Mindestlohn für Praktikanten?

10. Juni 2014. Der Gesetzentwurf zum Mindestlohn gilt auch für Praktikanten, falls die Hospitanz länger als sechs Wochen dauert und nicht pflichtmäßig zur Ausbildung gehört. Dann müssten 8,50 Euro pro Stunde gezahlt werden. Wie Theater, Verlage und Musiklabels darauf reagieren, berichtet der Spiegel in seiner Pfingst-Ausgabe.

"Viele Unternehmen der Kultur- und Medienindustrie befürchten, sich die geforderten 8,50 Euro Stundenlohn nicht leisten zu können", schreiben Josh Groeneveld und Paul Middelhoff im Spiegel (7.6.2014). "Und so haben zahlreiche Intendanten, Verlagsmanager und Musikunternehmer angekündigt, zukünftig keine freiwilligen Praktika mehr anzubieten." Vielen jungen Erwachsenen werde der Berufseinstieg dadurch erschwert. 

Das Berliner Ensemble etwa biete derzeit 25 Praktikumsplätze an, in der Regie, der Dramaturgie oder dem Bühnenbild. Zwar bezahle man kein Geld, "nicht selten münde ein Praktikum aber in einer Festanstellung", rechtfertige Claus Peymann das Vorgehen. Voraussichtlich werde es die Praktika ab 2015 nicht mehr geben. "Für uns wird es schwieriger, junge Talente zu finden, und den Studenten bleiben wertvolle Berufserfahrungen verwehrt."

Viele Unternehmen wollen aber auch in Zukunft nicht verzichten, das Berliner JazzRadio kündigte an, statt Praktikanten junge Minijobber auf 450-Euro-Basis anzustellen, andere kündigen an, sich am Mindestlohn vorbeitricksen zu wollen.

(sik)

  

 

Kommentare  
Presseschau Mindestlohn: nicht schön
Ha ha ha, das ist doch verdrehter Quatsch mit Soße! Praktikanten arbeiten zum größten Teil eben gerade nicht mit der Perspektive einer späteren Festanstellung. Wo doch sowieso befristete Verträge überall en vogue sind. Im Gegenteil, Praktikanten werden zumeist als billige (Zusatz-)Arbeitskräfte gebraucht, ohne welche der Betrieb gar nicht funktionieren würde. Wer soll denn dann die Massen an Papier für den/die Dramaturgen kopieren oder die begleitenden Recherche-Bücher/-Videos usw. zur Inszenierung holen und wieder wegbringen? Wer soll die ungeliebten Büroarbeiten machen? Das ist dann so das, was man - und nicht selten auch die Praktikanten selbst - euphemistisch "Berufserfahrungen" nennt. Nicht immer und auch nicht überall so, aber größtenteils und von der Tendenz her sicher schon. Das Dilemma der Theater sehe ich auch. Es ist aber doch soviel Geld in der "freien Wirtschaft" vorhanden, auch für bezahlte Praktika, warum gibt's da nicht endlich eine Umverteilung zugunsten der Kultur? Einen festen Prozentsatz des Bundeshaushalts in einen Fonds? Sonst werden sich die sogenannten "Kulturschaffenden" wieder nur gegenseitig zerfleischen. Die Absicht ist klar. Und das ist nicht schön. Kommt zusammen!
Presseschau Mindestlohn: zahlen oder lassen
"sich am Mindestlohn vorbeitricksen" - Wenn das kein Theatermensch, sondern der Chef eines großen Unternehmens sagt, gibt es große Aufregung unter den Kulturschaffenden. Aber wenn man selbst betroffen ist, tja dann ... Sollte es hier nicht auch so sein: Entweder fair zahlen oder sein lassen?
Presseschau Mindestlohn: Festanstellungen?
Butter bei die Fische, Herr Peymann: Wie viele der jährlich 25 Praktikanten sind denn in den letzten 10 Jahren anschließend fest angestellt worden? Ich fürchte, die Zahlen würden uns erstaunen (oder auch nicht...)
Presseschau Mindestlohn: Verlogenheit
Zeigt mal wieder die Verlogenheit der Theaterbranche. Groß politisches Theater machen wollen - Agora für das Volk. Aber wenns drum geht auch finanziell für seine schwächsten Arbeitstiere einzustehen, wird mal wieder schön die Wahrheit verdreht. Herr Peymann, wieso geben Sie einen Teil ihres Intendantengehaltes nicht für einen Praktikanten her? (...)
Presseschau Mindestlohn: Twitterfunktion?
Wollte gerade Beitrag via obiger Twitterfunktion twittern - geht nicht, 17 Zeichen zu lang, aber vielleicht liegts auch gerade an meinem Computer ...

(Twitter zieht automatisch den Titel des Textes, den wir allerdings nicht nach den Sozialmedien ausrichten, sondern unabhängig davon wählen. Sie müssen einfach ein bisschen kürzen, dann sollte es gehen.
Beste Grüße, Anne Peter / Redaktion)
Kommentar schreiben