Presseschau vom 6. Juni 2015 – Der Zürcher Tagesanzeiger dokumentiert die Rede von Lukas Bärfuss zum Abschluß des Schweizer Theatertreffens

Theater ist nicht downloadbar

Theater ist nicht downloadbar

6. Juni 2015."Was ist die Rolle des Theaters in einer Zeit, wo wir auf verschiedensten Kanälen zu Informationen und Geschichten kommen?" fragt der Dramatiker Lukas Bärfuss in seiner Rede zum Abschluß des Schweizer Theatertreffens (die der Zürcher Tagesanzeiger dokumentiert).

Theater sei teuer, "warum ist es uns teuer?" Es werde immer wieder nach der Berechtigung staatlicher Subventionen gefragt, welche Leistung das Theater erbringe und was es der Gesellschaft nütze. "Alles Fragen, die zuletzt wieder häufiger gestellt wurden. Und oft wurde mit den Fragen vom Theater eine Rechtfertigung verlangt. So werde ich also das Theater rechtfertigen".

"Es ist wahr: Theater ist umständlich, und deshalb ist es teuer. Nicht wegen der Bühnenbilder oder Kostüme. Teuer sind am Theater die Menschen. Man kann auf keinen verzichten. Wenn einer nicht da ist, und hat er auch nur die kleinste Aufgabe zu erfüllen, kann das Theater nicht beginnen, bis Ersatz gefunden ist. Man kann Theater weder vorproduzieren noch downloaden. Am Theater kann man sich nicht vertreten lassen, und Theater lässt sich nicht vertreten.

Im Zentrum des Theaters steht deshalb nie das Stück, niemals die Unterhaltung, in seinem Zentrum steht alleine der Mensch.

Bärfuss knüpft seine Theaterechtfertigung an Gedanken über den Applaus. "Im Kino klatschen wir nicht. Wir klatschen auch nicht vor dem Fernseher. Applaus scheint an eine Gegenwart gebunden zu sein." Die Aufgabe des Theaters ist für Bärfuss das, was er im Applaus zum Ausdruck kommen sieht, "nämlich Präsenz und Gemein­schaft."

(sle)

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