Wider Prosecco-Hochkultur

3. Juli 2013. Auf Spiegel online porträtiert Tobias Becker das Salzburger Festival Sommerszene, das oft als "ein hungriges Avantgarde-Festival für Theater, Tanz, Performance und als Gegenpol der pappsatten Salzburger Festspiele beschrieben worden ist". Als Alternative zur kulinarischen Prosecco-Hochkultur zeige sich nun erstmal die Handschrift der neuen Intendantin Angela Glechner.

Drei Jahrzehnte lang habe Michael Stolhofer die Sommerszene dirigiert, "nach Avantgarde-Maßstäben also mehr als eine halbe Ewigkeit, nun steht erstmals Angela Glechner am Pult." Sie habe die Intendanz zwar schon am 1. Juni 2012 übernommen, aber das letztjährige Festival trug noch allein die Handschrift Stolhofers. Was macht die Neue anders?

Glechner wolle den Schwerpunkt auf zeitgenössischer darstellender Kunst erhalten, der internationale Fokus ebenso. Doch verbinde sie und Michael Stolhofer wenig. "Wenn wir zusammen ein Programm machen müssten, könnten wir uns wahrscheinlich auf 20 Prozent einigen", wird Glechner, geboren 1969 in Oberösterreich, zitiert.

Glechners ästhetische Vorlieben führen in zwei Richtungen: "Ich bin sehr formal unterwegs, interessiere mich für Arbeiten, die ganz konsequent und streng durchchoreografiert sind. Andererseits mag ich Arbeiten, die einen schönen, feinen Humor haben."

Das Festival habe den Anspruch, die zeitgenössische Bühnenkunst in all ihrer Vielfalt zu zeigen. "Es ist sehr schwer, ein wirklich gutes Themenfestival zu machen", sagt Glechner. "Themenfestivals sind meist zu dünn befüllt. Man muss Arbeiten nehmen, die man sonst nicht einladen würde."

Von den großen Salzburger Festspielen sei die Stadt sehr vereinnahmt. "Es will das größte und wichtigste der Welt sein, und wenn man in Salzburg lebt, hat man das Gefühl, dass das auch so ist." Dennoch will die Sommerszene für sie mehr sein als ein Gegenpol der Festspiele in der Stadt, "ich sehe es als wichtiges Festival für ganz Österreich. Außerhalb Wiens gibt es zeitgenössische Formen sonst nur noch beim Steirischen Herbst in Graz".

 

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