Adeliges Gebaren

1. August 2012. Als barocken Theaterfürsten stellt Peter Michalzik in der Frankfurter Rundschau heute den neuen Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf vor: Er wolle, zitiert Michalzik ihn, unterschiedliche Theatersprachen zeigen. Das jedoch sei bei Bechtolf nur eine andere Formulierung für: "Erlaubt ist, was gefällt, nämlich mir. Wenn er bei einer Pressekonferenz gefragt wird, wie er das Programm des Young Directors Project zusammengestellt hat, sagt er: 'Der Nase lang. Und zwar meiner Nase.' Er spricht von Intuition und schimpft auf den modischen Festivalzirkus, der das Exotischste für das Schickste halte. Entwaffnende Einfachheit und Direktheit kann man ihm nicht absprechen."

Nie wisse man "bei Typen wie Bechtolf" jedoch, "ob er nun so selbstbewusst ist, wie er redet, oder ob er das Selbstbewusstsein nur besonders dick aufträgt." Bechtolf als Schauspielchef, das sei die neuste Ausgabe des Intendanten als Fürstenstellvertreter, wie er im Theater immer wieder auftauchen würde. Bisher habe diese Position vorzugsweise Jürgen Flimm besetzt "(ein Freund von Bechtolf)". Auch Matthias Hartmann wird von Michalzik zu dieser Spezies gezählt.

Die Welt dieser Männer sei theoriefrei, "alles ist bei sich und weist nicht über sich hinaus. Auch die Festspiele haben ihren Sinn in sich. Ehrerbietung bis zur Devotion erweist man der Kunst." Für Michalzik zeigt sich hier "eine zutiefst konservative Haltung, die in die Zeit passt". So kehre mit Bechtolf das Barock nach Salzburg zurück, "die gegenwartsvergessene Augenblicksverliebtheit, die Selbstfeier und das Aristokratische. Wenn er beim Young Directors Project eine Künstlerin aus Südafrika einlädt, dann ist es eine Princess Mhlongo. Seine Freundin Cornelia Rainer, die hier ebenfalls Regie führt, sei 'aus dem Geschlecht der Franui'. Man denkt in Salzburg wieder in Geschlechtern, man verehrt Dynastien. So wie man adliges Gebaren liebt, wenn man aus schwarzen Limousinen steigt."

 

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