Protest gegen Sarrazin-Buchvorstellung im Berliner Ensemble
"Wo Sarrazin gegeben wird, hat Brecht keine Heimat mehr."
27. Februar 2014. Gegen eine für den 2. März 2014 terminierte Vorstellung des neues Buchs von Thilo Sarrazin im Berliner Ensemble formiert sich Protest. Das geht aus einem Offenen Brief hervor, der mit einer Petition gegen die Veranstaltung verbunden ist, eine Kooperation zwischen dem BE und dem Magazin "Cicero". Zu den Erstunterzeichnern der Petition gehören u.a. die Schriftsteller Thomas Meinecke, Esther Ditschereit, Raul Zelik und Peter Wawerzinek.
"Wir wollen – wie einst Brecht – die Emanzipation der Menschheit und das gute Leben aller," schreiben die Petenden. Sarrazins Hetze stehe dem entgegen. Sein Nationalismus antworte auf die Abstiegsängste der bedrohten weiß-deutschen Mittelschichten. Er verspreche den sozial Ausgegrenzten nationale Privilegien, und diene zugleich den Privilegierten mit schroffem Leistungskult. "Seine Auslese der Menschen in Nützliche und Unnütze ist längst Leitbild deutscher Jobcenter und Ausländerbehörden. Auch dagegen wenden wir uns entschieden."
Die Unterzeichner appellieren an das Ensemble sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Berliner Ensembles, den Auftritt Sarrazins und die Vorstellung seines Buchs "Der neue Tugendterror" ausfallen zu lassen: "Wo Sarrazin gegeben wird, hat Brecht keine Heimat mehr."
Hier der Link zur Petition.
(sle)
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Tolerant müssen immer nur die Anderen sein.
Was hat das mit Orten religiöser Praxis zu tun? Haben Sie sich Sarrazins Thesen angeschaut? Sollen schwule/lesbische Mitarbeiter des BEs sagen, denen Sarrazin mit miesen Ausdrücken wie "tüchtige Tunten" nur Privates, aber keine staatlichen Rechte zuerkennt? Was die Menschen mit Migrationshintergrund, die vielleicht gar keine Religion praktizieren (das schreibe ich, da Sie auf Moscheen Bezug nehmen), aber von ihm qua ihrer Herkunft als minder intelligent angesehen werden? Und warum sollen es sich alle anderen anhören, die vielleicht selbst nicht in seiner Schuss-Linie stehen, aber Menschen schätzen und lieben, die es betrifft?
Danke , Herr Ruben Geltzer: besser kann man es nicht sagen. Eine Plattform für Herrn Sarrazin gibt es zu Genüge . Bitte nicht am BE!!!
Eos Schopohl
"JOHANNA:
Eines habe ich gelernt und weiß es für euch
Selber sterbend:
Was soll das heißen, es ist etwas in euch und
Kommt nicht nach außen! W a s wißt ihr wissend
Was keine Folgen hat?
Ich zum Beispiel habe nichts getan.
Denn nichts werde gezählt als gut, und sehe es aus wie immer, als was
Wirklich hilft, und nichts gelte als ehrenhaft mehr, als was
Diese Welt endgültig ändert: sie braucht es.
Wie gerufen kam ich den Unterdrückern!
Oh, folgenlose Güte! Unmerkliche Gesinnung!
Ich habe nichts geändert.
Schnell verschwindend aus dieser Welt ohne Furcht
Sage ich euch:
Sorgt doch, daß ihr die Welt verlassend
Nicht nur gut wart, sondern verlasst
Eine gute Welt!
[…]
Denn es ist eine Kluft zwischen oben und unten, größer als
Zwischen dem Berg Himalaja und dem Meer
Und was oben vorgeht
Erfährt man unten nicht
Und nicht oben, was unten vorgeht.
Und es sind zwei Sprachen oben und unten
Und zwei Maße zu messen
Und was Menschengesicht trägt
Kennt sich nicht mehr."
(Bertolt Brecht, "Die heilige Johanna der Schlachthöfe")
Und die Figur Johanna lebt!
Auseinandersetzung sein, nicht der Ausgrenzung.
Exmecklenburger
Sonst ists doch unfreiwillig Werbung.
Eine solche Feststellung (eines Lesers mit dem schönen Namen „Simon Geisthardt“) aus dem FAZ-Forum zu einem kritischen Artikel über Sarrazins Buch (24.2.2014) wird mit sage und schreibe 528 Empfehlungen ausgestattet. Das muß uns notorischen Gutmenschen und Weltverbesserern zu denken geben. Folgt man Sarrazin, liegt hier nämlich ein Beweis unter anderen für die Richtigkeit seiner These(n) vor: ein entschlossenes „linksgrünes“ Meinungskartell, dessen zweifelhafte Geschäfte wir unfreiwillig betreiben, stemmt sich ebenso gesinnungsterroristisch wie erfolgreich gegen Volkes Stimme, die allenfalls in den Kommentarspalten der Foren flüsternd noch zu vernehmen ist. Und die sarrazinsche Rede vom „Tugendterror“ beschwört bis ins begriffliche Feinabstimmungslabor unseres Feuilletons hinein die Historie dieser bunten, bemerkenswert straflos agierenden Terroristischen Vereinigung herauf: so erspäht der immerzu eigenworttrunkene Herr Stadelmaier - in Thalheimers Hebbel-Inszenierung in Wien – doch tatsächlich „Meister Anton, den tugendterroristischen Vater Klaras, den Robespierre im Kleinbürgerrock“! Aha! Alles klar! Das Übel wurzelt im Jakobinerklub! Der pseudorevolutionären Verschwörung der Gleichmacher an der Rue Saint-Honoré, die bis heute nicht von ihren menschenfeindlichen Tagträumen lassen wollen. Und nun auch nicht mehr müssen: haben sie doch, dem ehemaligen Bundesbanker und Berliner Hartz-IV-Verpflegungsspezialisten und seinem Apostel Simon G. zufolge, unverhofft die Schalt- und Funkzentralen von „Politik und Medien“ besetzt, um von dort aus ihre aktuell-zeitgemäße, aber darum nicht weniger wahnhafte Version des „Großen Terrors“ ins Werk zu setzen, für dessen Erfindung ihre Altväter vor rd. 200 Jahren enthauptet wurden – wie sich zeigt, vergeblich: die geschmähte und verfolgte Linksaußenabteilung des revolutionären Konvents von 1789 hat sich als Siegerin der Geschichte behauptet! Geben wir es zu: wer von uns hätte das zu glauben, geschweige denn laut zu sagen gewagt? Lieber Herr Marguier, lieber Herr Meyer, die Sie die Gesprächspartner in dem von unserer machtvollen radikalen Gesinnungsplattform hier bei „nachtkritik“ nicht verhinderbaren Treff mit Herrn S. bei Herrn P. sein werden: an Ihnen ist es jetzt, dieser bahnbrechenden Einsicht nicht nur zu weiterer Geltung bei den Menschen draußen im Lande zu verhelfen, sondern sie bei „Politik und Medien“ überall dort einzufordern, wo sie, ausweislich der gängigen politischen und medialen Praxis, noch nicht angekommen zu sein scheint – und das ist so gut wie überall.
http://www.cicero.de/salon/thilo-sarrazin-opfer-der-neue-tugendterror-grenzen-meinungsfreiheit-deutschland/57085 (Alexander Marguier)
Ich bin zwar auch kein Sarrazin-Fan, beileibe nicht, aber tant de bruit pour un omelette? Braucht Sarrazin eigentlich Peymann oder nicht eher Peymann Sarrazin? Ich meine, künstlerisch hat das BE ja lange nicht mehr von sich reden gemacht. Und selbst die Wilson-Inszenierungen sind ja Erinnerungen aus einem vergangenen Jahrtausend.
Peymann-Sarrazin-Hochhuth: das ist so ein Altherren-Dramolett über die Vergangenheit, die seltsam verloren in die Gegenwart hineinragt. Und wenn sie auf ihre Verkaufszahlen verweisen, dann ist das nur eine Illustration der Theorie Rousseaus, dass der volonté generale nicht zu verwechseln ist mit der volonté de tous.
http://kolumne.gorki.de/kolumne-9/
"...Man möchte rufen: Du kannst in diesem Land Muslime nicht nur als genetischen Müll deklarieren, sondern als Nazi im Hauptberuf abknallen, ja Du kannst sogar als vom Staat bezahlter Verfassungsschützer in diesem Land so unbeeindruckt von Anblick eines Moslems sein, der gerade in seiner Blutlache krepiert, dass du anschließend felsenfest behaupten darfst, dass du den Anblick vergessen hast und weiterhin unbehelligt Dienst schieben.
Wieviel Freiheit brauchst Du noch, Sarrazin?..."
Das Berliner Ensemble scheint toericht. Ihre glatten Stirnen
Deuten auf Unempfindlichkeit hin. Die Lachenden
Haben die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das fuer Zeiten, wo
Ein sozialchauvinistisch-elitaerer Buerger
Seine menschenfeindlichen Botschaften
Fein verpackt im Brechtschen Theater
Praesentieren darf, während der Mob draussen
Sein schmutziges Geschaeft betreibt?
Das sind schon laengst
Keine Anfaenge mehr, das hat
Schon laengst die "Mitte" der feinen
Gesellschaft erreicht - wirklich, wir leben
In finsteren Zeiten!
Das sollten wir langsam begreifen: Diese Krise ist unsere Krise...
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/2109280/Thilo-Sarrazin-auf-dem-blauen-Sofa