Kloster-Schocker
23. Juli 2014. Aktuell herrscht Gleichstand bei der Sommer-Umfrage der Aargauer Zeitung (AZ). "Halten Sie das Stück 'Viel Lärm um nichts' an den Klosterfestspielen Wettingen für zu vulgär?", das ist die Frage. Auf die begeisterte Kritik des Abends von Christian Berzins erhielt das Blatt nach eigenen Angaben eine Menge empörter Leserbriefe, die Thorleifur Örn Arnarssons auch von uns und den anderen Rezensenten gemochte Inszenierung unter anderem als "vulgäre Verarschung von Shakespeare-Stoff" schimpften.
"Inzwischen äussern sich bereits Personen zu 'Viel Lärm um nichts', die das Stück noch gar nicht gesehen haben. Sie werten die kritischen Leserbriefe als 'hilfreiche Warnung' dafür, auf einen Theaterbesuch zu verzichten", gibt die AZ zu Protokoll und schließt daraus, dass es in ihrem Online-Forum ruhig bleibt, "dass es primär ein älteres, traditionsbewusstes Publikum ist, das seinen Unmut äussert". Die Inszenierung scheine offensichtlich nicht "in dieses eher konservative Umfeld zu passen, in dem die Wettinger Klosterspiele gesellschaftlich und auch örtlich stattfinden".
Viel Lärm um nichts? AZ-Theaterkritiker Christian Berzins hat durch die möglicherweise von ähnlicher Übertreibungslust wie Arnarssons Inszenierung beflügelte Aufregung immerhin die Chance bekommen, noch einmal drüber zu schreiben und seine Argumentation zu vertiefen, um schließlich zu behaupten: "Der Aargau hat keinen Theaterskandal." Aber was wäre denn so schlimm daran? Shakespeare, soviel steht fest, würde sich köstlich amüsieren.
(sd)
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