Abseits der Zentralperspektive

14. Mai 2014. Für die taz porträtiert Astrid Kaminski den gebürtigen Brasilianer und Choreographen Ricardo de Paula und kontrastiert dessen Stück "Sight" (uraufgeführt am 2012 am Ballhaus Naunynstraße) mit der Theatertreffen-Inszenierung "Tauberbach" von Alain Platel. Im Rahmen des TT-Gaststpiels von "Tauberbach" war es zu Pagiatsvorwürfen gekommen, die inzwischen als entkräftet gelten dürfen. "Sight" und "Tauberbach" gehen in ähnlicher Bühnenbildsprache auf dieselbe Quelle zurück: einen Dokumentarfilm von Marcos Prado über die Frau Estamira, "die auf der größten Müllhalde der Welt, dem apokalyptischen Jardim Gramacho, arbeitete".

De Paula frage in seiner "Recycelbarkeit von Identitäten und nach den Realitäten 'unsichtbarer Existenzen'. Wie und wo lebt jemand, der abgeschrieben wurde?", erläutert die Kritikerin Kaminski. "Es ist, als wären sein und Platels Stück ein Themenkörper mit zwei sich ergänzenden Hälften: Hier, bei Ricardo de Paula die Bedrängnis, im Theaterraum von nicht fassbaren Körpern umgeben zu sein, dort, bei Platel, auf zentralperspektivischer Bühne ein Einfühlungstheater."

(chr)

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