Zuerst hieß es, es sei nur eine Panne. Doch was dann herauskam, hat uns wirklich geschockt.

Bayreuth, 26. Juli 2014. Auch wenn niemand zur Eröffnung kommt ("unter ihnen dutzende Prominente wie [...] der Schlagersänger Roberto Blanco", stern.de), schafft man es bei den Bayreuther Festspielen verdammt nochmal in die Schlagzeilen. Und wenn Katharina W. eigenhändig Steinchen ins Getriebe der Hebebühne werfen müsste. Also sollte es verdammt nochmal auch auf nachtkritk.de einen Text geben, der angeklickt wird! Diesmal also: Nach einem "lauten Knall" nach nur 20 Aufführungsminuten wurde die Eröffnung mit Tannhäuser unterbrochen! Erstmals in der Geschichte der Bayreuther Festspiele! Und – nach eigenen Recherchen – weltweit erstmals bei einer Oper, die mit dem Buchstaben T beginnt!

Suche nach dem Schuldigen

Was geschah? Die Bild-Zeitung hat eine böse Ahnung: "Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Bayreuth dementierte ausdrücklich eine Bombendrohung: 'Davon kann gar keine Rede sein.'" Auf Nachfrage von nachtkritik.de dementiert außerdem eine Sprecherin der Volksbühne Berlin einen neidgetriebenen Sabotageakt des Intendanten Frank Castorf, der zur Zeit normalerweise für Bayreuth-"Skandale" zuständig ist: "Davon kann gar keine Rede sein." Weiterhin dementiert die Mutter von Jonathan Meese, der 2016 in Bayreuth inszenieren wird, eine vorgezogene Störaktion ihres Sohnes: "Davon kann gar keine Rede sein. Außerdem hat mein Jonathan keine Zeit, weil er die Hakenkreuze für das Bühnenbild für 2016 malen muss."

Keine Käfig-Fahrten?

Endlich dann Klarheit. In einer geschliffenen Pressemitteilung erklären die Bayreuther Festspiele: "Wegen einer technischen Störung in der Untermaschinerie musste der 1. Akt 'Tannhäuser' kurz nach der Ouvertüre unterbrochen werden, um die Sicherheit der Mitwirkenden nicht zu gefährden. Die Vorstellung wurde ohne 'Käfig'–Fahrten fortgesetzt. Zwischenzeitlich konnte bis zum Beginn des 2. Aktes der Schaden behoben werden. Insgesamt verzögert sich der Ablauf der Aufführung um ca. 1 h!"

Aha! Ein deutlicher Eingriff in die Inszenierung also! Tannhäuser-Regisseur Sebastian Baumgarten konnte glücklicherweise während seines Urlaubes auf der Wartburg für eine Stellungnahme erreicht werden: Ob er, so wie Frank Castorf, auch einen prominenten, juristisch tätigen Schwager habe, mit dessen Hilfe er mit rechtlichen Schritten gegen den Eingriff in seine künstlerische Arbeit drohen könne? Baumgarten: "... Davon kann gar keine Rede sein."

(mw)