Presseschau vom 31. August 2014 – Schauspielerin Caroline Peters im Tagesspiegel über das Burgtheater, die Berliner Volksbühne und René Pollesch

Kein Bedürfnis nach absoluter Schärfe

Kein Bedürfnis nach absoluter Schärfe

31. August 2014. Ein langes Sonntagsinterview gibt heute die ehemalige Berliner Schauspielerin, TV-Komissarin ("Mord mit Aussicht" in der ARD) und aktuelle Burgtheaterschauspielerin Caroline Peters den Journalisten Andreas Austilat und Ulf Lippitz vom Berliner Tagesspiegel (31.8.2014). Peters spricht über Wiener Kaffeehauskultur und ihre Abneigung gegen HD-Fernseher: "Ich habe mich darauf verlegt, Sachen auf Youtube zu gucken. Da ist die Qualität ein bisschen verrauschter. Ich habe kein Bedürfnis nach absoluter Schärfe."

Und natürlich geht's ums Wiener Burgtheater und seine zentrale Stellung für die Hauptstadt: "Ein Paradies für Theatermenschen. Es ist in Wien total normal, ins Burgtheater zu gehen. Damit profiliert sich niemand als Bildungsbürger oder setzt sich ab, indem er das blöd findet." Der Finanz- und Personalskandal an der Burg wird nur kurz gestreift ("Eine richtige Staatsaffäre."). Stattdessen kommt die Berliner Volksbühne als einziges der Burg in ihrer Verschrobenheit adäquates deutsches Sprechtheater in den Blick.

Falsche Klunker und dicke Hose

Was den eigentümlichen "Kosmos" der Volksbühne ausmache? "Cool bohemistisch. So wie Mitte geworden ist, waren die schon vor 15 Jahren. Man hat kein Geld, macht einen auf dicke Hose und findet bourgeoisen Glamour gut. Reich aussehen, es aber nicht sein, ordentlich Klunker tragen, nur ist der falsch."

Caroline Peters schwärmt für die "Terminator"-Schauspielerin Linda Hamilton – die Frau, die Arni knallhart Paroli bietet: "Solche Frauen fand ich toll, Lara Croft, Frauen, die alles kurz und klein schlagen, wie erwachsene Pippi Langstrumpfs. Auf der Schauspielschule (Anm. die Peters in Saarbrücken absolvierte) wird man auf das klassische Theaterrepertoire vorbereitet, auf Gretchen und Käthchen und Julia. Das hatte mit meinem Leben gar nichts zu tun: Gretchen, das geschändete Mädchen, das wegen Unzucht im Gefängnis stirbt, während der Typ in den Himmel fährt."

Kein Wunder, dass sie schon früh mit dem Autorregisseur René Pollesch arbeitete: "Nach vier Jahren Schaubühne (Anm. in Berlin) war meine Rettung René Pollesch. Weil man bei ihm Rollen spielen konnte, die gar keine sind, Texte, die von heute sind. Da geht es laut und deftig zur Sache – wie in einer Band haben wir uns vor Publikum ausgetobt. Diese Interaktion fehlt mir beim Fernsehen."

(chr)

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