Auswahl für die Lange Nacht der Autoren

13. Juni 2015. Der Modus der Autorentheatertage wurde in diesem Jahr verändert. Kein Alleinjuror bestimmte mehr die Auswahl, sondern eine Jury suchte vier Stücke aus, die vom Deutschen Theater und zwei Partner-Theatern in Berlin uraufgeführt werden. Zur Jury gehörten die Regisseurin Jorinde Dröse, die Autorin Nino Haratischwili, der Schauspieler Ulrich Matthes und als Juryvorsitzender der Kritiker Peter Michalzik.

Zwei Stücke, Dosenfleisch von Ferdinand Schmalz, in der Uraufführung des Wiener Burgtheaters, und Szenen der Freiheit von Jan Friedrich als Kooperationsprojekt des Deutschen Theaters mit der Universität der Künste Berlin, eröffnen das Festival am 13. Juni. Drei von vier ausgewählten Stücken werden am 27. Juni in der Langen Nacht der Autoren gezeigt, mit der das Fesrtival endet. Neben den vier Uraufführungen werden im Gastspielprogramm der Autorentheatertage zwölf "bemerkenswerte Inszenierungen deutschsprachiger Gegenwartsdramatik" präsentiert.

Bei der Eröffnung am 13. Juni hielt Jury-Sprecher und Kritiker Peter Michalzik eine Rede, in der er 17 Thesen zur Gegenwartsdramatik formulierte, woraufhin er von seinem Jurykollegen Ulrich Matthes öffentlich kritisiert wurde (so berichtet Patrick Wildermann im Tagesspiegel). Und so deutete DT-Dramaturg John von Düffel diesen Vorgang gegenüber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.

 

Dosenfleisch von Ferdinand Schmalz
Burgtheater Wien, Regie: Carina Riedl

Szenen der Freiheit von Jan Friedrich
Kooperation Deutsches Theater Berlin und Universität der Künste Berlin, Regie: Fabian Gerhardt

Archiv der Erschöpfung von Sascha Hargesheimer
Deutsches Theater Berlin, Regie: Friederike Heller

Der neue himmel von Nolte Decar
Schauspielhaus Zürich, Regie: Sebastian Kreyer

 

Gastspiele ausgewählter Stücke

Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend
Oliver Kluck zur gleichnamigen Biographie von Andreas Altmann
Schauspielhaus Graz, Regie: Christina Rast

Der verlorene Ring / The Lost Ring
Lessings Ringparabel gespiegelt von fünf Regisseuren und zehn Schauspielern aus sechs Ländern
Mitos21 & Deutsches Theater
Workshop Präsentation in deutscher und englischer Sprache

Das schweigende Mädchenvon Elfriede Jelinek
Münchner Kammerspiele, Regie: Johan Simons

Wir sind keine Barbarenen von Philipp Löhle
Neues Theater Halle, Regie: Ronny Jakubaschk

Mein deutsches deutsches Land von Thomas Freyer
Staatsschauspiel Dresden, Regie: Tilmann Köhler

Labyrinth
Installative Dokumentation eines Theaterstücks, dessen Protagonisten nicht reisen dürfen
von We Are Here Cooperative & Nicolas Stemann
Frascati Theater Amsterdam, Regie: Nicolas Stemann

Am Beispiel der Butter von Ferdinand Schmalz
Burgtheater Wien, Regie: Alexander Wiegold

Die Lücke Ein Stück Keupstraße von Nuran David Calis
Schauspiel Köln, Regie: Nuran David Calis

Phosphoros von Nis-Momme Stockmann
Residenztheater München, Regie: Anne Lenk

Urteile von Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi
Regie: Christine Umpfenbach, Residenztheater München

Container Paris von David Gieselmann
Regie: Christian Brey, Schauspiel Frankfurt

Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek
Burgtheater Wien, Regie: Michael Thalheimer

Auch Deutsche unter den Opfern von Tuğsal Moğul
Theater Münster, Regie: Tuğsal Moğul

und dazu noch:

Die lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz
Deutsches Theater Berlin, Regie: Daniela Löffner

 

Das genaue Programm mit weiteren Veranstaltungen – Autorenporträts, Einführungen, Nachgespräche, Konzerte & DJs –  unter www.autorentheatertage.de.

Kommentare  
Autorentheatertage Berlin: viel Schwung und Empörung
Gestern 'Auch Deutsche unter den Opfern' gesehen: ein imponierendes Stück, sorgfältiges dokumentarisches Theater und mit viel Schwung und Empörung gespielt. Viel und sehr berechtigter Applaus.
Autorentheatertage Berlin: das Drama bleibt
Michalzik-Zitat:

"Die Zukunft des Dramas ist offen. Es ist keineswegs ausgemacht, dass es in 20 Jahren das Drama noch geben wird."

Wenn es das Drama seit 2500 Jahren gibt, besteht vielleicht doch eine gewisse Aussicht, daß das in 20 Jahre auch noch der Fall sein wird.

Für die Literatur,die ohne die dramatische Gattung undenkbar ist (schreiben Sie mal eine deutsche Literaturgeschichte ohne Schiller, Kleist, Büchner, Brecht und Müller!) wäre es eine Katastrophe, wenn M. mit seiner (sehr zart ausgedrückt!) unvorsichtigen These Recht behielte. Für das Theater erst recht. Wie konnte es eigentlich dahin kommen, daß solche Binsenwahrheiten geleugnet werden?
Autorentheatertage Berlin: Lindy-Effekt
@#2: Sicher wird das Drama überleben. Da kommt der sogenannte 'Lindy-Effect' zum tragen: Dinge/Kulturtechniken, die es schon lange gibt, werden vermutlich noch lange existieren. Das Theater gehört sicher dazu. Ein Beispiel von wikipedia: "Books that have been in existence for hundreds of years are likely to be in existence for hundreds of years more. In other words, reading things that are new are more likely to become instantly obsolete and therefore reading books that have been in existence for a long time is a better use of one's limited reading time."
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