Das ist nicht zu verantworten

Hamburg, 14. September 2010. Friedrich Schirmer, Intendant des Deutschen Schauspielhaus Hamburg, hat zum 30. September 2010 um Aufhebung seines Vertrages gebeten. Die Pressestelle des Schauspielhauses teilt mit, dass Reinhard Stuth (CDU), neuer Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, diesem Wunsch stattgegeben hat. Schirmers Vertrag, der eine Laufzeit bis zum Ende der Spielzeit 2014/2015 hatte, wird damit vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates des Deutschen Schauspielhauses aufgelöst.

"Ich sehe mich zu diesem Schritt veranlasst", schreibt Schirmer, "weil ich den vom Aufsichtsrat des Deutschen Schauspielhauses beschlossenen Wirtschaftsplan für die Spielzeit 2010/2011 angesichts der aus meiner Sicht gravierenden Unterfinanzierung des Theaters als Geschäftsführer nicht verantworten kann. Ich habe die Kulturbehöre schon seit Jahren auf die bestehende Unterfinanzierung hingewiesen. Bei meiner Vertragsverlängerung im Jahr 2008 war mir eine Erhöhung der Mittel, insbesonder auch zur Fortsetzung der richtungsweisenden Arbeit des Jungen Schauspielhauses, zugesagt worden. Diese finanziellen Zusagen konnten in der Spielzeit 2009/2010 und in der begonnenen Spielzeit 2010/2011 nicht aufrechterhalten werden. Vielmehr musste in dem laufenden Haushalt eine beschlossene Kürzung des Zuschusses von 330.000 Euro umgesetzt werden.

Aus meiner Sicht führt die Kombination aus Unterfinanzierung, nicht eingehaltenen finanziellen Zusagen und zusätzlicher Kürzung dazu, dass das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg diese Spielzeit nicht mit einem ausgeglichenen Haushalt beginnen kann. Die Fortführung meiner Arbeit ist mir unter diesen Umständen nicht möglich."

Kultursenator Reinhard Stuth erwiderte laut Spiegel online, "dass das Deutsche Schauspielhaus wie alle anderen staatlichen Bühnen ausreichend finanziert ist, auch wenn aufgrund der Haushaltssituation nicht alle in der Vergangenheit gemachten Zusagen einzuhalten waren". Zugleich bedauerte er den Rücktritt: "Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung und danke ihm für seine hervorragende Arbeit in und für Hamburg in den letzten Jahren. Seine Bereitschaft, auf Ansprüche aus seinem bestehenden Vertrag zu verzichten, ist sehr honorig."

Schirmer habe versichert, dass sein Rücktritt die laufende Spielzeit nicht beeinträchtigen werde, sagte Stuth: "Die Saison 2010/11 ist vollständig geplant." Interimistisch wird der Kaufmännische Geschäftsführer, Jack Kurfess, die Leitung des Hauses übernehmen.

Friedrich Schirmer ist seit 2005 Intendant des Hamburger Schauspielhauses.

(dip)

 

Hier geht's zu einer Liste aller Nachtkritiken zu Inszenierungen am Deutschen Schauspielhauses Hamburg.

 

Presseschau

Kaum hat Friedrich Schirmer seinen Rücktritt als Intendant des Schauspielhauses Hamburg bekannt gegeben, schon wird über die Hintergründe spekuliert. In der Süddeutschen Zeitung vom 15. September 2010 schreibt Till Briegleb (wie am Nachmittag zuvor bereits auf deren Internetseite), die von Schirmer als Rücktrittsgrund angegebenen Sparbeschlüsse seien schon im November 2009 politisch entschieden worden und stellten auch "kein Fiasko dar, das zu einem derartig radikalen Schritt zwingt. Tatsächlich dürften ihn sehr private Gründe, einhergehend mit dem künstlerischen Niedergang des Hauses, den Schirmer zu verantworten hat, zu diesem Schritt bewogen haben." In den fünf Jahren seiner Intendanz sei es ihm "nie gelungen, die hohen Ansprüche, die an dieses Theater gestellt werden, zu erfüllen". Das einst berühmte Haus stehe mittlerweile "am Rande der Bedeutungslosigkeit".

Auch Gerhard Stadelmaier konstatiert in der FAZ (15.9.2010), Schirmer habe das Haus "ins läppisch Verkrampfte" manövriert. Der Rücktritt sei aber, ebenso wie der Kürzungsfall Karlsruhe, vor allem ein "fatales Signal": "Die öffentlichen Haushalte schrumpfen oder frieren ein, die Schuldenbremse wirkt inzwischen auch als Theaterbremse. Und die Bremsspur signalisiert, was Bremsspuren immer signalisieren: ein Unglück."

Peter Michalzik berichtet in der Frankfurter Rundschau (15.9.2010), anders als Briegleb, das die massiven Einschnitte, mit denen Schirmer seinen Rücktritt erklärt, sich erst aus dem vergangene Woche durch den Schauspielhaus-Aufsichtsrat beschlossenen Wirtschaftsplan ergeben. Doch auch Michalzik bezeichnet Schirmers Intendanz als, "nun ja, glücklos. Die großen Namen, bis auf wenige Ausnahmen, wollten nicht bei ihm arbeiten. Selbst Sebastian Nübling, der am Schauspielhaus eine herausragende Rolle spielen sollte, tauchte nicht mehr auf. Mit neuen Regisseuren und auch mit seinen Schauspielern war Schirmer, nun ja, glücklos." Wie der neue Hamburger Kultursenator, Reinhard Struth "davon sprechen konnte, dass man nun ausreichend Zeit habe, einen Nachfolger zu suchen", ist für Michalzik "jetzt sein größtes Amtsgeheimnis". Schließlich sei die Ausgangslage für die Nachfolgerfindung "denkbar schlecht": "kein Geld, keine Vorbereitungszeit, kein Vertrauen."

Petra Schellen
gibt in der taz-Nord (14.9.2010) zu ihren Informationen über den Zeitpunkt des Sparbeschlusses auch eine Quelle an: die Kürzungen um 330.000 Euro, die ab sofort umgesetzt werden müssten, seien "laut Kulturbehörden-Sprecher Karl-Olaf Petters (...) bereits Ende 2009 beschlossen" worden. Kürzlich habe der Hamburger Senat bereits die Sanierung der Schauspielhaus-Bühnenmaschinerie auf Mitte 2012 verschoben, "obwohl der TÜV Nord erhebliche Bedenken angemeldet hatte". Und auch "der vollständige Ausgleich der Tarifsteigerungen für die Theaterbediensteten" sei ein stetiges Streitthema gewesen. Auch weist Schellen auf bestimmte Asymmetrien im Haus hin: "Während Schirmers Regisseurs- und Stückauswahl in den letzten Jahren als immer mittelmäßiger gegolten hatte, hatte das von Klaus Schumacher geleitete Junge Schauspielhaus - erklärtes Hätschelkind von Ex-Kultursenatorin Karin von Welck - Ruhm und hohe Auslastungszahlen eingestrichen." Schellen erinnert jedoch auch noch einmal daran, wie Schirmer von Welck "öffentlich in die Schranken gewiesen" habe, als sie 2008 Volker Löschs "Marat"-Inszenierung kritisiert hatte.

Michael Laages hält den Rücktritt angesichts der Finanzlage für beinahe unausweichlich, wie er im Deutschlandradio Kultur (Fazit, 14.9.2010) zu Protokoll gab: "weil die Mitteilung über diese Kürzung eine kleine Hamburger politische Hakelei gewesen ist". Eigentlich hätte man "über die Finanzierung des laufenden Haushaltes spätestens Ende der vorigen Spielzeit" reden müssen, doch Karin von Welck, die damals noch amtierende Kultursenatorin, habe den Termin auf diese ersten Tage der neuen Spielzeit verschoben. Erst jetzt sei dem Schauspielhaus also offenkundig mitgeteilt worden, "dass es nicht nur einige der zugesagten Stützungen von außerspielplanmäßigen Projekten (...) so nicht geben werde", sondern auch, dass es "die angehäuften Schulden, also die Defizite aus dem vergangenen Jahr, und das ist immerhin knapp eine Million, jetzt möglichst schnell abbauen solle". Hieraus ergebe sich nun der überraschend hohe Eingriff in den laufenden Etat. "Dass ein Intendant einen Eingriff in einen laufenden Etat nicht von heute auf morgen machen kann, das darf man als bekannt voraussetzen."

Für Stefan Grund trägt der neue Kultursenator die Verantwortung für Schirmers Rücktritt, wie er auf Welt-online (15.9.2010) begründet. "Stuth hätte die Politik seiner Amtsvorgängerin Karin von Welck nur fortschreiben und das Theater einmalig mit 250.000 Euro entschulden müssen", eine Maßnahme, die Schirmer seit Mai von der Kulturbehörde in Aussicht gestellt worden war und die jetzt offenbar nicht mehr zum Tragen kommen soll. Eine solche "kleine kulturpolitische Feuerwehr-Aktion" gehöre "in Sparzeiten zu den Pflichtübungen, soll nicht aus kleinen Brandherden ein Flächenbrand entstehen". Schirmer sei "von der Politik immer wieder enttäuscht und vertröstet" worden, "obwohl er sein Theater in den letzten beiden Jahren erfolgreich führte". Auch die ursprüngliche Zusage von 20 Millionen Euro "für dringende Sanierungsmaßnahmen - eine neue Bühnentechnik samt Turm - (...), um die drohende Schließung wegen technischer Mängel zu vermeiden", war kurz vor Spielzeitbeginn um ein Jahr verschoben worden. Die "in der Politik gepflegte Formel, die Elbphilharmonie ginge nicht zu Lasten anderer Kulturangebote", wird für Grund "immer unglaubwürdiger": 323 Millionen Euro Bauzuschuss, aber auch "Millionen Euro Programmgelder, die schon jetzt, ohne Konzertsaal, jährlich für das Programm ausgegeben werden" - da sollen 250.000 Euro für das Schauspielhaus "angeblich nicht mehr vorhanden" sein? Vor diesem Hintergrund mute Schirmers Entscheidung "ehrenvoll" an. Er verlasse sein Amt "aus einer Position der Stärke".

In der Theaterwelt habe Schirmers Rücktritt "Erstaunen, Verwunderung und auch Empörung hervorgerufen", schreibt Armgard Seegers im Hamburger Abendblatt (15.9.2010). "Man lässt dieses Theater, sein Ensemble und seine Zuschauer nicht im Stich", laute die einhellige Meinung. "Zumal in einer politisch brisanten Situation, in der der neue Senat bereits mehrfach geäußert hätte, verschiedene Kulturinstitutionen seien verzichtbar oder müssten mit Kürzungen rechnen." Das hält Seegers für ein "fatales Signal, möglicherweise sogar gefährlich für das Theater". In der Geschichte des Schauspielhauses habe es immer wieder Rücktritte und Streit mit dem Senat gegeben, "meist im Zusammenhang mit Finanzkrisen": 1968 Egon Monk, 1970 Hans Lietzau, 1978 Ivan Nagel, 1984 Niels-Peter Rudolph, 1989 Peter Zadek, 1991 Michael Bogdanov. "Dass sich die Stadt nicht darüber klar ist, welche Form von Theater sie sich wünscht - lieber anspruchsvoll? eher billig? -, darüber lamentieren Theaterleiter in Hamburg seit Jahrzehnten."

Für Maike Schiller, die ihren Kommentar ebenfalls im Hamburger Abendblatt (15.9.2010) veröffentlicht, ist der Vorgang "so ungewöhnlich wie empörend". Es sei legitim, wenn ein Intendant vorzeitig aus seinem Vertrag gehe oder gegen Sparpolitik protestiere. Problematisch ist für sie allerdings der Zeitpunkt. Schirmer habe es "sich (und den anderen) in seiner scheuen, menschlich sehr sympathischen, aber im Theaterbetrieb oft kontraproduktiven Art nicht leicht gemacht" und sich anders als sein Vorgänger Stromberg oder seine Thalia-Kollegen Khuon und Lux "in der Stadt praktisch nicht existent" gezeigt, sich kaum in Debatten eingemischt. Da wäre ein Rücktritt oft genug konsequent gewesen. Wenn jedoch Unterfinanzierung tatsächlich der Grund für den Rückzug sein sollte, "warum dann jetzt, sofort, zum Beginn der laufenden Spielzeit, noch vor den Sparbeschlüssen"? Der plötzliche Schritt lässt sie "Verantwortungsgefühl und jeglichen Respekt vermissen - gegenüber dem Publikum, gegenüber den Mitarbeitern, gegenüber dem Theater, gegenüber der Stadt". Was die Nachfolgersuche angeht, zeigt sich Schiller pessimistisch: "Wer auch nur ansatzweise Ahnung vom Theaterbetrieb hat, weiß, dass kein Intendant ohne Vorbereitung ein solches Haus stemmen kann. Selbst wenn der Senator ad hoc einen Nachfolger aus dem Hut zaubern könnte, bliebe diesem haarsträubend wenig Zeit für eine Programmplanung und Teambildung, die dem Ruf und der Bedeutung des Deutschen Schauspielhauses angemessen wäre."

Katrin Ullmann erinnert im Berliner Tagesspiegel (15.9.2010) noch einmal an Schirmers erste Hamburger Spielzeit: Er wollte "Delphine fangen, die Odyssee neu erfinden und das ganze Meer – zumindest als thematischen Schwerpunkt – auf die Bühne kippen. Das alles hat nicht wirklich geklappt und ist nun fast fünf Jahre her." Auch Ullmanns Meinung nach ging es seit Schirmers Antritt "künstlerisch nicht mehr richtig voran" am traditionsreichen Schauspielhaus. "Eine wirre Beliebigkeit durchstreifte die Spielpläne, Inszenierungen mit Amateuren (zuletzt Frühlings Erwachen in der Regie von Daniel Wahl) eröffneten die Spielzeit und verärgerten die Presse, ein wahlloses Zusammensein von Schauspielern, Regisseuren und Leinwandgästen wurde Ensemble genannt".


Falk Schreiber
spricht auf seinem Blog Bandschublade (15.9.2010) ganz ähnlich wie Till Briegleb von "ästhetischer Bedeutungslosigkeit": "Es gab Erfolge, sicher, es gab auch grauenhafte Flops, vor allem aber gab es unglaublich viel Mutloses. Und weil Schirmer die Kritik an dieser Mutlosigkeit nicht mehr aushielt, macht er jetzt einen Strich." Dabei sei etwa die jüngste Premiere, Penthesilea, bei der Kritik recht gut weggekommen. Normalerweise brauche ein Intendant mindestens zwei Jahre Vorlaufzeit und "wie die Stadt da einen Nachfolger für Schirmer finden soll, ist schleierhaft. Zumal der Markt mehr oder weniger leer gefegt ist: (...) wer ans Schauspielhaus passen könnte, hat sich erst frisch neu gebunden und ist entsprechend nicht verfügbar." Dennoch nennt Schreiber einige für ihn denkbare Kandidaten: Jens Hillje (Dramaturg, vor einem Jahr aus der Leitung der Berliner Schaubühne ausgeschieden), Klaus Schuhmacher (Leiter der erfolgreichen Jugendsparte Junges Schauspielhaus, "interne Lösung", "eigene Regiearbeiten eher wenig visionär"), Sebastian Nübling (Regisseur, der unter Schirmer mehrfach erfolgreich inszenierte; "allerdings dürften es andere Handschriften schwer haben, neben ihm zu bestehen"), Elmar Goerden, Regisseur und ehemaliger Intendant in Bochum, scheiterte "mit ganz ähnlichen Rezepten wie Schirmer"), Barbara Mundel (Intendantin in Freiburg, "Lösung aus der Provinz", wenn auch "jenseits aller Provinzialität", weil mit "postdramatischem Hintergrund"; allerdings vertraglich gebunden). Möglich wären auch Michael Thalheimer, Sebastian Hartmann, Matthias Lilienthal, "und wahrscheinlich in dem Moment schon wieder verbrannt, wie sie genannt sind. (...) Eine letzte Möglichkeit spukt diversen Kulturpolitikern sicher schon im Kopf rum: Die Schließung des Deutschen Schauspielhauses."

"Wie kann es sein, dass Kulturpolitik und Theaterszene nach wie vor so tun, als hätte man es auch in diesem Fall wieder nur mit Personal- oder Einzelfallproblemen zu tun?", fragt Dirk Pilz (Berliner Zeitung, 16.9.2010). Die Szene reagiere, wie sie immer reagiert. "Bloß keine zu großen Fässer aufmachen und womöglich die grundlegenden Finanz- und Personalstrukturen der Stadttheater in Frage stellen, die nicht unter ein paar hunderttausend Euro mehr oder weniger, sondern unter erheblichen Verkrustungen leiden. Bloß nicht laut ansprechen, was längst alle wissen: So wie die Stadttheater durch tarifliche und politische Zwänge arbeiten müssen, wird immer mehr verhindert, wozu sie da sind – Theater zu machen." Und man glaube dabei allen Ernstes, "dass das Verteidigen des Status Quo dem Schutz der Stadttheaterlandschaft dient. Vorsorglich kehrt man deshalb alle grundsätzlichen Probleme unter den Filzteppich, obwohl alle wissen, dass in den kommenden Jahren regelrechte Theaterschließungswellen zu erwarten sind."

Petra Schellen porträtiert rückblickend den zurückgetretenen Intendanten auf der Meinungsseite der taz (16.9.2010). Schirmer habe stets Rückgrat bewiesen, scheibt sie, "zumal wenn er, der gern mal unvermittelt aufbraust, hin und wieder Querdenkerisches auf die Bühne brachte: Volker Löschs 'Marat' zum Beispiel, in dem Hartz-IV-Empfänger Hamburger Millionärsnamen verlasen. Für solche Ausbrüche aus dem sonstigen Kleist-Jahnn-Einerlei stand Schirmer dann auch gerade. Vehement verwahrte er sich damals gegen den Versuch von Hamburgs Kultursenatorin, die Lesung zu verhindern. Mit der gleichen Vehemenz hat er am Dienstag das Handtuch geworfen." Im Kulturteil der gleichen Zeitung schreibt Katrin Bettina Müller: "Sein Rücktritt ist ein alarmierendes Signal, nicht nur für Hamburg, sondern für die deutsche Theaterlandschaft. Denn die Hansestadt ist ja längst nicht die Einzige, die bei den Kommunalausgaben auch an der Kultur spart. Das Theater in Oberhausen soll ab 2011 mit einer Million weniger im Jahr auskommen, in Essen sollen sieben Millionen bis 2013 gespart werden, und das, obwohl sich in beiden Städten die Theater im Aufwind und in der Verjüngung befinden. In Wuppertal und Moers, zwei weiteren hochverschuldeten Städten im Ruhrgebiet, stehen sogar Schließungen der Theater an. Es wird noch dicker kommen."


 

Weitere Stimmen ...

... aus der Politik

Christel Oldenburg (kulturpolitische Sprecherin der SPD) findet Schirmers Entscheidung "nachvollziehbar". Sie werfe "einen Schatten auf die Kulturmetropole Hamburg". "Die Stadt hat Schirmer und seinem Haus in der Vergangenheit zu viele Hängepartien zugemutet." (zitiert in der Hamburger Morgenpost, 15.9.2010)

Für Anna Gosche (kulturpolitische Sprecherin der Hamburger FDP-Fraktion) ist Schirmers Rücktritt ein Alarmsignal, dass "nicht folgenlos bleiben" dürfe. Hamburg brauche ein Strukturkonzept für die Kultur, das "Qualität und Bestand der gesamten kulturellen Leuchttürme der Stadt sichert". (zitiert in der taz-Nord, 14.9.2010)

Norbert Hackbusch (kulturpolitischer Sprecher der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft): "Das ist ein Zeichen für die dramatische Situation, in der sich die Hamburger Kultur befindet. (...) Alle 'Kulturellen' müssen sich auf Schlimmes gefasst machen." (zitiert in der Hamburger Morgenpost, 15.9.2010)

... aus der Theaterwelt

John Neumeier (Hamburger Ballettdirektor) fordert von der Kulturbehörde mehr Verantwortung und die Einhaltung von Budgetversprechen: "Durch meine mehr als 40-jährige Erfahrung als Ballettdirektor in Frankfurt und Hamburg glaube ich, etwas von der Verantwortung gegenüber einem Ensemble, einem Haus und einer Ballettschule zu kennen. Aber wenn man von Verantwortung spricht, muss man auch von der Verantwortung der Politik, der Politiker und insbesondere der Kulturbehörde gegenüber den Künstlern reden", sagte Neumeier. Zu der künstlerischen Leistung von Schirmer wolle er nicht Stellung nehmen, er könne jedoch sehr gut nachvollziehen, "dass Stress, Depression und ein Gefühl von Ausweglosigkeit durch nicht gehaltene zuvor ausgehandelte Vertragsversprechungen entstehen können". Dies beziehe sich insbesondere darauf, wenn zusätzlich noch Kürzungen des zugesicherten Budgets hinzukämen. (zitiert vom ZDF-Theaterkanal, 18.9.2010)

Joachim Lux (Intendant des Thalia-Theaters Hamburg) bedauert den "überstürzten Rücktritt" Schirmers, offenbar seien ihm "die ökonomischen Schwierigkeiten (...) unüberwindbar" erschienen. "Tatsächlich geraten immer mehr Kulturinstitute in Hamburg in die Schraube von latenter Unterfinanzierung plus drohenden neuen Sparvorgaben. Hinzu kommen die Tariferhöhungen, die wir anders als andernorts selbst auffangen müssen, sowie eine Stagnation der Etats seit beinahe 20 Jahren." Allerdings tue er sich mit den vielen Rücktritten der letzten Zeit auch schwer, "denn es gibt immer auch eine Verantwortung für die Mitarbeiter, die man zurücklässt". Lux warnt vor einer erneuten Schließungsdiskussion um das Schauspielhaus: "Damit spart man kein Geld. Das Gegenteil (siehe Schillertheater Berlin) wäre der Fall. Was nottut, ist eine Unterstützung der Kultur seitens der Politik, was vor allem bedeutet: solide Finanzierung." Außerdem müssten sich die Kulturinstitutionen "spartenübergreifend noch enger zusammenschließen und gegenseitig stärken". (zitiert im Hamburger Abendblatt, 15.9.2010)

Jürgen Flimm (ehemaliger Intendant des Thalia-Theaters) ist "konsterniert, dass Friedel Schirmer sein Theater so Hals über Kopf im Stich lässt. Ich verstehe seinen Ärger sehr wohl, aber es gibt auch noch eine übergeordnete Ebene. Vergleicht man die Etatsumme des Schauspielhauses mit der des Thalia-Theaters, schneidet die Kirchenallee nicht so schlecht ab. Der neue Kultursenator muss nun zeigen, was er draufhat. Einfach wird das nicht. Vor allem ist Diskretion geboten." (zitiert im Hamburger Abendblatt, 15.9.2010)

Frank Baumbauer (ehemaliger Intendant des Schauspielhauses) hat wenig Verständnis: "Das macht man doch nicht mit dem größten deutschen Sprechtheater. Man drückt sich nicht aus der Verantwortung. Da scheint eine Hamburger Krankheit im Gange zu sein, erst von Beust und von Welck, jetzt Schirmer. Das Schauspielhaus braucht jetzt eine solide durchdachte Lösung. Der Kultursenator braucht gute Berater." (zitiert im Hamburger Abendblatt, 15.9.2010)

Ähnlich Matthias Hartmann (Intendant des Wiener Burgtheaters): "Mit dem Amt ist eine große Verantwortung verbunden. In einer politisch prekären Situation, in der die Mittel knapp werden, kann man das Theater nicht willkürlich persönlichen Entscheidungen aussetzen." Er hofft, "dass die Politiker sich weiter dazu bekennen, dass Hamburg eine Kulturmetropole bleibt". (zitiert im Hamburger Abendblatt, 15.9.2010)

Amelie Deuflhard (Intendantin Kampnagel Hamburg) zeigt sich "sehr überrascht". "Wir arbeiten alle am Rande des finanziellen Limits, und irgendwann geht es eben nicht mehr. Seine Entscheidung zu bewerten, fällt mir schwer, ohne die genauen Rahmenbedingungen zu kennen. Fest steht aber, dass dieser Rücktritt auch eine große Unsicherheit ins Haus bringt. Jetzt müssen sehr schnell Sicherheiten geschaffen werden." (zitiert in der Hamburger Morgenpost, 15.9.2010)

 

mehr meldungen

Kommentare  
Schirmers Rücktritt: ein Denkzettel für die Kulturpolitik
Da zeigt aber einer mal Courage in diesem Betrieb, wo alle an ihren Posten hängen. Vor allem die Hamburger Kulturpolitik bekommt den Denkzettel, den sie verdient. Die Stadt blutet seit Jahren kulturell völlig aus. Auch wenn man Schirmer antworten wird, dass er aus seiner künstlerischen Dauerkrise nun den ehrenhaftesten Absprung geschafft hat - ein Statement ist es allemal! Hamburg kann nun gründlich darüber nachdenken, warum bald niemand in der Stadt mehr die Verantwortung für den Scherbenhaufen übernehmen will, der seit einiger zeit auf dem Boden liegt.
Schirmers Rücktritt: umfassende Veränderung
...schwierig,...ist denn nur das Geld der Grund...ich glaube da kündigen sich erste Zeichen an für eine viel umfassendere Veränderung an den Staatstheatern...nun heißt es kreativ sein in der Neugestaltung eines solchen Hauses. Die Stelle nur wieder zu besetzen, wäre viel zu einfach!
Schirmers Rücktritt: ein Witz
...es war doch ein Witz zu meinen, man könne nach Stromberg nochmal zurück unter das bürgerliche Schirmchen kommen...wessen Konzept war das eigentlich...???!!!
Schirmers Rücktritt: Kreativlosigkeit?
...ich habe wirklich kein problem damit, dass herr schirmer vermeintlich aufgrund der besagten finanziellen gründe zurücktritt, die hauptsache ist doch, dass nun wieder ein künstlerisch leistungsfähigerer intendant das theater aus der bedeutungslosigkeit herausführt. wobei... interessant ist es ja schon, dass der kaufmännische direktor anscheinend kein so vehementes problem mit den finanzen zu haben scheint, sonst würde er ja nicht bleiben. insofern scheinen die gründe vielleicht doch in der konstanten kreativlosigkeit der schirmer-intendanz zu liegen...? na, lieber ein ende mit "schrecken" als ein "usw."...
Schirmers Rücktritt: Wer setzt Zeichen wofür?
Und was machen die Angestellten? Wer setzt Zeichen wofür? Wer wird die Neugestaltung mitverantworten? Wird berücksichtigt werden, dass auch das Deutsche Schauspielhaus "Mehrwert" für die Gesellschaft zu schaffen hat? Wer wird den "Mehrwert" definieren?
Schirmers Rücktritt: kreativer Vorschlag
der weg ist frei: 123 wird chefdramaturg und samuel schwarz intendant. dann bekommt hamburg endlich kreative kräfte.
Schirmers Rücktritt: seriöser Kapitän geht, kommen jetzt die Abenteurer?
Ist es mehr als Zeichensetzung? Wird es irgendetwas an der Unterfinanzierung ändern? Hoffentlich ist das Resultat nicht nur, dass ein seriöser Kapitän vorzeitig das Schiff verlässt um wilden Abenteurern das Ruder zu überlassen. Die gibt es derzeit (zumindest in Österreich) in vielen Sparten leider nur zu häufig und zum allgemeinen Schaden.

Mit besten Wünschen für das Schauspielhaus aus Wien....
Schirmers Rücktritt: wie geht's weiter?
Und jetzt die Frage: Wie geht es eigentlich weiter? Ein Ausblick: http://bandschublade.wordpress.com/2010/09/15/intendantenkarussell-revisisted/
Schirmers Rücktritt: wen wünscht ihr euch als Nachfolger?
mal an diejenigen, die eine erneuerung der staatstheater-struktur wollen: wen, oder welches team, würdet ihr euch im schauspielhaus wünschen? oder die anhäger eines klassischen intendanten: wer käme für euch dort in frage?
Schirmers Rücktritt: Strukturkrise
das deutsche stadttheatermodell hat ausgewirtschaftet, denn es war immer schon getragen durch eine bürgerliche klasse, die bei finanziellem notstand zuerst an ihre kulturelle substanz geht, und da es keine hinweise gibt, dass sich die finanzkrise auf der kommunalen ebene irgendwie beheben ließe die nächsten jahre, können spekulationen getrost unterbleiben, welcher statthalter des subventionierten theaters nun als retter in der not zu berufen ist. es ist eine strukturkrise, und das verstehen öffentlich verwaltende künstler und intendaten nur selten. 123 hat recht.
Schirmers Rücktritt: aber die Alternative?
aber was ist denn die alternative?
Schirmers Rücktritt: Kopf in den Sand?
@ 10

Genau: Kopf in den Sand, Arsch an die Wand !
Oder wie ??
Das Stadttheater hat mitnichten ausgewirtschaftet; Sie mögen das ja
schon daran erkennen, wie der Kulturkreis des BDI offenbar noch sehr interessiert daran ist, wo wir schon so beim "Wirtschaften"
sind.
Ob das Stadttheater mehr an der Mittelmäßigkeit als an einer gewissen Kartellbildung leidet, wäre wohl desweiteren zu befragen.
Welch ein Hype immergleich, wenn ein neuer Shooting-Star propagiert wird ..., "Theater Heute" schreibt dann sehr gerne von
der großen Blütenvielfalt, durch die Hintertür ähnliche Konzentrations- und Fusionsbewegungen wie bei ERGO oder Commerzbank.
Aber: Wer sich versichert, hat verstanden, wer sein Land in den Schluchten des Schuts verteidigt, hat wahrscheinlich auch verstanden, und wer "die Muslime" zu einem Deutschkurs mit Karl-May-Lektüre schickt, der schlägt dann "zwei Fliegen mit einer
Klappe": die Integrationswilligen bekommen dann, Kara Ben Nemsi Effendi sein Dank, Dank auch Winne One,Two,Three, gleich ihre Geschichte mitgeliefert: druckfrisch aus Hohenstein-Ernstthal, quasi also auch noch als Aufbau-Ost. Ich habe fertig..
Schirmers Rücktritt: Jana Schulz an Till Briegleb
was ist denn nur los? herr briegleb?

eine pups spalte über den rücktritt unseres, ups jetzt muß ich ja sagen, ex intendanten unseres schauspielhauses?
eine pups spalte über die mitunter brisante untergangslage aller theater in Deutschland? zwischen einer ganzen seite george clooney.

und so viel nette worte. danke herr briegleb für die vielen netten worte in all den jahren. für die vielen netten worte der bedeutungslosigkeit. immer vernichtend, immer den finger rein, immer wieder unter die gürtellinie. danke. sowas kann auch mobilisieren.

ich weiß nicht, was ich denken soll, das sich mein intendant abgesetzt hat. respekt? weiß ich nicht. wut? weiß ich nicht.

aber was ich weiß, ist, dass obwohl er der intendant dieses hauses war (noch ist bis ende diesen monats), dieses haus nicht repräsentieren kann, weil das können nur wir alle, wir alle, die hier arbeiten, die dieses haus sind, die alles geben für dieses haus und sich rein schmeißen.
und das ist, was ich weiß:
dass wir das alle immer gemacht haben. von der bühnenreinigung über die unzähligen nicht bezahlten hospitanten bis bis bis zu uns künstlern.

und Herr schirmer mag so sein wie er ist, aber dieses haus war und ist kein pfuhl der bedeutungslosigkeit. hier passieren dinge, die gefallen und die nicht gefallen.
aber hier passiert was.

wie können sie sich herausnehmen, immer wieder so vernichtend über unser haus zu urteilen?
haben sie überhaupt eine Ahnung?

Ich habe hier sachen gemacht (mache sie immer noch) und auch selbst gesehen, die nicht gefallen und die gefallen, aber nichts davon war (ist) bedeutungslos.
Schirmers Rücktritt: Wo ist euer Krisenbewusstsein?
mein gott, es scheint wirklich kaum jemanden zu interessieren, was hier in hamburg passiert - das spricht doch für sich! dass die süddeutsche den vorfall als personalproblem abbucht, zeigt einmal mehr, wie wenig selbst in den sog. vorzeigeblättern das krisenbewusstsein entwickelt ist. die geschichte wird mit kurzem räuspern über diese institutionen hinweg gehen, weil sie nicht mehr gegenwartsfähig sind. die leistungsträger der next generation sind eh schon wonanders als ausgerechnet in theatern - hier bewerben sich nur noch die zuspätgekommenen...
Schirmers Rücktritt: Lasst uns kämpfen! Macht Vorschläge!
um himmels wllen, wer sind denn die leistungsträger, wer die next generation? heißt krisenbewusstsein etwa, zu akzeptieren, dass "die geschichte über die institutionen weggeht". lassen sie uns doch für das theater kämpfen! und zwar sehr wohl für ein öffentliches theater, dass eine breite öffentlichkeit erreicht. sagen sie doch, wer das aus der freien szene sicherstellen würde, jeder hinweis ist hier doch willkommen!
Schirmers Rücktritt: Vorschlag
Wie wärs mit Matthias Lilienthal? Er kennt die Stadttheaterstruktur aus der Volksbühne und hat mit dem HAU der freien Szene Sichtbarkeit und Internationalität gegeben. Wäre doch spannend zu sehen, was er mit so einem Haus macht, oder?
Schirmers Rücktritt: Verwaltungsakte statt Wertschöpfung
"mein gott", "um himmels willen" - bevor wir uns in eine verkehrte theologie verrennen ("jetzt hilft nur noch beten!"), sollten wir in der tat konkretisieren: sagen sie mir doch, lieber everding, was "das theater" sein soll, wie sie darauf kommen, es erreichte eine "breite öffentlichkeit" (haben sie sich mal die "visits"-zahlen für deutsche internetseiten angeschaut?)? "next generation": die 20 bis 25jährigen; "leistungsträger": innovatoren, erfinder, gründer, ausdenker. seien wir ehrlich: das deutsche staats- und stadttheater trägt weder international noch national wesentlich zur geistigen wertschöpfung bei. in neunzig prozent aller gezeigten leistungen hat man eher den eindruck von auf der bühne vollzogenen verwaltungsakten. warum soll ich dafür kämpfen?
Schirmers Rücktritt: Wo wird Wert geschöpft?
was soll denn das heißen DAS deutsche staats- und stadttheater. sie kennen sie alle, megapolis? dann sagen sie mir doch welches theater national "wesentlich" zur geistigen wertschöpfung beiträgt. ist doch quatsch was sie da schreiben!
Schirmers Rücktritt: schade um Klaus Schumacher
ps. schade, fänd ich übrigens, wenn durch schirmers rücktritt auch die zeit von klaus schumacher mit seinem jungen schauspiel ein ende fände
Schirmers Rücktritt: wir müssen den Pott auf Kurs halten
Jana, dreh nicht durch, wir müssen den Pott auf Kurs halten, die Stadt ist eh schon untergegangen. Oder sollten wir doch alle nach Augsburg ziehen?

Rocko
Schirmers Rücktritt: am Rande der Bedeutungslosigkeit?
Konnte ich Herrn Brieglebs Ansichten über das aktuelle Palmetshofer-
stück auch weitestgehend teilen, so ist mir sein Verhalten gegenüber dem Hamburger Schauspielhaus schon längere Zeit ein Rätsel.
"Am Rande der Bedeutungslosigkeit": ... sind noch nicht einmal Kiel,
Lübeck oder das SH-Landestheater; das in den jetzigen Umständen zu schreiben ist ebensosehr meinungsfrei wie im Grunde genommen unverschämt: mir fallen auf Anhieb die Stephens-Pflege des Hauses,
Kusejs "Zur schönen Aussicht", nicht zuletzt auch die Arbeit des
"Jungen Schauspiels" ein; soetwas wie "Helden auf Helgeland"
fand ich äußerst erfrischend, Volker Lösch lieferte Diskussions-
würdiges, der letzte Pollesch ist ja auch noch nicht so lange her.
Keine Ahnung, warum das jetzt so furchtbar bedeutungslos sein soll;
ich fahre immer wieder gerne von Kiel zum Schauspielhaus und gehe bei allem, was ich bislang von Herrn Schirmer vernahm, davon aus, daß er sich diese Entscheidung nicht (!) leicht gemacht haben wird
und desweiteren, daß der Name Schumacher durchaus für eine Nachfolge stante pede in Frage kommt: der ist gewiß ganz gut orientiert über die jetzigen Verhältnisse.
"Suche nach Sinn" - ja, so heißen Abende dort, ganz offen, ganz
ehrlich: den meisten Produktionen, die ich sah, war dergleichen suchendes Bestreben sehr wohl anzumerken: Bedeutungslosigkeit ??
Lächerlich !.
Schirmers Rücktritt: Wer in die Küche geht, sollte Hitze vertragen
Schirmer macht den Goerden (Köhler, Koch, Beust etc.pp.). (...) Wenn die Schauspieler nun Partei für ihn ergreifen, dann nennt man das wohl Stockholm-Syndrom oder so. Ein Intendant am größten deutschen Sprechtheater sollte Hitze vertragen, wenn er in die Küche geht. Peinlich. Ärgerlich.
Schirmers Rücktritt: wieso Augsburg
@Rocko Schamoni
was hat denn das jetzt mit augsburg zu tun. hier kann man auch theater machen?
Schirmers Rücktritt: Danke, Jana Schulz!
danke jana schulz.
es ist beängstigend und grenzte schon längere zeit an mobbing wie über die arbeit am schauspielhaus und schirmer berichtet wurde.
wenn jemand sowenig intereese an theater schauspielern und menschen überhaupt hat soll er doch bitte für die gartenzeitung schreiben.
geranien sind glaub ich weniger empfindlich.
Schirmers Rücktritt: ich möchte auch an das Besondere glauben
Liebe Jana,

ich kann Deinen Ärger und Deine Liebe zu dem Betrieb in dem Du arbeitest nur zu gut verstehen. Ich jedoch möchte an das "Besondere" im Theater glauben, an den Willen gemeinsam etwas erzählen und schaffen zu wollen. Vielleicht wie Stanislawski es nannte, an Ethik und Disziplin. Leider häuften sich die Geschichten über ungerechte Behandlungen seitens der Teppichetage. Geschichten über gegenseitiges Schlecht-Machen, Unehrlichkeiten, Geldgeilheit und falsche Versprechen füllen mittlerweile ganze Internetforen. Ich habe mitbekommen, wie sehr Du die Kunst liebst und auch ich kann sagen, ich liebe dieses Deutsche Schauspielhaus, aber mit den falschen Grundvoraussetzungen kann keine Theatertruppe der Welt verzauberndes Theater machen. Vielleicht kommen nun Menschen wie Du, die dieses traditionsreiche Haus und sein Potential großes Theater zu machen in den Vordergrund stellen, dann reicht eventuell auch das Geld...
Mögest Du dem Haus erhalten bleiben. Alles Gute!
Schirmers Rücktritt: überforderter Intendant
...viel zu viel Lärm. "Richtiges Theater mit guten Schauspielern" sollte lieber auf der Bühne gespielt werden. Theater besteht doch nicht nur aus diesem völlig überforderten Intendanten. Es sollte mal wieder professionelles Theater geben. Der Herr Schirmer ist kein Verlust.
Schirmers Rücktritt: Wunsch
@David + @Jana
Das ist doch mal ein guter und sensibler Beitrag von "David" an "Jana". Als Alt-Hamburger kann ich auch nur sagen: das Schauspielhaus ist ganz wunderbar. Es möge also bald wieder gelingen.
Schirmers Rücktritt: der Zustand dieser Gesellschaft
Herr Briegleb hat sich nicht nur in diesem Fall als (...)des bundesdeutschen Feuilletons erwiesen. Wer sich an die geschmacklose Kritik der Quai West-Inszenierung an der Berliner Volskbühne erinnert mag sich bei diesem Autor über nichts mehr wundern. Skandalös ist die Politik, die damit bewusst oder unvewusst gemacht wird und das was verschwiegen wird. (...) alles als persönliche Marotte zu denunzieren, als privates Problem des Herrn Schirmer ist das intellektuelle Niveau (...) Hinunter und immer weiter. Das Schirmer nicht bereit ist für sein Theater zu kämpfen ist schade. Das in Hamburg, einer der reichsten Städte der BRD 330.000 Euro für den Betrieb eines Theaters fehlen, die Heizkosten für ein Museum nicht bezahlt werden können, spricht für oder besser gegen den Zustand dieser Gesellschaft.
Schirmers Rücktritt: das ewige Geschreibsel von der Krise
Was in den Kommentaren von Briegleb und Stadelmaier vor allem auffällt, ist, wie sehr sie am Thema vorbei gehen: Um die künstlerische Situation am Schauspielhaus geht es hier ja ganz und gar nicht, und die Spekulationen, Schirmer sei von der eigenen künstlerischen Erfolglosigkeit frustriert und sei daher zurück getreten, entbehren meiner Ansicht nach jeder realistischen Grundlage, denn sie beruhen auf Aussenansichten von Kritikern und spiegeln, wie Jana Schulz hier ja auch noch mal eindrucksvoll deutlich gemacht hat, nicht der Arbeitsatmosphäre am Theater. Und dass das ewige Geschreibsel von Krise einen wie Schirmer so beuteln könnte, dass er das Handtuch wirft, ist wahrscheinlich eher die Wunschvorstellung an Einfluss der Kritikerzunft: Diese Bedeutung hat Gerhard Stadelmaier nicht mehr, und Till Briegleb hatte sie nie. Die Frage mag also gestattet sein: Warum gelingt es den zwei grössten deutschen, überregionalen Zeitungen (SZ & FAZ) nicht, den Rücktritt von Schirmer angemessen zu bewerten? (nicht identisch mit David, Kommentar 25)
Schirmers Rücktritt: wer sein Theater wirklich liebt
Das jemand mit einem 18000000 Millionen Etat das Handtuch wirft, was soll man anderes denken als: Da hat jemand ein Luxusproblem. Mit einem solchen Etat keine 320000 Euro komponsieren zu können, ist das jetzt ein Armutszeugniss? Bei soviel Reichtum. Ich lese gerade, in Bremen tut sich ein weiteres Millionenloch auf, wegen falscher Berechnungen, und wieder einmal muss eine Tariferhöhung gestemmt werden. - Diese Häuser sind finanziell so unbeweglich geworden. All dies Geld ist scheinbar schon aufgebraucht, wenn es die Häuser erreicht und wird gleich wieder in Form von Tarifgehältern und festen Kosten ausgeschüttet. Der Rest bleibt für die Kunst. In dieser Struktur fühlt sich jemand gezwungen aufzugeben, weil er nur eine Chance sieht: Noch mehr Geld. Einen dritten Weg beschreibt er nicht, weil er nicht kann oder nicht will. All dies haben wir schon mal durchdebattiert im Zusammenhang mit Wuppertal. Und nun beginnt wieder von vorne.

Ja, Man sollte mit soviel Millionen ein Theater leiten können!

Aber da bleibt auch immer die Fixierung auf diese Intendanten. Man sagt ja auch, das Haus von Castorf, von Khuon und und und... aber die werden es nicht richten. Dazu bedarf es eines kollektiven Umdenkens.

Wer einen so hoch grundfinanzierten Betrieb wegen zwei drei Hunderttausend meint aufgeben zu müssen, über den könnte man in der freien und privaten Wirtschaft wohl nur den Kopf schütteln.

Und dann ist da immel viel Reden über die Liebe zum Theater und Ehre und seine Mitarbeiter nicht im Stich lassen. Wer sein Theater wirklich liebt, der muss auch irgendwann einsehen, dass man es nicht wie jeden anderen Stadtbetrieb führen kann. Es muss viel mehr Beweglichkeit in Das Vertragswesen hinein. Alle Mitarbeiter sollten Künstlerverträge bekommen, soweit dies geht und in der KSK versichert sein. Ihre Verträge sollten auf zwei bis vier Jahre beschränkt sein und verhandelbar. Jeder sollte das Bewußtsein haben dort nicht ewig bleiben zu können, so wie die Darsteller und Regisseure und Ausstatter auch. Die Häuser sollten von drei oder vier oder fünf Gruppen geleitet werden, von einem Kollektiv und nicht mehr von Intendanten. Das ist ein völlig überaltertes System: Ein Mann (meißtens sind es ja Männer) an der Spitze, auf den sich letztendlich alles auszurichten hat.

Wer sein Theater wirklich liebt, fängt jetzt endlich an grundsätzlich umzudenken, ganz unsentimental.
Schirmers Rücktritt: kein Pappenstiel
330.000 Euro mal eben aus einer unter Vertrag stehenden Spielzeit rauszunehmen ist kein Pappenstiel. Da muss man schon ein bis zwei Produktionen am Haus streichen. Herr Schirmer handelt meines Erachtens vollkommen verantwortungsvoll, wenn er dafür die Verantwortung nicht übernehmen will. Warum geben sich hier alle damit zufrieden, auch mit weniger Geld noch gutes Theater machen zu können? Soll jetzt auch am Deutschen Schauspielhaus die notgedrungene "leere Räume sind so schön" - Ästhetik der freien Produktionen Einzug halten? Ein paar trainierte Tänzer oder Schauspieler werden ganz pur den Reizfaktor schon noch erhöhen, wenn die Lampen auf der Bühne ausgehen. Sie sind als freie Performer ohne Sozialversicherung auch viel billiger!
Das kann doch keiner nachvollziehen, - ich muss es leider wieder erwähnen - dass die Elbphilharmonie Millionen zusätzlich in den Rachen geschmissen bekommt und das Schauspielhaus auf 330.000 verzichten muss! Kultur spiegelt sich in Hamburg doch nur noch in den Fassaden der Repräsentation wieder. Wie es dahinter aussieht, war und ist der Politik egal.
Schirmers Rücktritt: Basis des kleinbürgerlichen Denkens
Niemandem fällt auf, dass die Grundfinanzierung der Theater permanent sinkt und die Subventionen eingefroren werden, während der gesamtgesellschaftliche Reichtum steigt Die sinkenden Ausgaben für Kultur werden als Schicksal akzeptiert. Der Neid auf diejeneigen, die unter weniger entfremdeten Bedingungen arbeiten lässt sich leicht mobilisieren. Universitäten und Forschungseinrichtugen wird zugebilligt, dass sie eine ökonomisch wichtige Funktion für "unsere" Gesellschaft erfüllen. Die Ideologien produzieren das Fernsehen, der Film und die Werbung billiger und effektiver. Wenn der Spitzensteuersatz von 56% auf 42% gesenkt wird fragt niemand wie die staatlichen Leistungen in Zukunft finanziert werden sollen und niemnand würde daran rühren wollen. Gekämpft wird für einen Bahnhof in Stuttgart und neue Theaterstrukturen. Jeder/jede hat da etwas beizutragen, jeder weiss das Effizinz wichtig ist und jeder/jede ist ein kleiner Controller. Wenn es mir Scheiße geht, soll es anderen nicht besser gehen. Wenn ich morgens um 7 zur Arbeit gehe und abnds erschöpft ins Bett falle, sollen andere auch leiden. Das ist die Basis des kleinbürgelichen Denkens und die ideologische Basis des Faschismus.
Schirmers Rücktritt: Duodezfürst Künstler
Ja, das können sie schlecht verknusen unsere Könschtler, wenn die Kritik ihnen auf die Finger schaut. Da werden schon mal unkorrumpierbare Wahrheitssucher wie Till Briegleb gebasht, bloß weil sie sagen, was Sache ist. Der Künstler hierzulande hat ja den Duozedfürsten in seinem Gottesgnadentum 1918 abgelöst. Da darf der Bürger bloß in stummer Ehrfurcht sein Steuersäckel vor den Schauspielhäusern leeren und hat ansonsten die Schnautze zu halten.
Schirmers Rücktritt: die Kraft von 18 Millionen entfesseln
@ Emil. Unsinn. Es geht darum, den Reichtum zu erkennen, der in 18 Millionen liegt, und die volle Kraft dieser Summe freizusetzen, statt zuzuschauen, wie sie von Strukturen aufgefressen werden, die mehr verbrauchen als sie künstlerischen abwerfen können. 18 Millionen können in anderen Zusammenhängen ganz anderes hervorbringen.

Darüberhinaus sollte es allen gut gehen. Aber offensichtlich geht es den Theatern ja genauso schlecht, wie vielen anderen. Welcher Kleinbürger sollte sich da noch die Mühe machen Neid zu entwickeln.

Naja, und denjenigen, die, welche jene Kraft einer solchen Summe entfesseln wollen zu unterstellen, sie wollen eine ideologische Basis für einen neuen Faschismus schaffen, dass ist schon sehr krank und absolut lächerlich.
Schirmers Rücktritt: Gesellschaft der Uneigentlichkeit
@emil
ich gehe absolut d'accord mit der analyse, nur glaube ich, dass die schlußpointe mit faschismus ein wenig teil der misere ist. hier schießen sie meiner meinung nach, dann doch über das ziel hinaus. der neid auf künstlerische arbeit, und die ablehnung alternativer lebensmodelle im vergleich mit arbeit als notwendiges leid sind sicherlich kleinbürgerliches inventar, nichtsdestotrotz handelt es sich nicht um eine steile rutschbahn in die braune scheiße. nicht jedes institutionalisierte lebensunglück wird gewalttätig. vielmehr glaube ich dass die freudlosigkeit einer eben solchen existenz durch das theater aufgebrochen werden muß. wir befinden uns, meiner meinung nach, in einer gesellschaft der uneigentlichkeit enstanden aus der angst vor deklassierung - diese machtinstrumente, die menschen vom träumen abhalten verfestigen die herrschaftsverhältnisse der zynischen klasse. hier müßte, so denke ich, dass theater ansetzen und wirkliche alternative lebensmodelle -utopien entwerfen. leider ist aber insbesondere der traumbetrieb theater seiner ureigensten funktion verlustig gegangen. man kann von anna bergmanns interview halten was man will, meine erfahrungen im instutionsbetrieb sind ident mit ihrer analyse. ängstlichkeit dominiert das "geschäft" theater. schielen auf feuilletonistische bestätigung bestimmt inszenierungsweise gerade junger regisseure, die somit kategorisiert und zu marken gemacht werden, die gekauft werden. ich glaube, dass beste wäre jeder würde noch einen brotberuf nebenbei bedienen, um dieser abhängigkeits-angst-und-zurrichtungsmaschine zu entkommen, sie ist es die die kunst aus den theatern verbannt. wer freier ist im finanziellen kann auch sicher eher frei sein in der künstlerischen arbeit, und muß nicht um den kleinsten gemeinsamen nenner buhlen um mit "zahlen" stadtväterchen von der bedeutung seiner mühen zu überzeugen. und damit, wäre es sicher auch möglich ohne einen nervösen kunstdünkel der produzenten ein publikum zu aufregenden erfahrungen mit dem unbekannten zu verführen.
Schirmers Rücktritt: eine Welt, die uns auffängt
hamburger abendblatt heute - interview mit u. waller: natürlich läst sich auch mit wenig geld gutes theater machen, u.a. ohne aufgeblähte dramaturgie, buchartige programmhefte,stücke für nur den autor und zwei kritiker,regisseure,denen das publikum völlig egal u. unterhaltung im theater verdächtig ist, microports, die jedes arbeiten von schauspielern am text verhindern,videoinstallationen, die meist nur verraten,dass der regisseur doch lieber einen film machen wollte...und auf die frage, die theater würden zu viel geld für die selbstverwirklichung der regisseure ausgeben, waller: wenn regisseure auch noch für die übersetzung oder bühnenfassung tantiemen kassieren, wenn sie klassiker nur noch als steinbruch für eigene textkonglomerate benutzen, aber den namen eines bekannten dichters etikettenschwindlerisch draufschreiben,stimmt das vorurteil.
armgard seegers im kulturteil beschwört "eine welt, die uns auffängt" und sechs fotos der möglichen neuen intendanten schauen uns an, als da wären: andreas kriegenburg, amelie niermeyer, stephan kimmig, john von düffel, wilfried schulz,michael thalheimer.wer sich die wohl ausgedacht hat? unser neuer oberbürgermeister ahlhaus ( mit h bittschön) gab auf ndr kultur bekannt: plan b ein intendant für mehrere häuser, das ginge doch auch, was flimm gleich anschließend als völligen blödsinn abtat,seiner meinung seien die häuser der hansestadt, sprich theater, in keinem guten zustand...wenn auch der lux seine sache gut macht...dann doch lieber am samstag nach berlin und moskau.
Schirmers Rücktritt: Orthographie
@rudi rüssel

Schnauze ohne tz.
Schirmers Rücktritt: einfachste Definition für Kunst
Wissen Sie lieber Emil, was die einfachste Definition für Kunst ist: Man stellt etwas her, dass man nicht sofort einer Verwendung zuführen kann und das trotzdem allerhöchstes Interesse erzeugt bei fast allen. Jeder will es sehen und zahlt sogar dafür, obwohl es nicht unmittelbar verwertbar ist. Aber die Betrachter wissen intuitiv: Es führt zum Leben. Vielleicht zu meinem Leben.

Hierfür sind herkömmliche ökonomische Verhältnisse nicht eine angemessene Grundlage. Es geht nicht um Effiziens. Und es geht in keinem Fall darum, im Theater die wirtschaftlichen Strukturen einer Nationalwirtschaft vor- oder nachzuzeichnen. Künstler haben das Recht ihre eigenen Strukturen zu schaffen. Und exterritoriale Zwänge sind nicht die Sache der Kunst.
Schirmers Rücktritt: man wird mehr!
@123 Es geht noch einfacher:
Was soll das Theater? Spielen!
Und wozu das Theater? Wie bei aller Kunst. Man wird mehr!
Schirmers Rücktritt: Durchsichtigkeit
immer dümmlich
kunst ist die durchsichtigste weise des seins
wann geht das in hohlköpfe rein
Schirmers Rücktritt: ehemaliger Bremer Intendant kritisiert Blog-Schwadroneure
Aus Anlaß der Blogger-Beiträge zum Schirmer-Rücktritt muß ich meinen Unmut loswerden: Die eingebloggten Beiträge zu Theaterproblemen sind sprachlich ein wahrer Graus, nach dem Karl Marx-Satz "Sprache ist die unmittelbarste Wirklichkeit des Bewußtseins". Die Blogger-Beiträge sind in der Regel viel schlechter als das, was sie angreifen - narzistisch besetztes Schwadroniertum, oberflächlich und selbstgefällig, von keines Gedankens Blässe angekränkelt: Theatergequatsche in einer Zeit, in der Theater, statt selber nachzudenken, Hausphilosophen engagieren. Öffentlichkeitssüchtige Selbstdarsteller, die auf der Suche nach einem Forum sind, aber in Wirklichkeit nichts zu sagen haben.

"nachtkritik.de" sollte beim nächsten Theatertreffen einen Blogger-Gipfel veranstalten, auf dem die sieben häufigsten Blogger über das Gegenwartstheater quatschen - natürlich im Spiegelzelt, da gehört diese Flachkunst hin. Die Blogger sind der letzte Wurmfortsatz der Theatermoden. Ich plädiere für stärkere Eingriffsrechte der Redakteure. Nicht jeder Kaktus ist eine schützenswerte Pflanze.

Klaus Pierwoß
1994-2007 Leiter des Bremer Theaters
Schirmers Rücktritt: Lettre International
(...) Echt großartig und von einer bestechenden Argumentationskraft, Herr Pierwoß, ihr Beitrag und mit dollem Deutsch. Bitte nächstes Mal in Lettre International veröffentlichen!
Schirmers Rücktritt: sorry, massive Kürzung
(...)
am besten fand ich Janas Kommentar, die ist grade drin im schlamassel und äußert sich live aus dem LEBEN......den Mut hatte ich nie...
außerdem spricht und erzählt doch eh alles aus sich selbst für sich, und zwar Bände. Wenns kein Geld mehr gibt zum Verteilen, ist das Ende der Musik nahe lg lk
Schirmers Rücktritt: Studio-Bühne mit 60 Plätzen
zu Klaus Pierwoß
Inhaltlich hat Herr Klaus Pierwoß natürlich recht. Aber es geht doch um einen kleinen Zirkel, der hier lustig und manchmal doof bloggt. Mehr ist das alles nicht. Wir Blogger hier passen problemlos in eine Studio-Bühne mit max. 60 Plätzen. Daher bitte nicht gleich zu schießen!
Schirmers Rücktritt: Wut raus
@Lassen Sie Ihre Wut ruhig raus Herr Pierwoß. Sie haben trotzdem nicht Recht. Sie und ihre Zunft halten es einfach nicht aus, offen angegriffen zu werden und jetzt, wo einer von ihnen einfach hingeworfen hat, liegen die Nerven blank. Das ist ja auch hart schon zwei Tage später eine neue künstlerische Leitung, die erst mal keine unüberwindbaren finanziellen Probleme sieht und gleich für zwei Jahre sich verantwortlich zeigt, da spürt man seine eigene Unwichtigkeit und Ersetzbarkeit und da bietet es sich doch an, auch mal seinen Unmut in so einen Blog hineinzubellen.
Und sonst, sonst vielleicht noch eine spezifische Meinung zum Thema Rücktritt...oder auch nur so eine Suche nach einem Ventil, um die verletzte Eigenliebe zu reparieren.
(...)
Schirmers Rücktritt: hier erklingt Kleinbürgers Stimme
Werter Pierwoß! Wir sind hier nicht im Theater. Wir sind hier im Internet. Das Eine hat mit dem Anderen nichts, ich wiederhole, NICHTS, zu tun. Worüber regen Sie sich auf? Ihre ehemaligen und amtierenden Intendantenkollegen haben doch zur Causa Schirmer deutliche und (wie ich finde) treffende Worte gefunden. Wenn hier im Zwischennetz Volkes bzw. Kleinbürgers Stimme mal zu Wort kommt, dann ist das doch nur gut so. Was ist denn i.ü. IHRE "Meinung" zum Thema? Machen Sie mit! Hier hat jeder eine!
Schirmers Rücktritt: im Malersaal
@B.S. Tja und den Zirkel der Intendanten können Sie auch im Malersaal unterbringen, noch so ein kleiner Haufen, der sich zu wichtig nimmt.
Schirmers Rücktritt: die Kraft des besseren Arguments
@ 123: Geht es jetzt darum, "Recht zu haben"? Oder geht es um die Kraft des besseren Arguments? Zukünftig reine Kulturmanager wie Hans-Joachim Frey als Intendanten einzusetzen, das halte ich für die falsche Lösung - was im Fall des Bremer Theaters ja bereits zu beweisen war. Worum es gehen sollte, das wäre meines Erachtens eine klare künstlerische Positionierung, welche davon ausgeht, dass Kultur und Soziales zusammengedacht werden müssen. Und das heisst nicht die Vermittlung von pädagogisch bzw. wirtschaftlich effizienten Werten, sondern hier steht das Politische der Kunst im Vordergrund. Ihr Potential, die Wirklichkeit unmöglich zu machen und darüber den permanenten Veränderungsprozess von Kultur und Gesellschaft in Bewegung zu halten.
Schirmers Rücktritt: Wozu Führungskräfte?
Das muss man ja auch erstmal verarbeiten. Wenn jemand so schnell zu ersetzen ist: Wer war er dann zuvor? Was repräsentieren Intendanten? Den Glauben an ein hierachisches Prinzip, welches niemand mehr benötigt? Kommen wir ohne "Führungskräfte" auch gut klar? Bilden Sie überhaupt eine Realität ab? Oder sind sie nur Puffer für unsere Ängste führungslos darzustehen?
Schirmers Rücktritt: Intendanten sind verschieden
Herr Pierwoß hat recht, wenn er bemerkt, dass die Debatte vor allem daran krankt, dass die meisten Beteiligten sich nicht nur keine nennenswerten Gedanken machen, sondern auch unfähig sind, sie auszudrücken (K.K.).
Ebenso schlimm die Tatsache, dass hier eine ganze "Zunft" angegriffen wird - als wäre Intendant gleich Intendant. Was für ein Schwachsinn. 10 Häuser, 10 Leitungen. Wer will denn ernsthaft Schirmers Schauspielhaus mit (das ist nur ein Beispiel) Khuons DT vergleichen? Redet doch nicht über die Intendanten als seien sie eine homogene Gruppe, scheißenochmal! "Die Intendanten", wenn ich das schon höre! Beliebieg gewählt: Beier - S. Hartmann - M- Hartmann: Was haben die gemeinsam? Nüschte. Also.
Schirmers Rücktritt: es hat Entwicklungen gegeben
@ Pierwoß et. al.

Genau, nur weiter so, immer schön schwarz-weiß gemalt, immer schön
den Holzhammer raus: jetzt soll das also umgemünzt werden in eine
Debatte "Intendantensystem versus Nachtkritikblogger" ...: nun gut,
rein in die Studiobühne und immer kräftig druff, trifft immer den
Richtigen. Ich empfehle das Theater im OP in Göttingen, denn das eignet sich vortrefflich: auf der einen Seite diese, auf der anderen jene, und unten am Operationstisch die Leute von nachtkritik de. und (!!) kultiversum de., angelegt als Ding zwischen Unterhausdebatte, Operation, Hadsch zur Kaaba nach Mekka.

Einschub:
Wie, ich sah gerade den tatsächlich preiswürdigen "Don Karlos" in der Regie von Roger Vontobel (Dresden ist sich im übrigen nicht zu schade, zu erwähnen, daß der sonst häufig am Deutschen Schauspielhaus HH inszeniert ...), verstehe ich recht, Herr Pierwoß, Sie sagen zu den Bloggern "Geben Sie den Redakteuren Gedankenfreiheit" ?; klingt gedanklich auch nicht gerade besonders
ausgereift, sorry.

Fortsetzung:
In der Mitte des Raumes ein Gegenstand, mit schwarzem Tuch verhüllt und ungefähr in der Preislage um die 300000: der "Narcissus" von Lagerfeld.

Soweit zur Pflichterfüllung meines Bloggerwesens, einen ulkigen Beitrag vorauszusenden.

Es wird hier teilweise so getan, als plädierten die einen für den
"Status quo", die anderen für die schon längst nötigen Veränderungen: auch das ist schwarz-weiß und schadet, gerade in Zeiten der Theaterschließungen bzw. der Androhung solcher, dem
Theater insgesamt.
Fakt ist doch, daß es da schon einige Entwicklungen gegeben hat,
wofür die Münchener Kammerspiele beredt sind.
Gerade Herr Simons, dem "man" jetzt einen "verhaltenen" Spielplan
vorwirft, steht doch im Grunde für den Ansatz der Theaterreform:
wir diskutierten (!) das zum Teil in den Wuppertal-Strängen.
Vermutlich wird Herr Oberender über kurz oder lang auch versuchen, sein Modell des Kollektivtheaters an einer größeren Bühne umzusetzen (mich wundert es fast, seinen Namen jetzt in der HH-Frage garnicht zu vernehmen, aber so ist es ja gelegentlich, daß "man" den akut werdenden Intendantennamen gerade nicht gehört hatte bei all den Spekulationsfreuden, warum diese, seien sie noch so klein,
beschneiden ?! ...), Herr Lilienthal strebt eine Veränderung hin zum Ensembletheater an, Herr Holm kommt nach Düsseldorf (eine Spielzeit drauf), Herr Börgerding, "123" begrüßte diese Meldung ihrerzeit, wird nach Bremen gehen, und gegen "Hausphilosophen" ist
wahrlich nichts einzuwenden, denn sie verhindern auch in Leipzig keineswegs das Denken: Herr Hartmann hat seine Beiträge zur Debatte geliefert, sein anfängliches Projekt, ohne festen Spielplan zu agieren, sein Diskussionsansatz, keine Eintrittsgelder zu verlangen, all solche (teilweise utopischen)
Linien gehören dazu, Herr Lux hat sich dazu in TH bedenkenswürdig ausgelassen, Frau Beier hat eine Saison hingelegt mit erfrischendem Theater für die Stadt: Gruppen wie "Signa" waren zu sehen und werden ("Die Hundsprozesse") auch in der laufenden Spielzeit zu sehen sein. Wer das "Verteilungsfaß" aufmacht, dann aber die Nase rümpft, wenn sich der Kreis der Betrachtung dann auch erweitert zB. auf die Elbphilharmonie hin, wer nicht antwortet, wenn die Frage gestellt wird, warum "Freie" es nicht zB. in Frankfurt (Oder) versuchen, statt sogleich Verteilungskämpfe anzuzetteln, soll nicht auch nur im Ansatz mit Steinen werfen ! Die "Wirtschaft" mit ihrer teilweise antizyklischen
Vorgehensart hätte vermutlich sogar mehr Verständnis für ein solch offensives Argumentieren (statt an Besitzständen herumzulaborieren) als mancheiner auf Welcherblogeintragsseite auch immer, denn es stimmt: es gibt solche und solche Intendanten und solche und solche Kommentatoren/Kommentatorinnen.

Ich brachte seinerzeit die Strukturdebatte im TH-Jahrbuch 1993
ins Spiel: Es wäre für mich schon interessant zu hören und zu sehen, was von den damals vorgetragenen Intendantenargumenten (!!!)
heute noch akut bzw. bedenkenswert bzw. abgehakt ist; daß auch Sparen ein Thema unter vielen ist, liegt auf der Hand, und ich werde nicht müde, das Beispiel Oberhausen dazu anzuführen.
Nur, bei "Zusagenmachen" und "Zusageneinkassieren" nebst gleichzei-
tiger Bodenlosfinanzierung von Leuchttürmen, da ist auch bei einem kleineren Betrag als dem "Narcissuspreis" ein völlig anderes Parkett betreten: ich bitte, wo von Gedanken die Rede ging, das dann auch mal zu bedenken !.
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