Den Tod weghauen

28. März 2013. Warum, so fragt Gerhard Stadelmaier heute glossierend in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, warum bleiben an Heiligabend die Theater geschlossen, öffnen aber – zumindest in den gottlosen Städten oberhalb des Weißwurstäquators – an Karfreitag? Dem Tag also, an dem Christus "die Sünden der Welt (vor allem auch die Sünden des deutschen Theaters!) auf sich nimmt und mit seinem Leben dafür bezahlt?"

Vielleicht, so mutmaßt der Fidei Defensor der deutschsprachigen Theaterszene, liege es daran, dass es weder für den Tod Gottes noch den Tod eines Menschen viel übrighabe. "Seit die Regisseure es sich angewöhnt haben, sich selbst für Gott und also für unsterblich zu halten, ist ihnen der Karfreitag sehr lästig. Den Tod unterspielen sie auf ihrer Szene gern, hauen ihn weg, machen ihn lächerlich. Ihre Leichen leben noch. Und ihre Lebenden haben sowieso wenig Chancen." Doch warum sei an Heiligabend spielfrei? "Ganz einfach. Ist gewerkschaftlich garantiert."

(geka)

 

Kommentare  
Presseschau Karfreitag: Bibel
Stimmt das? Es heißt doch, dass die Bibel gerade Hochkonjunktur auf deutschsprachigen Bühnen hat.
Presseschau Karfreitag: Bessere Christen
Ja, die Bibel als Text, nicht als Mordinstrument. Und wer ist denn jetzt eigentlich der "bessere Christ" oder vielleicht lieber so formuliert: der glaubwürdigere Gläubige, was auch den Glaubensskeptiker mit einschließen würde? Der, welcher der Jesus-Figur als Idol nur an den christlichen Feiertagen und zudem auch noch moralisierend gegenüber dem Verhalten anderer gedenkt? Oder der, welcher alltäglich-praktisch immer wieder versucht, auch selbst danach zu handeln. Dass niemand nur gut ist und in gefährlichen Situationen auch nicht sein kann, das wissen wir längst. Es kommt also drauf an, ob ein Mensch das eigenständig erkennt und sich freiwillig dafür entscheidet, dem Denken und Handeln eine neue Richtung zu geben. Gerade im Bereich der christlichen Parteienlandschaft in Deutschland sehe ich demgegenüber einen hohen Grad an Heuchelei. Nach vorn predigen, hintenrum den/die Marktaffen entscheiden lassen.
Presseschau Karfreitag: Von Gott überraschen
Stadelmaier sollte den lieben Gott einfach mal einen guten Mann sein lassen und ins Theater gehen. Dann hat er wenigsten wirklich was zu berichten. Nachdem er das Theater zur lebenden Leiche erklärt hat, sehe ich allerdings tatsächlich schwarz für die österliche Auferstehung. In Berlin gibt es passend dazu Geschichten aus dem Wiener Wald. "Du wirst meiner Liebe nicht entkommen." könnten auch eine der letzen Worte Jesu lauten. Oder wie die Marianne: „Ich hab mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat. – Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nicht mehr da. – Er hat mir überhaupt nichts gesagt. – Er hat mich überraschen wollen. – Pfui!“
Presseschau Karfreitag: Glaubensfrage
"Gott" überrascht uns immer wieder. Aber wer ist Gott? Und wo ist Er?
Warum sagt Er nichts?
Presseschau Karfreitag: was wir versuchen
Ihr entkommt seiner(Jesu) Liebe nicht, sagen die Gläubigen.
Wir aber versuchen, ihr zu entkommen . . .
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