"Ich möchte Kehlmann nicht beengen"

8. März 2013. Für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (3.3.2013) hat Volker Corsten ein Interview mit Matthias Hartmann, dem Intendanten des Wiener Burgtheaters geführt. Hartmann vergleicht darin die Städte, in denen er bislang Intendant war: "In Wien wie in Bochum wird Theater als etwas für die Stadt Lebenswichtiges begriffen. Wenn Opel sein Werk schließt, dann muss sich das Bochumer Schauspielhaus irgendwie dazu verhalten. In Wien ist das ähnlich. Auch hier kommen die Leute ins Burgtheater, weil sie wünschen, dass man hier die Fragen diskutiert, die sie beschäftigen. In Zürich ist Theater nur 'nice to have'".

Was die Zukunftschancen des Theaters insgesamt betrifft, äußert sich Hartmann sehr optimistisch: "Grundsätzlich muss man das Theater zu dem führen, was nur das Theater kann. Das wird das Überleben sichern. Es ist offensichtlich: Je virtueller sich das Leben gestaltet, umso mehr brauchen Menschen die Nähe des Lebendigen." Allerdings würden die Menschen mehr denn je wollen, "dass im Theater die großen Fragen des Lebens verhandelt werden – sie wollen aber keine schnellen und tagesaktuellen Antworten auf die Wirtschaftskrise."

Bemerkenswert ist eine Spitze Hartmanns gegen Daniel Kehlmann, der für das Burgtheater ein Stück schreiben wollte, was Hartmann ablehnte: "Ich möchte nicht einen Autor beengen, der sich offensichtlich Theater nur im Korsett einer Guckkastenbühne vorstellen kann. Das begrenzt seine Phantasie."

(wb)

Kommentare  
Presseschau Matthias Hartmann: Zürcher Eindruck
In Zürich können sich nur Leute, die keine anderen Sorgen haben,das
Schauspielhaus & Oper leisten, weshalb auch die Volksverbundenheit
fehlt. Die Gage des Direktors ist auch entsprechend.
Presseschau Matthias Hartmann: keineswegs so boshaft
was herr hartmann in gänze über herrn kehlmann sagt ist wesentlich freundlicher und keineswegs so boshaft wie sie es mit dem herausgelösten zitat scheinen lassen.aber so wirkt`s mehr gell?
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