"She got up and left"

23. August 2013. Die israelische Journalistin Dalia Shehori hat für die Tageszeitung Haaretz (22.8.2013) die Bayreuther Festspiele besucht. Sie berichtet von einer sehr kurzen, aber umso seltsameren Begegnung mit der Festspiel-Leiterin Katharina Wagner: "I had a strange encounter with Katharina Wagner. I requested and received a half hour meeting with her. The festival's press bureau made it clear that Wagner was not giving interviews at the moment, so it was not an interview."

Katharina Wagner verspätete sich, und Dalia Shehori kam gleich zur Sache: "I told her that because we had very little time left, I would get straight to the questions that interest Israelis. She nodded yes. Referring to the German performance artist accused of making Nazi salutes, I said, 'I wanted to ask you about Jonathan Meese...' – and she got up and left." (wb)

Kommentare  
Presseschau Haaretz bei Katharina Wagner: Was denn?
Es gibt ein Gerichtsurteil zu Meese. Was soll Frau Wagner noch ergänzen?
Presseschau Haaretz bei Katharina Wagner: ??
ist frau wagner die pressesprecherin eines gerichts?
Presseschau Haaretz bei Katharina Wagner: Wieso?
Wieso bekommt sie kein Interview? Und warum hat sie keine Meinung dazu, ist doch eine interessante Frage?
Presseschau Haaretz bei Wagner: Meese wieder ausladen?
Vielleicht kennt sich Frau Wagner in Rechtsfragen nicht so gut aus wie ein Richter. Vielleicht vertraut sie in die Prozesse eines Rechtsstaates. Wäre ja noch schöner, wenn sich die künstlerische Leitung eines Festspielhauses aus der Sachlage ihre eigene Suppe kocht und womöglich - und darauf zielt doch die Frage der Interviewerin - Herrn Meese wieder auslädt. Christoph Schlingensief hat übrigens dazu aufgerufen, Helmut Kohl zu töten. Wurde da auch nachgefragt?
Presseschau Haaretz bei Wagner: keine Chuzpe
Da lädt man jemand wie Meese wegen seinem Skandalfaktor ein und dann hat man nicht einmal die chuzpe - musste in diesem Zusammenhang einfach sein - auch dazu zu stehen und über die künstlerischen Gründe seiner Einladung, so es diese denn gibt, zu sprechen? Das zeigt eigentlich nur das immer noch nachwirkende seltsame Verhältnis zu Demokratie, das Bayreuth offenbar prägt ... Sich mit einer kritischen Presse auseinandersetzen? Igittigittt, wir doch nicht!
Presseschau Haaretz bei Wagner: Ressentiments
@ besucher - Die Interviewerin wollte nicht über die Gründe der Einladung von Meese reden, sondern über den in Kassel verhandelten Nazi Gruß! Sie wollen doch nur ihre Ressentiments gegenüber Bayreuth bestätigt sehen. Ich warte schon drauf, dass gleich wieder einer "Antisemitismus" schreit.
Presseschau Haaretz bei Wagner: im trockenen Pelz
Und wenn? Seit wann entscheidet der Interviewte, über was er oder sie interviewt werden darf? Wenn man jemand wie Messe engagiert darf man sich doch nicht wundern, über den Nazigruß gefragt zu werden - der gehört doch zu dessen künstlerischen Arsenal! Das ist, als würde man Nitsch einladen und nicht über Blut reden wollen. Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass ...
Presseschau Haaretz bei Wagner: es ging nicht um die Kunst
Jeder darf fragen, was er will, und jeder darf antworten oder eben auch nicht! Die Dame, so lese ich jedenfalls, hat ja auch sogleich im Namen aller Israelis gefragt. Da steht man als Bayreuther gleich mit dem Rücken an der Wand. Es ging doch hier nicht wirklich um ein Interesse an Meeses Kunst, so wie sie es mit dem Nitsch Vergleich glaubhaft machen wollen, es ging - wie immer - um den aktuellen Stand der Vergangenheitsbewältigung der Wagners auf dem grünen Hügel. Glauben sie wirklich, dass Frau Wagner ein Interesse daran hat, den dummen Antisemitismus des Komponisten insgeheim zu pflegen?
Presseschau Haaretz bei Wagner: Frischzellen-Clown
Um tatsächlich etwas Profundes über die Causa Meese zu erfahren, hätte Dalia Shehori lieber deutsche Zeitungen lesen oder bei der zuständige Pressestelle des Amtsgerichts Kassel nachfragen sollen. Das Katharina Wagner nach der Causa Nikitin not amused über Pressefragen zu Meeses Hitlergrußaffinität ist, kann man fast nachvollziehen. Das Bayreuther Schwesternpaar hat anscheinend kein Glück bei der Künstlerauswahl und noch weniger im Umgang mit den Medien. Aber man denkt sich wohl dabei, auch schlechte Presse ist letztendlich gute Presse und Israel ist weit weg. Dass doch noch einer den nicht gerade schmeichelhaften Artikel aus der Haaretz ausgräbt, hätte Frau Wagner wohl nicht für möglich gehalten. Anders kann man die dämliche Reaktion von ihr nicht werten. Frau Shehori revanchiert sich mit einem Bayreuth-Bild, das den israelischen Lesern suggerieren muss, in Bayreuth, wo die „vielschichtige Vergangenheit … aus jeder Ecke lugt“, würde man für den Einmarsch von Meese schon die Hakenkreuzfahnen aus den braun versumpften Kellern holen.
Dagegen fällt die Beurteilung von Castorfs Ring als „zusammenhanglos und anmaßend“ noch recht schmeichelhaft aus. Lustig hier nur der Verschreibsler „…director of the Volksbruhne“ (wer Bösen dabei denkt). Frau Shehori hatte wohl tatsächlich erwartet, es würden noch blonde Recken, Walküren, finstere Riesen und Zwerge die Bühne bevölkern, oder wenigsten ein paar Stahlhelme und Panzer auftauchen. Beim Beurteilen des Ost-West-Konflikts und der Kapitalismuskritik ist man in Israel vermutlich noch nicht angekommen, wie in Bayreuth ja selbst auch. Das Ganze ist letztendlich in dieser verkürzten Form keine Meldung wert. Noch dazu, wo man in Bayreuth nach wie vor einem abgehoben elitären Schauspiel für Besserverdienende und Politpromis frönt, was den Rest der Republik nur in den bunten Blättern interessiert. Künstlerisch ist Bayreuth out, außer es gibt einen Skandal zu vermelden.
Bayreuth zu modernisieren, scheint schlichtweg unmöglich. Dabei stehen sich die Wagners und ihre Wagnerianer gegenseitig im Weg. Marthaler und Gloger sind zu brav, Baumgarten und Castorf werden weggebuht. Jetzt haben die Wagner-Sisters endlich jemanden gefunden, der Wagner bedingungslos dienen will und noch dazu den rechten Arm nicht unten behalten kann. Was für eine radikale Frischzellenkur für das verschnarchte Bayreuth. Aber wen will Frau Shehori in Israel damit wirklich noch Schocken? Hat doch die Haaretz Meese nach dessen Auftritt in Tel Aviv selbst schon als Clown und berechnenden Geschäftsmann bezeichnet. Ja als was denn eigentlich nun? „Der Standard-Israeli wüsste nicht, wie er so eine Arbeit verdauen soll“ stand darüber in einem Beitrag des Freitags. Ja was ist denn bitte heute ein Standard-Israeli, und geht es manchem Deutschen nicht ganz ähnlich. Sogar deutsche Gerichte bekommen das in den falschen Hals. Meese verunsichert und spaltet. Das tun radikale Kunst oder Gebaren immer. Warum die linksliberalen Intellektuellen in Israel dazu keine entspanntere Haltung entwickeln können, wo sie in Fragen Palästina kaum noch Berührungsängste zu haben scheinen, ist auch mit der Schlagzeile: „Don't mention the Nazis“ nicht mehr zu rechtfertigen. Die Nazis in Bayreuth, wie auch das ganze Drumherum, sind tatsächlich nicht mehr erwähnenswert.
Presseschau Haaretz bei Wagner: Dilemma
@8:
"es ging - wie immer - um den aktuellen Stand der Vergangenheitsbewältigung der Wagners auf dem grünen Hügel. "

Das finde ich einen sehr interessanten Diskussions-Gegenstand.
Meines Erachtens ist die Vergangenheit der Wagners auf dem grünen Hügel nicht zu bewältigen, weil Richard Wagner der einzige bekennende Antisemit ist, dessen Propaganda weltweit mit staatlicherseits subventioniert wird.

Und das ist - leider! - auch richtig so, weil sein Werk künstlerisch von überwältigender Größe ist. Aus diesem Dilemma kommen wir, glaube ich, nicht raus. Oder?

Es gibt eine lange Diskussion, ob Wagners Werk das Sprachrohr seiner Weltanschauung ist oder frei von ihr. Diese Diskussion wäre bei jedem anderen Künstler absurd. Was drückt er anderes aus, als seine Meinung? Nur Wagner ist ein Einzelfall.

Insofern bin ich sehr für das Engagement von Meese und hoffe, dass er richtig auf die Pauke haut. Damit niemand mehr leugnen kann, dass wir einen richtigen Präfaschisten lieben.
Presseschau Haaretz bei Wagner: Woody Allen-Zitat
"Ich kann nicht soviel Musik von Wagner hören, ich hätte sonst den Drang, Polen zu erobern."
Presseschau Haaretz bei Wagner: sehen und hören
Wagner schrieb Musik und Texte für Menschen ohne Phantasie...daraus wird der immer noch und in Zeiten des Neoliberalismus und der "alternativlos" brachliegenden Diskurse umsomehr, immense Erfolg des Antisemiten deutlich.Wir sollten hören und sehen lernen...
Dann erledigt sich eine Popkultur Marionette wie Meese und der grünbraune Hügel von selbst.
Presseschau Haaretz bei Wagner: Eroberer
@ 11

Wie haben nur all die Eroberer es vor Wagner so trefflich hinbekommen ??
Presseschau Haaretz bei Wagner: andere Zeiten
""Andere Zeiten andere Vögel, andere Vögel, andere Lieder. Sie gefielen mir vielleicht, wenn ich andere Ohren hätte ..." Heinrich Heine
Presseschau Haaretz bei Wagner: mit Mark Twain
Lange habe ich über den Satz von Mark Twain nachgedacht: "Wagners Musik ist besser als sie sich anhört." Ich fange so langsam an den alten Spötter zu verstehen.
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