"Vorsätzliche Verletzung des Aufführungsvertrages"

Würzburg, 3. September 2014. Die Absetzung von Paul M. Waschkaus dramatischen Text "Nacktes Leben oder Bei lebendigem Leibe" durch das Mainfranken Theater Würzburg drei Tage vor der 2012 angesetzten Uraufführung hatte ein juristisches Nachspiel. Wie Pathos Transport Berlin mitteilt, das Waschkaus Texte vertritt, habe das Amtsgericht Würzburg die Stadt Würzburg als Rechtsträger des Mainfranken Theaters wegen "vorsätzlicher Verletzung des Aufführungsvertrages" zur Zahlung einer Konventionalstrafe an den Berliner Dramatiker verurteilt (AZ 17C 1352/14). Die Stadt Würzburg hat als Beklagte zudem die Kosten des Rechtsstreites zu tragen. Berufung ist innerhalb eines Monats möglich.

Waschkau war 2011 in Würzburg für sein Stück mit dem Leonhard-Frank-Preis ausgezeichnet worden.

(Pathos Transport Berlin / geka)

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Kommentare  
Strafe für Würzburg: Respekt
„Vorsätzliche Verletzung des Aufführungsvertrages“ Unglaublich!

Das zeigt einmal mehr, auf welch krasse Weise Stadttheater mit Autoren umspringen. Dass es hier einer mal gewagt hat, die Sache nicht einfach auf sich beruhen zu lassen, verdient Respekt.
Strafe für Würzburg: Frechheiten
Ein großer Erfolg für Paul Waschkau! Ein wichtiges Signal für die Autoren. Sich die Frechheiten von Intendanz & Dramaturgie nicht weiter gefallen zu lassen.

Hier das komplette Urteil als PDF:

http://www.pathostransport.de/news/URTEIL_AGwuerzburg.pdf

Hier die Seite des Autors, auf der Waschkau die Vorgänge lückenlos dokumentiert:

http://www.invasor.org/pmw/dramen/MAT_NacktesLeben.htm
Strafe für Würzburg: Kunstfreiheit
Der Beschreibung über den Verlauf des Rechtsstreites kann man gut entnehmen, dass die Stadt/das Theater/der Intendant mit allen möglichen Rechtsmitteln versucht hat, der Verurteilung zu entgehen. Nun, das ist das gute Recht einer beklagten Partei.

Die Spitze dieser Farce scheint aber folgendes zu sein:
„Um das Gericht von der Notwendigkeit der Absetzung zu überzeugen, legte die Beklagte das umstrittene Stück dem Gericht sogar als Beweis vor.“ vgl. >>> http://www.pathostransport.de/news/PathosProzess1.htm
Ist das die Kunstfreiheit, auf die sich der Würzburger Intendant hier beruft? Sich vom Gericht bestätigen zu lassen, das abgesetzte Stück „Nacktes Leben“ von Waschkau sei in der Tat unzumutbar und unaufführbar?

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Werte nk-redaktion. Diesen leicht gekürzten Beitrag hatte ich bereits gestern – fast inhaltsgleich - gepostet! Verstößt er etwa gegen die NB? mfg C.Leber

(Sehr geehrte/r C. Leber, der Vergleich von IP-Nummern im Verbund mit dem Inhalt der Postings legte die Vermutung nahe, dass hier ein und dieselbe Person mit verschiedenen Pseudonymen auftritt, um die eigene (Einzel-)Position als die von mehreren auszugeben, so dass sich bei uns der Eindruck einer gezielten Aufmerksamkeitssteuerung aufdrängte – etwas, dem wir ungern Vorschub leisten möchten, auch wenn wir es nicht in jedem Fall verhindern können. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Strafe für Würzburg: Aufmerksamkeit gewonnen
Die Aufmerksamkeit die Intendanz und Dramaturgie nunmehr erhalten, ist möglicherweise größer als sie durch das Spiel des Stückes gewesen wäre. Die Leute wissen jetzt, dass es in Würzburg ein Theater gibt, an dem kontrovers diskutiert wird. Und wenn es sein muss, auf Kosten des Autors. Fragt sich noch, wo denn das Stück nun zu sehen ist?
Strafe für Würzburg: der Autor
Ein großer Autor. Wird leider nirgendwo gespielt.
Strafe für Würzburg: Theater ins Abseits gespielt
@ 4 Liebes Brötchen, die Intendanz des Mainfrankentheaters hat sich eher und endgültig ins Abseits gespielt. Es sollte ihr "eigentlich untersagt" werden, den Leonhard-Frank-Preis zu stiften, der zuletzt auch noch undotiert war. Das könnte selbige Gesellschaft auch ohne das Theater stemmen.

Und obwohl mir hier ein wenig zu viel gelobhudelt wird, hat sich
einzigartig in dieser Affäre allein der Autor Paul Waschkau gemacht. Denn seit AntoninArtaud und Heiner Müller dürfte es kaum einen ähnlichen Fall gegeben haben.

An den künstlerisch eher unbedeutenden Intendanten wird man sich irgendwann nur aufgrund dieses "Absetzungsskandals" bzgl. des Stückes "Nacktes Leben" erinnern.
Strafe für Würzburg: ungeheuerliche Diskrepanz
zu3 ) Klar sollten Postings nicht gedoppelt werden, aber dieses Forum ist auch eines der Kunstfreiheit und dazu zählt auch die Freiheit des Pseudonymenwechsels.

Wer hat schon Interesse an juristischen Zusammenfassungen oder liest die trockene Urteilsschrift? Und wer kann hier Argumente für den Intendanten ins Spiel bringen, der sich einerseits mit "Moral und Gewissenskonflikten" herausredet, aber über rechtliche Normen hinweg "vorsätzlich" Verträge bricht und zu keiner gütlichen Einigung bereit war.

Daher ist der herausgefuselte Satz von "Leber" ein wichtiger Erkenntnisgewinn, der die ganze abscheuliche Doppelmoral herauskehrt, die in dieser Sache nochmals zu Tage kommt und weiterhin unglaublich bleibt.

Schaut man/frau nämlich ins Urteil hinein und nimmt die Nachricht der Verurteilung des Würzburger Stadttheaters ernst, dann wird sichtbar, worum es hier eigentlich geht. Um die Diskrepanz zwischen einem städtisch-staatlichen Großbetrieb das sich "Theater" nennt, geleitet von Intendanz und Geschäftsführung inklusive Würzburger Stadt also Politik im Rücken, die trotz rechtlicher Vereinbarung versucht hat, einen Autor über die Klinge springen zu lassen.

Das ist das Ungeheuerliche an dieser Meldung.
Strafe für Würzburg: IP-Adressen
@Rakow: Ihre Argumentation ist äußerst fragwürdig. Durchaus denkbar ist, dass verschiedene Nutzer ein und die gleiche IP-Adresse in Anspruch nehmen. Diese Nutzer werden durch ihr derzeitiges Verhalten diskriminiert, was in keiner Weise hinnehmbar ist. Im Übrigen ist festzustellen, dass die Urteilsbegründung in der oben genannten Klagesache eine Vielzahl an Rechtsschreibfehlern aufweist.
Strafe für Würzburg: Gespenst
Bestimmt wünscht man sich in Würzburg endlich Ruhe hinsichtlich dieses Falls und wird laut Intendant Schneider das Urteil akzeptieren. Paul Waschkau kommentiert dies mit ziemlich schräger Stimme auf bayern2 so:

„Der Fall Nacktes Leben verschwindet nicht still und leise. Das nicht aufgeführte Stück bleibt in seiner Abwesenheit präsent und spuckt durch die Räume des Mainfranken Theaters wie ein Gespenst.“

http://www.ardmediathek.de/radio/kulturWelt-Aktuelles-Feuilleton-Baye/Nacktes-Leben-Autor-Paul-Waschkau-un/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=23480768&bcastId=9486832
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