Raus! Auch in den digitalen Raum!

1. März 2014. In der britischen Tageszeitung The Guardian (28.2.2014) bilanziert die Theaterkritikerin Lyn Gardner die Konferenz No Boundaries "über die Rolle von Kunst und Kultur im 21. Jahrhundert", die in der vergangenen Woche in Bristol, York und online stattgefunden hat.

Gardner macht die Erkenntnisse, die sie gewonnen hat, an zwei Teilnehmerinnen der Konferenz fest: Die 17-jährige feministische Videobloggerin Sophie, die in Bristol erklärte, das Internet sei für sie und ihre Freunde kein Hobby und auch keine Hilfestellung, sondern eine Erweiterung ihrer Persönlichkeiten. "Sie sieht ihre Youtube-Abonnenten nicht als Publikum, sondern als Gruppe von Menschen, mit denen sie Interessen teilt." "Wenn ihr etwas mit jungen Leuten zu tun haben wollt, dann müsst ihr sie dort treffen, wo sie sind, in ihrem Raum und nicht erwarten, dass sie zu euch kommen", habe Sophie gesagt.

Außerdem Sandra, in deren Nachbarschaft ein partizipativer Theaterort aufgebaut wurde, dem sie zunächst mit Misstrauen gegenüberstand. "Sie dachte, das wäre nicht für Leute wie sie gedacht, sondern nur für 'bessere ('posh') Leute'." Doch die Einladung, nicht nur als Zuschauerin, sondern als Mitgestalterin dabei zu sein, habe Sandra dazu überzeugt, ihre Hemmungen abzubauen; mittlerweile engagiere sie sich dort regelmäßig.

Und das leitet Lyn Gardner aus Sophies und Sandras Statements und Erfahrungen ab: "Kunst- und Kulturinstitutionen können ein Publikum nur erreichen,  wenn sie Gemeinschaften schaffen, wo sich ihr Publikum wohl und beteiligt fühlt." Das bedeute, die Künste müssten alle mehr raus gehen aus ihren Strukturen, "auch in den digitalen Raum".

(sd)

 

Mehr zu diesem Thema: Im Rahmen der Stadttheaterdebatte auf nachtkritik.de forderte Ulf Schmidt unlängst ein "Agiles Theater".

Und der Dramaturg Björn Bicker appellierte im Oktober 2013 in einer Rede zum Jubiläum des Wiener Burgtheaters für ein "Theater der Teilhabe".