Gehemmt und doch inspiriert
von Narges Hashempour
26. August 2021. Der Dezember 2019 war ein seltsamer Monat im Iran. Ähnlich wie im Dezember zuvor war die Luftverschmutzung so hoch wie nie zuvor. Eine Kombination aus landesweiter Umweltbelastung, Erkältungswellen und Grippeausbreitung (wer weiß, vielleicht war es bereits das Covid-19-Virus) führte zu häufigen Schulschließungen. Außerdem wurden ältere Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten von der Regierung angewiesen, zu Hause zu bleiben.
Inhibited And Yet Inspired
by Narges Hashempour
August 26, 2021. December 2019 was a strange month in Iran. Proximate to previous December, air pollution was more than ever. A combination of nationwide air pollution, cold snaps, and flu spread (who knows, maybe it was already the Covid-19 virus) led to frequent school closures. Also, the elderly and those with chronic illnesses were mandated by the government to stay home.
Site Specific auf Teherans Straßen
von Jörg Karrenbauer
25. Januar 2018. Wenn man das Programm des Fadjr International Theatre Festivals in Teheran online anschauen will, erfährt man auf den ersten Blick nicht viel mehr, als dass es die 36. Ausgabe ist und vom 18. bis 29. Januar stattfindet. Es gibt keinen Programm-Reiter, den man anklicken könnte. Stattdessen taucht irgendwo das Wort Schedule auf, und dann lassen sich zwei pdf-Dateien runterladen, die den Programmüberblick der Berlinale im Vergleich nahezu übersichtlich erscheinen lassen. Unmöglich, die genaue Zahl der Vorstellungen und Veranstaltungen zu ermitteln. Es sind viele. Sehr viele. Es ist das größte Theaterfestival in Iran. Irgendwo steht, es sei sogar das größte im Mittleren Osten.
Die Morgenröte hinter dem Smog
von Ralf-Carl Langhals
Teheran, 27. Januar 2014. "Das Kopftuch bleibt!" Für das Gastspiel des Nationaltheaters Mannheim in Teheran hat Nicole Heesters diesen eigentlich gestrichenen Lorca-Satz wieder aufgenommen. Sie spielt die Titelrolle in Calixto Bieitos Mannheimer Inszenierung "Bernarda Albas Haus". Nirgends passt er besser als hier, gilt er doch auch für die neun Schauspielerinnen und ihre Kolleginnen der NTM-Abteilungen, die mit zum Fadjr-Festival in den Iran gereist sind. Es ist das einzige deutsche Gastspiel dieses 32. Festival-Jahrgangs und seit Jahren auch wieder der erste Festivalbeitrag aus Deutschland.
Zwischen Mahnern und Mullahs
von Claudius Lünstedt
Berlin, 20. Februar 2008. Auf der diesjährigen Berlinale beflügelte der Dokumentarfilm Football Under Cover von David Assmann und Ayat Najafi Publikum und Kritik: eine Kreuzberger Frauenfußballmannschaft hatte es sich in den Kopf gesetzt, nach Teheran zu reisen und dort gegen die iranische Frauennationalmannschaft zu spielen. Nach irrwitzigen Mühen kommt die Begegnung tatsächlich zustande – die Teams trennen sich eins zu eins unentschieden. Assmann und Najafi hatten die iranischen Behörden überrumpelt und viel dafür getan, dass aus diesem geschundenen Land endlich einmal gerechtere Bilder zu sehen sind.
Die Gesellschaft frisst sich selbst
von Dorothea Marcus
Mülheim an der Ruhr, November 2007. Was man so alles zum Foltern braucht: Zangen, Hämmer, Schraubzwingen. Leuchtend hängen sie auf dem Bild vor dem OP-Tisch. "Doktor, bitte in den letzten Raum", tönt eine Lautsprecherstimme. "Ich würde gern erstmal mit der Theorie beginnen", sagt der Folterschüler, als sein Lehrer angekommen ist.
Regimekritik unter Fußballfans
von Dorothea Marcus
Teheran, Februar 2006. Warum gab es in Teheran letztens eine Wasserknappheit? Der Präsident hat endlich ein Bad genommen! Warum gab es Cholerafälle, als Ahmadinedschad an die Macht kam? Weil er zur Feier des Tages seine alten Socken in den Kanal warf! Das Erste, wovon uns Iraner erzählen, sind die Witze. Sie kursieren in 90 Prozent aller SMS-Botschaften. Nun versucht der iranische Präsident, ein Kontrollsystem für Mobiltelefone zu entwickeln - aber er hat genug damit zu tun, das Internet zu kontrollieren und die NGOs zu bespitzeln. Im Iran werden immer neue Webseiten blockiert, allein 90 Prozent der feministischen Seiten - während wir da waren, kam die persische BBC-Seite dazu.
Hotdogs und Hamlet
von Dorothea Marcus
Teheran, März 2005. Rauchschwaden ziehen durch das Theatercafé, als gäbe es in der verschmutztesten Stadt der Welt nicht schon genug Staub in der Luft. Anfang Januar hat die Stadtregierung die Kindergärten wegen Smog geschlossen. Nichts, was jemanden abhalten würde, am Wochenende auf die Skipiste in den nahen Bergen zu gehen - und das süße Leben der jeunesse dorée zu feiern, so westlich aussehend, als hätte es nie eine Revolution gegeben. Wenn man dagegen nach unten in den armen Süden fährt, ein U-Bahn-Ticket kostet 7,5 Cent, erstrecken sich kilometerweit die Gräber der „Märtyrer“ im Iran-Irak-Krieg. Zehntausende junge Männer mit Samtblicken, jeder hat ein Foto in einem Schränkchen unter einem Areal von Wellblechdächern. Die gleichen, die noch vor sechzehn Jahren als Kanonenfutter dienten, stürmen heute das Theater in Teheran.
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