Presseschau vom 21. Dezember 2013 - Frank Castorf spricht im Interview mit dem Berliner Tip über die Freiheit der Kunst
Freiheit der Kunst
21. Dezember 2013. Für die einen ist es diskriminierend, für die anderen die Freiheit der Kunst. So jedenfalls für Frank Castorf, der sich im Interview mit Peter Laudenbach im Berliner Tip etwa gegen Blackfacing-Verbote ausspricht, denn wenn man die Ressentiments nicht mehr aussprechen dürfe, werde es gefährlich.
"Es gibt eine Zensur des moralisierenden Mainstreams, die gerade immer stärker wird und die gefährlich für die Freiheit der Kunst ist", so Castorf. "Schon vor Jahren sagten Leute, die nichts von Fassbinder kannten, dass man sein Stück 'Der Müll, die Stadt und der Tod' nicht spielen darf, weil es angeblich antisemitisch sei." Wenn man in Tel Aviv gegen Konzerte mit Musik von Richard Wagner demonstriert, könne er das sogar noch verstehen, "obwohl ich es falsch finde." Aber das eine kleine Community im Namen der politischen Korrektheit dafür sorgt, dass ein weißer Schauspieler am Deutschen Theater Berlin offenbar nicht mehr schwarz angepinselt auftrete: "Das ist Zensur", so Castorf.
"Ich arbeite viel mit Schwarzen und die haben natürlich eine völlig andere Art, auch eine andere Ironie, mit dem Kolonialismus und seiner Geschichte umzugehen, als diese deutschen Kleinbürger der politischen Korrektheit." Der Postkolonialismus verschwinde ja nicht dadurch, dass in Berlin-Mitte Verbote gegen bestimmte Vokabeln oder Theater-Spielweisen ausgesprochen werden. Und die Freiheit der Kunst werde mit solchen Verboten angegriffen, und "das ändert an den Lebensverhältnissen und den Denkweisen in einer Plattenbausiedlung irgendwo am Stadtrand nichts".
Wenn wir auf dem Theater nicht die Ressentiments, die vorhanden sind in Europa, aussprechen können, wird es gefährlich. "Wir entfernen uns freiwillig immer weiter vom Irritierenden, vom Paradoxen der Kunst."
(sik)
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Beste Grüße
Georg Kasch / Redaktion)
Wenn Ihr konsequent seid, müßtet ihr es dann nicht in etwa genau so tun ?!
Frohes Fest auch für BÜHNENWATCH !.
@ 1 gestern war von dem "(sik)" noch nichts zu sehen.