"Der beste und auch der wichtigste"

24. Januar 2014. Der Hamburger Schauspieler Hans Christian Rudolph ist am Donnerstag im Alter von 70 Jahren gestorben. Das meldet u.a. das Hamburger Abendblatt.

Rudolph gehörte von 1974 bis 1978 unter dem Intendanten Boy Gobert und von 1986 bis 2003 (mit Unterbrechungen) unter Jürgen Flimm dem Ensemble des Thalia Theaters Hamburg an. Für seinen "Platonow" in Flimms Inszenierung von 1989 wurde ihm der Gertrud-Eysoldt-Ring angesteckt.

"Er war ein sehr kluger Schauspieler. In der Wahl seiner Mittel immer ganz sicher und gestochen scharf im Denken, sodass er immer ganz geradeaus und genau gespielt hat. Dabei verfügte er auf der Bühne über einen großen Charme", zitiert das Hamburger Abendblatt Jürgen Flimm. "Er war der beste Schauspieler, mit dem ich gearbeitet habe und auch der wichtigste."

Hans Christian Rudolph wurde 1943 in Metz geboren. Sein Vater Hans-Georg Rudolph war Schauspieler und u.a. Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, sein Bruder Niels-Peter Rudolph ist Regisseur und war von 1979 bis 1984 Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. Seine Tochter Sascha Icks spielt im Ensemble des Theaters Bremerhaven, sein Neffe Sebastian Rudolph ist Schauspieler an Joachim Lux' Thalia Theater und dort u.a. als Nicolas Stemanns Faust zu sehen, wofür er 2012 von der Kritikerschar der Theater-heute-Umfrage zum "Schauspieler des Jahres" gekürt wurde.

(Hamburger Abendblatt / sd)

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Kommentare  
Hans Christian Rudolph: unvergesslicher Sala
Ich habe Hans Christian Rudolph nicht oft auf der Bühne sehen dürfen. Unvergesslich aber bleibt mir seine Darstellung des Sala in Andrea Breths elegischer Schaubühnen-Aufführung des "Einsamen Weges" von Schnitzler. Das war groß! Benjamin Henrichs hat den Charakter, den Hans Christian Rudolph dem Sala verlieh, in seiner "Zeit"-Kritik damals wunderbar angemessen in Worte gebracht:
"Hans Christian Rudolph spielt den moribunden Dichter Herrn von Sala nicht als welken Schmerzensmann, sondern als einen, der seine Lebensrechnung abgeschlossen hat und mit der vernichtenden Bilanz zufrieden ist. Ein Mensch – und auch schon dessen Schatten. Geisterhaft bewahrt er die ewige Ruhe, mit aufrechtem Gang und durchgedrücktem Rückgrat spaziert er seiner Vernichtung entgegen, halb Herrenmensch, halb eiskalter Engel. Nur manchmal verrät ein winziges, fast schon skeletthaftes Lächeln, daß seine Herzenskälte und seine unerschütterlich tadellose Haltung vielleicht nur Heldenposen sind, mit denen eine grauenhafte Angst besiegt werden soll."
Hans Christian Rudolph: einer der Ernsten und Tiefen
Einer der Ernsten und Tiefen, an denen sich das Theater der Ironischen und Frivolen auf herzzerreißende Weise versündigt hat...
Hans Christian Rudolph: klare Schärfe
Hans Christian Rudolph hat mich als Flimm-Theatergänger immer wieder positiv irritiert mit seiner klaren Schärfe! Danke -
Hans Christian Rudolph: Beileid
Theater spielen ist schön-
aber schwer.

Hans Christian Rudolph

mein herzliches Beileid gilt der Familie
Hans Christian Rudolph: Faust
Ich habe mit HC ca.130 mal FAUST gespielt,er den Faust,ich den Mephisto,wir haben viel miteinander erlebt und uns sehr gut verstanden.Ich denke mit großer Trauer an ihn und werde ihn immer in meiner Erinnerung behalten und ihn ehren.
Hans Christian Rudolph: Verneigung
Er war einer der Könige der Schauspielkunst.

Ich verneige mich.

Gustav Peter Wöhler
Hans Christian Rudolph: unvergesslich
@ 5: Und ich habe Ihren Mephisto geliebt, Herr Sprenger. Unvergesslich
Hans Christian Rudolph: Bescheidenheit und Wärme
Ich durfte mit ihm auf der Bühne stehen, als er den Shylock spielte; ich erinnere mich an seinen Faust, an "Onkel Wanja", an "Drei Schwestern" und ganz besonders an seinen Platonow, mit dem er eine Höhe erreichte, an die andere nicht einmal in Gedanken rühren. Ich erinnere mich an seine Bescheidenheit und an einen Moment von Herzlichkeit und Wärme bei einer unvermuteten Begegnung in Berlin, als seine Thalia-Zeit schon hinter ihm lag. Man ist mit diesem Schauspieler nicht immer so umgegangen wie es hätte sein müssen. Ich werde ihn nie vergessen. Siegfried W. Kernen
Hans Christian Rudolph: sein 'es schneiet'
Hans Christian Rodolph: "Es schneiet..."
Von oben kam er die Stiege herunter, die ins "Nachtasyl" führte und begann sein Gedicht: "es schneiet..." eine Lichtgestalt von selbstauflösender Energie, die kaum auszuhalten war.
Wie traurig!
Hans Christian Rudolph: Spieler, dem es immer ums Leben ging
Als der Beruf noch eine Verantwortung war. Ein Spieler, dem es immer um Leben ging. Platonov im Wissen um seinen nahen Tod Wodka trinkend, jedes Glas musste er wieder erbrechen. Und trank weiter! Unvergesssen!
Hans Christian Rudolph: Sekundenbruchteil voll Schmerz
"Ja, Percy, ich komm' schon. Da bin ich."
Die letzten Worte aus "Das Weite Land". Ich durfte Genia an seiner Seite sein. Ich werde den Klang dieser Worte nicht mehr vergessen. In aller beklemmenden Hohlheit, der winzige Bruchteil einer Sekunde voll Schmerz und Angst.
Es war immer aufregend mit ihm zu spielen, elektrisierend, herausfordernd, unbequem. Danke.
Hans Christian Rudolph: Bravo und Adagietto
Ich hatte zwei Theater-Väter (Carl Randt aus Hamburg, Staatstheater-Intendant, sein eigener Hausregisseur und Schauspiel-Protagonist, Letzteres auch mein Vater Peter Randt am Stadttheater Kiel), wuchs mit der Theater-Lebensform auf und achtete bald darauf, statt allein, nur noch mit einem interessierten Schulkameraden als Zeugen Theatervorstellungen zu besuchen. Hamlets "Rest..."lernte ich auf unseren regelmäßig sprachlosen Rückwegen als Erstes kennen, bis kurz vor unseren nachbarschaftlichen Haustüren mein Theater-AG-Kollege tröstend zu mir sagte:"Also an Deinem Vater lag's nich...", woraufhin ich Peter Randt zitierte:"Da schminkst Du Dich wie Scheiße,siehst scheiße aus,fühlst Dich wie Scheiße und dann funktioniert das Ganze nicht.", weshalb uns beiden zwar klar war, daß wir beruflich keine Schauspieler sein wollten,- doch dann lud mich o.g. Kollege zum Abschied vom Theater in Jürgen Flimm's Hamburger Thalia-Platonow ein...
Obwohl mir meine beiden persönlichen Bühnenportale H.C.Rudolph und U.Mühe in ihren diversen Rollen in der Folge während meines Schauspielstudiums an der HfSK"Ernst Busch" unsere o.g. Einsicht sofort bestätigten und klarstellten, daß ich niemals in ihrer Nähe auftauchen werde, brachten sie mich deshalb gegen meinen Willen zum Theater, weil sie in ihrem Schaffen zeigten, daß eine andere als mir bis dato bekannte Darstellungs-Art und-weise, mithin Veränderung, entgegen meiner leidigen Erfahrungen innerhalb des subventionierten Theatersystems möglich sein könnte.
Unabhängig von meiner derzeit beruflichen Lebenssituation bin ich diesen beiden Herren also weiterhin dankbar für ihr "Spiel im Spiel" über ihren Tod hinaus. Bravo zu dieser Lebensleistung von Schauspielern lautet mein unbedeutender Ruf aus dem Parkett in der durch zwar leider zwei abgebrannte Schauspiel-Wunderkerzen, dennoch durch sie genährten Hoffnung auf Veränderung o.g. Theatersytems...
Bezüglich des meiner Meinung nach seinerseits manchmal in seinen Rollen angespielten Hintergrundes und zum Tode des so oft pointierenden "Schützen-Königs" (seine Tochter hatte mir während unserer kurzen Beziehung seine Patiencen und den 15.12.'43 als sein Geburtsdatum erwähnt) H.C.Rudolphs empfehle ich den Lesern nun das Adagietto aus Gustav Mahlers 5.Sinfonie, möglichst in der Einspielung des Frankfurt Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Eliahu Inbal zu hören.
Hans Christian Rudolph: ehrende Erinnerung
In der Inszenierung des Menschenfeind durch Jürgen Gosch in Köln 1983 habe ich ihn das erste Mal sehen und bewundern dürfen. Für mich als damals knapp sechzehnjährige Gymnasiastin hatte sich an diesem Abend eine neue Welt erschlossen, die des Theaters.
Nie werde ich diese Momente vergessen und sie in ehrender Erinnerung behalten. Ich werde ihm immer dankbar sein.
Hans Christian Rudolph: Baal 1981
Unvergessen - sein "Baal" im Kölner Schauspielhaus 1981, den ich mindenstens fünfmal angeschaut habe, weil seine Kunst mich so beeindruckt hatte. Später dann sein "Alceste" und sein "Faust" bis er dann leider (aber auch verständlich) 1985 mit Jürgen Flimm nach Hamburg ging. Er war ein ganz besonderer Schauspieler, wie es nur wenige gibt!
Hans Christian Rudolph: Verneigung
Hans Christian, neben Dir saßen so viele am Katzentisch - staunend. Unvergessen Deine Arbeit mit Gosch in Köln, Dein Sala im "Einsamen Weg", Dein Schauspieler im "Nachtasyl", Dein Leontes im "Wintermärchen" ("Sterne, Sterne, kalte Augen!"), Dein untrüglicher Sinn für "Abstand", Dein Satz zu einem nassforschen Kellner im Ciao neben der Schaubühne: "Sie hätten Gast werden sollen!" Du fehlst und wirst fehlen.
Ich verneige mich, mit all den anderen, vor Dir und Deiner Kunst.
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