George - Götz George spielt in der ARD den eigenen Vater
Mozärtlicher Elefant und Sohn
von Esther Slevogt
Berlin, 23. Juli 2013. Das zumindest hat dieser Film geschafft, einen vergessenen Großschauspieler noch mal auf die Bühne der Gegenwart zu holen: Heinrich George, Theater- und Filmstar der 1920er bis 1940er Jahre, dessen animalische Wucht auch nach über sieben Jahrzehnten noch regelrecht aus dem dokumentarischen Material hervorwuchert, das Joachim A. Lang in sein Fernseh-Doku-Drama "George" montiert hat.
Ein Jahrhundertschauspieler?
Szenen aus der legendären Verfilmung von Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" von 1931, in der George den Franz Biberkopf spielte – eine Darstellung, deren Echo fast ein halbes Jahrhundert später auch in Rainer Werner Fassbinders Verfilmung des Stoffs noch spürbar war. Als Postmeister in der deutschen Verfilmung einer gleichnamigen Erzählung von Alexander Puschkin aus dem Jahr 1940, dessen berühmte Tanzszene Lang in seinen Film geschnitten hat und in der Georges Schauspielkunst durch den Theaterregisseur Jürgen Fehling eine immer noch gültige Schilderung erfuhr: George tanze wie ein "mozärtlicher Elephant", "ein Granitblock, dem diamantene Tränen entfallen" und mit "einem Ausmaß an Phantasie, das Gott in hundert Jahren nur ein paarmal an Schauspieler verschenkt".
Diese schauspielerische Fantasie hat der Schauspieler Heinrich George 1933 an die Nazis verschenkt, verscherbelt muss man wohl sagen. Beileibe nicht als einziger, wie man weiß. Auch Gustaf Gründgens gehörte zu den Theatergrößen, von denen es nachher hieß, sie haben doch "nur spielen" wollen. Wie George wurde auch Gründgens 1945 verhaftet und von der sowjetischen Besatzungsmacht in ein Lager gebracht und als Kollaborateur und Nazi-Vorzeigekünstler zur Rechenschaft gezogen. Aber während Gründgens auf Intervention unter anderem des kommunistischen Schauspielers Ernst Busch freikam, der ihm sein Leben verdankte, starb Heinrich George 1946 im Lager an einer Blinddarmentzündung.
Sohn versucht ein Reenactment des Vaters
Die letzten Lebenswochen Heinrich Georges in sowjetischer Haft bilden als Klammer den Hauptteil des medial in den letzten Wochen gewaltig ventilierten Fernsehfilmes, in dem Heinrich George von seinem Sohn Götz verkörpert wird. Ein Film, der eigentlich keine Handlung hat, außer der, dass ein Sohn seinen Vater zu reenacten (und zu entschuldigen) versucht. Sonst muss man schon einigermaßen Bescheid wissen, wenn man die angetippten Szenen überhaupt entschlüsseln will: die Geschichte von Georges Dramatu
rgen Günter Weisenborn beispielsweise, der als Mitglied der Roten Kapelle verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Das alles ist so kurz und flüchtig in dieses unfertig wirkende Filmpuzzle eingestreut, dass man auch vom Zeitzeugenauftritt eines Enkels Weisenborns nichts hat.Dafür gibt es ausufernde Nachstellungen berühmter Theateraufführungen, die einen schon der Ausstattung wegen das Fürchten lehren, und in denen Götz George seinen Vater spielt. Beziehungsweise dessen Theaterrollen. Götz kam 1938 zur Welt, als Heinrich gerade die Titelrolle von Goethes Freiheitsdrama "Götz von Berlichingen" spielte, und ist bekanntlich später selber Schauspieler von ganz eigener Wucht geworden. Aber eben nicht jener abgründig physischen Kraft, wie sie das Spiel von Vater Heinrich antrieb, das aus dem Innern der Eingeweide zu dringen schien.
Kitsch der Verfehlung
Und hier liegt ein Grundproblem der ganzen Verfilmung: Dass dieser Vater im Spiel des Sohnes so gar nicht zu erkennen ist, sich dieser Sohn aber heftig bemüht (was er gar nicht nötig hätte), irgendwie den Geist des Vaters durch seinen Körper fahren zu lassen. Einmal dieser Vater SEIN, als Götz von Berlichingen (mit schauderhafter Maske) zum Beispiel, als Faust, den Heinrich 1945 in sowjetischer Untersuchungshaft mit Häftlingen im Gefängnis Hohenschönhausen einstudierte (und selber die Titelrolle spielte). Oder im Verhör mit dem
sowjetischen Offizier Bibler, den Samuel Finzi mit feiner Ironie als Russenklischee mimt (Heinrich George immer "Genrich George" aussprechend) und vor dem Götz George als sein zerquälter Vater rumpelnd und rumpfelnd sitzt und sich nicht erklären kann.Es ist immer dieses Überschminkte und Fernsehhafte, das diesen Film streckenweise zu einem ziemlich unerträglichen wie sauerkitschigen Unternehmen macht. Und die nachgespielten Theaterszenen, mit denen eine Theaterlegende in einer Weise reanimiert werden soll, die bestenfalls tauglich für die Nibelungenfestspiele wäre (die Produzent Nico Hoffmann als Intendant nun ja auch übernehmen wird). Seltene magische Momente hat der Film dann, wenn er wirklich dokumentarisch wird: wenn Götz und sein sechs Jahre älterer Bruder Jan gemeinsam die Villa in Wannsee besuchen, wo sie ihre Kindheit verbrachten. Oder nach Sachsenhausen fahren, wo der Vater 1946 starb. Besonders Jan George hat eine große Unmittelbarkeit im Erzählen und Hadern mit der Vaterfigur, die in den viel zu kurzen und vor allem zu wenigen Szenen sehr ergreift. Bruder Götz bleibt immer der Schauspieler, der den Sohn ebenso spielt wie den Vater. Und irgendwie beide verfehlt.
George
Regie: Joachim A. Lang, Drehbuch: Joachim A. Lang, Kai Hafemeister, Kamera: Holly Fink, Schnitt: Katja Dingenberg. Musik: Gert Wilden, Produktion: Nico Hoffmann, Jochen Laube.
Mit: Götz George, Jan George, Heinrich George, Berta Drews, Muriel Baumeister, Samuel Finzi, Martin Wuttke, Hanns Zischler, Thomas Thieme, Burghart Klaußner, Leonie Benesch, Rolf Kanies, Robert Dölle uvm.
Dauer: 1 Stunde 53 Minuten
www.swr.de/george
Ausstrahlung: Am 24. Juli um 21.45 Uhr in der ARD
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Interessant! Sie meinen also, der Einzige, der beurteilen könne, ob der Sohn den Vater gut verkörpere, sei der Sohn selber (da der Vater nun mal nicht mehr lebt)? Dann kann man sich ja von jeder ästhetischen Diskussion verabschieden. Und ich würde dann auch dafür plädieren, dass Außenstehende, denen ja kein Urteil zusteht, den Film auch gar nicht sehen dürfen, sondern dass jede Ausstrahlung einzig und allein Götz George höchstpersönlich vorbehalten bleibt. Er kann dann wunderbar mit sich selbst aushandeln, ob er den Vater trefflich dargestellt hat oder nicht, und den Außenstehenden hinterher sein weises, von den Blutsbanden gerechtfertigtes Urteil zuraunen.
Sie haben doch offenabar genauer hingeschaut. Warum erläutern Sie denn nicht einfach ein wenig, was der Sohn vom Vater erzählt? Mir ist es nämlich nicht klar geworden.
Mit Sympathie für den Film: Dank.
Im Film drängt ein entzückend nachdenklicher, zurückhaltender Goebbels George das Schiller-Theater auf, um wie Göring (Schauspielhaus/Gründgens) auch ein Renommiertheater in Berlin zu bekommen. In Wirklichkeit hat George Goebbels bedrängt, ihm ein Theater zu geben.
Im Film wird der widerwillige George dazu gezwungen, in "Kolberg" mitzuspielen. In Wirklicheit hatte George eine eigene Produktionsgruppe, in der er ständig irgendwelche tolle Ideen für Nazifilme wie "Die Degenhardts" etc. entwickelte.
Dass am Schiller-Theater keine Propagandastücke gespielt wurden, stimmt mit nichten. Im Gegenteil: es war das fleißigste Berliner Propaganda-Theater. In der Reichsdramaturgie kann man sich die Spielplanungen ansehen. Sie strotzen nur so von Ekelware, um sich lieb Kind zu machen und Sonderrationen, Sonderbenzin, Sonderreisen zu erspeicheln. Realisiert wurde nicht alles, aber was realisiert wurde, ist widerlich: "Obrist Michael", um das Volk für den Krieg gegen England zu begeistern, "Rheinsberg", um eine Linie von Fritz zu Hitler zu ziehen, "Achill unter den Weibern" gegen die "Drückebergerei" (endet mit: "Leb wohl, stirb wohl") usw. usw.
Götz George macht aus Heinrich George einen sanften Melancholiker. In Wirklichkeit war er ein skrupelloser Choleriker, was seiner unbestrittenen Größe als Schauspieler keinen Abbruch tut. Werner Krauss war auch ein großer Schauspieler. Nur verkitscht Götz George seinen Vater. Das ist Mohrenwäsche.
Lachhaft auch die Szene, wo - ich glaube - Robert Müller George Hugo Hartungs Hassbrief aus dem Exil kurz vor seinem Auftritt als Götz in Heidelberg überreicht. Das würde kein Schauspieler tun, und schon gar kein befreundeter.
Und - sorry - die Denunziation des verkniffenen Stahl-Nachbaur im Film reproduziert das antisemitische Klischee des Juden als Denunzianten. Das ist eine Legende, die Werner Maser als erster in seinem apologetischen George-Buch, einer durch und durch unzuverlässigen Auftragsarbeit der George-Familie, in die Welt gesetzt hat.
Den Bruch zwischen George und Paul Wegener auf den Streit um die Rolle Lears zu reduzieren, ist ebenfalls eine Klitterung. Wegener hatte von Anfang an mit George wegen seiner politischen Ranschmeisserei Konflikte. Er hatte sich rasch bereit erklärt, den Gloster im Lear zu spielen. Zu dieser Produktion kam es nicht, weil das Schiller-Theater 1943 zerbombt wurde.
Es ist schon bezeichnend, dass sich 2 Drittel des Films mit Genrebildern aus der Haft beschäftigen und das Dritte Reich sehr kursorisch abgehandelt wird. Götz Georges Heinrich George ist im Grunde eine Neuauflage seines Totmachers.
Unerträglich finde ich, dass Nazi-Szenen mit Sowjetszenen parallelisiert werden: George schlägt den Hitlerjungen Quex, weil er Nazi werden will - die Sowjet-Offiziere schlagen George, der das kommentiert: "Die Nazis haben mich nie geschlagen". Oder die KZ-Bilder mit den Pritschen und den Sterbenden aus Schönhausen, die parallel geschnitten werden mit der Nutzung als Straflager für Nazis durch die Sowjets.
Es geht hier überhaupt nicht darum, einen genialen Schauspieler klein zu machen oder die Situation, in der er arbeiten musste, klein zu reden. Aber man sollte eine sentimentale Kitschfigur nicht mit der historischen Persönlichkeit Heinrich George verwechseln.
Immerhin: Geldgier und Alkoholismus und Dumpfheit des Denkens und Trägheit des Herzens - die vier großen Eigenschaften des Schauspielers Heinrich George werden nicht verschwiegen, ob sie allerdings wert sind, in einem langatmigen und analytisch uninteressierten Film ausgebreitet zu werden, sei dahingestellt.
Was mich aber allgemein wundert bei dieser "Diskussion" hier: Warum hat niemand bisher den LETZTEN SATZ der Doku erwähnt, steht er doch an dramaturgisch prominentester Stelle? Der relativiert doch alles, was der Sohn Götz als sein Vater "spielt" und was offenbar das Vaterbild lebenslang bestimmte: die immer noch schmerzende Reibung mit Heinrich. Ganz zum Schluss sagt er doch, ich kann's nur sinngemäß zitieren: "Er war immer besser als ich." Gemeint als Künstler, als Schauspieler. Er hat es versucht in vielen Szenen, seinen Vater zu "erfühlen" (die Bezeichnung ist schon richtig), denn dessen schauspielerische Wucht verdankte sich einer ungeheuren Emotionalität, die den Zuschauer quasi überspülte. Und das ist AUCH eine künstlerische Qualität, die man nicht einfach lässig wegwischen kann wegen "geistiger Indolenz" (@13). Es verweist offensichtich auf eine Grundkonstante in Götz Georges künstlerischem Leben: Das ewige Messen der eigenen Kunt an der des Vaters, was offenbar zwangsmäßíg und unbewältigt das Vater-Sohn-Verhältnis beherrschte und heute in Resignation zur definitiven Erkenntnis gelangte, dem Vater künstlerisch nie ebenbürtig sein zu können. Da irrt er imho, er ist nur eine ganz andere Kategorie von Schauspieler (in Rollen, die der Vater in ihrer dichten Introvertiertheit wohl nie so hätte spielen können!).
Also, Leute: Dieser Satz steht am wichtigsten, dem Zuschauer eigentlich definitv auffallenden Platz, am Ende. Und das in voller Absicht, meine ich. Bei mir hat er sofort den ganzen Film rückwirkend relativiert und meine Beurteilung völlig verändert. Ich kann doch nicht der Einzige sein, dem das aufgefallen ist???
Der Adabei
zwei Kinder, die nichts von ihrem Vater wissen, wissen können, und zu verdrängen suche, dass er verbrecherische Seiten hatte. Das wäre in der Tat ein interessantes Thema gewesen. Thomas Harlan, Wiebke Bruhns, Martin Pollack und viele andere haben das durchgearbeitet. Nicht zuletzt den heißen Diskussionen um die Wehrmachts-Ausstellung oder die Goldhagen-Debatte liegt dieser Schock der Nachgeborenen zugrunde. Aber angenommen, das wäre das Thema des George-Films gewesen: Wäre nicht auch diese Auseinandersetzung zu larmoyant ausgefallen?
Wirklich interessant wäre es doch gewesen, wenn die beiden George-Brüder sich eingestanden hätten, dass sie nichts von ihrem Vater wussten. Dieser Schock, dass der Vater ein vollkommen Fremder gewesen ist. Stattdessen basteln sie an den Fakten rum, um ihr Vorurteil irgendwie zu retten. Da ist null Katharsis drin, nur 100 % Selbstgefälligkeit. Das ist auch künstlerisch medioker.
Und noch etwas. Ich liebe Samuel Finzi heiß und innig. Aber in der Klischee-Rolle des aufrechten Sowjetoffiziers habe ich mich für ihn geschämt. Der ganze Film folgt der "Piep, piep, piep, wir sind so lieb, so lieb"-Ästhetik. Eine solche Verkleinbürgerlichung der Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich stößt mir wirklich schwer auf.
P.S.: War George als Schauspieler gar nicht so groß? Wenn ich mir z.B. den "Postmeister" ansehe, finde ich, er war doch genial. Gerade, weil er so vollständig auf sich selbst fixiert war. Diese Konzentration auf sich selbst, schafft eine unglaubliche Wucht.
Lieber IM Lustig,
Sie rennen offene Türen ein und sehen die verschlossenen nicht.
Natürlich ist es ok, "wenn Jan und Götz ihren Vater anders bewerten als die Spießroutenverteiler der letzten 70 Jahre". Aber das allein macht doch eine Rosamunde-Pilcher-Ästhetik nicht besser. Nicht mal in "einem Fernsehfilm".
Als Quentin Tarantino Hitler und Goebbels einem Kino-Attentat zum Opfer fallen oder Chaplins Friseur die SA mit der Bratpfanne schachmatt setzen ließ, war das genial. Der gute Mensch von Hohenschönhausen, der sein Leben molièrisch (und dichterisch vollkommen frei) auf der NKWD-Bühne aushaucht, weil er den Erniedrigen und Beleidigten in einem Totenhaus ein wenig Licht in ihr tristes Leben bringen möchte - ja, was ist denn das?
Und wir wollen der Frage gar nicht nähertreten, wer diese "Erniedrigten und Beleidigten" denn alle waren. In diesem Film sind sowieso alle Menschen gut. Sogar der nachdenkliche, schweigsame Herr Dr. Goebbels. Wie bei Rosamunde Pilcher. (Der historisch Goebbels war ausweislich seiner Tagebücher demgegenüber von einer geradezu pathologischen Quatschsucht - ich weiß nicht mehr, wie viele Seiten die ungekürzt Edition umfasst: 20.000 oder 40.000 Seiten für 12 Jahre).
Ja, sorry. Wer 1933 in Hitlerjunge Quex spielt, ist nicht damit zu entschuldigen, dass er "nur spielen wollte". Das ist ein infames Ranschmeisserwerk.
Und in "Mädchen Johanna" ist Gustaf Gründgens einfach 1000 mal besser als George.
In Heinrich Georges Schauspielkunst sehe ich manchmal Äußerlichkeiten.
Er bleibt für mich oft an der Oberfläche - wirkungsvoll, aber doch, mich nicht ganz und wirklich überzeugend. - Ich glaube er war politisch nicht eindeutig - ein wandelbarer, sich anpassender Schauspieler, den man nicht von jeder, jeglicher Schuld freisprechen und freispielen kann. Er arrangierte sich mit dem NS-Regime . . . Götz George sagt z.B. seinen Vater zitierend (wegen seiner eigenen etwaigen Karriere in Hollywood): Dort findet man keine Kunst. Götz George hat aber in Deutschland viele (durchaus gute) Gebrauchsproduktionen gemacht und nicht nur "Kunst" (Film, Fernsehen) . .
Auffallend auch die Namensänderung von Schulz zu George: ein großer Name
kann Schulz eben nicht sein. Ganz so wie bei Oskar Werner, der als Bschließmayer geboren wurde. (Nomen est omen: Der Name ist ein Zeichen.
Oder auch frei übersetzt: Der Name ist Programm. - Also doch Schauspielerei, Rollenspiel - auch im Leben anwendbar wenn es erforderlich und notwendig ist. - Das Gauklertum der Theatermenschen und doch dann der ausgesprochene Anspruch auf Wahrheit und Kunst.)
Heinrich George:
Bis 1933 nahm ich teil an Aktionen der kommunistischen Partei und hatte
engere Verbindung zu Schriftstellern aus dem kommunistischen Lager, darunter Berthold Brecht, Johannes Becher, Ernst Toller und anderen.
Ich spielte damals in demokratischen Filmen, ich war schon da einer der
bekanntesten Schauspieler.
1933 kam Hitler an die Macht. (Anmerkung:Charles Chaplin: Hitler ist der
größte Schauspieler!). Ich wurde vernommen und verlor meine Stellung. Ich
hatte die Wahl, entweder auf meine Karriere zu verzichten und möglicher weise ins Gefängnis zu kommen oder mich irgendwie(!) mit dem faschistischen Regime zu arrangieren.
Viele haben sich mit dem Gewalt-Regime arrangiert. Als wahrhafter Regime-
Gegner hätte er auf seine Karriere verzichtet.
Götz George 1995: Er hat wirklich bezahlt.