Erneuter Versuch

8. Dezember 2017. Die im Juni gestartete Petiton "Zukunft der Volksbühne neu verhandeln" ist beim Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses eingereicht worden. Darauf weisen die Initiator*innen der Petition in einer Presseaussendung hin.

Dem Kulturausschuss und Kultursenator Klaus Lederer war die ab Ende Juni 2017 auf change.org zeichenbare Petition bereits Anfang September mit 40.000 Unterschriften öffentlich überreicht worden. Auf die Übergabe der Petition habe die Kulturpolitik nicht reagiert, so die Mitinitiatorin Evelyn Annuß.

Mit der Einreichung beim Petitionsausschuss wird auf eine Stellungnahme des Berliner Kultursenats hingewirkt, denn Behördenleitungen und Senatsmitglieder des Landes Berlin sind dem Ausschuss gegenüber auskunftspflichtig.

Gefordert wird von den politisch Verantwortlichen, die Verwendung öffentlicher Mittel durch die neue Volksbühnenleitung unter Chris Dercon sowie die Wirtschaftlichkeit des von ihm gestalteten Programms zu prüfen, den Umbau des Theaters in einen Gastspielbetrieb zu korrigieren und ein unabhängiges Expertinnen- und Expertengremium zu schaffen, "das die weitere Entwicklung moderierend begleitet".

(eph)

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Kommentare  
Petition Volksbühne: läuft weiter
Die Petition zur Volksbühne kann immer noch unterschrieben werden.

https://www.change.org/p/zukunft-der-volksbühne-neu-verhandeln
Petition Volksbühne: Wohin es geht
Herr Dercon ist nicht allein. Die EU-Kommission hat konkrete Pläne. Was der zuständige Vertreter für Kreativitätsindustrie, Michel Magnier, von Theaterleiten hält, wird in einem NGO-Bericht deutlich:

"Michel Magnier von Europäischen Kommission nahm dann auch kein Blatt vor den Mund und stellte auf einem Panel fest, dass öffentliche Kulturförderung nicht länger unbefragt legitim sei. Kulturförderung könne künftig noch viel stärker mit Hilfe von Bankkrediten erfolgen. Damit würde viel mehr Geld in den Kultursektor fließen als durch öffentliche Mittel. Die wiederum würden gebraucht, um das Risiko der Banken in diesem neuen Geschäftsfeld angemessen abzusichern. Im Übrigen solle sich CAE eine Gallionsfigur wie Placido Domingo als Kulturbotschafter zulegen, der hätte, woran es den Netzwerken offensichtlich mangele: Prominenz und politische Kontakte."
Quelle: https://www.iti-germany.de/fileadmin/Bilder/Docs/Bericht_CAE_Rom_2017.pdf
Petition Volksbühne: aggressiv inhuman
Ja. Und das generalisieren wir dann...: Alle Bereiche des öffentlichen Lebens werden wir dann in Europa nur noch durch Bankkredite finanzieren und die Gelder, die für die Organisation und den Cahncen (Bildungs-, Einkommens,- salutogene Chancen) gerecht verteilenden öffentlichen Bereich in den Staaten vorgesehen waren, nehmen wir, um die Banken abzusichern. - Kürzer hat das bisher noch niemand auf den aggressiv inhumanen Punkt des sich militarisierenden Imeperial-Kapitals gebracht. - Na wenn das Europa nicht einen sollte, weiß ich nicht, was es sonst schaffen könnte... Von Lehmann lernen heißt siegen lernen...
Petition Volksbühne: Stalinismus
Die Berufung eines "unabhängigen Expertinnen- und Expertengremiums" zur Begleitung der weiteren Entwicklung an der Volksbühne bedeutet schlichtweg die Bevormundung der Intendanz. Offensichtlich haben die Petenten nie von der Freiheit der Kunst gehört. Sie wollen vielmehr in Castorfs Fußstapfen treten und ihren inneren Stalinismus an dem mißgeglückten Neustart unter Dercon. Die Petition zeigt, wie autoritär die Initiatoren sich gebären, und wie autoritätshörig die Unterzeichnenden sind. Es ist ein Armutszeugnis für die so genannten Linken unter ihnen.
Petition Volksbühne: friedliche Bestrebungen
@4: Bei allem Hass, der Sie anzutreiben scheint, bitte kurz mal durchatmen:

x=unabhängiges Expert*Gremium
y=Begleitung der weiteren Entwicklung

Sie sagen: x zu y = Bevormundung der Intendanz
Dann sehen Sie: "das die weitere Entwicklung moderierend begleitet" ist ein Entgegenkommen der Petenten.

In der Petition heisst es noch: "unter Einbeziehung der Stadt die Diskussion um die Zukunft der Volksbühne neu zu führen"

Dass heisst in der Petition gibt es kein y. In der Petition war es das Anliegen, dass Herr Dercon geht.

Nun gibt es ein y. Herr Dercon darf sich also äußern, ohne, dass er vorher gehen muss.

Es gibt also friedliche Bestrebungen der Petenten, die Angelegenheit demokratisch und fair auch weiterhin zu gestalten.

Die übrigen Schuldzuweisungen Ihres Kommentars sind tatsächlich sehr lustig. Vielleicht lohnt es aber nochmal zu schauen, ob Stalinismus nicht eher was mit den Rechten zu tun haben könnte.
Petition Volksbühne: Verfahrensvorschlag
@4: Dem kann ich nicht zustimmen! Solange die Aufgaben eines solchen Gremiums nicht näher bestimmt sind, kann unter "Begleitung der weiteren Entwicklung" sehr vieles (verschiedenes) verstanden werden.

Ihrer Logik gemäß wäre schon jede Findungskommission ein Eingriff in die Kunstfreiheit und eventuell stalinistisch.

Ich verstehe den Vorschlag der Petition als "von außen" begleitend, keinesfalls "nach innen" eingreifend. Insofern ist meines Erachtens sehr wohl eine solche Begleitung möglich, ohne die Kunstfreiheit einzuschränken. Herr Dercon hat - nach wie vor - unter Einhaltung geltender Gesetze und Bestimmungen *unumschränkte* Handlungsfreiheit innerhalb seines Hauses. Niemand kann von außen in seine künstlerische Autonomie von Rechts wegen eingreifen. Auch ein potentielles Gremium nicht.

Über die Klugheit dieser konkreten Forderung der Petition kann man streiten. Die Forderung als stalinistisch oder autoritär oder von Armut zeugend zur bezeichnen, greift daneben.

Ich verstehe die Forderung als Aufruf, die Situation politisch, diskursiv, demokratisch auf ein neues Gleis zu setzen (nachdem Chris Dercon seit Frühjahr 2015 ohne erkennbare Kurskorrektur an Tim Renners Entscheidungen festhält; obwohl er sagt, er nähme seine Kritiker ernst). Es ist ein Verfahrensvorschlag, keine programmatische Zielmarke.
Petition Volksbühne: gewünscht & vorgeschlagen
Das Ziel der Petition ist die "Bevormundung" Berliner Politik, die auf autoritäre Art und Weise den künstlerischen Kurs der Volksbühne festgelegt hat indem sie das Steuer einem Kuratoren überlassen hat. Dies Fach- und Mediengerecht zu überdenken und wenn möglich zu korrigieren, ist der Wunsch, ist der Inhalt der Petition und ihrer Unterzeichnenden. Dabei spielt die Hoffnung auf die Freiheit der Bühnenkunst an diesem Theater eine wesentliche Rolle. Ob diese Freiheit von einem Theater fernen, sagen wir mal: Kulturingenieur,
verantwortet werden kann, wird durch die Petition infrage gestellt und eine kompetente Begleitung der Politik bei ihrer Entscheidungsfindung gewünscht und vorgeschlagen.
Petition Volksbühne: Kontrolle & Transparenz
Sie "gebärden" sich doch aber hoffentlich? Würden sie sich "gebären" (:-)), kämem sie schnell auf eine Vervielfältigung der Unterschriften, ohne dass irgendwer noch neu unterschreiben müsste... Ansonsten kann ich Ihnen nur zustimmen: Kontrolle und Transparenz einfordern: in Ordnung. Administrativ Expertenteam bilden und beratend an die Seite der Intendanz stellen - geht gar nicht. Wer kommt auf solche Forderungen und möchte weiterhin als Kritiker des Bestehenden ernstgenommen werden?
Petition Volksbühne: Bekenntnis
Also wenn sich so genannte Linke dadurch auszeichnen, dass sie ihren inneren Stalinismus mit einem Prädikat versehen, "gebärden" nicht mit "gebären" verwechseln und Unterzeichnende nicht mit Unterzeichneten, bin ich gerne ein Linker, so genannt oder auch nicht.
Petition Volksbühne: Altlinks?
Frettchen ist ein Rebhuhn.
Jeder kann und darf eine Meinung äußern, wenn es nicht gegen humanistische Grundsätze verstößt.
Sie verbieten einer Initiative den Mund und gebären sich als was? Antilinks? Was immer das auch sein mag?
Castorf war in der letzten Spielzeit unglaublich erfolgreich! Dercon kommt nicht aus dem Knick, was zu vermuten war. Sie selbst beschreiben es als mißglückten Start.
Mir ist ein gelungenes Ende lieber, als ein missglückter Start. Und das als Stalinismus zu bezeichnen ist schon gewagt liebes Frettchen.
Petition Volksbühne: Generalverdacht
mit verlaub frettchen,

was sie schreiben ist nicht nur unfreundlich, sondern schlichtweg dumm.
ich hoffe ich schreibe jetzt mal grob im sinne von vielen,
castorfs fußstapfen können nicht mit kleinen füssen ausgefüllt werden, das ist wohl jeden klar.
darum geht es aber nicht in der petition.
es ging/geht darum, die volksbühne in verantwortungsvolle hände zu übergeben, die wissen, und auch weiterhin wissen wollen, warum die volksbühne am rosa luxemburg platz dort steht.
ganz dumm können sie nicht sein,denn gelesen werden sie die petition in gänze wahrscheinlich schon.
wenn von ihnen die unterzeichner/innen der petition als autoritätshörig geschallt werden, schäme ich mich für sie.
sie stellen 40000 menschen unter den generalverdacht des inneren stalinismus.
das ist leider ihr armutszeugnis.
Petition Volksbühne: Entschuldigung
Ich möchte mich bei allen Diskutanten für die Verwechslung von "gebären" mit "gebärden" entschuldigen - Deutsch ist nicht meine Muttersprache (oder dürfen nur Deutsche an der Diskussion teilnehmen?). Das unselige Wort "Stalinismus" kann man auch meinetwegen durch "Besserwisserei" ersetzen: Manche Petenten gebäRden sich damit, es besser als Dercon machen zu können, und wollen den Belgier unter die Aufsicht eines Expertengremiums stellen. Das nenne ich dann Besserwisserei. Übrigens: Ich sehe keine Bevormundung der Kultur durch die Politik. Oder wie soll ein neuer Intendant berufen werden? Nach einer basisdemokratischen Entscheidung? Per Leserauseahl in Theater der Zeit? Nach einem Beschluss der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (die bei den Erstunterzeichnern prominent vertreten ist)?
Petition Volksbühne: Besatzung
@12 Vielleicht noch ein Synonym, das noch besser zur Debatte passt: "Besserwessi"! In den Neuen Bundesländern leben wir ja seit 29 Jahren unter westdeutscher Besatzung. Uns geht es da wie den Palästinensern. Und wenn jetzt noch ein Belgier die Volksbühne führt, der klar die Ziele verfolgt,
(1) Abschaffung des Ensemble- und Repertoiretheaters
(2) Beteiligung der Banken an den "Theaterproduktionen", gestützt durch öffentl. Gelder
(3) Leerstand des Hauses
(4) Entlassung der Gewerke
(5) Polizeiliche Erfassung der Stadtgesellschaft (siehe Räumung der Besetzung)

na dann aber hallo, das ist kapitalistischer Stalinismus!

Irgendwann muss auch eine Kolonialmacht sich beugen!

Die Freiheit der Volksbühne ist die Freiheit der anders denkenden!
Die Freiheit der Volksbühne ist Macht der Unterdrückten!

Herr Dercon, Herr Lederer, Herr Müller - Bitte hören Sie auf, die Theaterkunst an der Volksbühne weiter zu unterdrücken!
Petition Volksbühne: gernauso reaktionär
Eine öffentlich geförderte Kulturinstitution wirtschaftlich prüfen? Da fallen wohl alle Theater durch. Wie absurd ist das denn? Und der Intendant soll durch ein "Expertengremium" kontrolliert werden? Die Kontrolle der zu zeigenden Künstlerischen Produktionen gab es zuletzt in DDR und Faschismus.
Dass Frau Annuß und ihre Mitpetenten sich in ihrem Protest gegen Dercon vor allem für die Bewahrung von Tradtion und gegen etwas Neues aussprechen ist letztelich genau so reaktionär und fremdenfeindlich, wie dass immer und überall betont werden muss, dass Herr Dercon Belgier ist, als sei dies der Ursprung allen Übels.
Petition Volksbühne: Steuerrecht
@14: Natürlich werden Theater in Deutschland von Wirtschaftsprüfern "kontrolliert"- was denken Sie denn? Das mit dem Geld was durch Subventionen an die jeweiligen Häuser gehen, gemacht werden kann, worauf man gerade so Lust hat? Nein, auch öffentlich geförderte Kulturinstitutionen müssen sich ans Steuerrecht u.ä. halten..!!
Petition Volksbühne: nicht der Punkt
@15
Liebe Sabine, das war nicht mein Punkt. Sie haben völlig Recht, dass sich Theater an Steuerrecht halten müssen und dementsprechend von Wirtschaftsprüfern auch kontrolliert werden.
Worauf ich mich beziehe, und das ist ja auch Frau Annuß' Punkt, ist dass die Volksbühne auf "Wirtschaftlichkeit" geprüft werden solle. Hier geht es nicht um Rechtmäßigkeit, sondern ob das Theater wirtschaftlich handelt. Theater sind aber keine Wirtschaftsunternehmen, erwirtschaften keine Gewinne und jeder Platz ist enorm hoch gefördert (nicht "subventioniert"!), sodass günstige Eintrittspreise möglich sind. Und wenn hier Theater nach Auslastung und Einnahmen gewertet werden, fallen wohl die meisten durch.
Petition Volksbühne: Frage
@Sabine Wer kontrolliert mal die unsinnige Ausgabe von 40.000 € für die Renovierung des Volksbühnen-Rads? Warum war die ehemalige Werbeangentur der Volksbühne auf dem Berliner Herbstsalon des Maxim Gorki Theaters. Wer hat das bezahlt ?


(Information der Redaktion: Unter dergleichen IP Nummer hat in diesem Thread auch schon User Alex und gespostet.)
Petition Volksbühne: Festhalten
@14: Auch Ihnen muss ich deutlich widersprechen. An welcher Stelle spricht die Petition von "kontrollieren"? Ich lese "moderierend begleiten". Ich denke, der Unterschied ist offenkundig (auch wenn Spezifikationen noch ausstehen). Es geht nicht um Kontrolle, wie es sie im -- so der O-Ton von Ihnen -- Faschismus gab.

Wie Kommentar #4 bezeichnen Sie die Petenten als "reaktionär". Dies ist unangemessen. Viel besser wäre doch, zu fragen, ob es einen Ausweg gibt, der nicht im Aussitzen (à la "Wartet mal ab, kann ja alles noch super werden." -- Lamento seit Frühjahr 2015) besteht.

Zu Ihrer Bemerkung, dass die Petition sich "gegen etwas Neues" richten würde, verweise ich auf

1) den Offenen Brief der VB-Belegschaft vom 20.06.2016
"Uns schreckt nicht das Neue."
> https://volksbuehne.adk.de/deutsch/offener_brief/index.html

2) Sophie Rois im Hessischen Rundfunk am 11.12.2017
"Ich halte einen Intendantenwechsel für absolut legitim, die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen findet so etwas statt, und wie seriös ist diese Entscheidungsfindung abgelaufen."
> http://www.hr.de/presse/radio/hr2/2017/sophie-rois-ueber-ihren-abschied-von-der-berliner-volksbuehne,zitat_rois_volksbuehne-100.html

3) Marc Hosemann in der Berliner Zeitung am 10.12.2017
"Es geht nicht darum, dass Castorf noch mal fünfundzwanzig Jahre Volksbühne macht, dass kein Wechsel stattfinden darf."
> https://www.berliner-zeitung.de/29261662 ©2017

Zu Ihrer Bemerkung "genauso [...] fremdenfeindlich, wie dass immer und überall betont werden muss, dass Herr Dercon Belgier ist, als sei dies der Ursprung allen Übels", empfehle ich - ohne Anspruch auf argumentative Vollständigkeit - die Lektüre des (sehr aufschlussreichen/gehaltreichen) vorletzen Absatzes von Peter Laudenbachs (nicht an allen Stellen sachlicher) Reaktion im tip vom 05.09.2017, den ich hier wegen seiner Hinleitung, Aufzählung und Schlussfolgerung länglich zitieren möchte:
"Wer behauptet, Dercons Berufung stoße wegen seiner Herkunft auf Ablehnung, tut so, als seien in der Stadt Intendanten ohne deutschen Pass die aufregende Ausnahme, die bei aggressiv bio-deutschen Natural-Born-Bolle-Berlinern für allergische Reaktionen sorge. Wer das im Ernst glaubt, zeigt vor allem die eigene Ahnungslosigkeit. Nun, wir helfen gerne nach: Die tolle Intendantin des HAU, Annemie Vanackere: eine Belgierin, sozusagen der erfreulichste Exportartikel Belgiens, mal abgesehen von den Pralinen. Der geliebte Intendant der Komischen Oper: Barrie Kosky, ein schwuler, jüdischer Australier. Der jetzige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker: ein Brite. Sein Nachfolger: ein Russe. Der Gründungsintendant des Humboldtforums: ein Brite. Der gefeierte Chefdirigent der Staatsoper, Daniel Barenboim: ein Argentinier mit israelischem und palästinensischem Pass. Die kluge Leiterin von Tanz im August: eine Finnin. Und wenn wir die Migrationshintergründe der Künstler eines unserer Lieblingstheater, Shermin Langhoffs Gorki, aufzählen wollten, wäre dieser Artikel wahrscheinlich noch eine halbe Seite länger."
> https://www.tip-berlin.de/pack-und-andere-castorf-nazis/

Meine Meinung: Die politische Entscheidung Tim Renners (und Michael Müllers) setzt Chris Dercon durch sein Festhalten am Vertrag fort. Das ist sein legales Recht. Doch er ist keineswegs unbeteiligt.
Petition Volksbühne: wirtschaftlich arbeiten
@16: Einspruch! Theater sind sehr wohl Wirtschaftsunternehmen im faktischen Sinne. Sie beschäftigen Mitarbeiter, sie haben Umsatz, Einnahmen, Ausgaben, behaupten sich auf dem Markt, sie haben Aktiva und Passiva, investieren, schreiben ab, haben Gesellschafter, befriedigen einen Bedarf, können insolvent gehen, gehen Risiken ein, haben Bestseller und Ladenhüter, formen Marken, produzieren.

Ja, öffentliche Theater sind heftig subventioniert. Das ist allgemein gekannt, auch weitgehend so gewollt und unstrittige Tatsache. Nichtsdestoweniger, müssen sie innerhalb dieses Rahmens wirtschaftlich arbeiten! Dies wird durch die Träger überwacht. Im Falle von öffentlichen Zuschüssen ist die Überwachung eine besondere.

"Wirtschaftlich" ist natürlich nicht gleichbedeutend mit "Gewinne erwirtschaftend" im pekuniären Sinne. Wer für öffentliche Theater dies beiden Termini gleichsetzt, der befindet sich in einem Grundirrtum über das Funktionieren des deutschen Theatersystems.

Wer die Wirtschaftlichkeit/Profitabilität eines Theater mit - beispielsweise - der einer Bank in Zusammenhang setzen möchte, wird nur feststellen können, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Branchen handelt.

Die Forderung der Petition in Bezug auf "Wirtschaftlichkeit" bezieht sich meines Erachtens demgemäß auf die brancheninternen Maßstäbe, nicht auf den Vergleich zu einer (bspw.) Bank. Also: wie die Dercon-Bühne im Vergleich zu anderen Häusern und/oder der Volksbühne vor Dercons Intendanz dasteht.

Insofern handelt es ich in der Petition um eine nicht unangemessene (Teil-)Forderung.
Petition Volksbühne: Vergoldung?
@17:

- Zur Renovierung des Räuberrads:

Woher stammt die von Ihnen angebene Zahl? Was genau beinhaltet die Sanierung? Auch Vergoldung? Aus welchem Budget wird das bezahlt? Nur unter diesen Angaben ist Ihre Frage sinnvoll zu beantworten.

Und danach können wir darüber sprechen, ob diese 40.000 Euro "unsinnig" sind oder nicht. Ich halte das für ein Schnäppchen für die Sanierung eines öffentlichen Kunstwerkes!

Nur ein Beispiel von 2007 (und Sie können leicht viele, viele andere finden), wobei im gleichen Artikel wesentlich höhere Ausgaben für andere Denkmäler (zum Vergleich, ohne damit die Frage, ob es sich beim Räuberrad um ein Denkmal handeln könnte, zu beantworten) aufgelistet werden: "Im nächsten Jahr sollen 40.000 Euro in den Erhalt der Plastik Butterfly von Henry Moore fließen, die vor dem Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten steht."
> https://www.welt.de/regionales/berlin/article1285487/Schoenheitskur-fuer-Plaetze-Denkmaeler-und-Brunnen.html

Das ist ultragrob gerechnet eine Einstiegsgagenstelle über ein Jahr. Angesichts der Tatsache, dass das Räuberrad Hunderttausende über Jahrzehnte begleitet/e und oft genug auch begeistert/e, halte ich das für vertretbar.

Bonusgegenfrage: Wie rechtfertigen sich 500.000 Euro aus Lottomitteln für die Satellitenbühne im Hangar 5 auf dem Flughafen Tempelhof?
> https://www.volksbuehne.berlin/de/service/presse/1841/erfolgreicher-spielzeit-auftakt-in-der-volksbuehne-tempelhof
Wie oft wurde diese Bühne genutzt? Man kann diese Leihgerüstbühne wollen. Aber dann sind 8% des *Anschubbudgets* für diesen Zweck wohl nicht zu viel für die Sanierung einer Ikone (Räuberrad).

- Zum Herbstsalon:

Veranstalter war das Maxim-Gorki-Theater (das mithin die inhaltlichen Entscheidungen getroffen und die Finanzplanung verantwortet hat). Hier finden Sie auch die Förderer: http://www.berliner-herbstsalon.de/dritter-berliner-herbstsalon/team-partner
Für genauere Auskünfte wäre vielleicht eine direkte Anfrage ans Gorki zielführend.
Petition Volksbühne: Anonymität
Nun, was hier eigentlich überhaupt nicht mehr funktioniert, ist, dass hier „Frettchen“ mit „Asterix“ fachmännisch über das Theater debattieren, ohne ihre Namen zu nennen. Es wäre ungefähr so, als ob „Mäuschen“ und „Obelix“ als Anonyme darüber entscheiden könnten, ob der Verbrennungsmotor 2025 abgeschafft wird. Wenn im benachbarten Thread Lux auf Harzer reagiert, dann ist das relevant. Aber wenn hier ein „Frettchen“ den Stalinismus-Vorwurf einführt, dann fühlt sich das ungefähr so an, wie ein anonymes Flugblatt auf der Schultoilette 1976zig. Es bedeutet einfach nichts. Und es ist extrem unfair gegenüber Menschen, die hier mit ihrem Vollnamen unterzeichnen, denn eine solche Bemerkung ist nur als Anonymer möglich. Für alle anderen könnte er folgenreich sein.

Andersherum, wenn Stalin nicht gefallen hätte, was Dercon macht, dann wäre der schon längst im Gulag. - Die Verhältnisse sind eben doch ganz anders.

Mehrere Zehntausend Menschen, zumeist Akademiker und Künstler, haben beim Senat eine Petition eingereicht, um als Bürger ihr Recht auf Einflussnahme wahrzunehmen. Für diese Form der Einflussnahme und demokratischer Kontrolle gibt es einen Ausschuss, der nach nachvollziehbaren Regeln arbeitet.

Das Ziel der Petition ist eben nicht künstlerische Entscheidungen zu kontrollieren, sondern vielmehr den Senat daran zu erinnern, dass er seine selbst aufgestellten Ziele für die Volksbühne auch einhält, nämlich dieses Theater als Repertoire- und Ensembletheater zu führen, was momentan nicht mehr der Fall ist, da es kein Ensemble mehr gibt und es ist auch keine Absicht erkennbar, dass noch eines gebildet werden soll, dass dann ein Repertoire herstellt, im Gegenteil.

Die finanziellen Mittel, die bereit gestellt werden, sollen jedoch einzig und allein diesem Zweck dienen. Und von daher ist eine Untersuchung, ob diese Mittel auch wirklich wirtschaftlich in diesem Sinne angewandt werden mehr als sinnvoll
und hat mit Stalinismus ungefähr soviel zu tun, wie eine gut funktionierende Krankenversicherung mit der Pest.

Neulich hat die Nachtkritik ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert, eine sehr schöne Feier. Die Seite ist stetig in ihrem Niveau gewachsen und hat immer mehr die Möglichkeit zu relevanten Beiträgen in der Kommentarspalte eröffnet, nur so ist ein differenziertes Statement von Joachim Lux zu seinem Ensemble hier überhaupt erklärbar und wertet diese Seite nicht unerheblich auf. Vielleicht ist es dann doch einmal an der Zeit, dass sich die Kommentatorinnen und Kommentatoren hier registrieren lassen sollten. Man kann ja, auch wenn dies wahrscheinlich enorm aufwendig ist, weiterhin eine Spalte für die Anonymen erhalten, aber es wird doch zunehmend schwieriger, immerhin ist das Kind ja jetzt schon zehn Jahre alt und kann laufen und vieles mehr, mit selbsternannten „Frettchen“, unbekannter Herkunft zu diskutieren, da man einfach nicht den Verdacht los wird, dass sie eventuell im Auftrag von jemanden posten, der ein starkes Interesse daran hat diese Debatte zu torpedieren , um ihr ein möglichst absurdes Antlitz zu verpassen, um so den ganzen Diskurs über die Neuausrichtung der Volksbühne als vollkommen blödsinnig hinzustellen.
Petition Volksbühne: Danke
@19: Danke für die ausführliche Erläuterung dessen, was ich nur ganz skizzenhaft geschrieben habe. Genau so ist es!
Petition Volksbühne: Zickzack
Dass eine Petition vor den Petitionsausschuss kommt, ist das eigentliche, im Moment besterreichbare Ziel einer Petition.
Das heißt, das besterreichbare Ziel für demokratische Mitbestimmung außerhalb von Wahl im Moment ist, dass eine Petition erzwingen kann, dass eine politische Institution dem Petitionsausschuss gegenüber Auskunft geben muss über etwas politisch Entschiedenes, das er praktisch umsetzt.
Nicht weniger. Aber auch nicht mehr.

Niemand steht dabei unter Eid, niemanden wird das hindern auch vor dem Petitionsausschuss eventuell falsche Angaben zu machen, niemand muss sich verpflichtet fühlen, vor dem Petitionsausschuss zu einer Befragung auch zu erscheinen, weil das Nicherscheinen keine unmittelbaren Kons equenzen für sein Amt hätte. Mittelbare ja, unmittelbare nicht.

Man sollte also, wenn man wenigstens diese öffentliche Rechenschaftslegung von seiten politischer Entscheidungsträger anstrebt, eine Petition versuchen vor den Petitionsausschuss zu bringen. Das ist gelungen dank der Initiative insbesondere von Frau Annuß und ihrer UnterstützerInnen.

Man kann allerdings auch andere Dinge versuchen, um einen Einfluss im Sinne der Petitenten-Ziele auf die Entscheidungsträger auszuüben. Und solange man dabei keine Gesetze verletzt ist das ebenfalls legal, wenn auch eventuell nicht so schön schullehrbuchreif polit-demokratisch korrekt.

Der erste Weg ist braver und der zweite Weg mitunter kürzer. Wer DDR-Erfahrung hat (brav und endlos lang), neigt möglicherweise heute zur zweiten Variante (link und kürzer).
Besonders, wenn es irgendwie um OST geht.

Diskurse sind immer blödsinniger als Debatten, denen ein konsequentes Handeln folgt. Das braucht nicht extra einer hinzustellen als blödsinnig. Diskurse verlaufen spiralförmig ins Nichts, Debatten im Zick-Zack, Diskussionen im endlosen Hick-Hack. Ich für meinen Teil mag den goldenen Zick-Zack-Zackzack-Mittelweg.
Petition Volksbühne: Analyse
@23

Naja, mir ist klar geworden, dass die Besetzung an sich, als politische Form gar nicht falsch war. Es waren nur nicht die richtigen Leute. - Wenn es so einen breiten Konsens bei Intendanten/Innen darüber gibt, dass dies Haus nicht richtig, im Sinne der Vorgaben des Senats, geführt wird, dann sollten Ulrich Khuon und Joachim Lux und andere eine auf eine Woche begrenzte, angemeldete Besetzung organisieren, innerhalb derer sie mit ihren Ensembles dort auf der großen Bühne Abende spielen lassen, an denen man noch mal deutlich ablesen kann, was die Begriffe Ensemble und Repertoire bedeuten, Abende, (natürlich in vereinfachter Form) die auch aus wirtschaftlicher und von der Betriebsstruktur her verdeutlichen, was an der neuen Volksbühne gerade fehlt, begleitet von Diskussion über das Ensembletheater geführt von Fachleuten.

Das ist der einzige Weg, um dem Senat, aber auch der neuen Leitung politisch zu verdeutlichen, wie ernst es den Menschen mit dieser Petition ist. Es ist an der Zeit etwas zu unternehmen, dass sich nicht mehr so leicht wegreden lässt, angeführt von Menschen, denen man nicht einfach das Gehör verweigern kann. In dieser Woche sollte eine genauer Analyse von Experten erstellt werden, wie die Strukturveränderung an der Volksbühne von statten geht und wie sich das in Zahlen ausdrückt. Diese Analyse, verbunden mit einem Appell an die Politik, sollte veröffentlicht und dem Senat gemeinsam mit der Petition übergeben werden.

Ich meine, was so einer kleinen Gruppe von Aktivisten gelingt, dass können auch Profis zu Stande bringen, wenn sie nur wirklich wollen. Eine solche Aktion könnte seine ganz eigene Schönheit haben, eben darin wie stilvollendet und kultiviert sie von statten geht.
Petition Volksbühne: Orga
Lieber Chris Dercon - haben Sie das unter Nr. 24 von gezeichnet "martin baucks" gelesen? - Am besten Sie schicken mir mal den Schlüssel für Ihre leere Eventbude - wenn der da ist, mach ich den Rest schon:-D. -

Lieber martin baucks: Sobald ich den Schlüssel von Chris Dercon geschickt bekommen habe, übernehmen Sie dann das vorläufige Sekretariat und Org-Büro?

Lieber Klaus Lederer - Sobald ich den Schlüssel für die Volksbühne von Chris Dercon geschickt bekommen habe und "martin baucks" - wer immer das sein soll - das Org-Büro ist, krieg ich dann wenigstens ein provisorisches 1/4 vom Monats-Gehalt vom Chris Dercon, weil mein Ruf ja nach der einwöchigen einvernehmlichen Probe-Besetzung endgültig ruiniert ist und ich dann nur noch als Hermelin unerkannt nach Sibirien auswandern kann?

Liebe unbekannte Facebooker und Twitterer unter den Theatermenschen der Hauptstadt - sobald ich also von Chris Dercon einvernehmlich den Schlüssel für die Besetzung seiner Volksbühne auf unbestimmte Zeit geschickt bekommen habe, könnte ich vielleicht auf Eure Verbreitungs- und Zusammentrommelungs-Erfahrungen zählen, die mir dann auch die Leute ins Haus bringen zu den Inszenierungen, damit ich die anderen Theater für ihre beweiskräftigen Inszenierungs-Leihgaben dann auch auszahlen kann? Wenn Ihr versteckte Pokemons dafür als Anreiz braucht, okay, das krieg ich schon hin mit Hilfe der Gewerke...

Die Inszenierung von Susanne Kennedy ist natürlich miteingeladen!
Am besten ist, der Wolianka macht ein Brake in seiner Performance und fügt einfach einen seiner besten Wutmonologe aus dem Gorki mit rein. Ist ja egal, wenn es unschön fremd in dem trouble wirkt - hat ja durch Castorf Tradition in den Inszenierungen des Hauses...
Ja, soweit die Skizze erstmal für heute-
Petition Volksbühne: der eigentliche Skandal
Nichts läge mir ferner, als die Debatte zu torpedieren oder gar zu trollen. Ausgangspunkt meines Einstiegs in die Debatte war die Forderung nach der Berufung eines Expertengremiums, die aus meiner Sicht einer Bevormundung des Herrn Dercon gleichkommt. Herr Dercon hat das Recht, seine Intendanz künstlerisch zu verbocken! Das kann ihm keine Petition verbieten. Bis zu Ende seiner Amtszeit ist er der legitime Nachfolger des vorherigen Intendanten. Es sei denn, er agiert finanziell grob fahrlässig, was bisher noch nicht der Fall war.
Ich fand auch Castorfs Volksbühne bis in die Nuller Jahre großartig: Damals schien mir die Verarbeitung des inneren Stalinismus noch relevant. Danach kam eine Flaute, die man angesichts des Intendantenwechsels vielleicht verklären kann. Aus diesem Grund scheint mir der Ansatz der Petition falsch und das Hochjazzen der Volksbühne kurz vorm Exitus (Theater des Jahres!), gelinde gesagt, übertrieben.
Das eigentliche Skandal der Berliner Theaterlandschaft ist nicht das Verschwinden eines Ensembletheaters sondern die Unterförderung der freien Theaterszene. An diesem Skandal geht die Petition leider vorbei.
Petition Volksbühne: Aktionsvorschlag
Als ich vor wenigen Monaten die Nachricht erhielt, dass in einer halben Stunde die Volksbühne besetzt wird, bewegte ich mich umgehend dort hin und beobachtete die Besetzung vom ersten Moment an. Zunächst sehr kritisch, dann mit zunehmenden Interesse. Vor allem das letzte Plenum unter Beteiligung der Mitarbeiter erschien mir sehr sinnvoll. Es gab dort alle möglichen Probleme zu besprechen, aber ein Problem gab es nicht, ein Problem der Schlüsselübergabe.

Genau solche Albernheiten von Orga sind es , die hier die Diskussion aufhalten. Dann schreiben Sie doch wenigstens unter Ihrem Klarnamen, damit man auch namentlich weiß, wer hier solche schlechten Witze entwirft, das wäre nur fair.

Als das Wuppertaler Schauspielhaus geschlossen wurde, organisierte Frank Patrick Steckel eine Protestaktion. Nun steht die Volksbühne immer noch am selben Ort. Aber auch dort wurde ein Theater geschlossen, nämlich ein Ensemble- und Repertoire-Theater und es wurde offensichtlich durch einen Abspielbetrieb ersetzt, der, neben ganz wenigen Eigenproduktionen, mehrheitlich Arbeiten aus der Festivallandschaft präsentiert und andere Produktionen, die schon andernorts ihre Premiere erlebten.

Eine solche Form der Theaterschließung ist das absolut falsche Signal für die gesamte Theaterlandschaft im deutschsprachigen Bereich und sollte nicht Schule machen oder als Beispiel für andere gelten. Deshalb bin ich der Überzeugung, da sich die Berliner Intendanten ja schon in einem Gespräch, an dem auch Marietta Piekenbrock teilnahm, auf einen Konsens einigen konnten, das eine zweite, wohl gesagt, auf eine Woche begrenzte Besetzung des Hauses von Fachleuten, als Protest gegen eine solche Form der Schließung, die zwar nicht die Immobilie berührt, aber jedoch die gesamte Betriebsstruktur des Theaters, sehr sinnvoll wäre. Als führende Köpfe sehe ich dort Khuon und beispielsweise Joachim Lux oder wer sich sonst berufen fühlt. Wäre Dercon klug, würde er seine Intendantenkollegen von sich aus zu einem solchen Symposion in sein Haus einladen. Denn nur auf einem solchen Wege könnte der Streit langfristig beigelegt werden. Und natürlich sollte Herr Lederer und noch einige andere anwesend sein. Ich für meinen Teil würde eine solche Veranstaltung gerne besuchen und beobachten, mehr auch nicht, mit der Hoffnung, dass sie endlich zu einem positiven Ergebnis führte.

Und natürlich darf Herr Dercon seine erste Spielzeit künstlerisch verbocken, liebes Frettchen, da haben Sie recht. Was er nach den Vorgaben des Senats aber nicht darf, ist, dass Ensemble abschaffen und die Betriebsstruktur des Hauses nach gut Dünken so zu verändern, dass ein Repertoirebetrieb nicht mehr möglich ist und das Theater in einen Abspielbetrieb ohne Dramaturgie, ohne feste Regie, geleitet von einer Gruppe von Kuratoren, verwandelt wird. Dagegen richtet sich der Protest und gegen nichts anderes. Und da sich bisher nichts bewegt hat, trotz Petition, fast 41000tausend Unterschriften, Besetzung und öffentlichen Protest, muss eben der politische Druck auf die neue Leitung des Hauses erhöht werden, um die eigentliche Betriebsform des Hauses zu erhalten. Hierzu bedarf es neuer Aktionen. Eine habe ich vorgeschlagen. Welche schlagen Sie vor?
Petition Volksbühne: Protestaktion
Zu #27: Es handelte sich 1980 um das Bremer Theater, nicht um das Theater in Wuppertal, dem, nach dem Auszug nahezu des gesamten Ensembles und seiner künstlerischen Vorstände, nach Ansicht des Bremer Senats das Schauspiel abhanden kommen sollte. Die Aktion trug den Titel GEGEN DEN BREMER THEATERTOD und setzte, mittels einer machtvollen Manifestation in Bremen, einen Neubau für das Bremer Schauspiel durch - der dann leider nicht so geriet, wie er geplant war. Organisiert und getragen wurde die Aktion von der Deutschen Akademie für Darstellende Künste, zu deren Vorstand seinerzeit Claus Peymann und ich gehörten. Intendant des Bremer Theaters war Arno Wüstenhöfer, der 1966 das neue Wuppertaler Theater eröffnet hatte - eben jenes Haus, das nun vor sich hin rottet. Die Aktionen gegen diese Wuppertaler Schließung hat Klaus Pierwoß organisiert.
Petition Volksbühne: Schein-Besetzung
Sie schlagen eine angemeldete Besetzung vor, Herr Baucks? -
Das ist ja dann keine Besetzung, sondern eine Schein-Besetzung.
Da fände ich es allemal ehrlicher, gleich wie #23 zu Dercon zu sagen, gebensiemirdochmalfürneWochedenSchlüsselfürdieHütte...

Sie also schlagen vor, dass Inszenierungen/Abende der anderen Theater in der VB gezeigt/gestaltet werden, um zu beweisen, dass s o in Berlin Theater an der VB gehen muss -
Aber WARUM sollten die dort gastieren, wenn sie ihr eigenes Publikum durch ihre Inszenierungen in ihre eigenen Häuser holen?
Was soll das Ergebnis einer solchen Kollektiv-Vorführung sein?
Dass die Politiker sagen: Ach, interessant - im Grunde geht ja die z.B. Parkaue und die Schaubühne ja auch da! - schon mal zwei Häuser, die man sich sparen könnte! ... Frohes Diskutieren, denn, da können Sie ja auch gleich Renner klonen -

Wissen Sie, was ich vorschlage? Ich schlage vor, dass die VB-Besatzung die Bude verbarrikadiert und überhaupt NIEMANDEN mehr da reinlässt. Wer da rein will als Theater-Publikum - mit welchem Antrieb immer, auch als sich "neutral" fühlender Beobachter", sollte das schriftlich beantragen und begründen. Und dann sollen die kollektiv als Gewerke und Leitung darüber beraten, ob sie die jeweilige subjektive Begründung nach Einzelfall-Prüfung gelten lassen oder nicht und solange der Vertrag läuft, sollen sie dann einfach nur konsequent die im Wesentlichen leeren Wände bespielen, wenn ihnen die Begründungen nicht hinreichen. Und vielleicht fällt ja dann irgendjemandem mal ein, warum er THEATER als solches BRAUCHT zum leben, zum Überleben. - Vor UND hinter der Barrikade.

Beantragte Besetzung... - ick fass es ja wohl nicht - da wäre ja bis heute die Mauer noch nicht weg, wenn man deren Fall bei der Nationalen Volksarmee der DDR beantragt hätte...
Ich kann nur jedes Publikum beglückwünschen, das Eintritt zu Vorstellungen von Theaterinszenierungen beantragen muss, wenn ich da nicht in dem Entscheidungsgremium sitze, so unerschütterlich streng bis ignorant wie ich da bin, kann Dercon gar nicht werden!
Petition Volksbühne: Lektürevorschlag
"die ordnung herrscht in berlin", lautet der Titel des kleinen Buches von Francesco Masci aus dem Jahr 2014. Ich schlage es hier zur Lektüre vor, als Grundlage einer Mediation zwischen den Petitionsbefürwortern und jenen, die dieses Anliegen scheinbar nicht bzw. falsch verstehen,

„In Berlin hat danach „der neue Kulturmensch“, der von einem obsessiven Streben nach Selbstausdruck – seiner raison-d’être – getrieben ist, seine Idealstadt, seine utopische Insel gefunden. Wodurch unterscheidet die Hauptstadt sich von Paris, New York oder London? „Zunächst einmal durch die Funktionsweise“, antwortet Francesco Masci. „In Berlin lassen die von der Stadt vermittelten Bilder oder Bildwelten die Mieten steigen und nicht umgekehrt, wie in anderen Großstädten. Die anderen Städte waren gelegentlich gleichfalls Objekt wahnhafter Vorstellungen (das Paris der Bohème Anfang der 1950er Jahre, das kaputte New York der 1970er und 1980er Jahre), aber ihre Identität basiert nicht auf Phantasiebildern ihrer selbst, auf einem gewissen Kitsch. In Berlin ist genau das heute der Fall. Die Stadt ist ihrer bildhaften Identität so nachhaltig beraubt worden, dass sie sich inzwischen ein austauschbares Bild zugelegt hat. In Paris oder New York reibt man sich an Zwängen, und seien es auch ökonomische und finanzielle, und am Gewicht der Traditionen.“ Man reibt sich also letztlich an einer gewissen geschichtlichen Kontinuität. Berlin bezeichnet nach Masci dagegen keinen geographischen Ort mehr. Die Stadt habe ihr Territorium verlassen oder neutralisiert und sei zu einem Begriff geworden, weil sie ihre Identität wie auch ihre Geschichte verleugne."

"„Die fiktive Subjektivität entfaltet sich in einem konfliktfreien Raum, in dem die Freiheit weder eine Forderung ist noch ein Recht, noch auch ein angestrebtes Ziel (…) Als reine Produkte der Ästhetik ersetzen die Ereignisse von jeher aktiv Tatsachen durch Fiktionen, indem sie eine subjektive, von jeglichem realen Inhalt entleerte Freiheit zum einzigen Bewertungskriterium erheben.“

aus: Ganz Berlin basiert auf Kitsch VON OLIVIER GUEZ, FAZ 13.07.2013
Petition Volksbühne: französische Revolution?
Lieber Rust,

nur mal so ganz kurz. Die Besetzung im September war auch angekündigt und Dercon traf sich sogar vor ab mit einer der Organisatorinnen! Aber wenn Sie eine neue französische Revolution organisieren wollen, bitte, ich hindere Sie nicht. Ich für meinen Teil freue mich da eher über die modernen demokratischen Möglichkeiten ohne Guillotine und Blutvergiessen. - Ihre Phantasie über eine Einlasskontrolle finde ich leider albern.
Petition Volksbühne: großes Theater
auch jakob hayner meldet sich dazu in der "jungen welt" und verweist einerseits - indirekt - auf das gesamte "panorama der gesellschaft" - von dem die volksbühne ein ganz konkreter teil ist - der dort nicht mehr in castorfs sinne von der politik gewünscht ist, weil DENEN ein dercon näher steht und er niemals SO GROSSES theater machen kann, das könnte ja größer sein als die politik.

"Am 1. Dezember hatte Castorf erste Arbeit nach dem Ende seiner Volksbühnen-Intendanz am Berliner Ensemble Premiere, »Les Misérables« nach Victor Hugo. Ein Abend, der sich um die Aufstände im Frankreich der 1830er Jahre und die Revolution in Kuba 1959 dreht, und der mit Rückgriff auf Heiner Müllers »Der Auftrag« das Panorama einer Gesellschaft entwirft, die völlig am Ende ist. Jürgen Holtz spricht zu Beginn in einem beeindruckenden Monolog über die Kloaken von Paris und man begreift: Hier wird ein Scheißsystem in Gänze verworfen. Da geht es um einen Systemwechsel ganz anderer Art. Das ist großes Theater. Und man kann ein herausragendes Schauspielerensemble auf der Bühne sehen. All das wird es unter Dercon niemals geben, wie nun langsam auch dem letzten dämmern sollte."

https://www.jungewelt.de/artikel/323431.in-g%C3%A4nze-verworfen.html
Petition Volksbühne: über Ensemble berichten
Ach ja, Herr Rust, ich vergaß, der Sinn der Vorstellungen ist natürlich auch, dass man dort Ensemblemitglieder aus verschiedenen Häusern vor Ort hat, die über ihre Endemble berichten können.
Petition Volksbühne: Gesicht gezeigt
Lieber Steckel,

ich weiß, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass Sie auch in Wuppertal Gesicht gezeigt haben!!!
Petition Volksbühne: nicht unlösbar
#31

lieber franz, ja, dieses buch ist spannend, genauso wie die außensichtsicht der "welt" auf deutschland, welche im lande kaum medial wahrgenommen wird. schon allein die funktionsbezeichnung von lederer als "senator für kultur und EUROPA" stellt jede menge fragen in vieler hinsicht. da gibt es z.b. die EU als teil von europa, die als ihre vordergründigste aufgabe die schaffung einer gemeinsamen militärstreitkraft sieht (neben der diskussion über einen gemeinsamen finanzminister) ...

wie will da ein verantwortlicher funktionsträger, der mehrheitlich für "kultur" gesehen wird mit diesen - m-m-n. - völlig widerstrebenden strategischen aufgaben in der praxis umgehen?

aus meiner sicht kann es da nur konfliktpotential für die theaterszene geben - künstlerisch wie auch finanziell - der kampf für ein ensemble im sinne von brecht oder castorf wird da zwangsläufig als auslaufmodell auf der strecke bleiben und die angedachten gründungswerte der eu drastisch an wert verlieren ... und vor allem im soziotop "gesellschaft" FEHLEN, weil dies nicht technokratisch verwaltet werden kann, sondern aus aktiver bürgerbeteiligung LEBEN WILL und jede politische reglementierung aus elfenbeimtürmen als einen angriff auf ihre empanzipation versteht - und das völlig zu recht.

der systemwechsel an der volksbühne ist nun ENDLICH im bewußtsein angekommen - ebenso die damit verbundene täuschung von anfang an (khuon) ... die gretchenfrage lautet: WER will den? die initiatoren der petition und die mehrheit der berliner intendanten wohl nicht.

doch was tun, wenn gegen die eigene klientel politik gemacht wird? für mich ist das alles sehr konkret fassbar - auch wenn die schwammigen formulierungen wegen substanzlosigkeit abtropfen, bleibt nur - aus meiner sicht - lederer die vertrauensfrage zu stellen, denn letztendlich ist eine vertragsstrafe zur auflösung des vertrages mit dercon KEIN UNLÖSBARES politisches oder finanzielles problem, wenn man die unsummen an anderen stellen auflistet (BER u.v.a.)

brecht würde wohl dazu sagen: das haus soll denen zur nutzung gegeben werden, die es mit leben und sinn geschaffen und erfüllt haben - und damit meine ich die gründungsväter und alle erben der arbeitergroschen, die in deren sinn verantwortung übernommen haben

kultur und europa sind auch geistig-kulturelle werte und europa ist ohne diese werte NIX ...
Petition Volksbühne: Nachfolgefrage
@35: Sie schreiben "[...] denn letztendlich ist eine vertragsstrafe zur auflösung des vertrages mit dercon KEIN UNLÖSBARES politisches oder finanzielles problem [...]".

Dem stimme ich zu. Im Grunde ist es sogar ein trivialer Fakt.

Ich möchte dennoch zu bedenken geben, dass mit einem Ende der Dercon-Intendanz, wann auch immer die sein mag, sofort die Nachfolgefrage auf den Plan tritt. Eine sofortige Vertragsauflösung ist somit unter dem Gesichtspunkt einer unbeantworteten Nachfolgefrage kaum möglich bzw. nur mit Leerlauf und weiterer Beschädigung des Hauses. Andersherum: Die Nachfolgefrage (die sich früher oder später so oder so stellen wird) braucht Zeit und Vorlauf. Nicht nur der Findungsprozess, sondern auch die Einarbeitung/Vorbereitung nach getroffener Entscheidung. Vor dem Hintergrund der Vorgänge 2014/2015 im Hause Renner ist Herr Lederer zudem gut beraten, einen klugen Prozess einzuleiten. Eine vorzeitige Vertragsauflösung ist mithin möglich, aber nicht Allheilmittel oder Lösung an sich.

Außerdem gibt es ja auch noch den Weg einer einvernehmlichen vorzeitigen Vertragsauflösung.
Petition Volksbühne: gutes Ensemble
Lieber Baucks:

Sehn Sie, das habe ich auch schon immer bedauert, dass Sie leider meine
Vorschläge albern finden müssen. Dass Sie müssen habe ich dem Inhalt-Form-Zusammenhang Ihrer Stücken entnommen.

Sehn Sie, dass fand ich auch schon an der ersten VB-Besetzung so blöd, dass es eine Schein-Besetzung und trotzdem schlechtes Theater war.

Sehn Sie, es interessiert mich gar nicht, was Ensemble-Mitglieder versammelt in einem ehemaligen Theater über ihre Ensemble redend als Futter für weitere Diskussionen in die Runde geben möchten -
Warum, sage ich in den Kommentaren zu der ADK-Veranstaltung am 3.12. - unter Punkt 1 als Antwort auf eine fragende Kommentatorin
:
"Ein gutes Ensemble ist ein Ensemble, das über sich als Ensemble nicht reden muss."

Und darüber sind nun einmal diverse IntendantInnen und PolitikerInnen und offenbar auch AutorInnen und VerlegerInnen und ich uns uneinig: Die meisten wollen Ensemble und ich will GUTE Ensemble.
Wenn Sie das albern finden, freuen Sie sich bitte darüber, so viel gibt es ja bei der augenblicklichen Weltlage nicht zu lachen, nicht...
Und schreiben Sie mich gefälligst nicht noch einmal öffentlich an, als sei ich ein Mannn, Sie wissen genau - wie genügend andere Leute auch - dass ich eine Frau bin.
Petition Volksbühne: die Betroffenen selbst
#36

ich sehe es nicht so wie sie, denn aus meiner sicht ist der berliner senat - also speziell hier lederer - nicht geeignet "einen klugen prozeß" einzuleiten (oder fällt ihnen da ein beispiel zu ein, was diese annahme berechtigen würde?)

nein! wie ich schon schrieb, die initiative muß von den betroffenen selbst kommen - die freiheit (ob nun der mitsprache oder die der kunst) bekommt man nicht geschenkt ... es ist ein kampf um emanzipation für die ureigendsten interessen
Petition Volksbühne: konkreten Weg suchen
Liebe Frau Rust,

ihre Wut ist mir fremd und ich erachte sie als unnötig. Und ja, es gibt Gesprächsbedarf zu dem Thema Ensemble, wie Sie ihn ja auch am Hamburger Thalia erkennen sollten. - Wenn Sie glauben, dass Ihre Wut etwas bewegt und deshalb plötzlich ein Ensemble an der Volksbühne engagiert wird, bitte, dann seien Sie weiterhin zornig. Ich halte es da eher mit Herrn Zisch, der nach konkreten Wegen sucht. Und ich denke zum Thema Nachfolge, dass es zunächst eine zweijährige Interimslösung geben sollte, der an die Arbeit der alten Volksbühne anschließt, bevor die Leitung dann endgültig neu besetzt werden kann. Ich glaube aber, nach dem ich die Kritiken zu Ingvartsen las, dass das nicht mehr lange so weiter geht oder gehen darf. Und ich bin weiterhin der Überzeugung, dass man den Druck auf die jetzige Leitung erhöhen sollte und kann.
Petition Volksbühne: Oh Mann, es tut mir leid Leute
Gut, Herr Baucks - dann schlage ich vor, Sie bewerben sich schon einmal vorsorglich um die Interims-Dercon-Nachfolge.

M e i n konkreter Weg sieht hingegen so aus:

(...)

2. Ich sage in Richtung Dercon/Piekenbrock: Wenn Sie und Ihr Team nachweislich (dank zum Beispiel Ihrer Beweisführung, Herr Baucks) nichts NEUES/EIGENPRODUZIERTES (im Haus selbst produziertes) machen können und auch nichts ANDERES als andernorts in der Stadt auch (gemeint ist das HAU) gemacht wird, dann können Sie auch gleich xy die Hausschlüssel übergeben; zum Beispiel mir.
Weil er und sein Team das hier auch lesen können, erhöht das auch einen Druck auf ihn und sein Team. Ganz ohne Petition. Die Petition ist ein anderer möglicher Weg, aber nicht meiner.

(...)

4. Ein konkretes Wort zu Müller/Lederer:
Ich finde Müllers Schweigen ärgerlich, aber verständlich. Er hatte, als er das Amt übernahm, keine Ahnung vom Kultursektor und hat Renner einigermaßen blind vertraut. Das ist rückblickend auch mit heute zunehmender Sachkenntnis persönlich peinlich. Und der Regierende wird sich nicht hinstellen und sagen:Ohmannestutmirleidleute-ichwardamalseinfachinKunstundKulturnochsoblöd. Ich finde auch nicht gut, wenn man das von ihm verlangt. Der Mensch ist lernfähig auch im Kunstgenuss und man muss ihm seine Lernfähigkeit auch gönnen können, ohne ihn zwanghaft und arrogant beschämen zu müssen.
Ich halte Lederer für besonnen und strukturiert in seinem Ressort anliegende Sachen abarbeitend.
Und zwar so abarbeitend, dass dann mit wasserfester Tinte unterzeichnete Sachen bei rauskommen und wissend, dass andere als solche zwar möglicherweise schick aussehen könnnen, aber politisch sinnlos, weil sonst nicht nachhaltig wirksam sind.
Wenn er einen Weg sieht, Dercon abzulösen und die Volksbühne als Ensemble- und Repertoiretheater zuverlässig zu erhalten/wiederherzustellen, wird er das tun. Er wird auch auf Hilfe von Frau Dr. Grütters dabei setzen können, die eventuell eine andere Aufgabe für Dercon anzubieten hätte, die besser zu ihm und seinen Ideen passt. Und Müller wird Lederer dann auch folgen. Weil er nämlich weiß, dass er jetzt den besseren Kultursenator hat. Einen, der nicht seine Unerfahrenheit einfach ausnutzt, wie das Renner aus Profilierungssucht getan hat. Einen, der sich um das Humboldt-Forum mühen kann UND um die Volksbühne UND der trotzdem nicht das Theater o.N. vergisst.

(Liebe D.Rust, bitte entschuldigen Sie die Auslassung an Stellen, an denen der Kommentar die Diskussion doch sehr weit in private Erwägungen verschob. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Petition Volksbühne: Systemwechsel
Wenn man als verantwortlicher Politiker nicht will, dass sich die neue Volksbühne weiterhin zu einem endlosen Alptraum entwickelt, dann ist es durchaus im Bereich des Möglichen seine Entscheidung zu korrigieren. Ignoranz und Leugnen hilft ja nun nicht mehr, denn Dercon und Piekenbrock haben in der Fachwelt so gut wie keine Fürsprecher mehr. Das Publikum verlässt reihenweise die Premieren und alle Berliner Intendanten und Intendantinnen attestieren dem Haus eine grundsätzlich falsche Form der Betriebsstruktur.

Würde Marietta Piekenbrock offen zugeben: Ich will kein Ensemble. Ich will kein Repertoire. Ich will einfach vollkommen frei mein Programm machen und diese neue Betriebsform gegen den Senat, das Publikum und die Fachwelt durchsetzen, dann wäre dies wenigstens eine klare Haltung. So aber sind alle irgendwie damit beschäftigt, die neue Leitung dabei zu überführen, dass sie einen Systemwechsel vollzogen hat. Dies ist mittlerweile allseits nach außen geklärt. Wie weit dies auch nach Innen, von den Mitarbeitern verstanden wird, ist unklar, weil die sich nicht mehr zu Wort melden, obwohl sie den Wandel an sich am deutlichsten spüren müssten und auch nach außen belegen könnten.

Wahrscheinlich ist es auch eher Shermin Langhoff, die mit ihrem Ensemble aktive intervenieren sollte, da sie noch am ehesten als Nachfolgerin in Frage käme, was natürlich alles andere als üblich ist. Aber in diesem zugespitzten Fall eventuell angesagt. Warum nicht einfach mal beim Nachbarn anklopfen und sagen: So geht es nicht. Du sollst dein Haus von der Struktur her genauso führen, wie ich auch. Den heimlich und schleichend vollzogenen Systemwandel akzeptieren wir nicht und wir sind hier, um das nach außen zu verdeutlichen und dir persönlich nahe zulegen, dich an die Vorgaben des Senats zu halten. Vielleicht eine ungewöhnliche Maßnahme, aber jedoch angemessen, ebenso, wie ein öffentliches Bekenntnis der verantwortlichen Politiker, da man es hier mit einem schon vollzogenen Betrug zu tun hat.

Ich sehe kaum eine Alternative, außer man kneift beide Augen zu und erduldet öffentlich einen nicht hinnehmbaren Vorgang im Kulturbereich. - Zu dem, es hätte eben seine ganz eigene Schönheit, wenn einfach mal drei oder vier Intendantinnen und Intendanten bei dem Kollegen Dercon anklopften und sagten: Wir sind gekommen, um mit dir über den Missstand an deinem Haus zu reden. Wir finden, du vergehst dich damit nicht nur an dem Haus, sondern auch an uns und der gesamten Branche.

Wenn Sophie Rois das Ensemble verlassen hat und demnächst den Getrud Eysoldt Ring in Empfang nimmt, wer soll denn bitte dann noch bei Dir fest unterschreiben? Ohne gleich alle Kollegen und Kolleginnen zu düpieren? Du versuchst deine Betriebsform gegen einen ganzen Berufsstand durchzusetzen? Und jeder, der jetzt noch bei Dir spielt, wird automatisch zum Vertreter deines Betriebssystems. Wenn Du Dich damit durchsetzten, gehörte Sophie Rois sozusagen zum „alten Eisen“. Und wir auch! Und das wollen wir nicht hinnehmen. Sie kreieren eine für uns alle unerträgliche Situation und deshalb sind wir hier, um mit Ihnen zu reden, ihre Bereitschaft voraus gesetzt.

Wenn Dercon seine Kollegen dann immer noch zurückweist, müssen sich die Kulturpolitiker positionieren. Tun sie dies nicht und schweigen weiterhin, hieße das, dass sie einen schon vollzogenen Systemwandel, der nichts, aber auch so rein gar nichts mit einer rot-rot-grünen Politik zu tun hat, akzeptieren und die Sache wäre negativ entschieden. Dann wären tatsächlich so gut wie alle Möglichkeiten erschöpft und die Auslöschung der Volksbühne als Ensemble-und Repertoiretheater besiegelt.
Petition Volksbühne: Kandidatinnen
Sherim Langhoff und ihr Ensemble solle mit Ihrem Ensemble intervenieren? Also bitte Herr Baucks. Es sollte doch genügend professionelle Kandidaten/Kandidatinnen für eine Theater-Intendanz geben, die derzeit oder bald frei sind. Im Übrigen war fast alles, was sich and der alten Volksbüühne entwickelt hat lange an den öffentliche Aussagen von Pieckenbrock und Dercon vorherzusehen. Könnte es sein, dass Michael Müller es genauso haben möchte. Besteht überhaupt noch die Voorgabe des "Enseble- und Repertoiretheater (vgl. Haushalt). Was soll denn noch alles passieren bevor die "Kulturpolitiker" wie Lederer und die Mitglieder des Kulturausschusses in irgendeiner Weise etwas unternehmen. Aber man kann"aus dem Haus noch immer eine Badeanstalt machen."
Petition Volksbühne: Geld
Als Zuwendungsempfänger des Landes Berlin ist Dercon dazu verpflichtet, das Geld effektiv einzusetzen. Tut er es nicht, und hier changieren die Begründungen zwischen "wir konnten ja nicht" und "wir leisten uns den Luxus", muss die Politik eingreifen. Es gibt den Wirtschaftsplan. Es gibt Kennwerte und Maßzahlen. Schon mit dem späten Start im November für das große Haus ist man Dercon und Co außergewöhnlich entgegengekommen. Mit jedem Schließtag fehlen ca. 10.000 Euro in der Kasse. Drittmittel wird Dercon auch nur für konkrete Projekte bekommen, nicht für den Ausfall von Eigeneinnahmen. Bei all dem ist die Freiheit der Kunst kein Thema. Sondern basale haushälterische Dinge. Muss man von einem Versagen ausgehen, oder ist es abzusehen, muss die Verwaltung und der Kulturausschuss eingreifen, sich gegebenenfalls mit einem Gutachten absichern. Bevor die Strukturen zerstört sind!

@41
Die Idee mit der Intendantentaskforce hat Charme!
Petition Volksbühne: Isolation
Lieber Zuschauer,

Ich teile Ihren Sarkasmus in keiner Weise. Er geht am Ernst der Lage vorbei. Durch die strikte Weigerung des alten Teams der Volksbühne zu kooperieren, sind Verältnisse entstanden unter der die Kommunikation bis heute leidet. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass man niemanden so leicht aus der Verantwortung entlassen sollte. Und es gibt Wege und Möglichkeiten die Isolation der jetzigen Leitung aufzubrechen. Die sollte genutzt werden. Ich persönlich hänge dabei nicht an dem Namen Langhoff. Es könnte auch Mundel sein oder Petras oder oder..., trotzdem muss die Situation von irgendjemandem aus der Sackgasse geführt werden. Und natürlich sollte man Müller und Lederer in die Situation hineinzwingen, um endlich ihre aktuellen Positionen kennenzulernen. Ansonsten werden alle Beteiligten großen Schaden nehmen.
Petition Volksbühne: VB sucht den Superstar?
Liebe Marie, eben wollte ich damit beginnen auf Ihren Text einzugehen, für den ich Ihnen danke. Zuvor habe ich die Programmseite der VB angesehen und bin dort auf eine Konzertveranstaltung im großen Haus, am Sonntag, den 17.12., gestoßen. Ich kannte die Performerin mit dem Namen:Balbina nicht und habe dann Darbietungen von ihr auf youtube gefunden und angesehen.
Ich erlaube mir hier drei links anzugeben, damit sie sich selbst ein Bild machen können:https:1. //www.youtube.com/watch?v=r3o9fGhqG28 2. https://www.youtube.com/watch?v=CUrwqov93r0 3. https://www.youtube.com/watch?v=mQhCx0A3wF4

Mein Eindruck ist nun der, dass sich anhand eines solchen Phänomens gehaltvoll über die wirkliche künstlerische Ausrichtung der neuen Intendanz spekulieren läßt. Von Christoph Marthaler:" "Tessa Blomstedt gibt nicht auf", (darin zum Beispiel der kleine Chor mit: Atemlos ) hin zu einem möglichen Auftritt von Helene Fischer im original. Dann ist dass Haus sicher voll und das Publikum kommt aus dem Volk. Vielleicht wird dann auch einmal irgendeine Superstarsuche von dort aus direkt übertragen-dass ist ja immerhin auch eine gesellschaftlich relevantes Thema.

Wie gesagt hatte ich vor auf Ihre Zeilen einzugehen, bin aber nun so entsetzt über die Qualität der Performerin und wahrlich verblüfft über die Kaltschnäuzigkeit dieser Programmgestaltung, dass ich mich erst einmal wieder fangen muss.
Petition Volksbühne: breitreifig überfahren
Naja, lieber Franz, diese Musik ist sehr aseptisch, naiv selbstbewusst und unterhält ein gegenständliches Verhältnis zum eigenen Ich, das man gerne als lästig abschütteln möchte, um einen sinnfreien Zugang zu einem nicht näher definierten Glücksempfinden zu erlangen. Man kann im Vortrag kaum von Souveränität sprechen, eher von einer autokratischen Selbstreferenz. All das braucht eigentlich keine Aussenbezüge, es lebt tautologisch aus sich selbst heraus. - Wenn das die neue Stil-Beschreibung der Volksbühne sein sollte, beschreibt sich darin eigentlich die ganze Gefahr, denn das alles fährt so mit breiten Reifen beziehungslos und bezugslos über einen hinweg, ist sehr Produkt orientiert, im Kern entleert und nimmt von daher keine Rücksichten mehr. Bleibt weitgehend unerreichbar für Kritik, da es sich selbst genügt und fast ohne Resonanzraum steril vor sich selbst gelebt werden kann. Da ist so eine Art Ganzkörpercondom drüber gestülpt, das verhindert, was dabei herausgekommen soll. Eventuelle Kontakte zu einem echten Leben wären rein zufällig und ungewollt. Das Publikum bleibt Beisitzer dieser selbstoptimierten Ich-Entleibung, die gestreift oder gepunktet daher kommt und lediglich Kontakt zu Alltagsgegenständen und quasi Situationen wünscht, die musikalisch simpel und eingängig bis dreitönig untermalt werden .

Es gibt noch Karten, heißt es auf der Homepage. Nichts wie hin zur Betrachtung der Hüllenhaftigkeit.
Petition Volksbühne: Künstler raushalten
Himmelherrgottnochmal muss denn jetzt ausgerechnet das Debattentiefstniveau noch kopiert werden?! Hatten Sie sich nicht, Herr Baucks, mal dafür ausgesprochen die Künstler aus dem Diskurs rauszuhalten?

War es nicht Herr Balzer im Spiegel, der den Auftritt Rammsteins in der alten Volksbühne zum Anlass nahm Castorf eine rundum Bankrotterklärung zu bescheinigen? Oder Renner, der sich über das dortige Konzert von Westernhagen lustig machte? Mich interessieren die alle nicht, und Balbina auch nicht, dann gehe ich halt nicht hin. Davon bedroht fühle ich mich nicht.

Dieses ganze polarisierende Hickhack wurde in meinen Augen von Dercons Team initiiert, wird vor allem aber stetig von dort angefeuert weil das sowas wie Relevanz suggeriert. Das sollte man argumentativ schön auseinander halten.

Die Künstler sollen bitteschön an ihrer Arbeit gemessen werden- es sei denn die Eingeladenen positionieren sich selber verbal, dann kann man darüber reden/streiten. Das gilt für Francis Kéré genauso wie für eine Balbina.
Petition Volksbühne: sorry
@47

Sie haben schon recht. Deshalb schrieb ich:...die neue Stilbeschreibung der Volksbühne sein sollte...

Nichts weiter. Aber es springt einen eben auch so unbedarft an.
Sorry.
Petition Volksbühne: erhöhte Aufmerksamkeit
#47
Die Kopien der Links zu Aufnahmen früheren Performances scheinen mir zur Il­lus­t­rie­rung besser geeignet als eine Beschreibungen der Eindrücke beim Ansehen auf dieser Seite. Es ist klar, dass dadurch Aufmerksamkeit erhöht, diese vermehrt wird. Und es ist sicher auch richtig, dass dadurch das Bild einer Bedeutung erzeugt werden kann, dessen Motivation möglicherweise sogar inszenatorischer Natur ist.

Wie und über was soll aber ein Diskurs im Zusammenhang mit der Petition geführt werden, wenn nicht über das was auf der VB Bühne stattfindet, stattgefunden hat und stattfinden wird, gesprochen wird? Ich bin mir sicher das die Künstlerinnen und Künstler an und um die VB und ebenso ihre Intendanz, ihre jeweiligen Arbeiten machen werden, ganz unabhängig von den Konversationen hier.

Vielen Dank Herr Baucks für die ausführliche Analyse der verlinkten Performance.
Petition Volksbühne: Randprogramm
@49
Die Volksbühne ist ein Theater (noch?). Jetzt geht es um Musik, die vor dem Wechsel auch schon auf dem Plan stand. Das ist Randprogramm.

Eigentlich ist Randprogramm eine formidable Möglichkeit mit dem eigenen Ansatz zu spielen. Das hat mir an der alten VB gefallen.
Westernhagen oder Rammstein haben für mich soviel mit Castorf zu tun wie watweissich Wanda mit Falk Richter.

Vielleicht ist das Problem, daß aktuell zu wenig Hauptprogramm da ist, daß man sich mit jedem Puzzelstück auf Teufel komm raus identifizieren soll.

Dieser ganze identifikationssüchtige Bierernst gerade im Bezug auf Musik langweilt mich zu Tode. Das ist wie zu Teeniezeiten als Popper auf jedenfall nur U2 hören durften, die Hippies nischt nach '80, oder die Metal-Tanzfläche bei dem einen Lied knallvoll war und beim nächsten wie leergefegt weil zu einer Poserband nicht getanzt wird- da steht man am Freitagabend lieber mit verschränkten Armen am Seitenrand.

Der Diskurs/ die Petition beinhalten selbstverständlich das Programm der neuen VB. Es geht aber weniger um thematische oder um personelle Aspekte, sondern um strukturelle. Ob Kéré der Architekt der Tribüne war oder Studio Hadid, die Frage bleibt ob diese nötig war, und wie das bislang eingesetzt wurde. Ob Tanz aufgeführt wird oder welcher ist nicht das Problem, sondern ob Tanz in dieser Gewichtung der auf Theater ausgerichteten Infrastruktur der VB gerecht wird. Kennedy ist diesbezüglich auch nur deswegen ein Streitpunkt, weil Ihre Art des Theaters den Nicht-Aufbau eines Ensembles rechtfertigt. Das alles sind Setzungen der Intendanz!

Ehrlich gesagt finde ich es reichlich daneben von Team Dercon die Künstler vor die Ensemble-Entscheidungen zu schieben, egal ob diese die Rolle nun nach aussen vertreten oder nicht. Genauso daneben fand ich auch, daß Kéré neben das klägliche Stangengerüst geschleift wurde.

Hinzu kommt diese ganze bipolare Aussenkommunikation (Opfer/ "Führer").
Um den Bogen zurück zur Musik zu schlagen: "Konzertfinale 2017- Wir halten das Jetzt-Fest". Das hat nichts mit der Arbeit von Balbina zu tun, wie ich sehe kommt deren Karriere auch gut ohne die VB aus. Aber Hauptsach' die Luft scheppert.
Petition Volksbühne: aufs System geschaut
Es erscheint mir eminent wichtig zu betrachten, was für eine Kunst diese neue Betriebsstruktur hervorbringt. Und da ist Balbina leider nur ein vorläufiger Höhepunkt in einer erkennbaren Linie einer Kollektion von Produktionen und Produkten der Programmdirektorin Piekenbrock (die alle über ein sogenanntes Haut Couture Ensemble verfügen) und kein Randprogramm oder gar Spiel mit dem eigentlichen Programm. Ausgehend von den syrischen Frauen bei Attar führt diese Kollektionslinie über die Darstellung von Anne Tismer bei Beckett, zu der auf mehrere Darstellerinnen verteilten Hauptfigur Dreem von Kennedy, bis zu der Tänzerin Ingvartsen, der Lebensgefährtin von Charmatz.

Balbina, als Kunstfigur fügt sich dort beinahe nahtlos ein. Alle haben sie weitgehend einen Aspekt, neben ihrer in die Kunst entrückten Abbildung menschlichen Lebens, gemeinsam, sie fragen weniger: Was und wie die Welt ist, sondern vielmehr, wie ein Ich oder besser mein weibliches Ich Welt wahrnimmt. Und hier möchte ich nochmal auf das von Franz genannte Zitat von Olivier Guez zurückgreifen: (…) Als reine Produkte der Ästhetik ersetzen Ereignisse von jeher aktiv Tatsachen durch Fiktion, in dem sie eine subjektive, von jeglichem Inhalt entleerte Freiheit zum einzigen Bewertungskriterium erheben.“ Dieser Satz könnte auch Anwendung finden auf die Kollektion von Kunstfiguren, die Marietta Piekenbrock uns dort an der Volksbühne als ihre Produktlinie präsentiert hat und an deren Vermarktung sie, durch Polarisation einer Stadt, arbeitet.

Ohne weiter auf die Bewertung dieser Kunst eingehen zu wollen, möchte ich die Aufmerksamkeit lieber auf die Verquickung von Betriebsstruktur und künstlerischem Output lenken. Denn durch den Umstand, dass es sich nur um eine Kollektion von Haut Couture Ensembles handelt, steht der Programmdirektorin als Kuratorin keine weitere Kraft im Hause entgegen, kein Ensemble, keine Dramaturgie, keine feste Hausregie. Somit sind ihre Entscheidungen, soweit sie von Dercon abgesegnet werden, weitgehend autokratisch, vielleicht sogar autoritär zu nennen. Sie sind einzig vom Geschmack einer einzelnen Person bestimmt und abhängig, die hier, wie bei einem Festival oder einer Ausstellung, ihr Kriterien solitär durchzusetzen vermag, deshalb überhaupt ist diese Linie so genau erkennbar und Balbina reiht sich dort nur ein. Das ist das Schreckliche.

Denn dieser autokratische Entscheidungshorizont bildet das absolute Gegenteil eines Ensemble-Betriebes ab, in dem zwar auch eine Leitung die künstlerischen Entscheidungen verantwortet, diese aber mit ihrem künstlerischen Personal (welches nicht nur das Ensemble, sondern auch Bühnenbildner, Ausstatterinnen, Regie bis hin zu den Gewerken umfasst) abzustimmen hat. Dieses unerlässliche Feedback aus dem Betrieb entfällt, was die künstlerischen Entscheidungen betrifft, weitgehend und somit stellt das System Dercon/Piekenbrock noch eine Steigerung des eh schon kritisch betrachteten Intendantensystems dar. Und man kann die Entscheidungsstruktur dieses Hauses nunmehr wirklich „neoliberal“ nennen, denn sie folgt den Gesetzen eines Einkäufers oder einer Einkäuferin für ein Warenhaus, welches in einer Kollektion eine bestimmte Produktlinie mit einem erkennbaren Branding, einem sich wiederholenden Charakter auf dem Markt platziert und gegen andere Produktlinien konkurrierend aufstellt, um sich gegen sie durchzusetzen und die Mehrheit der Marktanteile, Käufer oder Zuschauer, durch aggressive Werbung zu erlangen. Solche Setzungen sind mit einem hohen Risiko verbunden und so manche Kollektion ist schon sang- und klanglos einfach wieder verschwunden. Dies droht nun auch der neuen Volksbühne, da sie sich nicht auf gemeinschaftliche Kriterien berufen möchte und kann, und auf den Durchmarsch einer Produktlinie, einer Kollektion setzte.
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