Blick für die internationale Dimension

5. September 2014. Der Hermann Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums geht 2014 an den Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck aus Berlin, den Rechtsbeistand von Whistleblower Edward Snowden in Deutschland. Kaleck erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis laut Presseaussendung der Schriftstellervereinigung (PEN steht für Poets Essayists Novelists) "für sein beharrliches und unerschrockenes Engagement für die Opfer staatlicher Gewalt, etwa in Argentinien, Tschetschenien, Kolumbien, Pakistan, Mexiko, Usbekistan und im Irak". Edward Snowden, der seit seiner Enthüllung US-amerikanischer Geheimdienstpraktiken 2013 im Asyl in Russland lebt, vertritt Kaleck seit Anfang 2014.

Kaleck war Bundesvorsitzender des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) und gründete 2007 das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), dessen Generalsekretär er heute ist. "Es ist das Verdienst von Wolfgang Kaleck, dass er Menschenrechtsverletzungen immer in ihrer internationalen Dimension wahrzunehmen vermag", sagte Josef Haslinger, Präsident des deutschen PEN, heute bei der Verkündung des Preisträgers in Darmstadt. Der Kesten-Preis an Kaleck wird am 13. November 2014 um 19 Uhr im Staatstheater Darmstadt verliehen. Laudator ist Bundesminister a.D. Gerhart Baum.

Anlässlich der Vollendung des 85. Lebensjahres seines Ehrenpräsidenten Hermann Kesten stiftete das PEN-Zentrum Deutschland 1985 eine Hermann Kesten-Medaille für besondere Verdienste um verfolgte Autoren. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird seit 2000 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst beigesteuert. Zu den bisherigen Kesten-Preisträgern gehören unter anderem Günter Grass, Anna Politkovskaja und Liu Xiaobo.

(PEN-Zentrum Deutschland / chr)

 

Mehr in Sachen Snowden: Im Mai 2014 plädierte der amerikanische Internetaktivist und Snowden-Vertraute Jacob Appelbaum in seiner Eröffnungsrede des Festivals Theater der Welt dafür, dem "mutigen Whistleblower" in Deutschland Asyl zu gewähren. Über den Zusammenhang von Überwachung und Selbstzensur wiederum sprach Ilja Trojanow bei seiner Festivalrede zu "Parallel Lives" in Dresden.

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Preis für Snowden-Anwalt: Lichtblick
Die europäische Verweigerung eines Asyls für Edward Snowden diskreditiert, ja kompromittiert, solange sie andauert, die gesamte europäische Politik, ganz gleich, wie deren Ziele beschrieben werden mögen. Insofern ist dieser Preis ein Lichtblick und eine Mahnung zugleich.
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