Die Türen sind offen

Ab 23. September 2015. Der Flüchtlingsstrom nach Europa stellt die Gesellschaft vor gewaltige Aufgaben. Politische, soziale, kulturelle, logistische. Angesichts der Herausforderungen nehmen die deutschsprachigen Theater ihren gesellschaftlichen Auftrag verstärkt in den Blick und leisten unmittelbar Hilfe.

hellerau refugees 280 chr uKonkrete Hilfe in Dresden: Hellerau beherbergt Asylsuchende © chrDer Trend weg von einer vordringlich ästhetischen Positionierung zur sozialen Intervention ist länger schon beobachtbar (und wurde u.a. auf der Konferenz "Theater und Netz" von nachtkritik.de und der Heinrich Böll Stiftung bereits diskutiert). In der Flüchtlingshilfe manifestiert sich diese Neugewichtung.

Über Monate die nachtkritik.de-Redaktion nahezu täglich Meldungen aus Schauspielhäusern, die sich mit praktischen Lösungen für Asylsuchende engagieren. Wir geben hier alphabetisch eine Sammlung von Beispielen, wohl wissend, dass sie keine Vollständigkeit beanspruchen kann. Bis Ende Dezember wurde die Liste kontinuierlich erweitert, seitdem ist sie geschlossen: Wir nehmen also keine weiteren Beispiele mehr auf. Wir werden diese Aktivitäten aber weiter verfolgen und schauen, wie nachhaltig sie sind. (Letztes Update: 28. Januar 2016).

Aalen, Theater der Stadt Aalen. Das Theater pflegt den Kontakt mit der Flüchtlingsunterkunft Ulmer Straße (z.B. mit Besuchen oder Einladungen in Vorstellungen). Derzeit betreut die Theaterpädagogik einmal wöchentlich die Internationale Klasse mit syrischen Kindern und Jugendlichen an der Aalener Schillerschule. Zu den Inszenierungen "Am Rand" und "Auge um Auge" wurden und werden Publikumsgespräche veranstaltet, z.B. über Flucht- und Migrationsgründe und die Angst vor dem Islam, so am 21. November mit der Autorin P. Z. Mulas und am 25. November 2015 mit "Terres des Femmes". (Mitteilung Theater Aalen, 15. Oktober 2015)

Augsburg, Theater Augsburg. Das Theater Augsburg unterstützt mit vielfältigen Aktionen die Augsburger Initiative Übergepäck eines Flüchtlings e. V. Derzeit sammeln das Schauspiel und das Musiktheater nach den Vorstellungen für den Verein. Geplant ist die Anschaffung und Einrichtung von Spielmobilen für die Kinder in den Flüchtlingsunterkünften in Augsburg, die dann auch immer wieder vom Ensemble bespielt werden. Außerdem werden regelmäßig Proben und Vorstellungen für Kinder und Jugendliche aus den Flüchtlingsunterkünften geöffnet, es hat eine Benefizlesung aus dem Schauspielensemble für Übergepäck eines Flüchtlings stattgefunden, Workshops und Aktionen in den Erstaufnahmeeinrichtungen folgen. (Mitteilung Theater Augsburg, 11. Dezember 2015)

Baden/Österreich, Bühne Baden. Zusammen mit dem Arnulf Rainer Museum veranstaltet das Theater Baden am 23. Oktober 2015 ein Benefiz-Konzert zugunsten der Flüchtlingshilfe (Caritas im Flüchtlingslager Traiskirchen, menschen.leben in Baden). (Pressemitteilung der Bühne Baden vom 8. Oktober 2015)

Berlin, Ballhaus Ost. In der freien Theaterspielstätte im Prenzlauer Berg spielen EGOTRONIC und IRA ATARI unter dem Programmtitel "Hallo Deutschland" am 25. September 2015 ein Konzert. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf werden komplett an die Initiative "Moabit hilft" gespendet, die vor der Berliner Erstregistrierungsstelle für Asylsuchende die zum Teil tagelang wartenden Menschen unterstützt. (Homepage Ballhaus Ost, aufgerufen am 24. September 2015, via Berlin Bühnen, www.berlin-buehnen.de)

Berlin, Branchentreff der freien darstellenden Künste. Beim Branchentreff vom 8. bis 10. Oktober gibt es einen Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema "Einwanderungsland Deutschland" von der stellvertretenden Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung Prof. Dr. Foroutan. (Leitung Branchentreff an nachtkritik.de am 24. September 2015).

Berlin, Berliner Ensemble. Das Haus am Schiffbauerdamm sammelt für die Initiative "Moabit hilft" mehr als 7.000 Euro. An Flüchtlinge werden Freikarten vergeben. Das Theater plant am 26. September 2015 eine Versteigerung mit Intendant Claus Peymann und eine Benefizveranstaltung. Auch diese Erlöse sollen "Moabit hilft" (der Verein betreut die vor der Berliner Erstregistrierungsstelle für Asylsuchende zum Teil tagelang wartenden Menschen) zugute kommen. (Bericht des Tagesspiegels, Neue Zürcher Zeitung)
Update: Bei der Versteigerung von Kostümen, Requisiten und Möbeln aus dem 
Theaterfundus kamen laut einer Pressemitteilung des BE vom 28. September Einnahmen 
von 17.505 Euro zusammen; zusammen mit den bei einer Benefizvorstellung von 
Brechts "Flüchtlingsgesprächen" gesammelten Spenden von 887,62 Euro und Einnahmen aus zwei anderen Sammelaktionen sei eine Gesamt-Spendensumme von 25.392,62 Euro zustande gekommen, mit der neben "Moabit hilft" der Verein "Freedomus" unterstützt werden solle, so das BE. (Pressemitteilung des Berliner Ensembles vom 28. September 2015)

Berlin, Berliner Festspiele. Im Rahmen des Berliner Theatertreffens 2015 finden Sammlungen für die Initiative "My Right Is Your Right" statt. Das Festival ist 2015 dem Schwerpunkt "Flucht und Asyl" gewidmet. (Bericht zur Festivaleröffnung auf nachtkritik.de)
Am 3. Oktober ist im Haus der Berliner Festspiele, in Zusammenarbeit mit radioeins unter der Überschrift "Come Together" ein Begegnungsfest für "Geflüchtete, Ehrenamtliche und radioeins Hörer" geplant, mit Musik (drum klub, Judith Holofernes, 17 Hippies, Aziza-A), Hulahoop- und Capoeira-Kurs, Carrera-Bahn, bei dem auch Flüchtlingsinitiativen ihre Arbeit vorstellen und zu Spenden aufgerufen wird. (Berliner Festspiele an nachtkritik.de am 30. September 2015)

Berlin, Deutsches Theater. Seit dem 21. September 2015 hat das DT auf der Probebühne eine Notunterkunft mit 8-10 Betten eingerichtet, in die in Zusammenarbeit mit der Initiative "Moabit hilft" täglich noch unregistrierte Einwanderer, die sonst ohne Obdach wären, eingeladen werden. Verpflegung gibt es auch. Technik, Ensemble, Verwaltung und Freundeskreis des DT arbeiten im Schichtsystem in der Unterbringung. (Deutsches Theater an nachtkritik.de am 8. Dezember 2015)
Außerdem läuft im DT ein Deutschkurs, fünfmal wöchentlich für Geflüchtete aus dem Partnerwohnheim am Trachenbergring. Zudem hat das DT im Rahmen der Berlin-Mondiale künstlerische Projekte mit jungen Geflüchteten durchgeführt und kündigt an, das in dieser Spielzeit in größerem Rahmen fortsetzen.

Berlin, Gorki Theater. Der Zeitung Der Tagesspiegel (1.9.2015) sagt Shermin Langhoff, Intendantin des Berliner Gorki Theaters: "Was wir als Theater ganz praktisch leisten können und leisten, ist Visa-Anträge zu stellen, Arbeitserlaubnisse einzuholen. (...) Wir können Flüchtlingsfamilien in Stücke einladen, mit Einführungsworkshops. Wir können den Refugee Impulse Club und andere Eigeninitiativen unterstützen. All das geschieht am Gorki."

Berlin, Grips Theater. Das Kinder- und Jugendtheater sammelt für die Initiative "My Right Is Your Right". Seit September 2015 sind – Stand 16. November 2015 – 11.078,49 Euro an Spenden zusammengekommen. Für den Bundesverband Unbegleiteter Minderjähriger Flüchtlinge e.V. sammelte das Grips Theater 2.372 Euro. (Grips Theater an nachtkritik.de am 16. und 17. November 2015)

Berlin, Heimathafen Neukölln. Die freie Spielstätte in der Neuköllner Karl-Marx-Straße beteiligt sich an dem von Insa Höppner privat initiierten Projekt "Pack a bag – Willkommensrucksäcke für Geflüchtete", in dem Startersets mit Wasser, Essen, Hygiene-Artikeln und einer warmen Decke zusammengestellt werden. (Pressemitteilung vom 5. Oktober 2015)

Berlin, Schaubühne Berlin. Die Schaubühne sammelt anlässlich des Gastspiels "Letters Home" des Refugee Club Impulse am 20. Dezember 2015 in Kooperation mit der Initiative "Nachts vor dem LaGeSo" Spenden für Geflüchtete, die vor dem LaGeSo auf ihre Registrierung warten müssen. Gebraucht werden dringend Decken und Winterjacken (besonders für Männer) in allen Größen. Spenden können am 20.12. zwischen 18 und 20 Uhr im Kassenfoyer der Schaubühne abgegeben werden. (Pressemitteilung der Schaubühne vom 8. Dezember 2015)

Berlin, Schlosspark Theater. In Kooperation mit der LiteraturInitiative Berlin veranstaltet das Schlosspark Theater am 2. Januar 2016 ein Kultur-Projekt zum Flüchtlingsalltag – u.a. mit Dieter Hallervorden, Mariella Ahrens, Harald Effenberg, Knut Elstermann, Brigitte Grothum, Nina Hoger, Thomas Schendel, Philipp Sonntag, Debora Weigert, Achim Wolff, Santiago Ziesmer sowie den Autoren Ute Krause, Salah Naoura und Anja Tuckermann u.v.m. In Lesungen aus bekannten und wiederentdeckten Texten, Theaterstücken und Podiumsdiskussionen zum Thema Flucht und Vertreibung präsentieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterschiedliche Perspektiven auf die aktuelle politische Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Europa. Die Eintrittsgelder kommen regionalen Flüchtlingsorganisationen zugute. (Pressemitteilung des Schlossparktheaters vom 17. Dezember 2015).
Am 23. Dezember 2015 sagt das Schlossparktheater den Benefiztag für den 2. Januar wegen schleppenden Kartenverkauf ab und verschiebt auf einen unbestimmten späteren Termin. (Presseaussendung des Schlossparktheaters vom 23. Dezember 2015)

Berlin, Staatsoper Berlin. Die Staatsoper sammelt bei jeder Vorstellung im großen Haus Spenden für die Initiative "Moabit hilft!". In bislang sieben Vorstellungen seit dem 11. Oktober 2015 kamen 11.442 Euro zusammen (Stand: 20. Oktober 2015). (Pressemitteilung Staatsoper Berlin via Berlin Bühnen am 20. Oktober 2015).

Berlin, Theater Morgenstern. Das Kindertheater lädt geflüchtete Menschen an Sonntagen (4.10. und 11.10.2015) sowie in den Herbstferien (20. - 22.10.2015) zur "Großen Wörterfabrik" ein. Den Theatereintritt übernimmt der Verein "Freunde und Förderer des theater morgenstern e.V.". (Theater Morgenstern an nachtkritik.de am 3. Oktober 2015)

Berlin, Theater Strahl. Der Förderkreis Theater Strahl e.V. bietet den derzeit über 4.000 Schüler*innen in sogenannten "Willkommensklassen" - Lerngruppen für Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse, die meisten von Ihnen mit Fluchthintergrund – folgendes Willkommens-Paket an: Theaterbesuche für jugendliche Flüchtlinge ab 13 Jahren, auch wenn sie noch nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Das Theater Strahl hat mit der Tanz-Parcours-Performance "¡Our Park!" sowie den Masken-Beatbox-Inszenierungen Stücke im Repertoire, die ohne Sprache auskommen. Der Förderkreis finanziert die Theatertickets als auch die An- und Abfahrt per BVG und einen Workshop im Anschluss an den Theaterbesuch. (Theater Strahl an nachtkritik.de vom 1. Oktober 2015)

Berlin, TIPI am Kanzleramt. Die Varieté, Show- und Musical-Location im Zelt unweit des Kanzleramts veranstaltet am 22. September 2015 ein Sonderkonzert und Dinner für Flüchtlinge. In Kooperation mit dem Verein "Gesicht Zeigen!" empfängt das TIPI, wie auf der Facebook-Seite dokumentiert, 500 Flüchtlinge und Helfer*innen aus verschiedenen Berliner Einrichtungen. (TIPI am Kanzleramt auf Facebook, aufgerufen am 24. September 2015, via Berlin Bühnen, www.berlin-buehnen.de)

Bielefeld, Theater Bielefeld. In Kooperation mit dem Internationalen Begegnungszentrum Bielefeld bietet das Theater Bielefeld kostenlose Eintrittskarten sowie Stückeinführungen und Theaterführungen für Geflüchtete. Außerdem wurde Mitte September unter den Theatermitarbeitern eine LKW- Ladung voll mit Kleidung, Spielzeugen, Kleinmöbeln etc. gesammelt. Am 10. Oktober 2015 veranstalten das Theater Bielefeld und die Bielefelder Philharmoniker ein Benefizkonzert für den Fonds "Wir helfen Flüchtlingen in Bielefeld" der Bielefelder Bürgerstiftung.
Im Rahmen eines Partnerschaftsmodells zwischen dem Theater Bielefeld und 30 Schulen in Bielefeld und der Region begegnen sich Schülerscouts und jugendliche Flüchtlinge aus den Internationalen Förderklassen der Partnerschulen. Und im Rahmen des Laientanzprojekts "Zeitsprung – Geheime Geschichten" besteht eine Kooperation mit dem Maria-Stemme-Berufskolleg und dessen geflüchteten Schülern.
Ab Mitte Oktober startet dem Theater zufolge im Rahmen des neuen Spielclubs Teenclub international ein Theaterprojekt mit unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen. (Theater Bielefeld an nachtkritik.de am 7. Oktober 2015).

Birsfelden, Theater Roxy. Das freie Produktionshaus für "zeitgenössische Theater- und Tanzproduktionen" im Schweizer Kanton Basel-Landschaft hält seit dem Projekt "Homeradio Wildwux: Zimmer frei" im Rahmen "Wildwuchs"-Festivals im Juni 2015 Kontakt zur Anlaufstelle für Migranten "Sans Papiers" und lädt Flüchtinge ein, kostenlos Vorstellungen am Haus zu besuchen. (Leitung Roxy an nachtkritik.de am 24. September 2015)

Bochum, Prinzregenttheater. Bereits gestartet ist das Langzeitprojekt  "Grubengold“ mit Flüchtlingen unter der Regie des Theaterpädagogen, Figuren- und Maskenspielers Holger Wagner. Dieses Projekt will zur aktiven Einbindung und Teilhabe von Menschen, die bei uns Schutz suchen, am kulturellen und sozialen Leben in Bochum beitragen. Unter dem Spielzeitmotto "Revier für Helden" soll im Frühjahr 2016 eine mit und von Refugees entwickelte Performance aufgeführt werden. (Prinzregenttheater an nachtkritik.de am 11. Oktober 2015)

Bochum, Schauspielhaus Bochum. Seit Anfang November rief das Ensemble des Schauspielhauses Bochum Besucherinnen und Besucher zu Spenden für die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. auf. Bis zum 2. Dezember 2015 spendeten die Theaterbesucher*innen über 12.000 Euro.
Außerdem gründete sich am 2. Dezember 2015 im Schauspielhaus der Chor "United Voices". Unter  Leitung der Stimmbildnerin und Gesangslehrerin Ulrike Schubert sind Interessierte jeglichen Alters, Geschlechts und aller Nationalitäten eingeladen, zusammen "mit Menschen aller Nationen Lieder zu singen und neue Harmonien und Sprachen kennenzulernen" (Schauspielhaus Bochum an nachtkritik.de am 3. Dezember 2015).

Bonn, Theater Bonn. Auf Spendensammlungen nach Aufführungen kam bis dato 14.502 Euro zusammen (Stand: 6.11.2015), mit denen die Initiative "Save me – Bonn sagt Ja" unterstützt wird. Mitarbeiterinnen der Kostümabteilung des Theaters haben eine Sammlung von warmer Kleidung und Schuhen gestartet. Für Aufführungen der Oper "Rusalka", das Adventskonzert und ein Kinderstück werden im November und Dezember Freikartenkontingente für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, ebenso für das für März 2016 geplante "Kunstcamp". (Pressemitteilung Theater Bonn vom 6. November 2015)

Braunschweig, Staatstheater Braunschweig. Das niedersächsische Theater veranstaltet am 15. Oktober 2015 erstmals ein "Welcome Dinner“ für 50 Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger und 50 Flüchtlinge. Dolmetscher sind dabei. In Kooperation mit der Flüchtlingshilfe Refugium e.V., dem Büro für Migrationsfragen und dem Jugendmigrationsdienst Caritasverband sollen bis zum Jahresende weitere "Welcome Dinner" folgen. (Pressemitteilung des Staatstheaters Braunschweig vom 12. Oktober 2015)

Castrop-Rauxel, Westfälisches Landestheater. Zur Premiere von "Märchenmond" (25.10.) wurden rund 50 Geflüchtete eingeladen. Außerdem bat das Theater bei mehreren Veranstaltungen um Spenden und hat der Caritas bislang knapp über 260 Euro für die Flüchtlingshilfe übergeben. Es wird weiter gesammelt. Am 2. und 3.12. gibt es als Auftakt zu einer Reihe von Aktionen zusammen mit der Flüchtlingshilfe Castrop-Rauxel, der Stadt Castrop-Rauxel und dem Caritasverband Castrop-Rauxel von der Theaterpädagogik des Landestheaters organisierte "Schnuppertage für Flüchtlinge". (Westfälisches Landestheater an nachtkritik.de am 12. November 2015)

Coburg, Landestheater Coburg. Unter dem Titel "Refugium Theater" hat das Landestheater Coburg ein Kultur-Netzwerk gegründet, das die Möglichkeit zu Austausch, gegenseitiger Inspiration und Kontakt mit verschiedenen Kulturen, Initiativen und Menschen bieten soll. Bei der Auftaktveranstaltung mit  dem Workshop "Freistaat Coburg" am 16. Oktober 2015 soll es zu interkulturellen Begegnungen zwischen Künstlern, Coburger Neuankömmlingen und Publikum kommen. Dazu werden auch gezielt Interessenten in Wohngruppen oder Sprachschulen angesprochen. (Pressemitteilung und Erläuterung des Landestheaters Coburg vom 9. Oktober 2015)

Cottbus Aufsteller 560 Marlies Kross uStaatstheater Cottbus: Nachdem der Aufsteller mit rechtsradikalen Parolen beschmiert worden war, wurde er erneuert und in einer gemeinsamen Aktion von Schauspiel und Publikum wieder aufgestellt. © Marlies Kross

Cottbus, Staatstheater Cottbus. Das Theater im Osten Brandenburgs sammelte innerhalb eines Monats in einer von Künstlern und Mitarbeitern initiierten Aktion 5187,55 Euro Publikumsspenden. Mit dem Geld soll ein zertifizierter Deutschkurs für Geflüchtete finanziert werden. Refugees können kostenlos einzelne Veranstaltungen am Theater besuchen (Familien- und Schulkonzerte sowie die Wiederaufnahmeprobe eines Tanzstücks). Das Staatstheater hat dafür einen Bus-Shuttle von einer Gemeinschaftsunterkunft zu den Spielstätten eingerichtet. Das Philharmonische Orchester spielte bereits im Frühjahr und Sommer mehrere Benefizkonzerte. Mitarbeiter*innen des Hauses engagieren sich in Flüchtlingsunterkünften, eine Schauspielerin veranstaltet Malkurse für Frauen im dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus. (Staatstheater Cottbus an nachtkritik.de am 3. November 2015)

Darmstadt, Staatstheater Darmstadt. Mit einem Benefizkonzert am Sonntag, 25. Oktober 2015, engagiert sich das Darmstädter Haus in der Flüchtlingshilfe. Auf dem Programm seht u.a. Antonín Dvořáks "Sinfonie aus der Neuen Welt". Die Einnahmen gehen an das von der Stadt Darmstadt eingerichtete Spendenkonto. (Pressemitteilung des Staatstheaters Darmstadt vom 29. September 2015)

Dresden, Europäisches Zentrum der Künste Dresden Hellerau. Das auf Performance- und Tanztheater spezialisierte Haus in Dresden-Hellerau hat im Frühjahr 2015 erstmals die Möglichkeit geschaffen, 15 bis 20 Asylbewerber in einem in sich geschlossenen Trakt des Hauses unterzubringen und darüber hinaus auch Patenschaften für andere Flüchtlinge zu übernehmen, die in Dresden untergebracht sind. Auf dem Gelände des Festspielhauses ist der "Golgi Park" als "interkulturelles Gartenprojekt" eingerichtet worden. (Interview mit dem Theaterleiter Dieter Jaenicke und seinem Kollegen vom Staatsschauspiel Dresden Wilfried Schulz über Pegida und die Folgen / Facebook Golgi Park Interkultureller Garten Hellerau)

Dresden, Staatsschauspiel Dresden. Das Dresdner Schauspielhaus hat sich seit Beginn der Pegida-Aufmärsche 2014 mit Bürgerbewegungen und Hilfsverbänden in Dresden vernetzt. Im Montagscafé bringt das Haus Geflüchtete und Dresdner*innen in diversen Veranstaltungen, Workshops, Filmvorführungen, Diskussions- und Kennenlernrunden zusammen. Gemeinsam wurden Fahrräder für Flüchtlinge repariert, wie die Sächsische Zeitung berichtet. Zusätzlich zum Montagscafé finden am Staatsschauspiel Dresden nach Angaben des Theaters seit Mitte September zahlreiche Deutschkurse statt. Im "Club der geflüchteten und nicht geflüchteten Bürger" der Bürgerbühne proben Geflüchtete und Dresdner*innen und erarbeiteten unter professioneller Anleitung Werkstattaufführungen. 
(Interview mit dem Theaterleiter Dieter Jaenicke und seinem Kollegen vom Staatsschauspiel Dresden Wilfried Schulz über Pegida und die Folgen / schwaebische.de, Staatsschauspiel Dresden an nachtkritik.de, 30. September 2015).

Dresden, Theater junge Generation. In Anlehnung an die im Theater junge Generation (tjg) seit vielen Jahren erprobten "Familiensonntage", deren Ziel es ist, Eltern zusammen mit ihren Kindern in eine kreative Interaktion zu bringen, treffen sich seit Anfang September eine Theaterpädagogin sowie eine Gruppe engagierter, interessierter Mitarbeiter des tjg in ihrer Freizeit jeden Montag mit geflüchteten Kindern und deren Eltern in Erstaufnahmeeinrichtungen, um zu basteln und zu spielen und gemeinsam Zeit zu verbringen, in der auch möglichst auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Familien eingegangen wird. Einmal im Monat lädt das Theater außerdem geflüchtete Kinder und ihre Eltern zu einem Theaterbesuch ein. Gewählt werden Inszenierungen, die sprachunabhängig sind wie z.B. die Inszenierung "Funkeldunkel Lichtgedicht", die mit Musik und poetischen Bildern auch für sehr kleine Kinder geeignet ist. Begleitet werden die Inszenierungen durch ein theaterpädagogisches Spielprogramm. Die Familien werden in der Erstaufnahmeeinrichtung abgeholt und auch wieder dorthin zurückgebracht. Außerdem veranstaltet das tjg am 10. November 2015 einen Projekttag für fünfte Klassen zum Thema "Kinder auf der Flucht". Ein Programm, bestehend aus Vortrag, Lesung, Workshop und Gesprächsrunde soll die Dresdner SchülerInnen dabei unterstützen, eine eigene Haltung zu entwickeln, und sie ermutigen, diese auch zu vertreten. (tjg an nachtkritik.de am 15. Oktober 2015)

Essen, Theater und Philharmonie. Das Theater Essen vergibt für sein Kinderwochenendes Ende November über die Caritats und die Diakonie 100 Freikarten für Flüchtlingsfamilien. Bereits seit zwei Jahren kommen die Erlöse des Wunschkonzert-Formats "Für mich soll’s rote Rosen regnen" Flüchtlingen zugute, die in Essen leben und von der Flüchtlingsberatung des Diakoniewerks ­Essen betreut werden. Die Essener Philharmoniker veranstalten unter dem Titel "Refugees welcome" am 15. November 2015 ein Benefiz-Willkommenskonzert – 500 Flüchtlinge sind eingeladen, die übrigen Karten werden verkauft und ihr Erlös gespendet (Pressemitteilung TuP Essen vom 20. Oktober 2015).
In einer weihnachtlichen "Wunschbaum-Aktion" unterstützt das Theater in Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk Essen Kinder aus geflüchteten Familien. An zwei Wunschbäumen im Grillo und in der Ticket-Office haben 158 Kinder aus Diakonie-Einrichtungen Wunschkarten angehängt. An erster Stelle stünde warme Kleidung, aber auch Spielzeug  und ein "mp3-Player zum Deutschlernen" seien untern den Wünschen, teilt das Theater Essen mit. Theatergänger können die Wünsche erfüllen, indem sie Wunschkarten von den Bäumen nehmen und einen erbetenen Gegenstand besorgen (Pressemitteilung TuP Essen vom 13. November 2015).
1.621 Euro hat das Schauspiel Essen mit "verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen" (u.a. Wunschkonzerte, Kostüm- und Dekoversteigerungen) im vergangenen Jahr für die Flüchtlingsberatung des Diakoniewerks Essen gesammelt. (Pressemitteilung TuP Essen vom 3. Dezember 2015). Im Rahmen des Projekts "Der geschenkte Platz" sammelten Essener Bürgerinnen und Bürger rund 5.000 Euro (Stand 9.12.2015), um bedürftigen Kindern und Jugendlichen aus Kinderheimen, Flüchtlingsheimen oder auch Behindertenwerkstätten einen kostenfreien Theaterbesuch von "Anton, das Mäusemusical" zu ermöglichen. (Pressemitteilung TuP Essen vom 9. Dezember 2015)

Frankfurt am Main, Schauspiel Frankfurt. Das Theater der Mainmetropole veranstaltet u.a. Lesungen von geflüchteten, syrischen Autoren wie Aboud Saeed. In Kooperation mit "Academic Experience Worldwide" werden Theaterbesuche für Flüchtlinge organisiert; Vorstellungen sind übertitelt. Das Schauspiel stellt Räumlichkeiten für Deutschkurse von "Teachers on the Road" zur Verfügung. Der Jugendclub des Hauses nimmt minderjährige Geflüchtete umsonst auf; Produktionen werden erarbeitet. Das Haus kooperiert, zusätzlich zu den genannten Organisationen, mit: Project Shelter, AWO Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Frankfurt, der städtischen Koordinationsstelle "Frankfurt hilft – Engagement für Flüchtlinge" und "People like me – Gemeinsam für Flüchtlinge", einer Plattform des Hessischen Rundfunks. Das gesamte aktuelle Angebot auf der Website des Schauspiels Frankfurt (Schauspiel Frankfurt an nachtkritik.de, 16. Oktober 2015).
Vom 14. bis 17. Januar 2016 findet das "Festival Fluchtpunkt Frankfurt" im Schauspiel Frankfurt statt. Theatergruppen mit jugendlichen Flüchtlingen sind eingeladen, ihre Projekte zu zeigen und gemeinsam zu diskutieren (Presseaussendung des Schauspiel Frankfurt vom 2. Dezember 2015).

Gießen, Stadttheater Gießen. Zum Beginn dieser Spielzeit startete das Theater Aktionen, mit denen in Gießen und Umgebung für Flüchtlinge tätige Hilfsorganisationen, Vereine und ehrenamtliche Initiativen unterstützt werden sollten. Bis Ende Oktober hat das Theater insgesamt € 4.250,47 für diese Organisationen gesammelt. (Stadttheater Gießen an nachtkritik.de, 9.November .2015)

Greifswald, Theater Vorpommern. Ein "Markt der Möglichkeiten – Neue Nachbarn mittendrin" möchte konkrete Initiativen und Angebote zum Beispiel in den Bereichen Sprache, Kultur und Sport vorstellen, eine Vernetzung der Akteure ermöglichen und auch die ansprechen, die sich mit eigenem Engagement einbringen möchten. Darüber hinaus bietet das Theater Kirchen und anderen Institutionen als Stoff für den Einstieg in ein öffentliches Gespräch über die Flüchtlingsthematik mit Bürger*innen in der Region das Stück "KRIEG:STELL DIR VOR, ER WÄRE HIER" als kostenlosen Beitrag an. Eine erste Veranstaltung gab es am 8. Oktober 2015 im Vorfeld einer Diskussion mit Bürgermeistern aus der Region, zu der der Bürgermeister der Gemeinde Altentreptow geladen hatte. Eine weitere Veranstaltung findet z.B. im Vorfeld einer Bürgerdiskussion in Wolgast am 13. November statt. (Theater Vorpommern an nachtkritik.de am 15. Oktober 2015)

Halle, Neues Theater und Thalia Theater. Seit dem 13. November 2015 verlesen Theaterschauspieler*innen der Saale-Stadt nach jeder Abendvorstellung einen Aufruf an die Zuschauer und sammeln Spenden, um ein Projekt der Freiwilligen-Agentur Halle für Flüchtlinge zu unterstützen. Die Freiwilligen-Agentur gestaltet das Gebäude der Theatrale am Waisenhausring zu einer Begegnungsstätte mit der Bezeichnung "WELCOME-Treff" um. (Pressemitteilung Theater, Oper und Orchester GmbH Halle vom 13. November 2015). Bis zum 6. Dezember 2015 sind 4.000 Euro an Spendengeldern zusammengekommen (Bericht der Mitteldeutschen Zeitung auf mz-web.de).

Hamburg, Altonaer Theater. Das Altonaer Theater zeigt am 23. Oktober eine Sondervorstellung des Familienmusicals "Oliver Twist – Tu doch, was dein Herz dir sagt" für Flüchtlinge und Helfer zweier Hilfeinrichtungen. Eingeladen sind sowohl Flüchtlingsfamilien aus insgesamt drei Erstaufnahmeeinrichtungen in Altona, 60 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, deren Vormundschaft das Amt für Familie trägt, sowie deren Begleiter und Helfer. Die Familien und die unbegleiteten Jugendlichen erhalten eine entsprechende Einführung und werden beim Besuch von Dolmetschern begleitet, die die Übersetzung in die jeweilige Landessprache leisten. (Pressemitteilung des Altonaer Theater vom 9. Oktober 2015)

Hamburg, Deutsches Schauspielhaus. Das Theater öffnet am Samstag, den 13. September 2015, seine Türen und beherbergt seitdem bis zu 60 Menschen im Foyer des Malersaals, der kleinen Bühne des Schauspielhauses. Die Kantine schenkt Essen aus. (Meldung auf nachtkritik.de)

Hamburg, Kampnagel. Auf dem Gelände des freien Produktionshauses gibt es seit Dezember 2014 einen temporären Aktionsraum für Flüchtlinge aus der Hamburger Lampedusa Gruppe. Im Rahmen des Kunstprojekts "EcoFavela" finden dort auch Flüchtlinge Unterschlupf. Im Mai diesen Jahres gibt es deswegen Ermittlungen gegen Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, die ankündigt, das Projekt auch in der Spielzeit 2015/16 weiterzuführen (Meldung auf nachtkritik.de). Anfang September 2015 kündigt Kampnagel an, die Arbeit mit der Gruppe Lampedusa in Hamburg fortzusetzen, auch das Gebäude der ehemaligen EcoFavela stehe weiterhin als "Aktionsraum für Geflüchtete" zur Verfügung. (Pressemitteilung des Theaters vom 3. September 2015)

Hamburg, Thalia Theater. Im Rahmen einer Urlesung von Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" im September 2013 in der St. Pauli Kirche Hamburg und eines Spendenaufrufs nach den Vorstellungen der Inszenierung des Stücks durch Nicolas Stemann (Nachtkritik von der Mannheimer Premiere im Mai 2014 beim koproduzierenden Festival Theater der Welt) werden 40.000 Euro für die Gruppe Lampedusa gesammelt. Nach jeder "Schutzbefohlenen"-Vorstellung gibt es außerdem Tischgespräche zwischen Zuschauern und Akteuren, bei denen auch Flüchtlingsorganisationen wie z.B. das Welcome Dinner vorgestellt werden.
Seit Beginn der Spielzeit 2015/16 am 12. September 2015 wird im Anschluss an die Vorstellungen des Thalia Theaters Geld für das internationale Diakoniecafé "Why not?" gesammelt, Anlaufstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Vermittlungsstelle für Sprachkurse und psychosoziale Betreuung. Bislang konnten nach Angaben des Theaters knapp 23.000 Euro gesammelt werden. Der Regisseur Gernot Grünewald arbeitet außerdem für eine Dokumentartheaterproduktion mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die Ende Oktober Premiere hatte, mit "Why not?" zusammen.
Am 11. November 2015 eröffnete das Thalia Theater im Ballsaal der Gaußstraße in Zusammenarbeit mit verschiedenen Flüchtlingsorganisationen das internationale Café Embassy of Hope mit Tee und Kaffee für alle, freiem WLAN, Computerstationen, Gesprächsrunden um die Deutsche Sprache zu lernen, Rechtsberatung, Mal- und Fotoworkshops, Theaterworkshops, Konzerten und einem Filmclub. (Pressemitteilungen des Theaters vom 5. und 11. November 2015)

Hannover Dance the Tandem Montagsbar 12 Okt 560 joerg voelker u"Dance the Tandem"- Montagsbar am Staatsschauspiel Hannover am 12. Oktober 2015 
© Jörg Völker

Hannover, Schauspiel Hannover. Das Theater der niedersächsischen Landeshauptstadt sammelt Spenden. Seit September kamen über 20.300 Euro zusammen, mit denen der Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V. unterstützt wird (Stand: 28. Oktober 2015). Künftig sammelt das Schauspiel für den Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte Hannover e. V., in dem die Nachbarschaftskreise der hannoverschen Flüchtlingsunterkünfte organisiert sind. Kinder aus Flüchtlingsunterkünften wurden Anfang Oktober zur Generalprobe des Wintermärchens "Die Schneekönigin" im November eingeladen (aufgrund des Zuspruchs ist die Veranstaltung bereits jetzt ausreserviert). Im Rahmen der allwöchentlichen "Montagsbar" hat das Theater die Reihe "Dance the Tandem" ins Leben gerufen, die zum Spielen und Kennenlernen bei Live-Musik und deutsch-arabischem Büfett einlädt. Die Treffen finden einmal im Monat statt. Außerdem startet ab sofort ein jeden Mittwochnachmittag stattfindender Deutschstammtisch im Pausenfoyer des Schauspielhauses, der Flüchtlingen – über offizielle Sprachkurse hinaus – die Möglichkeit bieten soll, die deutsche Sprache anhand praktischer Beispiele zu erlernen und zu verbessern. (Schauspiel Hannover an nachtkritik.de am 28. Oktober 2015)

Heidelberg, Theater und Orchester Heidelberg. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses geben seit Anfang Oktober 2015 zweimal wöchentlich für 10 bis 15 Asylbewerber*innen Deutschunterricht. Ermöglicht wurde z. B. der Kauf der benötigten Lehrbücher durch zahlreiche Spenden, die bei Vorstellungen gesammelt wurden. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz vor Ort Kleidung, Spielwaren etc. für das Flüchtlingsheim in Heidelberg sortiert. (Theater und Orchester Heidelberg an nachtkritik.de am 19. Oktober 2015)

Heilbronn, Theater Heilbronn. Flüchtlingskinder können dank finanzieller Unterstützung der Heilbronner Bürgerstiftung ab sofort kostenlos das Theater Heilbronn besuchen – alle Stücke im Kinder- und Jugendbereich in der BOXX und das Weihnachtsmärchen "Der Lebkuchenmann" im Großen Haus, in Gruppen und mit Voranmeldung. Schulen, Hilfsorganisationen und andere Einrichtungen aus der Stadt Heilbronn, die Flüchtlingskinder betreuen, können ihre Karten unter evelyn.doebler@theater-hn.de reservieren. (Homepage des Theaters via Twitter am 13. Oktober 2015)

Hildesheim, Theater für Niedersachsen. Seit Beginn der Spielzeit 2015/16 arbeitet eine Theaterpädagogin des Theaters für Niedersachsen mit einer Hildesheimer Flüchtlingsklasse, bestehend aus 15 Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren. Sie werden, gemeinsam mit Studierenden des Studiengangs "Soziale Arbeit" der Hildesheimer Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), ab Februar ein kleines Stück frei nach "Romeo und Julia" einstudieren. Zudem hat das Theater für Niedersachsen eine aus dem Iran geflohene Maskenbildnerin eingestellt, und eine Frau aus Somalia wird im November 2015 ein Praktikum in der Schneiderei beginnen. (Theater für Niedersachsen an nachtkritik.de, 9. Oktober 2015)

Kassel, Staatstheater Kassel. Ein Spendenaufruf der Caritas beim Theaterfest brachte 2783 Euro ein, wodurch eine Nähstube für Frauen eingerichtet werden konnte. Flüchtlinge wurden in die Proben zu Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" eingeladen, alle Vorstellungen werden englisch übertitelt. Außerdem ermöglicht die Fördergesellschaft kostenlosen Eintritt für zunächst 300 Flüchtlinge in ausgewählte Vorstellungen. Familien werden zu bestimmten Musiktheatervorstellungen und Kinderkonzerten eingeladen. Konzert- und Theaterpädagogen engagieren sich mit Aktionen in Flüchtlingsunterkünfte und Erstaufnahmeeinrichtungen. Geplant ist, dass Flüchtlinge die Arbeit an dem Jugendstück "Deportation Cast" als "Experten des Alltags" begleiten. (Staatstheater Kassel an nachtkritik.de, 5. November 2015)

Klagenfurt, Stadttheater Klagenfurt. Das Stadttheater Klagenfurt hat im Oktober 2014 ein Auftragswerk zum Thema "Lampedusa" auf die Bühne gebracht. Am 6. September 2015 fand im Theater eine Gesprächsrunde über die aktuelle Flüchtlingssituation in Kärnten statt. Vertreter der Politik und Betroffene diskutierten über aktuelle Entwicklungen. Bei einem Bücherflohmarkt wurden Euro 2600.- zugunsten des Verein VOBIS (Verein für offene Begegnung und Integration durch Sprache) gespendet. (Mitteilung Stadttheater Klagenfurt an nachtkritik.de, 13. Oktober 2015)

Köln, Schauspiel Köln. Das Schauspiel Köln hat eine langfristige Patenschaft für zwei
Flüchtlingsunterkünfte in Köln-Mülheim übernommen. Daraus resultieren dauerhafte und langfristige Engagements wie Hausaufgabenbetreuung, Bastelgruppen, Laufgruppen, Gartenumgestaltung etc. Als erste große Aktion fand gemeinsam organisiert mit den Bewohnern der Keupstraße ein großes Nachbarschaftsfest mit 1000 Gästen statt. Außerdem gibt es eine neue Vortragsreihe am Schauspiel Köln: "Refugees welcome – Fakten und Hintergründe" – die Vorträge lassen sich hier nachhören (Pressemitteilung Schauspiel Köln vom 17. September 2015, Mail an die Redaktion vom 22. Oktober 2015).

Konstanz, Theater Konstanz. Gemeinsam mit dem Konstanzer Begegnungsort Café Mondial lädt das Theater am 12. Dezember 2015 "Flüchtlinge" zu der Vorstellung des Johnny Cash-Abends "It takes One to know me" ein. Das Theater hält ein Freikartenkontingent für "Flüchtlinge" bereit und lädt im Anschluss daran zum lockeren Get Together ein (Mail Theater Konstanz an nachtkritik.de vom 2. Dezember 2015).

Krefeld-Mönchengladbach, Theater Krefeld-Mönchengladbach. Das niederrheinische Städteverbundtheater hat gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein, dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe der evangelischen Gemeinde Rheydt, dem Krefelder Flüchtlingsrat und der Initiative "Geflüchtete Menschen" ein Projekt ins Leben gerufen: Vier Gruppen zu je 25 Geflüchteten werden von Oktober bis Januar zu Vorstellungen der Ballette "Petruschka/Offenbach" und "Tangonacht plus ..." eingeladen, samt Führungen durch den Backstagebereich des Theaters. Geplant ist auch ein Sonder-Kinderkonzert für Flüchtlingsfamilien aus Syrien, inklusive Übersetzung durch eine arabische Schauspielerin. Unter Theatermitarbeiter*inne wurde bereits warme Winterkleidung gesammelt, Orchestermusiker haben mit eigenen Mitteln und mit Hilfe der Theaterfreunde Asylbewerber ins Sinfoniekonzert eingeladen. In der vergangenen Spielzeit waren vier Menschen aus Eritrea als Hospitanten am Theater tätig. (Theater Krefeld-Mönchengladbach an nachtkritik.de am 9. November 2015)

Leipzig, Theater der Jungen Welt Leipzig. Das Theater der Jungen Welt in Leipzig und sein Förderverein bieten Geflüchteten einen Busshuttle zu den Vorstellungen von "Ein Kranich im Schnee" am 20. Dezember und wieder im Januar. Die Weinhandlung Lindner bezahlt den Bus. Für die Theaterbesucher gibt es eine mehrsprachige Einführung, "Ein Kranich im Schnee" sei besonders geeignet, "da visuelle und musikalische Eindrücke hier mehr vermitteln als die Sprache".
Zudem kooperiert das Theater der Jungen Welt mit dem Patenprogramm des Leipziger Flüchtlingsrats, um gemeinsame Theaterbesuche von deutschen und migrantischen Familien zu ermöglichen. 812 Euro für den Flüchtlingsrat wurden am vergangenen Sonntag bei einer Patenlesung gesammelt. (Medieninformation vom 18. Dezember 2015)

 

Mannheim, Nationaltheater Mannheim. Das NT Mannheim inszeniert eine Theateraufführung mit Geflüchteten (Der Blick von der Brücke/Mannheim Arrival, Premiere am 3.10.2015) und kündigt am 23. September 2015 an, dass die an der Theateraufführung mitwirkenden Flüchtlinge Bildungsgutscheine bekommen. "In diesem Zusammenhang erhalten sie individuelle, auf das jeweilige Bildungsniveau zugeschnittene Qualifikationsangebote, wie z.B. Sprachförderung oder berufsvorbereitende Kurse", so die Pressemitteilung des Theaters. "Ferner versucht das NTM  und seine Partner auch  Ausbildungs- oder Arbeitsplätze bei Unternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar zu vermitteln." (Pressemitteilung des Nationaltheaters Mannheim am 23. September 2015)

Marburg, Hessisches Landestheater. Gemeinsam mit rund 100 Bewohnern des Flüchtlingscamps Marburg/Cappel feierte das Theater der Weltkindertag am 20. September, u.a. mit einer kostenlosen Kindervorstellung. In Kooperation mit dem G-Werk Marburg und gefördert durch die ASSITEJ, "Wege ins Theater" und "Kultur macht stark" wurde seit Februar 2015 das Projekt "Deine Welt" erarbeitet: ein Theaterabend über das Thema Flucht und Heimat von und mit Marburger Jugendlichen und junge Menschen, die aus Eritrea geflüchtet sind. Premiere war im September 2015 am G-Werk. (Hessisches Landestheater Marburg an nachtkritik.de am 6. November 2015)

Meiningen, Südthüringisches Staatstheater. Mit dem Erlös einer Benefizvorstellung von "Peter Pan" am 15. Februar 2015 konnten Intensivsprachkurse für Flüchtlinge finanziert werden. Die Generalprobe des Weihnachtsmärchens "Das Dschungelbuch" hat das Meiniger Theater als Benefizveranstaltung geöffnet. Der Kartenerlös geht – unterstützt durch den Verein "Freies Wort hilft" – an Flüchtlingskinder in der Region. Es wurden Informationen des Theaters zufolge über 3.000 Euro eingenommen. Am 6. Dezember lädt das Theater zum 1. Bürgersalon, in dem Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, über das Flüchtlingsthema zu sprechen. Die Einladung ist eine Reaktion des Theaters auf fremdenfeindliche Kommentare auf seiner Facebookseite, nachdem dort Bilder der Solidaritätsbanner für die Flüchtlinge veröffentlicht worden waren, die das Theater an seiner Fassade angebracht hat. (Südthüringisches Staatstheater Meiningen an nachtkritik.de am 23. November 2015).

Mülheim, Ringlokschuppen/Impulse Festival. Die beiden Theater-Institutionen haben im Sommer 2015 gemeinsam mit "Urbane Künste Ruhr" die Silent University Ruhr gegründet. Das Konzept Silent University stammt vom kurdischen Künstler Ahmet Öğüt und wurde 2012 in London unter seiner Aufsicht zum ersten Mal impliziert. Eine "Silent University" ist "eine autonome Plattform zum Wissensaustausch für Akademiker, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aufgrund ihres Aufenthaltsstatus' oder wegen Nicht-Anerkennung von Abschlüssen nicht als Lehrende weitergeben können", heißt es in der Selbstbeschreibung der Initiative. "Gemeinsam entwickeln die Teilnehmenden Kursinhalte, die ihren beruflichen Qualifikationen und ihren Reflexionen als Geflüchtete oder Asylsuchende entsprechen und die sie aus der Rolle der stimmlos Wartenden herausholen." Es gibt mittlerweile Filialen der Silent University in Schweden, Hamburg (seit 2014) und Amman/Jordanien. Die Silent University Ruhr hat einen Raum in der Mülheimer Innenstadt bezogen und nach eigenen Angaben bereits "zahlreiche Verbindungen mit bereits existierenden Initiativen und Vereinen im Ruhrgebiet, aber auch mit den zuständigen Stellen der Stadt Mülheim geknüpft".

Mülheim, Theater an der Ruhr. Seit 2012 gibt es das "nachhaltige Theater- und Kunstprojekt" Ruhrorter des Theaters an der Ruhr mit Flüchtlingen und Asylsuchenden aus dem Ruhrgebiet. Mit "Ein Stück von mir" (2013), "Zwei Himmel (Palimpsest)" (2014) und "Und die Nacht meines Anfangs" (2015) hat es bereits drei Produktionen herausgebracht. Das Ziel von Ruhrorter ist nach eigenem Bekunden "die Suche nach neuen ästhetischen Formen, um mit den Mitteln der Kunst und der forschenden Dokumentation ein öffentlich sichtbares und erfahrbares Korrektiv gegen die stereotype Kategorisierung und Ausgrenzung von Flüchtlingen und Asylsuchenden – sowohl in der Bürgergesellschaft, als auch in den Medien und der dokumentarischen Kunst – zu entwerfen".

München, Münchner Kammerspiele. Die Kammerspiele veranstalten einen Open Border Kongress unter dem Titel "Munich Welcome Theatre" (vom 16. bis 18. Oktober 2015). Mit Künstler*nnen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*nnen und "Menschen, die selbst als Geflohene nach Deutschland gekommen sind oder schlicht daran interessiert sind, die gesellschaftlichen Herausforderungen weltweiter Migrationsbewegungen zu meistern", sollen in künstlerischen und diskursiven Veranstaltungen Gestaltungsmöglichkeiten einer "Gesellschaft der Offenheit und Vielfalt" untersucht werden. (Homepage der Münchner Kammerspiele, aufgerufen am 24. September 2015)

München, Volkstheater. Das Münchner Volkstheater hat im Rahmen der Initiative "München ist bunt" am 14. September eine Kundgebung auf der Brienner Straße veranstaltet. Außerdem hat es sich für "Welcome to Paradise" (Regie: Karen Breece) mit Münchner Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen vernetzt und Flüchtlinge aus unterschiedlichsten Herkunftsländern in die Dokumentartheaterproduktion eingebunden. "Welcome to Paradise" wird nicht mehr im Volkstheater gespielt, aber nach Angaben des Theaters von Oktober bis Dezember 2015 in mehreren Stadtteilkulturzentren Münchens als Lesung präsentiert, u.a. im EineWeltHaus München. Über den Münchner Flüchtlingsrat würden auch bei diesen Lesungen Flüchtlinge eingebunden, Podiumsgespräche veranstaltet und Gemeinschaftsveranstaltungen organisiert. (Volkstheater München an nachtkritik.de, 7. Oktober 2015)

Münster, Theater Münster. Das Theater Münster kooperiert mit dem Sozialdienst für Flüchtlinge Münster und der GGUA Flüchtlingshilfe und stellt u.a. für diverse Veranstaltungen Kartenkontingente für Flüchtlinge zur Verfügung. Außerdem arbeitet die Theaterpädagogik und das Junge Theater Münster mit zwei internationalen Förderklassen (IFK) des Anne-Frank-Berufkollegs in Münster zusammen. (Theater Münster an nachtkritik.de, 13. Oktober 2015)

Neuss, Rheinisches Landestheater. Das Theater sammelt Geld für Lehrmaterial von Deutschkursen für Flüchtlinge. Bisher sind im Rahmen des Theaterfests von Zuschauern und theaterintern von Mitarbeitern insgesamt 465,63 Euro zusammengekommen. (Rheinisches Landestheater an nachtkritik.de, 30. September 2015)

Oberhausen, Theater Oberhausen. Wöchentlich, immer donnerstags, finden einstündige Treffen in einer Schule statt, mit Sprachförderungen, Spiel-, Musik- und Bastelangebote für Flüchtlingskinder. Kinder der Stötznerschule und der Integrationsklasse der Brüder Grimm Schule bemalten zusammen den Bühnenvorhang für das bevorstehende Familienstück "Pinocchio" am Theater Oberhausen. Ein gemeinsamer Vorstellungsbesuch folgt Ende November.

Pinocchio Oberhausen 560 BeatriceKrolDer Pinocchio-Vorhang © Béatrice Król

Mitarbeiter des Theaters organisieren außerdem begleitete Vorstellungsbesuche (mit Übersetzungen ins Hocharabische), sammeln zielgerichtet benötigte Materialspenden (z.B. Winterkleidung und Kosmetikartikel) und organisieren gemeinsam mit Alteingesessenen und neuen Anwohnern der Stadt verschiedene Begegnungsveranstaltungen: eine offene Musikbühne, ein regelmäßiger Frauen-Treff, produktionsbezogene Workshops oder Diskussionsveranstaltungen. (Theater Oberhausen an nachtkritik.de, 29. Oktober 2015)
Update: Bei Spendensammlungen für Flüchtlinge nach den Abendvorstellungen wurden über 6.000 EUR gesammelt. Das Geld wird an in Oberhausen tätige Flüchtlingsorganisationen weitergeleitet. (Theater Oberhausen an nachtkritik.de, 11. November 2015)

Osnabrück, Theater Osnabrück. Die Dance Company Theater Osnabrück lud am 14. November 2015 gemeinsam mit der Osnabrücker Initiative "FreiZeit für Flüchtlingskinder" zu einem Tanz-Workshop für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein. Der Workshop fand im Rahmen des Doppelpass-Projekts "Biografie des Körpers" statt. Im Februar und Mai 2016 wird es weitere Workshops geben. Außerdem sind interessierte Flüchtlinge eingeladen, den Jugendclub Tanz zu besuchen (Theater Osnabrück an nachtkritik.de, 9., 25. November und 7. Dezember 2015).

Paderborn, Theater Paderborn. Eine Gruppe von Mitarbeiter*innen des Theater Paderborn trifft sich nach Angaben der Pressestelle des Theaters seit mehreren Monaten "regelmäßig mit Flüchtlingen in Paderborn zu gemeinsamen Aktivitäten". Aus Interviews mit diesen Flüchtlingen werde ein Film produziert, der am 6.12.15 im Studio des Theater Paderborn mit anschließender Publikumsdiskussion gezeigt werden soll. Am 7.11.15 veranstaltet das Theater Paderborn außerdem zum zweiten Mal ein "Dinner for all", "bei dem Flüchtlinge zusammen mit Paderborner Bürger*innen im Theatertreff kochen und anschließend gemeinsam Abendessen". (Theater Paderborn an nachtkritik.de am 30. September 2015)

Plauen-Zwickau, Theater Plauen-Zwickau. Das Städteverbundtheater stellt für jede Vorstellung in den großen Häusern jeweils ein Freikartenkontingent von 20 Karten für Flüchtlinge zur Verfügung. "Dazu drucken wir gerade Flyer auf Englisch und Arabisch, die wir zu den Flüchtlingen bringen", sagt Intendant Roland May im Interview mit der Freien Presse (15.10.2015). Zudem wird die Generalprobe zum 1. Ballettabend zum Besuch für Geflüchtete angeboten. Die Theaterpädagoginnen arbeiten mit Kindern einer DaZ-Klasse im Grundschulalter (in Plauen) sowie an einem Projekt mit jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen und deutschen Kindern im SOS-Kinderdorf (in Zwickau). Geprüft wird derzeit, inwieweit Flüchtlinge in die Chorarbeit der Häuser eingebunden werden können. Man wolle "einen Chor für Flüchtlinge gründen, jeweils einen in Plauen und in Zwickau", so May zur Freien Presse. (Theater Plauen-Zwickau an nachtkritik.de am 12. Oktober 2015, Interview mit Roland May, Freie Presse vom 15. Oktober 2015)

Potsdam, Hans Otto Theater. Das Hans Otto Theater Potsdam organisiert unter der Überschrift "A Place to Live – Flüchtlinge willkommen" gemeinsam mit Flüchtlingen und Initiativen am 15. Oktober 2015 eine Lange Nacht der Begegnungen – mit Lesungen, Dokumentationen, Ausstellungen, Informations- und Tauschbörsen, einem internationalen Buffet, Musik, Tanz und Gesprächen. Außerdem sammelt das Theater Spenden für die Flüchtlingsarbeit in Potsdam und lädt Flüchtlinge zu Vorstellungen ein. (Hans Otto Theater an nachtkritik.de am 12. Oktober 2015)

Regensburg, Theater Regensburg. "Come-Together. Refugees welcome on stage". Konzert von und für Menschen aus aller Welt | A concert by and for people from all over the world" am 16. Oktober 2015. (Webseite des Theaters)

Saarbrücken, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken. Seit Beginn der Spielzeit 2015 / 2016 trifft sich am Staatstheater regelmäßig eine Helfer-Gruppe, um Ideen für die Flüchtlingshilfe zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen eines Praktikums integrierte das Staatstheater einen syrischen Flüchtling mit Tanzausbildung für elf Vorstellungen im September und Oktober ins Ensemble der "Rocky Horror Show". Anfang November besucht eine Theatergruppe aus syrischen und eritreischen Flüchtlingen sowie ein Regisseur aus Syrien eine Probe von "Warten auf Godot" zu einem ersten Austausch über die gegenseitige Theaterarbeit. Flüchtlingsfamilien werden ab November zum Weihnachtsstück eingeladen, mit Fahrdienst und Begleitung durch Theater-Mitarbeiter. Ein Schauspieler bereitet gerade eine Job- und Praktika-Börse vor, die ab Dezember im Theaterfoyer zugänglich sein wird. Mitarbeiter geben Deutschunterricht, außerdem beginnen zur Zeit Spendensammlungen bei Vorstellungen, um mit dem Geld gezielt Dinge einzukaufen, die in Flüchtlingseinrichtungen dringend gebraucht werden. Aktuell läuft ein Spendenaufruf an das Publikum für Hygieneartikel für die 4.000 Flüchtenden in der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Lebach. Bei zwei Vorstellungen sind ingesamt 3668 Euro an Spenden zusammengekommen (Stand: 7. November 2015). Das Staatstheater verzichtet in diesem Jahr auf Weihnachtskarten zugunsten einer Geldspende für Flüchtlingsprojekte. (Staatstheater Saarbrücken an nachtkritik.de am 28. Oktober 2015; Pressemitteilung vom 7. November 2015).  

Salzburg, Landestheater Salzburg. Das Landestheater Salzburg übertitelt im Oktober 2015 erstmals in seiner Geschichte eine Inszenierung mit arabischen und englischen Übertiteln. Gezeigt wird Shakespeares "Romeo und Julia". Seit 2014 besteht eine Partnerschaft zwischen dem Landestheater und dem Caritas-Flüchtlingsheim im Salzburger Stadtteil Mülln, in der gemeinsame Aktivitäten wie Kino- und Theaterbesuche für Asylsuchende gestaltet werden – "bislang nur von Opern- und Ballettvorstellungen im Landestheater", teilt das Haus mit. (Pressemitteilung vom 2. Oktober 2015)

Salzburg, Salzburger Festspiele. Die Salzburger Festspiele spenden der katholische Hilfsorganisation Caritas 100.000 Euro, bestimmt unter anderem für Flüchtlingsarbeit vor Ort im libanesischen Krisengebiet. (Pressemitteilung der Salzburger Festspiele vom 24. Juli 2015)

Senftenberg, Neue Bühne Senftenberg. Im Rahmen des Theaterspektakels "Brecht Auf! Das Fest" wurde ein "Ort der interkulturellen Begegnung" geschaffen. Flüchlinge lesen Bertolt Brechts "Flüchtlingsgespräche". Der Programmpunkt entspringt Initiativen von Mitarbeiter*innen des Hauses, die sich ehrenamtlich im Flüchtlingsheim am Wehr engagieren und dort Deutschunterricht geben. (Pressemitteilung der Neuen Bühne Senftenberg am 22. September 2015)

Siegen, Apollo-Theater Siegen. Seit über einem Jahr engagiert sich das Haus, in dem überwiegend  Gastspiele, seltener auch eigenen Produktionen gezeigt werden, für "Menschen mit und ohne Heimat". - "Der schöne Sonntag" ist eine Initiative des Apollo-Theaters in Zusammenarbeit mit heimischen Flüchtlingsinitiativen. Zu ausgewählten Vorstellungen werden Flüchtlingsfamilien und ihre deutschen Unterstützer ins Theater eingeladen. Den ersten Teil des Tages bestreiten die deutschen Patengruppen, vielleicht eine Schülergruppe, ein Sportverein oder eine kirchliche Initiative, etwa mit einem Grillfest, einer Besichtigung oder einem Fußballturnier. Danach folgt der gemeinsame Theaterbesuch, mit einer speziellen Einführung vorher und einem "Come together" nach der Vorstellung.

Apollo Theater Siegen 560 uEin Theaterfoyer voller Schlafsäcke, Zelte und Iso-Matten: Ergebnis des Spendenaufrufs in Siegen
© Apollo Theater Siegen

Auch "spontane Hilfsaktionen werden im Apollo zum Erfolg", schreibt uns das Theater. Ein kurzfristiger Aufruf erbrachte hunderte von Iso-Matten, Zelten und Decken, die sich im Theaterfoyer türmten, sowie Geldspenden, mit denen 5.000 Regen-Capes für Flüchtlinge finanziert werden konnten, die an der serbisch / kroatischen Grenze gestrandet waren.  (Apollo-Theater an nachtkritik.de am 29. Oktober 2015)

Stendal, Theater der Altmark. Das Theater der Altmark engagiert sich seit März 2015 in der Bewegung "Refugees Welcome" in unterschiedlichen Arbeitskreisen: Mobilität (z.B. Fahrräder zur Verfügung stellen), Lotsen (z.B. Ämterhilfe), Sprache (Deutschlernen). Zusammen mit der Stendaler Migranten Initiative STEMI konzipiert das Haus Länder- und Welcome-Abende im Theater, setzt öffentliche Aktionen wie Flashmobs und spontane Kundgebungen um und plant mit dem interkulturellen Theaterprojekt "Arche 2.0" für die nächsten fünf Jahre ein Demographie- und Migrationsprojekt im Rahmen des Bundesmodellprojekts "Dehnungsfuge". (Theater der Altmark an nachtkritik.de am 24. September 2015)

Stuttgart, Junges Ensemble. Das Junge Ensemble Stuttgart (JES) bietet in den Herbstferien (2.-6.11.2015)  einen von der JES-Theaterpädagogin geleiteten Theater-Workshop  für Flüchtlingskinder aus der benachbarten Notunterkunft Haus Martinus an, in der momentan noch unregistrierte Flüchtlinge leben. Der Wokrshop soll spielerisch der Sprachförderung dienen. Darüber hinaus bietet das JES drei Mal pro Woche jungen erwachsenen Flüchtlingen aus dem Haus Martinus Deutschunterricht im Foyer des Theaters an. Das JES ist außerdem Kooperationspartner des Projekts Labyrinth, bei dem jugendliche Flüchtlinge gemeinsam ein Musik-Tanz-Theater auf hohem künstlerischem Niveau entwickeln, das thematisch an die Lebensgeschichten der Teilnehmer angelehnt ist. Premiere ist im April 2016 im JES. (JES an nachtkritik.de am 12. Oktober 2015)

Wien, Burgtheater. Das Burgtheater sammelt auch in der neuen Saison nach Aufführungen von Michael Thalheimers Inszenierung Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek  für den Bildungsfonds der Caritas, 14.000 Euro seien inzwischen zusammengekommen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung (20.9.2015). In einer Produktion der Jungen Burg ("Gimme Shelter") erzählen Flüchtlinge auf der Bühne ihre Geschichte.

Wien, Dschungel Wien. Das Theaterhaus für junges Publikum besetzt jeden Montag um 18 Uhr den "Platz der Menschenrechte" vor dem Theaterhaus (Ecke Mariahilfer Straße/MuseumsQuartier) mit Reden, Statements und Lesungen und gibt im Geiste der "Speakers Corner" Mitarbeiter*innen, Künstler*innen und Passanten ein Forum,  sich öffentlich zum Thema Menschenrechte zu positionieren. (Dschungel Wien an nachtkritik.de am 24. September 2015)

Wien, Theater in der Josefstadt. In der Josefstadt gründen die Direktion, die Betriebsräte und die Ensemblevertretung den Josefstadt Theater Hilfsverein "Wir Josefstadttheater". Der Verein stellt zwei syrischen Flüchtlingsfamilien zwei möblierte Wohnungen, vorerst für ein Jahr, zur Verfügung und hilft bei Deutschunterricht und Behördenwegen. Die Flüchtlinge werden in der Kantine der Josefstadt versorgt, außerdem sammelt der Verein Sachspenden, stellt dafür Lagerraum und Transport zur Verfügung. Ausdrücklich betonen die Wiener, dass keine Subventionen in diese Eigeninitiative fließen. Zur selben Zeit entsteht ein Flüchtlings-Theaterprojekt unter der Leitung von Josefstadt-Schauspielerin Hilde Dalik. (Pressemitteilung des Theater in der Josefstadt vom 7. September 2015)

Wien, Volkstheater. Bei seiner Spendensammelaktion, die eine Woche lang nach jeder Vorstellung durchgeführt wurde, hat das Volkstheater Wien 10.600 Euro für die Flüchtlingshilfe des Roten Kreuzes gesammelt. (Volkstheater Wien an nachtkritik.de am 5. Oktober 2015)

Wiesbaden, Staatstheater Wiesbaden. Das Theater der hessischen Landeshauptstadt bietet unter dem Projekttitel "Fluchtpunkt" ein breites Spektrum an Begegnungs- und Gestaltungsaktivitäten an. Mittwochs öffnet das "Café Fluchtpunkt" als Treffpunkt; im Projekt "Rede mit" stehen sprachlicher und kultureller Austausch in Tandems oder Kleingruppen im Vordergrund; Schauspielworkshops, Backstageführungen und Wochenendkurse für geflohene Jugendliche und junge Eltern mit Musik, Deutsch-Crashkursen, gemeinsamen Essen und Kinderbetreuung sind in Planung. Im Fotoprojekt "Mach dir ein Bild!" erkunden jugendliche Flüchtlinge mit Kameras und unterstützt von einem professionellen Fotografen Wiesbaden. Außerdem kann man über die Aktion "Starthilfe – Willkommen im Theater" Flüchtlingen einen Theaterbesuch schenken. (Homepage www.staatstheater-wiesbaden.de, abgerufen am 12. Oktober 2015 und Pressemitteilung vom 20. Oktober 2015)

Wilhelmshaven Probenbesuch 560 alice duewel uProbenbesuch einer Gruppe eritreischer Flüchtlinge an der Landesbühne Nord  © Alice Düwel

Wilhelmshaven, Landesbühne Niedersachsen Nord. Die Landesbühne lud eine Gruppe eritreischer Flüchtlinge zu einer Probe von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ein. Begleitet wurde sie von einer Vertreterin der Flüchtlingshilfe der Freiwilligenagentur Wilhelmshaven. Es war der zweite Besuch der seit acht Monaten in Deutschland lebenden Eritreer am Theater. Es handelt sich dabei um den Versuch, die deutsche Kultur in Gestalt ihrer Weihnachtsmärchen und ihrer Theater ein wenig kennenzulernen. Die Schauspieler*innen und die Regisseurin erfuhren im Gegenzug etwas über Lage und Lebensverhältnisse in Eritrea (Pressemitteilung der Landesbühne Nord vom 29. Oktober 2015).

Wilhelmshaven Jeda 560Judith Goldberg in "Jeda, der Schneemann" © Landesbühne Nord
In Absprache mit dem Familienzentrum West plant die Landesbühne außerdem vorerst bis Weihnachten wöchentliche Aktionen in der in der Notunterkunft im ehemaligen Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Wilhelmshaven. Schauspieler zaubern und singen Kinderlieder und der Theaterpädagoge Frank Fuhrmann spielt Theaterspiele mit Flüchtlingskindern und Mitgliedern des Jugendclubs der Landesbühne. Den Auftakt bildete am 25. November eine spontan anberaumte Vorstellung des Stücks "Jeda, der Schneemann" (Pressemitteilung der Landesbühne Nord vom 25. November 2015).

Wuppertal, Schauspiel der Wuppertaler Bühnen. Das Schauspiel der Wuppertaler Bühnen stellt seit Oktober 2015 in dem Projekt "IN UNSERER MITTE – WIR ERZÄHLEN UM UNSER LEBEN" syrischen Flüchtlingen in Wuppertal einen kulturellen Raum zur Verfügung. Ziel des Jahresprojektes ist es, die Neuankömmlinge in Kontakt mit der Stadt und interessierten Bürgern bringen und ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Geschichten von Flucht, Vertreibung und Aufenthalt in Deutschland aufzuschreiben und zu erzählen. Das Projekt ist als "Schreibwerkstatt" angelegt und wird betreut vom Schriftsteller Hermann Schulz, Intendantin Susanne Abbrederis und dem Vorsitzenden des Integrationsrates "Initiative In unserer Mitte", Helge Lindh. (Schauspiel Wuppertal an nachtkritik.de am 16. Oktober 2015)

 

Mehr zum Thema Theater und #refugeeswelcome:

In seiner Kolumne "Experte des Monats" kommentierte Dirk Pilz am 25. August und am 29. September 2015 die deutsche Flüchtlingspolitik.

Im Mai 2015 machte Sophie Diesselhorst sich grundsätzliche Gedanken über Das Theater mit den Flüchtlingen. Anfang September 2015 schrieb sie unter der Frage "Ist das noch Kunst oder ist das schon Sozialarbeit?" darüber, wie sich die Theater in der Flüchtlingsdebatte positionieren.

Im April 2015 fragte sich Georg Kasch in seiner Kolumne "Queer Royal" angesichts der aktuellen Flüchtlingspolitik: Kann man als Europäer derzeit noch in den Spiegel schauen? Ebenfalls seit April 2015 porträtiert nachtkritik.de in der Rubrik "die neuen deutschen" in loser Folge Menschen, die es bis nach Deutschland geschafft haben, aber bislang nicht ankommen dürfen.

Im Januar 2015 interviewten Christian Rakow und Sophie Diesselhorst die Dresdner Intendanten Wilfried Schulz und Dieter Jaenicke zu der Frage: Was kann Theater in der Hauptstadt der Pegida ausrichten?

 

mehr porträt & reportage

Kommentare  
#refugeeswelcome: wann, wenn nicht jetzt
Stuttgart, München, Frankfurt.... Wo bleibt ihr? wann, wenn nicht, wo, wenn nicht, wer, wenn nicht....

(Sehr geehrter Helfender, die Liste wird kontinuierlich ergänzt, gerade erreicht uns Nachricht aus München, die sogleich verarbeitet wird. Mit besten Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
#refugeeswelcome: künstlerischer Beitrag in Bonn
Und auch das hier kann und sollte das Theater beitragen : Empathie schaffen.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/kultur/kleiner-raum-grosse-wirkung-article1728702.html
#refugeeswelcome: auch kleinere Theater
Liebe Nachtkritikler, es gibt auch kleinere Theater,die trotz ihres geringeren Budgets großartiges leisten. Bitte erwähnt die doch auch!

(Liebe Johanna, es ist, wie wir im Einleitungstext schreiben. Wir sind bei der Erstellung dieser Liste auf Partizipation angewiesen. Gerade hat uns Stendal über sein Engagement berichtet. Den Eintrag finden Sie jetzt oben. Mit besten Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
#refugeeswelcome-Liste: Wortgebrauch überdenken
Liebe Redaktion,
ich bitte auch hier um einen Diskurs zum Wort "Flüchtling". Worte haben Macht, Worte definieren.
Es würde mich freuen, wenn auch hier bei Nachtkritik.de bedacht wird, diese Menschen sind mehr als ihre Flucht. Das Wort Flüchtling ist in dieser, inhaltlichen großartigen, Aufzählung der engagierten Theater deutlich zu oft zu lesen.

Bsp. zur Begriffsdiskussion:
http://www.deutschlandradiokultur.de/gefluechtete-versus-asylanten-begriffe-druecken.1005.de.html?dram:article_id=330623
#refugeeswelcome-Liste: besser Begriffslücken
Habe den empfohlenen Beitrag gelesen und gehe an vielen Stellen mit außer bei dem Begriff "Heimatvertriebene", der hierzulande eben für die deutschstämmigen Leute aus den von unter Hitler eroberten und besetzten
polnischen, baltischen bis zu russischen Gebieten benutzt wurde. Was der Vertreibung der vor dem Krieg aus ihrer Heimat Flüchtenden in Syrien z.B. oder den vor regressiven wie kriegerisch überwachten Regierungsverhältnissen in Afghanistan nach Europa und bevorzugt offensichtlich D kommen, als zu 1944/45 analoge Fluchtbewegung NICHT entspricht. Und der Begriff Refugees impliziert bis heute eher die Auswanderung aus Frankreich aus Gründen religiös begründeter Verfolgung. Was den Tatsachen der inner- religiösen Auseinandersetzung in den betreffenden Ländern ebenfalls nicht vollinhaltlich entspricht. Begriffskrücken wie: die hier Ankommenden, Einreisewilligen, Einwanderer sind da vorläufig eventuell richtiger und können auf Geschichte warten. Auch auf die geschichten der betreffenden Personen. Was das Theater scheinbar nicht kann in seiner unbewussten Sehnsucht nach der auf ihm stattfindenden Tragödie für die es keine erfundenen Texte mehr gibt.
#refugeeswelcome-Liste: Neubürger
"Heimatvertriebene" sind überwiegend aus ihrer pommerschen, schlesischen oder ostpreußischen Heimat vertriebene Staatsbürger des "Deutschen Reiches"("Großdeutsches Reich" seit 1938) - Warum nicht gleich "Neubürger"?
#refugeeswelcome-Liste: noch nicht eingebürgert
An oberlehrer: Weil sie eben mit der Ankunft noch nicht eingebürgert sind. Das würde das Einbürgerungsprozedere bagatellisieren und zur Gewohnheit der unkritischen Annahme des Verfahrens führen.
Kommentar schreiben