Ein Trauerfall

30. Juni 2012. "Das war es also," schreibt Andreas Montag in der Mitteldeutschen Zeitung aus Halle. Dort hat er am vergangenen Montag im Thalia Theater Halle den "großen traurigen Abgesang" dieses berühmten Theaters für Kinder und Jugendliche erlebt, das nun aller Proteste und Einsprüche zum Trotz geschlossen wurde.

Auch ehemalige Schauspieler und viele Freunde des Hauses waren dem Bericht zufolge an diesem Tag gekommen, "Annegret Hahn, die Intendantin, hatte noch einmal einen Auftritt." Man blicke, so Montag weiter, "noch immer ein bisschen fassungslos auf einen Vorgang, der ein Theater sang- und klanglos verschwinden lässt. Natürlich wächst das Geld, an dem es letztlich scheiterte, nicht auf Bäumen. Und sicher war nicht alles gelungen, was Hahn und ihre manchmal über die eigenen Möglichkeiten hinausgehende Truppe angefasst haben. Aber sie haben ein Selbstverständnis kultiviert, das die traditionellen Grenzen des Theaters fröhlich überschreitet."

So, wie es das Thalia Theater in Halle getan habe, stellt Andreas Montag sich vor, könne Theater unmittelbar eingreifen "in den Diskurs über eine Lebenswirklichkeit, die von sozialen und kulturellen Spannungen geprägt, ja zerrissen ist. Und dies alles in einer wunderbaren Mischung aus heiligem Ernst und großem Spaß." Nicht alles sei gelungen gewesen. "Gleichwohl muss man auch hier gelten lassen, dass die Thalia-Arbeiter ohne Scheu und Dünkel an die Wirklichkeit herangetreten sind. Der Eindruck wird bleiben, über die Schließung hinaus.

Schade drum, sehr schade. Mögen die abgebrochenen Gespräche ein Übriges getan haben, Annegret Hahns Verbitterung darüber, dass ausgerechnet ihr Haus geopfert werden sollte, ist verständlich. Daran ändert auch das Schmerzensgeld in Form der Bezüge nichts, die sie noch bis zum Auslaufen ihres Vertrages in zwei Jahren erhält. Hahn ist eine Theatermacherin. Der hat Halle nun den Stuhl vor die Tür gestellt. Und ihr Haus geschlossen. Auch wenn es künftig ein Angebot für Kinder und Jugendliche geben wird – der Fall Thalia bleibt ein Trauerfall."

(sle)

 

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