Bühnenverein warnt ver.di vor unbezahlbaren Lohnforderungen
So geht es nicht mehr
10. März 2014. Vor dem Beginn der Tarifverhandlungen über die Lohnerhöhungen für die rund zwei Millionen Beschäftigten der Kommunen am 13. März 2014 appelliert der Deutsche Bühnenverein "angesichts der angespannten Haushaltslage der öffentlichen Hand" an die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, einen Tarifabschluss anzustreben, "den die Städte und Gemeinden für alle ihre Mitarbeiter, also auch für die angestellten künstlerischen und nichtkünstlerischen Beschäftigten der Theater und Orchester, finanzieren können".
"Wie es vielerorts in den letzten Jahren gelaufen ist, wird es aus Sicht des Bühnenvereins nicht mehr gehen", heißt es in der Pressemitteilung des Bühnenvereins. Die Erfahrung zeige: Man hätte in den Kommunen oft Lohnerhöhungen zugesagt, die auch von den Theatern und Orchestern zu zahlen sind, dann aber diesen mitgeteilt, das Geld dafür stehe aus öffentlichen Mitteln nicht zur Verfügung.
Die Forderung von ver.di für die anstehenden Tarifverhandlungen – eine Lohnerhöhung von monatlich 100 Euro sowie 3,5 Prozent zusätzlich – seien aus Sicht des Bühnenvereins durch Steigerung der Eigeneinnahmen der Theater und Orchester nicht zu finanzieren, "zumal die Vergütungen schon in den letzten zwei Jahren um rund 6,5 Prozent gestiegen sind".
Im Dezember 2013 ist das Rostocker Volkstheater aus dem Bühnenverein ausgetreten und warf dem Verband "Untreue" vor – die Interessen des Volkstheaters seien nicht angemessen vertreten worden. Ein neuer rückwirkender Flächentarif für Orchestermusiker hätte das Dreispartenhaus in seiner Existenz bedroht, begründeten der Geschäftsführer des Volkstheaters Stefan Rosinski und der designierte Intendant Sewan Latchinian den Schritt. Das Volkstheater habe an den Bühnenverein appelliert, bei der Orchestergewerkschaft DOV eine Sonderregelung zu erwirken. Nachdem solch eine Sonderregelung nicht zustande gekommen sei, sei dem Theater im Interesse seines eigenen Weiterbestehens nichts anderes übriggeblieben als der Austritt.
(Deutscher Bühnenverein / sd)
Mehr zur Tarifpolitik des Deutschen Bühnenvereins:
Rostocker Signal – Statement anlässlich des Austritts des Volkstheaters Rostock aus dem Deutschen Bühnenverein von Stefan Rosinski und Sewan Latchinian
Was darf die Kunst kosten? – Videoaufzeichnung des nachtkritik.de-Podiumsgesprächs vom 6. Februar 2014 anlässlich der Diskussion um den "Rostocker Alleingang"
Meldung vom 22. Januar 2014: Stellungnahme des Bühnenvereins zum Austritt von Sewan Latchinian
Meldung vom 20. Januar 2014: Intendant Sewan Latchinian legt Ämter im Deutschen Bühnenverein nieder
Meldung vom 5. Dezember 2013: Volkstheater Rostock verläßt den Deutschen Bühnenverein
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Verstehen Sie? Ich plädiere nicht für die Abschaffung der Subventionen und möchte mich als Theatermensch nicht in der Abhängigkeit solcher "Koofmichs" wiederfinden! Nur: ich wache jeden Tag auf und - oh Schreck - ich befinde mich schon längst mittendrin! Und zwar in den öffentlichen Händen! Im Zwang der Produktionsmaschine für den bürgerlichen Sektor, der sich anmaßt zu bestimmen, wie wir als Künstler zu arbeiten haben. Wenn wir uns zufrieden geben und mit dem auskommen, was noch übrig bleibt, haben wir schon verloren. Dann sollten wir vielleicht wirklich aufhören. Ein Theater sollte geschlossen werden, wenn seine künstlerische Kraft kleiner ist, als seine Organisationsmacht. - Schauspieler sollten nicht dafür bezahlt werden, Kostüme von rechts nach links über die Bühne zu tragen, wenn sie nicht wissen, warum! Wir müssen ganz neu denken oder/und uns auf die eigentliche, ursprüngliche Aufgabe als Künstler besinnen, die uns ans Theater geführt hat. Wir können und dürfen uns nicht die Verantwortung nehmen lassen, Gesellschaft zu bespiegeln und die Menschen kritisch zu unterhalten! Genau das aber ist in höchstem Maße bereits geschehen und wir sollten uns nicht mit dem zufrieden geben, was davon übrig geblieben ist. Und manchmal muss man vielleicht auch mutig Gebäude einreißen und abtragen, wenn man fühlt und weiß, dass der Zusammenbruch kurz bevor steht.
Liebe Nummer 10, :-) es hilft auch nichts den alten Träumen und auch Realitäten nachzuhängen und zu trauern. Zumindest nicht über die Maßen.
Und sprechen wir über Finanzierung, so habe ich halt das gute Gefühl, dass nicht alle Reichen und nicht alle Unternehmer oder Unternehmen dieser reaktionären, überheblichen und kleingeistigen Mentalität anhängen. Es gibt Wohlhabende, die sich ihrer Verantwortung und der mit dem Reichtum verbundenen Verpflichtung sehr wohl bewusst sind. Es sind vielleicht nicht viele, und es sind eben auch Idealisten, aber es gibt sie. Wir sollten als Künstler mit genau diesen Leuten zusammenarbeiten und im Diskurs uns gegenseitig kennenlernen. Um aber das Interesse bei anderen zu wecken, muss man sich erst einmal selber über sein Interesse im Klaren sein. Lamentieren über eine schlechte Welt und Trauer über verlorene Ideale gehören eher nicht zu den Dingen, die Begeisterung und Faszination auslösen. In diesem Sinne versuchen wir doch lieber das Beste aus dem zu machen, was wir vom und am Theater wollen, als uns resignativ mit den Resten zu begnügen. Neue Wege für das Theater zu gehen, bedeutet garantiert auch neue und bestimmt nicht einfache Wege der Finanzierung zu ermöglichen.
Ich danke herzlich für Ihren Text !