Feudalistischer Alleinherrscher

Berlin, 4. August 2010. Kaum ist die sommerliche Saure-Gurken-Zeit angebrochen, geht den üblichen Verdächtigen wieder der Hut hoch: Bislang hatte sich der Dramatiker Rolf Hochhuth vor allem mit Claus Peymann gezofft, weil dieser als Intendant des Berliner Ensembles über die Stadt Berlin Mieter des Theaters am Schiffbauerdamm ist, das wiederum der von Hochhuth gegründeten Ilse-Holzapfel-Stiftung gehört.

Also nicht Hochhuth selbst, wie nun Erich Fischer zu Protokoll gab, Vorsitzender der Eigentümerstiftung. Er trat aus Protest gegen Hochhuth von dieser Position zurück, weil Hochhuth nicht einsehen wolle, dass eine gemeinnützige Stiftung "nicht in der Manier eines feudalistischen Alleinherrschers" betrieben werden könne, wie u.a. die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Bis 2009 war der Dramatiker selbst Vorstand der nach seiner Mutter benannten Stiftung. Hochhuth hat dank der Stiftung vertraglich das Recht, jeweils im Sommer ein eigenes Stück am Theater am Schiffbauerdamm zu spielen. Gerade läuft dort seine Inselkomödie.

(geka)

 

 

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Fischer vs. Hochhuth: die Stirne der Querköpfe
Erich Fischer ist allerdings auch eine recht vielfältig schillernde Persönlichkeit: Mit dem Vermögen des von ihm aufgebauten Halbleiter-Unternehmens gründete er 1995 die "Internationale Stiftung zur Foerderung von Kultur und Zivilisation", die er selbst mit einem gewissen Feudalismus (wenngleich nicht unerfolgreich) zu führen pflegte. Nach Herheims "Parsifal" in Bayreuth verfiel Fischer auf die eigenartige Idee, in der FAZ eine Anzeigenkampagne zu schalten, in der er im Namen seiner Stiftung gegen die Interpretation Herheims protestierte. Trotzdem ist es natürlich toll, wenn ein Querkopf dem anderen die Stirn bietet - dann knallt's wenigstens richtig.
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