Kommen Sie wirklich niemals wieder?

14. April 2014. Claus Peymann hat es abgelehnt, der Findungskommission für die/den neue/n Direktor/in des Burgtheaters beizutreten. Laut einem Bericht der Wiener Tageszeitung Die Presse (14.4.2014) antwortete der frühere Burgtheaterdirektor (1986 bis 1999) auf eine entsprechende Anfrage sinngemäß, er lehne es ab der Findungskommission anzugehören, weil er es nicht ausschließen könne, sich noch einmal selbst um die Burgtheaterdirektion zu bewerben. Für eine Stellungnahme, schreibt Die Presse weiter, stand Peymann nicht zur Verfügung. Noch vor zwei Wochen hatte der 76jährige in einem Spiegel-Interview jegliches Interesse an einer Rückkehr nach Wien verneint.

Die übrigen Mitglieder der sechsköpfigen Findungskommission sollen bereits feststehen. Bisher bekannt ist, laut dem Bericht der Presse, dass Hermann Beil, Peymans langjähriger Chefdramaturg, der Kommission angehören werde. Die übrigen Namen will Kulturminister Josef Ostermayer Ende dieser Woche bekanntgeben.

Bewerbungen um die Position des Burgtheaterdirektors sind laut der Presse noch bis "Mitte Juni" möglich. Die Mitglieder der Kommission sollen in den kommenden Wochen mögliche Kandidaten ansprechen und zur Bewerbung ermutigen. Danach führt die Kommission mit jedem Aspiranten Gespräche, um dem Minister bis "Ende September" eine Liste mit drei Kandidaten vorzuschlagen. Ende des Jahres soll die Öffentlichkeit dann erfahren, wie der neue Burgtheater-Direktor heißt, der ab 1. September 2016 das Haus am Wiener Ring künstlerisch leiten soll.

(Die Presse / jnm)

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Kommentare  
Peymann zurück nach Wien?: Friedhofsgedanken
Vielmehr als die Führung eines weiteren Geschäftes, beschäftige sich Peymann derzeit mit dem stillen Geschäft um die Zersetzung seiner selbst. Zumindest pflege er die Legende, dass er seine Zukunft vor allem auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu Berlin sähe.

http://www.fr-online.de/kultur/-berlins-beruehmtester-friedhof-wie-man-ein-grab-neben-brecht-bekommt,1472786,20936978.html
Peymann zurück nach Wien?: Feigenblatt
Persönlich halte ich die Teilnahme an einer so großen und von der Politik zahlenmäßig so stark dominierten Findungskommission eher für eine Feigenblatt-Mission. Das würde nur ein Qualitätslabel auf eine Entscheidung aufbringen, die das dann vielleicht gar nicht verdient hat. Beziehungsweise in Erinnerung an die Peymann-Jahre Vorschusslorbeeren für eine(n) Direktor(in) spenden, die dann – wie es Hartmann ausdrückte – kein zweiter Peymann sein möchte.

Leider glaube ich nicht wirklich an eine Bewerbung, wünsche mir aber sehr, dass ihn „diese neue Direktion“ stark und publikumsnah einbindet. Das Burgtheater hätte seine Theaterleidenschaft, Energie und Einfallsreichtum bitterlich notwendig.
Peymann zurück nach Wien?: auf Lebenszeit
cp ist erst 76 - auch wenn manche seiner äußerungen ihn älter erscheinen lassen.
im übrigen: warum nicht burgtheater direktor auf lebenszeit?
(Danke schön. Sie haben vollkommen recht, wir haben das Peymannsche Lebensalter korrigiert. Mein Gott, man macht vielleicht Fehler, kaum zu glauben ... Sigh.
nikolaus merck / die Redaktion)
Peymann zurück nach Wien?: Stornierung
Oh ja bitteeee!
Nehmt ihn wieder zurück,wusste gar nicht dass Stornierung solange nach Garantieablauf noch möglich ist!
Peymann zurück nach Wien?: absurd
Man weiß nicht, was absurder ist: der Gedanke, dass Peymann wieder die Burg leiten wird oder die Tatsache, dass ihn jemand für einen kompetenten Kenner der aktuellen Theaterszene hält und deswegen Wert auf seine Meinung innerhalb einer Findungskommission legt.
Peymann zurück nach Wien?: ist doch toll
@3. Ist das ohne Probe nicht ein bisschen ein weit aus dem Fenster gelehnter Vorschlag?- Immer müssen alle auf Clausi rumhacken, das is nicht fair! Warum können alle immer die Saurier nur ausgestopft oder als Miniaturausgaben in Plastik gegossen ertragen- is doch toll, dass es sie gibt! Ich tät ihn gern mal einladen zu ein paar Cornflakes mit verdünnter Milch und mit ihm über alles mögliche lachen...
Peymann zurück nach Wien?: BE-Spielplan wie Burg 1999
@4) cp kann be und burg zusamen leiten, der spielplan des be sieht aus wie der der burg vor 15 jahren, das layout des leporello auch - synergie könnte man es nennen oder einfallslosigkeit oder ....
cp bashing ist einfach lustiger als aufführungen an seinem jeweiligen theater anzusehen...
also immer drauf auf das krokodil !
Peymann zurück nach Wien?: zurück in die Vergangenheit?
Ich fände Peymann in der Findungskommission auch mehr als absurd - zeigt aber, wo die Burg offenbar hin soll, ins Theater der Vergangenheit. Schade.
Peymann zurück nach Wien?: Lieber Anti-Aggressions-Training
@ ohcp
Wer Bashing so lustig findet und zum Draufhauen aufruft, der sollte sein Geld tatsächlich nicht für Theaterkarten ausgeben sondern für ein Anti-Aggressionstraining.
Peymann zurück nach Wien?: Weltkomödie Österreich
Habe "Weltkomödie Österreich" das Burg-Abschiedsbuch der Direktion Peymann in die Finger bekommen. (Danke fuer den Tipp Herr Spitzer). Wahrscheinlich kann man ein Theater als kollektiven künstlerischen Kosmos nicht besser portraitieren. Wenn ich ehrlich bin, macht das Buch wirklich Lust auf Peymann und Beils Wiederauferstehung. Vor allem aber auf eine Auferstehung der Burg als lebendiges Theater. Uebrigens kommt darin auch schon Frau Stantejsky als nahezu unentbehrlich vor.
Die Abschiedsbucher von Bachler waren einzelne Portraits von Regisseuren und Schauspielern. Die Burg als Starverwirklichungsmaschine. Wohin sich das Theater entwickelt hat, kann man an solchen Dingen sehen.

Und die Gegenwart?

Wer auch immer in dieser Kommission sitzt, es sollten Leute sein die an der Zukunft des Theaters als künstlerisches Medium und öffentlichen Ort interessiert sind.
Peymann zurück nach Wien?: dialogische Klärung?
@ Susanne Peschina: Ach, wirklich? Na, dann muss ja andererseits auch irgendwas dran sein, warum hier alle auf Peymann rumhacken. In meiner Wahrnehmung wäre es also am Besten, wenn "wir" das offen und dialogisch klären würde. Einverstanden? Oder steht der "große Name" von Peymann dagegen? Ich dachte sogar mal, dass dieser Film von ihm handelt. Kann nicht wahr sein, oder?

http://www.youtube.com/watch?v=EBrzkrK64SU
Peymann zurück nach Wien?: aufregend
Peymann zurück ans Burgtheater? Einerseits wäre das großartig für Österreich, andererseits wäre es schade, wenn das BE und Berlin nicht mehr von seiner Innovationsarbeit profitieren könnte. In jedem Fall aufregende Neuigkeiten!
Peymann zurück nach Wien?: groß schreiben
11. am besten - schreibt Mann, und auch Frau, klein - oder schreiben Sie
es groß, weil es um einen GROSSEN Namen geht, um Claus Peymann?
Peymann zurück nach Wien?: viel zu hoch
@ 11
Liebe Inga, das Problem mit der Klärung beginnt damit, dass ich – was ich gerne zugebe – nur sporadisch in Berlin seiend, den Vorgang des Herumhackens im Publikum überhaupt nicht erlebt habe. Zwar habe ich im BE immer ein sehr emotionales und interessiertes Forum erlebt , das das Gesehene an sich heranlässt, in Programmen blättert, am Buffet darüber spricht, an Diskussionen teilnimmt. Also jede Menge Gelegenheit bieten würde, das Herumhacken persönlich zu hören. Und da muss ich jetzt trotz geringer Ortskenntnis insistieren: Genau das Gegenteil ist der Fall. Peymann gelingt es in seiner Theaterarbeit – und jetzt verwende ich den Buchtitel absichtlich KUNST TIEFER ZU HÄNGEN und mit den Produktionen KOMMUNIKATION MIT DEM PUBLIKUM HOCH. Theater – und da gehe ich jetzt auf Wiener Inszenierungen zurück – hochästhetisch, höchstdurchdacht, unantastbar exakt gespielt… und trotzdem ist das Publikum damit nicht zu erreichen. DA HÄNGT KUNST DANN VIEL ZU HOCH!
Peymann zurück nach Wien?: Aufs Krokodil hauen
@9: Ich weiß nicht, Frau Peschina, das Krokodil auf das immer dreufgehauen wird, entstammt ja dem Kasperl-Theater - es könnte also hier eine humorige Zusammenfassung gewesen sein von einem festgestellten Haudrauf auf einen exemplarischen Saurier, die selbstverständlich kritisiert werden müssen, wenn es auf einem Fachgebiet weitergehen soll, aber bei diesem Gerne-Haudrauf leicht von schwächeren Geistern vergessen wird, dass wir alle von den Sauriern gelernt haben. Sie haben vorgelegt, was wir brechen dürfen und nur können, wenn wir deren Leistungen einordnen. Ohne Kleis-t, Nestroy und Co. kein Preis, und ohne Peymann und Co. kein neues Burgtheater. - Mit sehr freuhndlichen Grüßen, wie immer ein Vergnügen kurz mit Ihnen zu plaudern, wenn die Fenster frisch geputzt sind...
Peymann zurück nach Wien?: Ewiger Angreifer
ja, der claus peymann hat doch immer was gehabt - und er hat es immer noch,
wenigstens nach meinem erleben. dass er immerzu heruntergerissen wird,
ist doch eine ständige tour von vielen, die etwas gegen ihn haben. weil er
"alt" ist? er ist nicht alt. und er ist ein verdienter theatermann, der
viel angegriffen wird, weil er selbst ein ewiger angreifer ist.
und er lacht viel - das sei nicht zu vergessen: er HAT humor . . .
Peymann zurück nach Wien?: Großartige Charakterisierung
@Susanne Peschina/14.: Großartige Charakterisierung der Arbeit und des Verdienstes Claus Peymanns. Peymann war, ist, und bleibt ein Ausnahmekünstler und ein Segen fürs deutschsprachige Theater, ob nun in Wien oder anderswo.
Peymann zurück nach Wien?: Peymann und Bernhard
hinzufügen möchte ich noch die freundschaft
(arbeitsgemeinschaft)
zwischen
peymann und thomas bernhard. - ist denn alles schon
vergessen von denen, die schnell vergessen und schnell
vergessen wollen? die meisten stücke von bernhard
hat peymann als erster auf die bühne gebracht.
bedenke man doch die nicht zu unterschätzende bedeutung
des theatermachers peymann für das deutsche theater
und den künstlerischen erfolg des dramatikers bernhard.
Peymann zurück nach Wien?: 80er in Wien sind nicht heute
Ich glaub, es geht hier nicht ums Hauen, sondern um das Lähmende, was die meisten Inszenierungen am BE in ich weiss nicht mehr wie viel Jahren ausstrahlt.
Da ist fast nichts "hochästhetisch, höchstdurchdacht, unantastbar exakt gespielt".
"höchstdurchdacht "? Die letzte intellektuelle Stimulation spürte ich bei Taboris "Juden" und "Jubiläum" vor x Jahren.
Hochästhetisch? Robert Wilson? Haben Sie "Peter Pan" gesehen?
"unantastbar exakt gespielt". Meinen Sie Corinna Kirchhoff in "Gott des Gemetzels" oder Carmen Maja-Antoni in Mutter Courage oder Präsidentinnen?
Das letzte Vergnügen hatte ich im BE bei Tiedemanns "Parasiten": eine kleine, freche, bissige Petitesse.

Vielleicht trägt es zu Versachlichung der Diskussion bei, wenn man sich darüber einigt, über welches Zeitalter man sprechen möchte. Aber Wien in den 80er und Berlin seit den Nullern durcheinander zu bringen, geht einfach nicht.

P.S.: Ich muss mich korrigieren. Als Selbstdarsteller ist Peymann unschlagbar. Ein wunderbarer Performer, dem man die große Bühne des BE überlassen sollte.
Peymann zurück nach Wien?: Hinreichend ästhetisch beschreiben
@Leo: ... ja, da fallen mir auch natürlich der Handke ein, damals an Peymann von Karlheinz Braun herangetragen... Und die Jelinek - kaum ein Theatermacher, der gleich mehreren Dramatikern den Weg ins Publikum und umgekehrt (mit)bereitet hat. Wolfgang Heinz musste z. B. vor Müller kapitulieren und hat fast geheult deshalb, weil er die Kraft gespürt hatte und trotzdem ihrer künstlerisch nicht Herr zu werden wusste - na, man muss aufhören damit, weil sich sonst wieder gleich wer beschwert, dass sich hier in Anekdoten ergangen wird...
Natürlich sprechen wir über jetzt, Guttenberg! Aber neue Formen haben es an sich, dass das ästhetische Instrumentarium für ihre Beschreibung nachrücken muss. Solange das Gegenwärtige hinreichend verständlich ästhetisch beschrieben werden kann, IST es NICHT NEU... Das wollen wir den verzweifelt und leidenschaftlich nach neuen Wegen/Formen Suchenden bitte zu zugutehalten. Dass auch die Ästhetik auf einen neuen Stand kommen und sich bewegen muss in die Zeit hinein! - MfG
Peymann zurück nach Wien?: Funktion gegenüber Publikum
Die Zeitspanne reicht von den 80ziger Jahren bis jetzt. Wir haben ein Missverständnis, weil ich mich ja gedanklich immer mit der Rückkehr Peymanns nach Wien beschäftigt habe.

Peymann hat sich in seiner Wiener Zeit immer in mitten der(Theater)-Gesellschaft positioniert, die Bühne als Ort der künstlerischen Diskussion gesehen , des Aufzeigens, der Polemik. Was ja dann sogar im Wahlkampf 1995 zu dem plakatierten Slogan (der FPÖ) geführt hat: "Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk oder KUNST und KULTUR?"
Sein Nachfolger Bachler (politisch nicht der FPÖ zuzurechnen)hat die Positionierung des Burgtheaters anders gesehen. Er wollte wie er erst unlängst beim Burgtheater-Kongress sagte, das Haus mit Kunst füllen. Nun hat er mit Breth, Kusej, auch mit so manchen Nachwuchsregisseuren/innen (und auf die habe ich mich gedanklich bezogen als ich von zu hoch gehangener Kunst sprach) zwar hochästhetische Inszenierungen ermöglicht, aber wenig Kommunikation über Themen mit dem Publikum geschaffen. Was ihm natürlich Reibungsflächen in Richtung Politik erspart hat, aber auch positive Spannungsbögen zum Publikum verhindert hat. Man hat Geschliffenes bewundert und die Botschaften und Diskussionen immer mehr wo anders gesucht.
Nun geht es ja bei der Neubesetzung des Burgchefs nicht nur um eine Person, deren Seriosität und Fähigkeit, sondern auch wie ein Theater seine Funktion gegenüber dem Publikum sieht. Und da wünsche ich mir sehr dringlich Peymann und seinen Stil zurück.
Peymann zurück nach Wien?: Zumutung
@Susanne Peschina: Waren Sie mal Vertragssklavin unter Peymann? Wieso würden Sie das auch nur einem einzigen Mitarbeiter der Burg zumuten wollen?
Peymann zurück nach Wien?: nicht verschont
Peymann: (...) Aber es war in der "Heldenplatz"-Phase so: Also er(Bernhard) ist verprügelt worden auf der Straße, ich bin vorm Theater nieder geschlagen worden von aufgebrachten Leuten, man hat bei der "Heldenplatz"-Premiere riesige Misthaufen ausgekippt, so richtig so Lastwagen voll Mist, und wir sind beide mal zusammen auch angespuckt worden, was äußerst unangenehm war.(...)
(Deutschland Radio Kultur "Kommen Sie morgen wieder!")

Also immer noch - Peymann wurde und wird nicht verschont!
Peymann zurück nach Wien?: Wäschekorb voller Bewerbungen
@22: Nein, ich war leider nicht Vertrags"sklavin". Aber ich wäre es sehr gerne gewesen und habe mich auch beworben. Als ich das Bewerbungsgespräch (mit Hermann Beil) führte, hat er mir einen Wäschekorb gezeigt, der voll mit Bewerbungen war. In Wien war Referentin/Mitarbeit bei Peymann eine höchst angestrebte Position.
Peymann zurück nach Wien?: keine Zombie-Zeit
Kann man diese Peymann-Auseinandersetzung einmal beenden? Hier wird sich etwas zurückgewünscht, das einmal wirklich wichtig und relevant für das Theater und speziell für das Theater einer Stadt war, es aber seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr ist. Die Welt hat sich geändert und mt ihm das Theater - da zu glauben, die Antworten der achtziger Jahre wären auch heute noch relevant ist doch absurd. Ich glaube, bis auf eine handvoll Menschen wünscht sich auch in Wien niemand mehr Peymann zurück - man hätte halt gerne, dass das Theater wieder diese Relevant von damals hat, aber dafür braucht es andere Mittel und Wege, als die, an denen Peymann bis heute festhält. Hier wird jemand eine viel, viel zu große Rolle beigemessen - allein aufgrund einer großen Vergangenheit, nicht aufgrund des Nachweises, auch ein Theater der Zukunft prägen zu können. Für eine ganze Generation, die nach Peymann das Theater für sich entdeckte und die mittlerweise auch schon Mitte/Ende 30 ist, spielt diese Vergangenheit nur als Theatergeschichte eine Rolle, aber bitte nicht als Zombie-Zeit, als Wiederkehr etwas längst Gestorbenen. Und auch der Führungsstil Peymanns mag einmal toleriert und sogar gewüncht worden sein, aber Gott sei Dank habens ich auch da die Zeiten geändert.
Peymann zurück nach Wien?: Link
Lieber Wiener, haben sich die Zeiten tatsächlich so sehr geändert? Dichands sagen NEIN zu PEYMANN. Ihre Handvoll für Peymann sind laut Umfrage von heute.at tatsächlich nur 2%. Favorit ist Brandauer! Moretti und Christiane Hörbiger erscheinen laut dieser Umfrage unter den gewünschten Möglichkeiten. Link anbei:
http://www.heute.at/freizeit/kultur/art23668,1005493
Peymann zurück nach Wien?: Energierest
Liebe Frau Peschina, ob "die Zeiten" sich geändert haben, werde ich jetzt hier nicht diskutieren, aber einer mit Sicherheit: Peymann. Gähnen Sie sich doch einfach mal durch den Spielplan des BE, und schauen Sie sich die bis zum letzten Energierest ausgemergelten Ensembleschauspieler an, und schon werden sogar Sie Herrn Peymann nicht mehr vermissen. Glauben Sie mir!
Peymann zurück nach Wien?: Hamlet
Gerade unlängst habe ich am BE einen mit Ensembleschauspielern besetzten Hamlet gesehen. Das Erlebnis durch den von Ihnen als letzter Energierest ausgemergelter Ensembleschauspieler beschriebenen Theaterabend hat mich nicht nur Claus Peyman in Wien vermissen lassen sondern gleich auch noch Leander Haußmann, der ja auch schon am Burgtheater tätig war.
Peymann zurück nach Wien?: Wäschekorb-Privileg
@Susanne Peschina: wenn Herr Haußmann die Regel wäre, wäre das BE ein anderes Theater, allerdings sollte Sie dann aber auch für Herrn Haußmann als Burgtheaterdirektor plädieren. Und niemand wollte hier auch in Abrede stellen, dass es vielen Schauspielern (die hochprivilegierten Gäste zählen hier freilich nicht) gelingt, ihre Qualen zumindest auf der Bühne teilweise vergessen zu lassen. Aber treffen Sie doch mal ein paar hinter der Bühne, am besten nach einer Peymann-Probe...
Dass es mal interessant schien, sich vor ein paar Jahrzehnten bei Peymann zu bewerben, leuchtet mir durchaus ein, so wie es mir genauso wenig einleuchtet, wie man übersehen (wollen) kann, dass das Alter da nichts von übrig gelassen hat. Geblieben sind nur die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter, (...) Und von sowas zu träumen bleibt dann eben Privileg des aussortierten Wäschekorbs.
Aber verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen den Herrn gar nicht abspenstig machen, (...)
Peymann zurück nach Wien?: Ich und Mehrheit
herr wiener, sie schreiben - gott sei dank habens ICH auch da die zeiten geändert, also vor allem für sie und für ihr ICH, für alle anderen, die große mehrheit - das steht woanders geschrieben. warum sollte ein 76 jähriger auch ein THEATER DER ZUKUNFT n o c h prägen? wenn peymann nicht so groß ist das theater der zukunft zu prägen, dann hat er eben das seine, und nicht das schlechteste in der vergangenheit getan. das genügt doch wohl in seinen jahren, nicht? - ob er wieder in(an) die burg soll, weiß ich nicht. aber wenn es frau peschina sagt . . .
Peymann zurück nach Wien?: nicht Schiller
Vor ein paar Tagen sah ich Haußmanns "Kabale und Liebe" - leider zu viel
überflüssige Verspieltheit. Das ist nicht im Sinne Schillers, sondern
sehr vordergründig Leander Haußmann, und lenkt von der schillerschen Dramatik eher ab . . .
Peymann zurück nach Wien?: Langeweile
@ Biologischer Faktor: Wir sollten einmal die Linie zwischen Publikum und Mitarbeiter ziehen. Dass ein Vorgesetzter, der gar nicht am Arbeitsort erscheint, einen Teil seines Gehaltes auch noch als Geschenk zur Verfügung stellt (Bachler) und die ehrgeizigen Mitarbeiter (Stantejsky, Bergmann)werken lässt wie sie möchten, bei den Mitarbeitern unschlagbar beliebt ist, ist klar. Die Schattenseiten werden (zumindest im Fall Stantejsky) aber jetzt offensichtlich.
Ich bin aber Publikum. Kein Theatermensch je hat mich gefragt, ob ich Stress im Büro hatte, Ärger, das Mittagessen ausfallen lassen musste, am Sonntag in der Früh wegen einer Präsentation gearbeitet habe (Werbeagentur).
Ich finde man sollte sich dort mit dem Theater zu Diskussion treffen, wo es um das gemeinsam Erlebte, nämlich die Interaktion zwischen Bühne und Zuschauer, verschiedenen oder gleichlautende Sichtweisen auf einen Inhalt , eine Ästhetik geht.
Peymann hat mit seiner Theaterarbeit Freizeitnischen für das Publikum geschaffen , die geistige Interessen forcierten und versucht, dieses Interesse nie erkalten zu lassen. Ob es jetzt riskante Produktionen im Haupthaus waren, Nebenschauplätze mit korrespondierenden Lesungen, Diskussionen mit Publikum, auch hat er seine „Skandale“ sehr geschickt dafür einsetzt.
Bei all der angeblichen „Lähmung“, die am BE herrscht und die ich nie persönlich wahrgenommen habe, ist es doch verwunderlich, dass er auch in Berlin so starke Emotionen und so starkes Interesse hervorrufen kann. Seine intensivsten Verachter auf nachtkritik.de waren jeweils schon in der Voraufführung, um ja nur gleich sicher zu sein, dass es sie langweilt. Wenn ich den Erfahrungswert habe, dass mich das wieder langweilen wird, gehe ich nicht hin. Und so ein Theater, wo ich gar nicht hingehen will, möchte ich am Burgtheater nicht haben.
Peymann zurück nach Wien?: Verklärung
Ach, es will doch niemand dem Peymann seine große Vergangenheit absprechen, natürlich "genügt" das. Es gibt so viele Regisseure, die das nie erreicht haben, was er erreicht hat. Mir stößt nur diese Verklärung auf, gepaart mit dem glauben, Peymann könnte auch heute noch für eine Relevanz des Theaters sorgen, wie er es einmal geschafft hat. Klappt nicht, sieht man am Berliner Ensemble ja auch. Natürlich gibt es dort hin und wieder tolle Aufführungen (Auch wenn das die Kritiker anders sehen), aber einen Ansatz, das größte deutschsprachige Theater für die Zukunft prägen zu können, wird da eben nirgends ersichtlich. Muss ja auch nicht sein, aber dass Frau Peschina die von ihr offenbar als glorreich empfundene Peymann-Vergangenheit als Modell für die Burg-Zukunft empfielt, dem mag ich als (noch) jüngerer Theatergeher dann doch widersprechen. Andererseits: wenn man sich die unnötige Findungskommission näher ansieht - wer ist denn da unter 50? Ich glaube, bis auf Susanne Moser niemand ... Und wenn schon da auf keine Durchmischung Wert gelegt wird ...
Peymann zurück nach Wien?: Peymann-Stil
Claus Peymann hat alle Theater, die er geleitet hat, geleitet wie ein hoch befähigter Filialleiter der von Herrn Steckel unlängst erwähnten Theaterhandelskette GUGGE (GUT UND GERN GESEHEN), wobei „Befähigung“ hier meint: eine robuste Überzeugung „dass das Theater nicht vom Aussterben bedroht ist, diese wunderbare Errungenschaft, die sich unsere Vorfahren erkämpft haben oder die ihnen geschenkt wurde von den Fürsten“ (man staunt ein wenig über die „geschenkte Errungenschaft“), gesunde kaufmännische Grundsätze („Ein guter Regisseur wird immer vor vollem Haus spielen“, d.h. voll = gut), Gespür für thematische Verkäuflichkeit, entsprechende An- und Auslage, entschlossene Image-Pflege mit daran gebundenem Marketing und gnadenloser Umgang mit vermeintlichen oder tatsächlichen Mißerfolgen („Alle Aufführungen mit weniger als 70 Prozent Auslastung nehmen wir aus dem Regal“ - Peymann sagt natürlich „vom Spielplan“), ein Umgang, den er, das muß man ihm lassen, auch mit Uraufführungen und selbst mit eigenen Inszenierungen pflegt (sollte denn einmal der unwahrscheinliche, aber doch nicht völlig auszuschließende Fall eintreten, daß der gute Regisseur, für den sich selbstverständlich hält, das Klassenziel „volles Haus“ verfehlt). Daß damit der Subventionsauftrag angekratzt wird, der ja gerade erlaubt, wo nicht vorschreibt, Dinge zu tun, die keine 70 Prozent Umsatz machen können, ist eine Nebensächlichkeit, deren Vernachlässigung den Ruf nach mehr Förderung nicht leiser werden läßt, im Gegenteil: „Auf dem Land leuchten Wälder und Wiesen, in einer Stadt leuchten die Bühnen, die Museen, die Opern“ und letztere benötigen, um mit dem Leuchten der Bildschirme in Stadt und Land halbwegs mitzuhalten, Strom, sprich Kohle. Die Stadttheaterfiliale als illuminiertes Naturschauspiel. Wie sagt man in Berlin: „Idylle, wa?“
Peymann zurück nach Wien?: gerade keine Stachel
Vergessen wir nicht, dass die meisten Stadt- und Staatstheater im Gemeindewesen als "Ämter" geführt werde. All die Indendanten, von denen wir reden - also (fast) alle Peymänner & Konsorten - sind folglich Amtsleiter - also "Leiter von Ämtern". Solche Ämter sind selbstredend politisch und werden vorsorglich denen übertragen, die eher "kein Stachel im Arsch der Republik" sein werden.
Peymann zurück nach Wien?: Macht nicht im Parlament
Es wird in vielen Fällen – und wahrscheinlich auch bei der jetzigen Burgtheaterdirektorensuche - absolut so sein wie es hedda g. sieht. Als Peymann für Wien bestellt wurde, war aber der damalige verantwortliche Minister Helmut Zilk, ein ehemaliger Lehrer, der als Redakteur von Bürgersendungen zum Fernsehdirektor aufgestiegen war und auch in seinen Jahren als Politiker dem Gedanken des Podiums für „Wutbürger“ verbunden geblieben ist. Ein Theater ist ja keine Partei, es erlangt nicht im Parlament Macht, es beschließt keine Gesetze. Aber es kann die Unlust und den Frust, die Mühen und Wünsche einer zeitlich und örtlich fixierten Gesellschaft aufzeigen und entspannen helfen.
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