Presseschau vom 9. März 2013 – MiGAZIN über das Förderprogramm des Thalia Theaters für Menschen aus Migrantenfamilien
Pfadfinder und Pioniere
9. März 2013. Im MiGAZIN. Migration in Germany (7.3.2013) schreibt Arzu Değirmenci den Theatern ins Stammbuch: "Was tun, damit Theater überleben können? Sie müssen umdenken." Nur mit Flyern und Plakaten für neue Stücke zu werben, reiche nicht mehr um neue "Kundschaft" zu gewinnen.
In Großstädten wie Hamburg, Stuttgart oder Berlin habe jedes zweite Kind unter sechs Jahren einen "Migrationshintergrund". Wolle man diese Menschen heute und in Zukunft als Publikum gewinnen, bedürfe es besonderer Anstrengungen. Das Thalia Theater Hamburg habe es vorgemacht. Bei der Thalia-Pfadfinder-Generation handele es sich um "ein Förderprogramm für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund". Und der Erfolg dieser Initiative gebe dem Theater recht, "die Pfadfinder bloggen fleißig zum Lessing-Festival über nationale und internationale Stücke, die sie sonst nur schwer zu Gesicht bekämen".
Doch nicht in jedem "Haushalt mit Migrationshintergrund" stünden Goethe oder Schiller im Bücherregal. Dort fänden sich Bücher des türkischen Schriftstellers Zülfü Livaneli oder des iranischen Lyrikers Ahmad Shamlou. Warum würden "also die klassischen Stücke so wie immer gespielt, zumal sie nur wenige Migrantenfamilien ansprechen?" Warum würden Faust und Gretchen nicht "auch von Menschen mit Migrationshintergrund gemimt werden". Und was sei mit den Regisseuren, die als zweite Muttersprache "Farsi, Türkisch oder Arabisch" sprächen?
(jnm)
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An deutschen Theatern wird längst nicht nur Schiller und Goethe gespielt. auch Shakespeare, Tolstoi und Moliere sind dort längst Klassiker.
Die Oper wird wird von Verdi und Puccini dominiert, das klassische Ballett ist überwiegend russisch.
Will heißen klassische Welthits der Bühne sind nunmal europäischen Ursprungs. Dabei kommt es nicht auf die ethnische Herkunft, sondern auf das Können der Darsteller an.
Eine Rolle nur deshalb mit z.B. migrantischen Darstellern zu besetzen, um seine Multikulturalität zu zeigen, das kauft das Publikum den Theatern leider nicht ab.