall, oder ??

lg aus Kiel
Jelinek und der Finanzskandal: brennend interessiert
@ I S
Erzählen Sie doch mal ein wenig über sich, das würde mich zum Beispiel brennend interessieren. Nebenbei können Sie ja immer auch etwas zu E. Jelinek und Rollenspielen einflechten. Also ich lese Hanke gerne und das scheint auch anderen so zu gehen, oder irre ich mich da?
Jelinek und Hanke: durchgedrehter Männlichkeitskult?
@ Stefan: Vielleicht liegt das ja auch daran, dass Sie "Frauen-Jäger", wie Hanke sich selbst bezeichnet, toll finden. Ich kann mit solch durchgedrehtem Männlichkeitskult nichts anfangen.
Jelnek: er erinnert an Strindiberg
er erinnert deutlich an august strindberg:
"okkultes tagebuch", "nach damaskus", "ein traumspiel" und an
sören kierkegaard "tagebuch eines verführers"
Jelinek: Strindiberg hat schlecht gemalt
hoffentlich ist er ein besserer maler als
strind-I-berg
die verlobte kierkegaards regine ohlsen sei nicht zu vergessen
Jelinek & der Finanzskandal: nicht hängen und zappeln
dieser schreiber will nicht am selben jelinek-faden(thread) hängen, zappeln mit den anderen
Recht hat er
Jelinek & der Finanzskandal: Hanke, Strindberg und andere
Na bitte sag ich’s doch, da haben sich schon die ersten weiblichen Fans gemeldet. Hanke, Sie werden hier noch zum Star, das muss der Neid Ihnen lassen. Strindberg und Kierkegaard, Don Juan oder Liebeswahn? Drang zur Verführung und die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Ja, die Frauen an der Seite großer Männer haben es nicht leicht. Aber wollten Sie nicht eher der Mann an der Seite einer großen Frau sein?
Jelinek & der Finanzskandal: Gesundheitswünsche an Hanke & Stefan
@ I S

Nein, I S !
Ein "Frauenjäger" an der Seite der Nina: das spüren Sie bei "Hanke" so raus ?
Weil er von den Linzerinnen sprach, die möglicherweise auch nicht gleich "Ihren" ulkigen
herrschenden Machtdiskursen folgen ??
Alles "Claudia Schiffers" (siehe Jelinek-Homepage mit Schiffer-Foto !), die nicht prinzipiell in den Diskursen zappeln, sondern meinethalben allerhöchstens abgeleitet, sekundär ?!
Und die Frau, die "Der dressierte Mann" schrieb (und ua. eine Fortsetzung des Nora-Stoffes ...), Esther Villar, was machen Sie mit so einer Frau: würde mich in der Tat brennend interessieren !

@ Hanke und Stefan

Ja, Herzlichkeit !
Das ist sehr wohltuend, wirklich: Lieber Hanke, es geht mir nicht darum, daß ich nicht bereit wäre, noch viel mehr von Ihnen zu lesen bzw. zu hören: ich gehöre jedenfalls zu denen, die es nicht stören würde, wenn hin und wieder jemand so postet wie Sie es tun - meine Sympathie haben Sie freilich, allerdings verwirren Sie mich, und wenn Sie so von der "Narrenfreiheit auf nachtkritik de." schwärmen, dann zieht bei mir der § 42 wieder auf, und das Ganze bekommt dann noch Klone etc. obendrauf:- da verkehrt sich das dann alles; das macht mich persönlich, ja: traurig !!
Worüber ich mich sehr freuen würde, ist: Von Ihnen zu der von nachtkritik de. besuchten Linzer Premiere eine Einschätzung zu erfahren; ähnlich wie ich eine solche Einschätzung der Kieler Premiere am 22.5. zu geben versuchen werde: habe noch keine Karte, werde jedenfalls, Stefan !!, frühestmöglich diesen Ibsen aufsuchen und mir verschiedene Aspekte der Aufführung gewiß vornehmen (die Erwähnung der "Nördlichen Trilogie des Glücks" war irgendwie eine Art Gruß an Sie-:
freue mich sehr, daß das MGT jetzt offenbar auf gutem Wege ist -ich selbst sah dort allerdings den Baumeister Solness und "Clockwork Orange" und war von diesen Abenden eher nicht angetan ..., währenddessen Petras/Kater sich auch in der sogenannten Provinz (zB. in Dessau) in wegweisender Art umgetan hat-).

Und bevor ich wirklich gänzlich "wortbrüchig" werde, verbleibe ich mit besten Grüßen und Gesundheitswünschen an Sie beide: bis zu dem Ibsen !!! Ihr AZ
Jelinek & der Finanzskandal: Löwe oder Möwe?
Für Hanke, dem großen Dichter und
wahren Kenner von Elfriede

In Linz tobt das kulturelle Stahlgewitter
Von Glanz umstrahlt wie einst die hehren Ritter
Durchzogen vom großen Moloch Industriefluss
Ich spür noch den Hauch vom letzten Kuss

In trüben Stunden, ins Phönix musst du gehn!
Um all die zarten, knusprigen Dinger anzusehn.
Bald hast du deine Möwe, jetzt bist du nur Jäger
Bist gar kühn – wo sind der Rosetten Träger?

Wie vermessen – ich les nur meine Elfriede
Und hab nicht einmal Geld für die Miete!
Doch jetzt umspielt mich zart meine Möwe
Ach, der Gedanken Fluss: ich bin ganz Löwe.
Jelinek I: einiges zu Jägern
@ Stefan

Nur ein Hinweis: Kierkegaard und "große Frauen"; das schließt sich nicht aus !
Kierkegaard war bekanntlicherweise ein reger Theatergänger zu seiner Zeit; er schrieb einen kleinen (sehr lesenswerten) Text zu Frau Holberg, seinerzeit eine bekannte Schauspielerin in Kopenhagen : und darin auch einiges zu Jägern nach
immer jüngeren und "hübscheren" Darstellerinnen !
Auch "Bilanz" schwingt mit, ja mehr: der deutsche Titel ist sogar "Die Krise" (im Leben einer Schauspielerin) - ja, auch solche Krisen gab und gibt es wohl ... . lg
Jelinek I: mit der Wirklichkeit rumgeschlagen
ich habe mich vierzig jahre lang mit der wirklichkeit rumgeschlagen, DOKTOR - aber ich bin glücklich, festzustellen, dass ich sie schließlich unter-ge-KRIEGT habe aber das gehört schließlich ins krankenzimmer sex
oder nicht
Jelinek I: die Abgeschossene
hanke 2 ist all-so nicht die möwe in berlin froh(n)AU die möwe hat genug von solchen verehrern wie hanke-strind-I-berg-kierkegaard
sie will von antiqierten maler/schreibern längst nichts mehr wissen und sitzt schon immer mit WAREN-Künstlern zusammen weist von sich MÖWE zu sein eine rolle die sie mal gespielt hat
und was spielt sie jetzt? ständig die ABGESCHOSSENE
Jelinek I: aufgefallen
hätten Sie hankes sexistischen kommentar auch in einer rassistischen version durchgehen lassen?

"Ich hege herzliche Gefühle hübschen jungen ... gegenüber (unsere Stadt hat bekannterweise hübsche, schöne junge ... , schon im 19. Jahrhundert ist das bedeutenden Reisenden aufgefallen...) - selbst wenn sie nichts oder wenig zu sagen haben. Und diese
aphroditischen ... (sage ich jetzt einmal), sehen übers Haupt nicht hinter jeder Geste und jedem Satz von einem netten und und
g u t- a u s s e h e n d e n Burschen oder Mann einen potentiellen "Rassisten" ...
Jelinek I: der flotte Rotweinbanner
liebe frauen von nachtkritik! zugegeben, es könnte sein, ihr werdet als reines frauenportal verunglimpft, wenn ihr die typen rauswerft, die die kommentare von hanke hier schalten. aber was solls? ach nein, das geht ja jetzt nicht mehr. dann verliert ihr ja die flotten rotwein-banner.
Jelinek I: Empfehlung
@ Arkadij Horbowsky: Esther Vilar? Noch nie was von ihr gelesen. Aber diese These von der Dressur der Männer durch emanzipierte Frauen, die halte ich persönlich für kompletten Schwachsinn. Denn mir geht es um ein Denken jenseits einer hierarchischen Kategorisierung zwischen den Geschlechtern. Lesen Sie also besser Queer-TheoretikerInnen, zum Beispiel Judith Butlers "Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts".
Jelinek II: Halluzinationen
wenn ein mensch ganz deutlich etwas wahrzunehmen glaubt
das in wirklichkeit nicht vorhanden ist
sprechen wir von hallo-zieh-nationen
die betreffenden sind oft von der echtheit ihrrer sinnestäuschungen
vollständig überzeugt
so dass es nahezu unmöglich ist
sie davon abzubringen
so auch hankes vornamen-möwe-internet-halluzination
er hat eben so etwas wie einen vogel ein möwe
wenn er aber als dichter glücklich mit ihr ist
kann er ja als frauenjäger
mal nach berlin kommen
wo es viele abgeschossene möwen gibt
vielleicht ist seine schauspielerin-der-liebe-möwe
von früher darunter
und es könnte zu einer sensationellen theatralischen
spät-begegnung kommen
Jelineks neuer finanzskandal: also hören Sie mal, Vilar zu zitieren ...
@ I S
Lesen sie ruhig mal Ingeborg Bachmann, Simone de Beauvoir oder Hannah Arendt und nicht immer nur Foucault und Deleuze.
Als Mann heute immer noch Esther Vilar ins Feld zu führen, zeugt von ziemlich großer Dummheit. Männer die sich tatsächlich in dieser Art und Weise verhalten, wie es Esther Vilar in „Der Dressierte Mann“ darstellt, haben glaube ich nichts anderes verdient, als ausgebeutet zu werden, leben Sie doch genau das Männerbild vor, was Frauen zu dieser Art von Lebensunterhalt zwingt / auffordert. Man muss immer auch unterscheiden ob ein ökonomischer Zwang oder eine Lebenseinstellung dahinter stehen. Heutzutage tritt wieder mehr der ökonomische Zwang in den Vordergrund, da die konservative Politik immer noch das traditionelle Familienbild als Säule der Gesellschaft in den Vordergrund stellt.
Da haben Sie eine Steilvorlage für Ihre Art der Argumentation bekommen und nutzen Sie nicht, das ist das Problem moderner Frauen, das Sie sich mit alten Rollenbildern und den Anfängen der Frauenbewegung nicht mehr identifizieren können und wollen.
Jelineks neuer Finanzskandal: das Wort entzieht sich eigenartig dem Zugriff
@ LSDU

Ja, versprochen: werde dieses Buch lesen und ggfls. bei passender Gelegenheit ( !, hoffe ich) auch Laut dazu geben: wie gesagt, ich mag solche Hinweise, und es geht ums Lernen.
Soviel zu Villar muß aber schon angedeutet sein: Es sind ja gerade nicht die sogenannten emanzipierten Frauen (schon garnicht in Besonderung), die diese "Dressur" anstrengen: die Hoffnung, daß gerade eine "Emanzipation": ja, von PERSONEN im öffentlichen Raum überhaupt, die diesen Namen verdient -Stichworte: Autonomie und
Moralische Würde (bewußt Großschreibung)-, derlei Dressuren entlarvt und zudem sehr untauglich (Gebrauch ...) erscheinen läßt,sich vollziehen könnte, ist spürbar ein Movens für das Werk jener durchaus emanzipierten Frau ...; würde ich als Leser nicht so an ihr Werk herangehen, blind der Regel folgend, wie sprachlicher Austausch (Österreich: Bachmann: Simultanübersetzer...) zwischen Personen so anhebt, ergäben sich auch die allerkomischsten Widersprüche: so als nähme ich das Buch nur zur Hand, um mich nur umso gründlicher dressieren zu lassen: bis zum Dressman hin wohlgar !
Das wäre ja ähnlich der These, daß der "Masochismus der Frau" sich gerade in der Tatsache niederschlage, daß diese irgendwie
begabter für die Sprache der männlichen-weißen Heten sind, so fürchterlich empfänglich und sogar eben aufnahmebereit dafür: Frauen dann auch, die, wenn sie schreiben oder reden, sich gewissermaßen bewußt selbst kasteien ... !!
Das halte ich allerdings auch für Unsinn, selbst wenn im Alltag allerlei Symptome festzustellen sind, die das sogar eher zu erhärten drohen:
Am Worte hanget alles, zum Worte dränget alles; und insofern ist der Fluchtpunkt der Bedeutung im Gebrauch der Sprache immer wieder dort, wo das Wort sich eigenartig dem sprachlichen Zugriff entzieht oder solchen schon längst ausgelöst hat, bevor der Ausgang vom Worte her noch irgendwo bedacht war: darauf zielt das Privatsprachenargument Ludwig Wittgensteins ab, wenn ich das in meinem Studium halbwegs richtig aufgefaßt habe.
Mir wurde ja oben auch entgegengehalten: Worte bedeuten auch was. Wenn "kontextualisiert" wird: ja, dann können sie etwas bedeuten; ansonsten aber könnten sie noch viel mehr sein ... oder auch
nischt ... (obgleich ein Bellen ? Phatische Sprachfunktion ??).

Arkadij Horbowsky (für Sie, heute)
Jelinek I: Was soll all die Klugheit?
@ Stefan

Also wirklich: "Ins Feld führen" ?? oder zu 123 "Fühlen Sie ruhig weiter" etc. !

Der Eindruck könnte ja wirklich entstehen, ich meine, von so einem Feldzug !
"Hanke", ob es den jetzt in Fleisch gewickelt gibt oder nicht, § 42 erhärtet sich mitunter, und Sie, Stefan, animieren Sie das nicht ein wenig zuviel: ist das klug ?!,
braucht ja kaum von der bloßen "Begegnungsoffenheit" , so auf der Straße und
so, sprechen: und wupps, da ist wieder jener @ x+n-Kommentar und schwatzt
begründungsfern von "Sexismus" oder dergleichen mehr: es scheint in der Tat
ungemein zu beunruhigen, daß es Männlein und Weiblein gibt: die Sexualität wurde befreit, schrieb ich, aber die Personen: eher unfrei an der Sexualität "klebend":
"Confiture" - Sartre, es geht ans Eingemachte- und da hieß es in etwa, daß ich jetzt
das Linzer-Fieber bekäme ... .
Was soll hier all die Klugheit, Stefan: Klugheit, das ist hierbei doch beinahe ein
Sprachspielidentifizierungsfehler erster Güte; es sei denn, Sie sprechen jetzt tatsächlich für die Jäger, Verführer, Motorradmagazinlesermehrheiten.
Kommen immerhin "Dumme" und Sie, Stefan, dann doch noch beide "ziemlich
parallel" (denn ich las Ihren Paragraphen ja nicht, als ich §111 postete) auf Inge-
borg Bachmann: SIMULTANÜBERSETZER, der Link zu Jelinek und zu Peter Handkes
Einbaumstück, zu dem Frau Jelinek sich ja im Standard (2006) geäußert hat. Sie nannten Beauvoir, ich nenne Simone Weil "Schwerkraft und
Gnade": Nicht zu Jelinek ??
Ich denke, daß Frau Jelinek allemal immer wieder die in diesem Thread genannten
Namen (und noch einige mehr) geradezu nahelegt; Ihren Sprachgebrauch von
"Dummheit" teilt diese Autorin gewiß nicht: soweit habe ich sie gelesen und, denke
ich, verstanden, am wenigsten führt sie eine Diskussion über eine prudentielle Lehre,
am wenigsten sagt sie "Schau, ich, die Elfi, weiß es besser", nein, die Sätze, die ich las, atmeten anders zum Licht des Wortes, ua. brachten folgenden Grundsatz
geradezu mit sich: "Wer sich zu den Besten (Klugen ...) zählt, der den Besten
(schmerzlich mitunter) fehlt."
Ja, als es meineserachtens noch einmal darum ging, die Posting-Häufigkeitsvor-
würfe (Flohbär !!) zu beleuchten, wie wir das schon taten, Stefan !, da fehlte mir
ein/der Mann !!
Klug ?
Zu den Geschlechtern:
Müßte ich es auf eine Kurzformel bringen, so geht es für mich dabei (emanzipa-
torisch) darum, daß Frauen und Männer sachlich zu den Unterschieden durch-
dringen, anstatt gegenseitig im "Geschlechterkrieg" zu verharren, der ja wohl eher darin besteht, was Musil nahelegte ("Die Schwärmer", das ist nun einmal das
wichtigste Stück zu diesem Thema, das ich kenne), sich (blindfleckig) die Ähnlichkeiten vorzuhalten.
Ob so ein "Durchdringen" überhaupt noch "klug" zu haben ist, das wissen Sie
vielleicht, Stefan, Gott oder der Geier.

Herzliche Grüße: bis zum Ibsen !!!
Jelinek: A. Zarthäuser protestiert
@ Regie von nachtkritik de.

Fein ! Seien Sie konsequent, und machen Sie ruhig bei mir den Anfang !!
War also nicht zu Jelinek, daß sie ganz sicher solche "Klugheiten"
-wie Stefan sie hier im "Munde" führte- unter dem Motto etwa:
Wer sich zu den Besten zählt, der den besten fehlt !, ablehnen würde, da "Geschlecht-und Charakterfragen" wohl schwerlich in einer prudentiellen Sicht Gerechtigkeit widerfahren kann.
Nun gut: das ist allein Ihre Sache, meine ist es nicht mehr !!!
Sie machen teilweise gezielt Threads auf (Axolotl zB.), die alles Andere als zum Theater sind, Sie machen Threads auf, von denen Sie wissen, mindestens ahnen müßten, daß bzw. wie sie beserk gehen,
Sie verfahren in einer ganz bestimmten Richtung immer wieder einseitig ... : Ich werde Ihre Seiten fernerhin wirklich nur noch lesen; ich halte "Ihre Idee" ja weiterhin für gut, und, wer weiß, vielleicht entwickelt sich Ihre Seite dereinst so, daß ich mich hier (ohne Zitate und höchst unauffällig in Länge und Zuschnitt der Kommentare) zurückmelde mit Klarnamen: P.P., der Strich geht jetzt auch durch den Arkadij- ich bin der Selbstzufriedenheiten, Selbstgerechtigkeiten, Selbstüberhebungen, dem Getue und Gehabe
überdrüssig: Mag attac jetzt weiterhin Steckel-Inszenierungen zum Sieger von nachtkritik de-Theatertreffen machen und andererseits der Ton herrschen, daß im deutschen Stadttheater Ebbe angesagt ist:
das ist wirklich die kleine Welt nachtkritik de. !!!
Wäre schön, Sie könnten mein unterdrücktes @ Stefan noch schalten,
da ich nur als so ein dummer Mann antworten wollte, der "Vilar" zu
Felde führt und dergleichen mehr. Viel Erfolg der Seite noch, und
fühlen Sie ruhig alle weiter, wenn Sie mögen; nein, das ist nicht meine Sprache, weiß nicht, wie jemand sich mit solchen Sätzen halbwegs gerade halten kann: Gute Nacht(kritik) !!!
Jelinek I: Absage an authentisches Selbst
@ Stefan: Worauf wollen Sie da hinaus? Simone de Beauvoir, Hannah Arendt und Ingeborg Bachmann sind mir durchaus bekannt, doch sind wir heute meines Erachtens bereits einen Schritt weiter. Mir geht es darum, Vorstellungen von einem authentischen Selbst eine Absage zu erteilen, indem die herkömmliche Ordnung von Geschlecht/Geschlechtsidentität/Begehren und damit auch eine Naturalisierung der Geschlechterrollen dekonstruiert wird. Mir geht es um Haltungen jenseits einer festgeschriebenen Dominanz zwischen den Geschlechtern. Das heisst, nicht Umkehrung der Männer- und Frauenrollen, sondern damit zu spielen.
Jelinek I: wie das mit Esther Vilar gemeint war
@ AZ
Wenn Sie meinen Esther-Vilar-Beitrag falsch verstanden haben, tut es mir leid, der war nicht persönlich auf Sie gemünzt, sondern eher allgemein gehalten, ansonsten hätte ich mich direkt an Sie gewannt. Vielleicht kann die Nachtkritik die Antwort von Ihnen doch noch freigeben, dann will ich dazu auch Stellung beziehen.
Grüße nach Kiel

(Lieber Stefan,
den Beitrag von Arkadij haben wir nun nachträglich freigeschaltet, Nr. 112.
Beste Grüße,
ape/Redaktion)
Jelinek und Johan Simons
@ Arkadij
Tja, da habe ich wohl etwas daneben gegriffen, aber wie gesagt ich meinte nicht Sie, da Sie ja auch gar nicht in irgendeiner Weise Stellung zum „Dressierten Mann“ bezogen haben. Warum Ihr Beitrag kassiert wurde, kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen.
Ansonsten stehe ich zu meiner Aussage. Und Sie werden doch nicht ernsthaft behaupten wollen, dass das Buch in irgendeiner Weise etwas für Frauenrechte bewirkt hat oder?
Da lese ich lieber die von mir angeführten Autorinnen oder eben Elfriede Jelinek. Ansonsten sollten wir uns hier nicht mehr zur Emanzipation der Frauen äußern, das können die doch eh besser als wir. Im Übrigen halte ich mich auch nicht für allwissend.
Spannend finde ich jetzt die Tatsache, dass Johan Simons nun die Regie für das Jelinek-Stück übernommen hat und sich gerade mit seiner Spielzeitpolitik in der (Nacht-)Kritik befindet. Er hat zumindest mit den Kontrakten des Kaufmanns schon mal bewiesen, dass er Jelinek ganz gut aufführen kann. Die Inszenierung war vor Kurzem im Berliner HAU zu Gast.

@ I S
Extra für Sie habe ich noch ein schönes Zitat von Simone de Beauvoir, denn wer sich immer schon am Ziel glaubt, könnte u.U. mal bitter enttäuscht werden.
„Gerade die von Frauen errungenen Erfolge rufen neue Angriffe gegen sie hervor...“
Jelinel I: Bücher als Hanteln
entweder arkadij hat noch nie ein buch gelesen, oder kein buch hat jemals diese selbstgewissheit erschüttern können. ich würde auf proll tippen oder armin holz. für den sind bücher acessoires oder hanteln, der weiß gar nicht, warum geschrieben wird, das merkt man an seiner eignen schreibe.
Jelinek I: womit immer gerechnet werden muß
@ Stefan: Mit dem konservativen Backlash muss immer gerechnet werden. Das ist nicht zu bestreiten. Leider.
Jelinek I: Arkadijs Abschied
@ Lieber Stefan !

Vielen Dank für Ihre Worte; ich denke, ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht, als ich
Sie damals nach Ihrer Einschätzung zu den nachtkritik de. - Threads fragte !
Ich sah nur, wie dieser Thread sich mit allerlei Gedichten und Klonen und Mutmaßungen
über Identitäten füllte, für die ich dann sogar noch in Beschlag genommen wurde.
Das hat mich in der Tat verunsichert und auch recht dünnhäutig gemacht, ich ver-
suchte, mich sachlich damit auseinanderzusetzen und bekam letztlich aber doch
viel von dem Gefühl geradezu vermittelt, immer mehr Persona non grata hier zu
werden.
Bei Esther Vilar war es vor allem die Frage an I S, was sie so mit einer solchen "Position" anfängt bei all diesen Neusprech-Diskursbüchern, die sie immer wieder
zu einem Popanz von "herrschendem Diskurs" (Luhmannsche Heißluftballon-Draufsicht auf die Dinge und Modifikationen der Modifikation einer Modifikation) aufbläst, keineswegs um etwaige Anteile Frau Vilars beim Kampf um die Frauen-
rechte (der ja gewiß seine Berechtigung hat: siehe "Wahlrecht Weimars" und freilich vor allem von Frauen auch rege und durchaus redlich wahrgenommen wird: zB.eben auch von Frau Jelinek) herauszustreichen (es lohnt da eher der Blick darauf,wie engagierte Feministinnen in der Realpolitik so agieren, um eine ganze Wucht
von (garnicht unbedingt besonders emanzipierten) Frauen hinter der eigenen Position zu versammeln (ich glaube, da spielt, phänomenologisch !, Esther Vilar eine größere Rolle).

Ich finde nachtkritik de. ja immernoch ne dufte Sache: aber, als "Arkadij" habe ich
hierbei tatsächlich ausgedient. Ich werde hier keine Pläne (mehr !) schmieden, die
"Unzulänglichkeit menschlichen Strebens", mich aber vemutlich in einer anderen
Form (nur halt tatsächlich hausaufgabennäher und seltener !) hin und wieder vernehmen lassen. Jossi Wieler hat ja in HH, das habe ich damals leider noch nicht verfolgt, "Wolken/Heim" von Frau Jelinek inszeniert, ich las das heute gerade in Suchers Buch über das Theater der 80er und 90er, im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses in einer Art Bunker(bühnen"bild"): da ging es dann mehr um das "Highdigger- Hi Digger- Land" und soll sehr eindrucksvoll gewesen sein: Frau Jelinek ist ja tatsächlich jetzt überall: München, Köln, neue Stücke, das Vorgängerstück:
Als ich so die "Wolken/Heim"-Kritik von Sucher las, schoß mir etwas wehmütig der Gedanke durch den Kopf, daß vielleicht eine Neuinszenierung von "Wolken/Heim",
nach 20, 21 Jahren Neu-BRD viel schlagkräftiger sein könnte als immer wieder neue Jelinek-Texte ..., aber das nur nebenbei.
Ihnen, lieber Stefan, weiterhin alles Gute !!
Ihr Arkadij Zarthäuser

@ Nachtkritik de.

Bitte schaltet diese Antwort an "Stefan" noch, den "Arkadij", der mir sehr am Herzen lag, seid Ihr los !!
Jelinek I: Sucht
Diese Abschiede kennen wir inzwischen.
Hat Arkadij nicht schon mehrmals Pausen angekündigt, die dann nicht eingehalten wurden?
Spätestens in ein paar Tagen macht er unter einem anderen Namen weiter. Vielleicht hat er bis dahin die Texte der Jelinek-Homepage verinnerlicht.
Nachtkritik hat einen Süchtigen produziert, ohne es zu wollen.
Jelinek I: über Diskurs- und Queertheorie
@ Arkadij Horbowsky: Moment, Luhmann ist doch wohl eher mit dem Stichwort des "herrschaftsfreien Diskurses" zu verbinden, oder? Sie werfen da zuviel durcheinander.
Meine Position zu Esther Vilar ist eindeutig: Deren Betrachtung aller Frauen als quasi geistlose Prostituierte und gelangweilte Luxusgeschöpfe, die sich ohne eigene Leistung vom sogenannten "dressierten Mann" unterhalten lassen, halte ich für - nochmal - kompletten Schwachsinn. Wo ist in dieser Theorie denn jetzt die gleichwertige weibliche Intelligenz sowie die lebendige Leidenschaft zwischen den Geschlechtern hin? Von ebendiesem Spiel der Körper und der Lüste handelt die Diskurs-, die Queertheorie usw.
Jelinek I: im Schreiben wandern
Schade Arkadij, wollen Sie mich allen Ernstes ganz allein I S ausliefern. Wie lange, meinen Sie, stehe ich das noch durch?
Übrigens habe ich heute die Spielzeitvorschau der Münchner Kammerspiele beim Theatertreffen in die Hände bekommen und was soll ich Ihnen sagen, welches Lied der Winterreise Elfriede Jelinek am besten gefällt? Auf diese Frage hat sie geantwortet „Der Leiermann“. Na, wer hätte das gedacht? Sie muss jetzt im Schreiben wandern, da sie nicht mehr gerne aus dem Haus gehe, sagt sie. „Das was gewesen ist, auch das, was mich seit meiner Kindheit gequält hat, kommt jetzt an. Es ist lange gewandert, nun ist es bei mir angekommen, als das Frühere, das im Ankommen geborgen wäre, wenn Literatur Psychoanalyse sein könnte, was sie aber nicht ist.“
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