Ein Theater ohne Schauspiel

1. November 2013. "Ich habe das Gefühl, hier passiert Unrecht", zitiert Manuela Rauer in der taz den Schauspieler Sebastian Müller-Stahl, Ensemblemitglied des bedrohten Theaters Dessau. "Der Druck ist Wahnsinn. Selbst der Bund erhöht den Kulturetat. Hier hält man an diesen irren Kürzungen fest".

Wie oft sich der Vorhang für ihn und das Ensemble noch öffnen werde, wird Manuela Rauer zufolge derzeit im Landtag Sachsen-Anhalts diskutiert. "Das Anhaltische Landestheater Dessau sieht sich mit massiven Kürzungen des Kultusministeriums konfrontiert. Landesmittel von 2,9 Millionen Euro, 36 Prozent des bisherigen Etats, werden im nächsten Jahr voraussichtlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Schultern müsste die Einbußen der Träger, die Stadt Dessau-Roßlau, was ohne weitere Einschränkungen für die Stadt und deren kulturelle Einrichtungen als nicht machbar gilt. Deshalb hat der Deutsche Kulturrat das Anhaltische Theater auf die 'Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen' gesetzt."

Für den Kultusminister Sachsen-Anhalts, Stephan Dorgerloh (SPD), der die Sparvorschläge eingebracht hat, erscheinen dem Bericht zufolge die Einsparungen und deren mögliche Konsequenzen nicht als Problem. Er setze darauf, "durch Beschneidung den Erhalt verbleibender Sparten zu ermöglichen. Durch Kooperationen mit anderen Häusern soll ein annehmbarer Spielplan gesichert werden. Die Zukunft des Theaters in Dessau wäre nur noch die eines Musiktheaters. Ein Theater ohne Schauspiel und Ballett."

Für die taz ist jedoch auch die Frage angebracht, "ob eine Stadt mit schwindender Einwohnerzahl, eine Region, die sich neu strukturieren muss, sich ein solch großes Haus mit mehreren Sparten leisten kann und darf. 180.000 Zuschauer jährlich sprechen für eine hohe Auslastung – in einer Stadt mit 85.000 Einwohnern. Trotzdem bleiben Vorstellungen auch schlecht besucht bei 20 Produktionen von Schauspiel, Oper und Ballett für die große Bühne in dieser Spielzeit. 1.072 Sitze, die nicht immer gefüllt sind. Nicht immer nur positiv ist die Resonanz."

(sle)

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Presseschau Dessau: Lektürehinweis
Die Süddeutsche Zeitung hatte am 28.10. auch einen großen Artikel über die drei bedrohten Theater in Sachsen-Anhalt, Dessau, Eisleben und Halle, im Feuilleton. Übrigens von R. Hammerthaler, der auch das Sonderheft von "Theater der Zeit" zu diesem Thema gemacht hat. Ein guter Text im Übrigen, den die drei Intendanten inzwischen schon dreimal öffentlich gelesen haben.
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